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3 min

Unfruchtbarkeit bei Frauen durch Chemikalien

Perfluorierte Chemikalien (PFC) können zu Unfruchtbarkeit bei Frauen und Männern führen. PFC sind weit verbreitet und finden sich z. B. in Pestiziden, Nahrungsmittelverpackungen, beschichtetem Kochgeschirr, Polsterstoffen und vielen Körperpflegeprodukten. Auch können PFC in den Kläranlagen nicht entfernt werden und gelangen über Klärschlamm auf Felder und so in die Nahrungskette oder auch ins Trinkwasser.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 12 September 2022

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Chemikalien erhöhen Risiko für Unfruchtbarkeit

PFC steht für per- und polyfluorierte Chemikalien. Manchmal werden sie auch als PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) oder PFT (perfluorierte Tenside) bezeichnet.

Es handelt sich um eine Chemikaliengruppe, die aus mehr als 3000 verschiedenen rein synthetischen Stoffen besteht ( 10 ). Sie kommen also nicht natürlicherweise vor. PFC gelten als schädlich für Mensch, Tier und Umwelt. Die Chemikalien können u. a. zu einer eingeschränkten Fruchtbarkeit oder sogar Unfruchtbarkeit führen.

Schwangerschaft umso schwieriger, je mehr PFC im Blut

Eine Studie der University of California in Los Angeles (UCLA), die in der Fachzeitschrift Human Reproduction veröffentlicht wurde, zeigte, dass es für Frauen umso schwieriger ist, schwanger zu werden, je höher ihre PFC-Werte in ihrem Blut sind ( 2 ).

Es wurden insgesamt Daten von 1.240 Frauen untersucht. Den schwangeren Frauen wurden zwischen der 4. und 14. Schwangerschaftswoche Blutproben entnommen und die Konzentration zweier perfluorierter Chemikalien (Perfluoroctansäure PFOA und Perfluoroctansulfonat PFOS) gemessen.

In der 12. Schwangerschaftswoche wurden die Frauen befragt, ob es sich um eine geplante oder ungewollte Schwangerschaft handelte und wie lange es gedauert hat, bis sie schwanger wurden.

Der niedrigste PFOS-Wert im Blut der getesteten Frauen lag bei 6,4 ng/ml und der höchste bei 106,7 ng/ml. Bei PFOA lag der niedrigste Wert unter 1 ng/ml, der höchste bei 41,5 ng/ml. Die Frauen, die PFOS bzw. PFOA am meisten ausgesetzt waren und somit die höchsten Blutwerte aufwiesen, hatten deutlich mehr Probleme, schwanger zu werden, als diejenigen mit niedrigen Blutwerten.

Toxische Auswirkungen

Bislang wurden PFOA bzw. PFOS als biologisch inaktiv betrachtet. Neueste Tierversuche haben allerdings gezeigt, dass diese Chemikalien die unterschiedlichsten toxischen Auswirkungen auf Leber, Immunsystem und Fortpflanzungsorgane haben und bei Tieren zu häufigen Fehlgeburten führen ( 3 ) ( 4 ) ( 5 ) ( 6 ).

PFC verringern Geburtsgewicht

Zwei epidemiologische Studien haben die zwei perfluorierte Chemikalien PFOA und PFOS mit vermindertem Wuchs von Föten im Mutterleib in Verbindung gebracht:

  1. In einer dänischen Studie von 2004 zeigte sich an 1400 Frauen, dass ihre Neugeborenen umso kleiner waren, je höher ihre PFOA-Belastung im Blut war ( 8 ).
  2. In einer britischen Studie von 2012 setzte man das Gewicht von 447 neugeborenen Mädchen in Zusammenhang mit der PFC-Belastung im Blut ihrer Mütter während der Schwangerschaft. Je höher die PFC-Belastung der Mütter war, umso geringer war das Geburtsgewicht der Kinder ( 9 ).

Spermaqualität verschlechtert sich

Die Forscher weisen ausserdem darauf hin, dass sich die Spermaqualität beim Mann durch eine Belastung mit PFC ebenfalls verschlechtern kann. Bei männlichen Tieren erhöht sich durch PFC-Einfluss der Östrogenspiegel, während der Testosteronspiegel sinkt ( 7 ).

Hier sind PFC enthalten

PFC haben besondere Eigenschaften. Sie sind wasser-, fett- und schmutzabweisend und ausserdem nicht hitzeempfindlich. Daher setzt man sie z. B. in den folgenden Materialien ein:

  1. Verpackungsmaterialien, wie Einweggeschirr, Pizzakartons, Pappbechern etc.
  2. Heimtextilien (Teppiche) und Kleidung mit schmutzabweisender Ausrüstung
  3. Imprägniermittel für Kleidung
  4. Pestiziden
  5. Baustoffen (Wetterschutzfarben u. ä.)
  6. Wachsen und Schmiermitteln (z. B. in Skiwachsen).
  7. Kochgeschirr mit Antihaftbeschichtung ( Teflon®) ( 1 )

PFC in Wasser, Nahrung und Luft

PFC sind so gut wie nicht abbaubar, so dass sie überall in der Umwelt anzutreffen sind. Daher werden sie regelmässig in Blut, Muttermilch und auch in Nabelschnurblut gefunden.

Auch Kläranlagen können die Stoffe nicht aus dem Wasser entfernen, so dass sie mit dem Klärschlamm auf die Felder und von dort in die Nahrung gelangen. Auch im Trinkwasser können PFC enthalten sein. Selbst in der Luft können sie über weite Strecken transportiert werden.

Chemikalien meiden, Risiko für Unfruchtbarkeit reduzieren

Wenn Sie daher Chemikalien wie PFC meiden, können Sie langfristig Ihr Risiko für Unfruchtbarkeit reduzieren. Natürlich kann man der Belastung in der Luft nicht entgehen. Doch kann man mit Bio-Lebensmitteln und Trinkwasser aus dem Osmosefilter bereits die aufgenommene PFC-Menge deutlich reduzieren.

Verwenden Sie ausserdem keine der o. g. Materialien, also keine Einwegverpackungen und keine als besonders "schmutzabweisend" ausgelobten Teppiche, Möbel und Kleidungsstücke.

Auch wenn Antihaftbeschichtungen im Kochgeschirr meist als inzwischen unbedenklich bezeichnet werden, achten Sie beim Kauf des Kochgeschirrs darauf, dass dort konkret darauf hingewiesen wird, dass keine kritischen Chemikalien enthalten sind bzw. sich keine aus der Beschichtung lösen können.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.

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Quellen
  1. (1) AssTech Newsletter, Kurzinformation, Perfluorierte Kohlenwasserstoffe (PFC), ohne Datum, abgerufen März 2009
  2. (2) Fei C, McLaughlin JK, Lipworth L, Olsen J. Maternal levels of perfluorinated chemicals and subfecundity. Hum Reprod. 2009 May;24(5):1200-5. doi: 10.1093/humrep/den490. Epub 2009 Jan 28. PMID: 19176540.
  3. (3) Kennedy GL Jr, Butenhoff JL, Olsen GW, O'Connor JC, Seacat AM, Perkins RG, Biegel LB, Murphy SR, Farrar DG. The toxicology of perfluorooctanoate. Crit Rev Toxicol. 2004 Jul-Aug;34(4):351-84. doi: 10.1080/10408440490464705. 
  4. (4) Lau C, Butenhoff JL, Rogers JM. The developmental toxicity of perfluoroalkyl acids and their derivatives. Toxicol Appl Pharmacol. 2004 Jul 15;198(2):231-41. doi: 10.1016/j.taap.2003.11.031. 
  5. (5) Lau C, Anitole K, Hodes C, Lai D, Pfahles-Hutchens A, Seed J. Perfluoroalkyl acids: a review of monitoring and toxicological findings. Toxicol Sci. 2007 Oct;99(2):366-94. doi: 10.1093/toxsci/kfm128. Epub 2007 May 22.
  6. (6) Wolf CJ, Fenton SE, Schmid JE, Calafat AM, Kuklenyik Z, Bryant XA, Thibodeaux J, Das KP, White SS, Lau CS, Abbott BD. Developmental toxicity of perfluorooctanoic acid in the CD-1 mouse after cross-foster and restricted gestational exposures. Toxicol Sci. 2007 Feb;95(2):462-73.
  7. (7) Martin MT, Brennan RJ, Hu W, Ayanoglu E, Lau C, Ren H, Wood CR, Corton JC, Kavlock RJ, Dix DJ. Toxicogenomic study of triazole fungicides and perfluoroalkyl acids in rat livers predicts toxicity and categorizes chemicals based on mechanisms of toxicity. Toxicol Sci. 2007 Jun;97(2):595-613. doi: 10.1093/toxsci/kfm065.
  8. (8) Chunyuan Fei, Joseph K. McLaughlin, Robert E. Tarone, and Jørn Olsen, Perfluorinated Chemicals and Fetal Growth: A Study within the Danish National Birth Cohort, Published: 1 November 2007, doi.org/10.1289/ehp.10506
  9. (9) Maisonet M, Terrell ML, McGeehin MA, et al. Maternal concentrations of polyfluoroalkyl compounds during pregnancy and fetal and postnatal growth in British girls. Environ Health Perspect. 2012;120(10):1432-1437. doi:10.1289/ehp.1003096
  10. (10) Umweltbundesamt, Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC), 7.08.2018