Zentrum der Gesundheit
  • Fleischverzehr zu reduzieren
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Fünf Möglichkeiten, unbemerkt den Fleischverzehr zu reduzieren

Je weniger Fleisch gegessen wird, umso geringer wären die Umweltbelastung und das Tierleid. Viele Menschen möchten aber nicht weniger Fleisch essen. Wie könnte man den Fleischverzehr dennoch einschränken – völlig unbemerkt?

Aktualisiert: 28 Oktober 2022

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Immer mehr Menschen reduzieren ihren Fleischkonsum

Immer mehr Menschen leben vegetarisch oder vegan, allein in Deutschland sollen es inzwischen über 1,5 Millionen sein, die sich für eine pflanzenbasierte Ernährung entschieden haben. Die drei Hauptgründe für eine solche Ernährung sind: Gesundheit, Umweltschutz und Tierschutz.

Dass eine fleischlose Ernährung praktizierter Tierschutz ist, muss nicht weiter erläutert werden. Auch der schädliche Einfluss der Fleischproduktion auf die Umwelt ist längst bekannt, so dass fleischlose oder fleischarme Ernährungsformen als deutlich umweltfreundlicher gelten.

Und in Sachen Gesundheit zeigen inzwischen zahlreiche Studien, wie vorteilhaft sich eine vegetarische oder vegane Ernährung auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit, das Gewicht, den Blutdruck, den Blutzuckerspiegel und auch auf das Krebsrisiko auswirkt.

Dennoch gibt es natürlich immer noch viele Menschen, die finden, ohne Fleisch ist eine Mahlzeit unvollständig. Wie könnte man den Fleischverzehr reduzieren, ohne dass Fleischliebhaber den Eindruck bekommen, auf irgendetwas verzichten zu müssen?

Informationen genügen oft nicht, um eine Verhaltensänderung zu bewirken

Eigentlich sollte man meinen, dass die meisten Menschen automatisch weniger Fleisch essen, sobald man sie mit ausreichend Informationen zu den Nachteilen des Fleischverzehrs versorgt ( 1 ).

In einer Studie jedoch, die im Oktober im International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity veröffentlicht wurde, hatte sich ergeben, dass allein die Aufklärung über die vorteilhaften Auswirkungen eines geringeren Fleischverzehrs auf die Gesundheit und Umwelt bei den meisten Menschen eben nicht zu kleineren Fleischportionen führt.

Gehirnkapazitäten reichen zum bewussten Einkauf oft nicht aus

Das mag daran liegen, dass die wenigsten Menschen beim täglichen Lebensmittelkauf sorgfältig die Vor- und Nachteile der einzelnen Lebensmittel abwägen, bevor sie zum Kauf schreiten. Forscher glauben, dass meist gar nicht genügend Gehirnkapazitäten vorhanden seien, um bei jedem Lebensmittel rationale Entscheidungen treffen zu können.

Wenn man sich also zwischen einem Schinken- und einem Hummus-Sandwich entscheiden muss, dann ist die Wahrscheinlichkeit bei den allermeisten Menschen gering, dass sie diese Entscheidung auf Basis des kürzlich gelesenen Klimaberichtes fällen werden. Sehr viel wahrscheinlicher ist es, dass sie – ohne grossartige Überlegungen oder Abwägungen – einfach das nehmen, was sie schon immer gekauft haben oder das, was die Werbung rät oder auch das, was eben alle anderen nehmen.

Im September 2018 veröffentlichten Forscher der Universitäten Oxford, Cambridge und Düsseldorf eine Studie, in der sie verschiedene Möglichkeiten untersuchten, die zu einem geringeren Fleischverzehr führen könnten, ohne dass sich die Verbraucher zu einem solchen entscheiden müssten. Der Fleischkonsum könnte somit reduziert werden, ohne dass es den Verbrauchern bewusst werden würde ( 11 ).

1. Kleinere Portionsgrössen bei Fleischgerichten oder Wurstwaren

Wenn Lebensmittelhersteller oder Restaurantbetreiber beispielsweise die Portionen der üblichen Fleischprodukte unmerklich verringerten, würde dies den Fleischkonsum deutlich reduzieren.

In einer passenden Studie von 2017 zeigte sich, dass man Fleischportionen um durchschnittlich 28 g kleiner servieren kann, ohne dass es auffallen würde.

Eine andere Studie ergab, dass der Fleischkonsum um 13 Prozent rückläufig wäre, wenn Würstchenhersteller die Grösse ihrer Würstchen entsprechend reduzieren würden.

Natürlich kann diese Massnahme auch im Haushalt umgesetzt werden. Das für den Einkauf und die Mahlzeitenzubereitung verantwortliche Familienmitglied serviert künftig kleinere Fleischportionen und kauft Würstchen, die etwas kleiner sind als üblich. Niemand muss dabei auf den gewohnten Fleischanteil verzichten – und der Fleischkonsum kann dennoch insgesamt verkleinert werden.

2. Gemüse in den Vordergrund rücken

Auch kommt es sehr darauf an, wie einfach es für den Restaurantgast ist, pflanzliche Menüs auf der Karte zu finden. So hat sich in einer Untersuchung gezeigt, dass Gerichte eher gewählt werden, wenn sie weiter vorn in der Speisekarte stehen. Selbst eine exklusive vegetarische Speisenauswahl wird hingegen kaum beachtet, wenn sie ganz hinten in der Karte aufgeführt wird.

Schreibt man jedoch die Fleischgerichte auf eine separate Tafel und gibt in der Speisekarte nur pflanzenbasierte Gerichte an, dann werden diese mit vierfach höherer Wahrscheinlichkeit gewählt als eine fleischhaltige Alternative – wie eine Studie von 2012 ergab.

3. Fleisch im Hintergrund positionieren

Wenn in einer Kantine, der Mensa oder in einem Selbstbedienungsrestaurant erst die Gemüsegerichte aufgereiht werden und am Schluss die Fleischgerichte, dann werden die Veggie-Speisen – laut einer Untersuchung von 2018 – auch häufiger gewählt. Eine solche Büffetanordnung zeigte in einer kleinen Studie, dass sich damit der Fleischverzehr um bis zu 20 Prozent reduzieren lassen kann.

4. An die Herkunft von Fleisch und Wurst erinnern

Erinnert man Menschen daran, woher das Fleisch auf ihrem Teller stammt, führt auch dies zu einem verminderten Fleischverzehr. Forscher konnten in einer Studie von 2018 zeigen, dass Menschen eher nach einem Gemüsegericht Ausschau hielten, wenn beispielsweise der Schweinekopf gemeinsam mit dem Schweinebraten in der Auslage liegt.

5. Köstliche fleischfreie Rezepturen servieren

Natürlich sollte man ausschliesslich sehr wohlschmeckende fleischfreie Gerichte anbieten und diese stets besonders appetitlich präsentieren. In einer Studie von 2012 zeigte sich, dass doppelt so viele Menschen ein fleischfreies Gericht wählten, wenn man dieses besonders schön dekorierte und anrichtete.

Auch diese Massnahme kann selbstverständlich im Privathaushalt umgesetzt werden, indem man sich für die Gemüsegerichte besonders viel Mühe gibt.

Sie finden nachfolgend köstliche Ideen für vegane Gerichte aus unserem ZDG-Kochstudio. Wir haben diese extra so ausgewählt, dass sie teilweise an die Optik traditioneller Fleischgerichte erinnern:

  1. Unser Festtagsbraten: Filet Wellington vegan
  2. Vegane Hähnchenschenkel
  3. Cordon bleu: vegan aus Wirsing
  4. Kohlrabi-Schnitzel in Nusspanade mit Remoulade

Leckere vegane Gerichte in unseren Kochbüchern

* Wir haben inzwischen mehrere Kochbücher mit unseren Köchen entwickelt, die sehr schmackhafte Rezepte enthalten und vegan sind. Sie werden zu keiner Zeit ein Stück Fleisch vermissen, wenn Sie diese Gerichte essen:

  1. Unser basenüberschüssige Kochbuch
  2. Unser Kurkuma-Kochbuch
  3. Unser Salate-Kochbuch
  4. Schnelle Gerichte für Leute mit wenig Zeit

Kochen Sie sich gesund und unterstützen Sie unsere Arbeit, indem Sie uns vertrauen und eines oder mehrere dieser Kochbücher bestellen. Sie werden viel Freude damit haben.

Appell an die Lebensmittelindustrie und Gastronomie

Um den Fleischkonsum zu reduzieren, braucht es also gar nicht unbedingt die entsprechende Entscheidung und Bewusstwerdung des einzelnen Menschen, obgleich dies natürlich sehr wünschenswert wäre. Gerade der Lebensmittelindustrie und der Gastronomie stehen zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung, die Ernährungsgewohnheiten zu beeinflussen und so auch den Fleischkonsum zu drosseln – völlig unbemerkt vom Verbraucher.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.

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Lieben Dank, Ihre Redaktion vom Zentrum der Gesundheit

Quellen
  1. (1) Bianchi F., Five ways to encourage people to reduce their meat intake – without them even realising, November 2018, MedicalXpress
  2. (2) Personen in Deutschland, die sich selbst als Veganer einordnen oder als Leute, die weitgehend auf tierische Produkte verzichten, in den Jahren 2015 bis 2018, Statista – Das Statistikportal
  3. (3) Victoria Campbell-Arvai, Joseph Arvai, Linda Kalof, Motivating Sustainable Food Choices: The Role of Nudges, Value Orientation, and Information Provision, 13. Dezember 2012, Research Article
  4. (4) Jonas R.Kunst, Christian Andrés Palacios Haugestad, The effects of dissociation on willingness to eat meat are moderated by exposure to unprocessed meat: A cross-cultural demonstration, Appetite, Volume 120, 1 January 2018, Pages 356-366
  5. (5) Ida Kongsbak, Laurits RohdenSkov et al., Increasing fruit and vegetable intake among male university students in an ad libitum buffet setting: A choice architectural nudge intervention, Food Quality and Preference, Volume 49, April 2016, Pages 183-188
  6. (6) Kurz V., Nudging to reduce meat consumption: Immediate and persistent effects of an intervention at a university restaurant, Journal of Environmental Economics and Management, Volume 90, July 2018, Pages 317-341
  7. (7) Victoria Campbell-Arvai, Motivating Sustainable Food Choices: The Role of Nudges, Value Orientation, and Information Provision, Dezember 2012, Environment And Behavior
  8. (8) Bacon L et al., (Not) Eating for the environment: The impact of restaurant menu design on vegetarian food choice, Appetite, Volume 125, 1 June 2018, Pages 190-200
  9. (9) Jolien Vandenbroele, Hendrik Slabbinck, Anneleen Van Kerckhove, Iris Vermeir, Curbing portion size effects by adding smaller portions at the point of purchase, Food Quality And Preference, März 2018
  10. (10) Machiel J. Reinders et al., Menu-engineering in restaurants - adapting portion sizes on plates to enhance vegetable consumption: a real-life experiment, International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity, 2017
  11. (11) Filippo Bianchi et al., Restructuring physical micro-environments to reduce the demand for meat: a systematic review and qualitative comparative analysis, The Lancet Planetary Health, September 2018
  12. (12) Filippo Bianchi et al., Interventions targeting conscious determinants of human behaviour to reduce the demand for meat: a systematic review with qualitative comparative analysis, International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity, Oktober 2018