Bananen zum Frühstück – Ja oder nein?
Erst wird man hellhörig, wenn man die Schlagzeile liest: „Mediziner warnt: Keine Bananen zum Frühstück verzehren.“ oder das Portal: infranken.de schreibt: Banane zum Frühstück: "Das Schlimmste, was Sie essen können"
Der Mediziner ist Daryl Gioffre, der sich selbst als Chiropraktiker und Wellnessberater bezeichnet. In den amerikanischen Medien wird der New Yorker ein „berühmter Ernährungsberater und Langlebigkeitsexperte“ genannt, der eine spezielle basische Ernährungsform entwickelt haben soll. Gleichzeitig ist er Reikimeister, Ultramarathonläufer und ehemaliger Zuckersüchtiger.
Da Mediziner in Sachen Ernährung oft über eher rudimentäre Kenntnisse verfügen, zeugt ein entsprechender Titel in diesem Zusammenhang nicht automatisch von grosser Kompetenz.
Bananen nur mit Fett frühstücken?
Die Banane nun sei super für einen schnellen Energieschub geeignet – so Gioffre – sollte aber nicht zum Frühstück gegessen werden. Zwar sei die Frucht sehr gesund, reich an Kalium, Magnesium, Vitamin B6 und vielen anderen Vitalstoffen, sie sei gut verdaulich und daher auch für Babys und bei Darmbeschwerden empfehlenswert. Doch solle man sie trotz all ihrer gesunden Vorteile merkwürdigerweise nicht frühstücken. Dann nämlich „könnten wesentliche Vorteile des Obstes verloren gehen.“
Gioffres Lösung lautet: Man müsse Bananen mit einem gesunden Fett zusammen essen, dann darf man sie plötzlich auch frühstücken. Warum das Fett? Ganz einfach: Bananen, so erklärt es Gioffre, enthalten viel Säure und diese müsse man mit Fetten neutralisieren. Tue man das nicht, könnte man die „wichtigen Inhaltsstoffe nicht so gut aufnehmen“.
Nicht nur Gioffre sage das, auch andere Experten seien laut des entsprechenden Infoportals dieser Meinung. Wer diese Experten nun wieder sind, wird aber im verlinkten Artikel nicht verraten. Dort liest man stattdessen annähernd dasselbe wie im Daryl-Gioffre-Artikel, nämlich dass insbesondere Kalium und Vitamin B6 aus der Banane ohne andere Nahrung vom Körper nicht aufgenommen werden könnten. Warum das so sein soll, darüber hüllt man sich in Schweigen.
Der hohe Zuckergehalt
Der nächste Nachteil eines Frühstücks aus Bananen sei der hohe Zuckergehalt der Frucht. Dieser liege bei fast 25 Prozent. Die Folge sei ein sehr schnell steigender Blutzuckerspiegel, der jedoch alsbald wieder tief abfalle, so dass es zu Heisshungerattacken kommen könne und zwar schon weit vor dem Mittagessen. Bananen dürfe man abgesehen von den entstehenden Blutzuckerschwankungen also auch deshalb nicht frühstücken, weil sie einfach nicht bis zum Mittagessen sattmachen.
„Sie geben dir einen schnellen Schub, aber du wirst bald müde und hungrig sein“, wird Daryl Gioffre zitiert. Letztendlich ist Gioffre noch der Ansicht, dass Bananen aufgrund ihres Zuckergehalts im Körper gären, Alkohol produzieren und so das Verdauungssystem beeinträchtigen. Kombiniere man sie aber mit Müsli, Joghurt und Nüssen, dann sei alles kein Problem mehr und man könne die Banane wunderbar frühstücken.
Die angeblichen Nachteile eines Bananen-Frühstücks
Wir fassen zusammen:
- Bananen seien säurereich und müssten daher mit Fett kombiniert werden.
- Kalium und Vitamin B6 aus Bananen könne der Körper ohne andere Nahrung nicht aufnehmen.
- Bananen seien zuckerreich und führen zu Blutzuckerschwankungen mit Heisshungerattacken.
- Bananen machen nicht satt, so dass man schon weit vor dem Mittagessen hungrig werde.
- Bananen führen zu Gärprozessen, was dem Darm schade.
Zwar spricht tatsächlich nichts dagegen, Bananen gemeinsam mit einem Müsli oder einem pflanzlichen Joghurt zu frühstücken, die oben aufgeführten Argumente, warum man dies tun sollte, sind jedoch fragwürdig. Ausserdem spricht nichts dagegen, Bananen für sich allein zu frühstücken – von individuellen Unverträglichkeiten natürlich abgesehen.
Nachfolgend unsere Hinweise zu den oben genannten Behauptungen:
1. und 5. Bananen sind säurearm und gut für den Magen
Bananen sind mit 0,6 g Säure pro 100 g mit die säureärmsten Früchte überhaupt. Nur Mangos und Birnen enthalten noch etwas weniger Säure. Alle anderen Früchte enthalten deutlich höhere Säureanteile. Ja, Bananen sind gar so säurearm und gleichzeitig so reich an magenschützenden Stoffen, dass sie Menschen mit Sodbrennen empfohlen werden, da sie sich vorteilhaft auf die Magengesundheit auswirken und das Sodbrennen lindern. Es sollte sich dabei um vorwiegend reife Bananen handeln.
Auch zu säurereichen Früchten muss zwecks Neutralisierung der Säuren kein Fett gegessen werden. Denn oft ist es so, dass erst die Zugabe von Fett zu Sodbrennen führt. Probieren Sie es jedoch am besten aus und essen Sie jene Kombination, die Ihnen am besten bekommt.
Die traditionellen Lebensmittel-Kombinationsregeln besagen, dass man Früchte am besten für sich allein isst und nicht mit anderen, auch nicht mit stärkereichen Lebensmitteln zusammen essen sollte (Müsli). Dann nämlich kann es bei empfindlichen Menschen tatsächlich zu Gärprozessen mit der Entstehung von Fuselalkoholen und Darmproblemen kommen. Da Bananen aber so säure- und wasserarm sind, kann man sie – was die Gefahr von Gärprozessen angeht – eher mit Müsli kombinieren als säure- und wasserreiche Früchte.
2. Vitalstoffe können gut resorbiert werden
Der Kaliumhaushalt kann durch eine salzreiche Ernährung empfindlich gestört werden, auch von Alkohol und Koffein. Es ist uns jedoch kein Mechanismus bekannt, der dazu führen würde, dass man Kalium aus der Banane ohne andere Lebensmittel nicht resorbieren können sollte.
Genauso verhält es sich für Vitamin B6. Da die Banane ausserdem nicht nur Vitamin B6 enthält, sondern nahezu den gesamten Vitamin-B-Komplex, dazu Vitamin C, E und K, gibt es auch hier keine Resorptionsprobleme, wenn man allein eine Banane ohne andere Lebensmittel (Bananen-Monokost) essen würde.
3. Bananen beeinflussen den Blutzuckerspiegel nur wenig
Bananen enthalten zwar fruchteigenen Zucker. Dieser Zuckergehalt aber liegt nicht bei 25 Prozent. Nicht einmal der Gesamtkohlenhydratgehalt liegt so hoch, sondern nach offiziellen Quellen bei etwa 21 Prozent Kohlenhydraten, die wiederum zu einem Teil (3 Prozent) aus Stärke bestehen, so dass etwa 18 Prozent Zucker (3,8 g Glucose und 3,6 g Fructose und 11 g Saccharose) übrig bleiben.
Der Zuckeranteil hängt ausserdem davon ab, in welchem Reifegrad man die Banane isst. Noch feste, aber durchaus schon gelbe Bananen enthalten weniger Zucker als Bananen, die bereits braune Pünktchen auf der Schale aufweisen.
Die glykämische Last von reifen Bananen liegt bei etwa 12. (Die glykämische Last (GL) gibt den Einfluss eines Lebensmittels auf den Blutzuckerspiegel an. Werte bis 10 gelten als niedrig, bis 20 als mittelmässig und über 20 als hoch.)
Bananen soll man also allein für sich nicht frühstücken dürfen, wie wir oben erfahren haben. Mit Müsli gemeinsam aber könne man sie problemlos frühstücken, so der „Ernährungsexperte“ Gioffre. Nun, ein Müsli besteht im Allgemeinen aus Getreideflocken. Haferflocken beispielsweise haben eine glykämische Last von 23. Trockenfrüchte, die oft auch in Müslis enthalten sind, wie z. B. Rosinen weisen eine GL von 50 auf. Bananen allein wären also in Bezug auf den Blutzuckerspiegel deutlich günstiger als gemischt mit Müsli.
In einer Studie hat sich überdies gezeigt, dass nicht einmal eine überreife Banane den Blutzuckerspiegel so stark steigen lässt wie eine Scheibe Weissbrot.
4. Früchte sättigen generell selten bis zum Mittagessen
Eine Banane ist eine Frucht. Warum sollte man hier den Anspruch erheben, dass diese bis zum Mittagessen satt machen muss? Früchte sind sehr wasserreich und gleichzeitig fett- und kalorienarm. 100 g Banane liefern 95 kcal, 100 g Müsli mindestens das Dreifache. Verständlich, dass letzteres bis zum Mittagessen satt halten kann. Wer hingegen um 7 Uhr eine Banane frühstückt und glaubt, diese müsse bis zum Mittagessen um 12 oder 13 Uhr sättigen, hält an völlig unrealistischen Erwartungen fest, die keine Banane je erfüllen können wird. Wer daher schon sehr früh am Morgen nur Bananen oder andere Früchte frühstückt, der nimmt normalerweise vor dem Mittagessen noch eine Zwischenmahlzeit zu sich.
Bananen zum Frühstück
Sie sehen also, dass Bananen ein wunderbares Frühstück darstellen können, und die vorgestellten Anti-Argumente weder Hand noch Fuss haben. Ob Sie Bananen nun für sich allein oder gemeinsam mit Getreideflocken oder (pflanzlichem) Joghurt verspeisen, bleibt Ihnen überlassen. Selbstverständlich achten Sie auf persönliche Unverträglichkeiten und meiden bei Diabetes überreife Früchte in grösseren Mengen. Generell jedoch sind Früchte bei Diabetes nicht nur kein Problem, sondern sogar äusserst empfehlenswert, wie Sie hier lesen können: Früchte schützen vor Diabetes
Worauf Sie beim Kauf von Bananen achten sollten, haben wir im vorstehenden Link erklärt.