Laborergebnisse angezweifelt
Professor B. Baroli von der chemisch-pharmazeutisch-technologischen Abteilung der Universität von Cagliari/Sardinien bezweifelte die Aussagekraft der bisherigen Testergebnisse in Sachen Nanopartikel – und führte eigene Untersuchungen durch. Frühere Versuche fanden unter Laborbedingungen statt und setzten damit eine absolut heile Haut voraus – was in der Realität natürlich nicht immer der Fall ist.
Nano-Partikel durchdringen die Schutzbarriere der Haut
Die Wissenschaftlerin hat nun Tests unter realen Bedingungen durchgeführt, deren Ergebnisse deutlich von denen der Laborversuche abweichen. So durchdrangen Nanopartikel die Lipid-Barriere und drangen bis in tiefe Hautschichten durch (1). Das Stratum corneum (Hornschicht der Oberhaut) wurde regelmässig durchdrungen, bei einer Anwendung von mit Nanopartikeln durchsetzten Reinigungsprodukten für die Haarpflege drangen die Partikel bis zu den Haarwurzeln vor (2).
Nach den Ergebnissen der von Prof. Baroli durchgeführten Tests bestimmen unterschiedliche Einflussfaktoren die Wahrscheinlichkeit des Eindringens in die Haut. Neben dem Grad der vorhandenen äusseren Verletzung der untersuchten Haut ist vor allem die Grösse der Nanopartikel für diese massgeblich, da kleinere Partikel besonders leicht eindringen. Am kritischsten sind Partikel, die kleiner als zehn Nanometer sind.
Von Bedeutung für die mögliche Gefahr durch Nanopartikel ist neben der Menge auch die verwendete Emulsion, zumal diese dazu führen kann, dass den Partikeln das Durchdringen der Schutzschicht der Haut erleichtert wird. Über das Zusammenwirken von Emulsionen und Nanopartikeln ist bisher noch zu wenig bekannt, als dass hier von Sicherheit gesprochen werden kann.
Vorsicht vor Sonnenschutzmitteln mit Nano-Anteilen
Als Schlussfolgerung aus ihren Untersuchungen gibt Prof. Baroli den Rat, keine Produkte mit kleinen Nanopartikeln zu kaufen, solange es keine Belege für ihre Ungefährlichkeit gibt. Das gilt besonders für Sonnenschutzmittel, weil die Haut gerade durch Sonnenbestrahlung vorgeschädigt sein kann, und dann besonders durchlässig für Kleinstpartikel ist.
Gesunde Sonnenschutzmittel
Achten Sie daher beim Kauf von Sonnenschutzmitteln darauf, nur solche zu wählen, die Nanopartikel enthalten, die grösser als 330 nm sind. Selten wird die Partikelgrösse auf der Packung deklariert. Schreiben Sie den Hersteller daher an, erkundigen Sie sich nach der Partikelgrösse und verlangen Sie eine entsprechende Analyse, damit Sie sicher gehen können. Kleinere Zinkpartikel werden dagegen von der Haut aufgenommen. (3)
Am besten wäre es vermutlich, die Sonnencreme einfach selbst zu machen. Dann kann man nämlich jene Zutaten kaufen und verwenden, die man selbst ausgewählt hat. Nimmt man als UV-Blocker Zinkoxid, dann achtet man beim Kauf des Zinkoxidpulvers, dass es sich um Zinkoxid non-nano handelt. Dieses liefert Nanopartikel ab 330 nm, wobei sich diese in der Creme und auf der Haut noch verklumpen (Agglomeration), was die Partikel dann noch grösser werden lässt.
Ein Rezept für eine selbst gemachte Sonnencreme finden Sie hier: Gesunde Sonnencreme – natürlich, wirksam und selbst gemacht
Mit Lupe und Lexikon einkaufen
Umweltverbände und Verbraucherschützer liefen zunächst Sturm gegen die Nano-Euphorie der Industrie. Doch dann feierten sie es als Erfolg, als das EU-Parlament die Kennzeichnungspflicht für riskante Produktzusätze entschied: Am 24. März 2009 meldete die ARD-Tagesschau, dass Nano-Materialien in Sonnencreme und anderen Kosmetika gekennzeichnet werden müssen.
Solche Kennzeichnungen stehen dann in kaum lesbarer Schriftgrösse und oft hinter unverständlichen Nomenklaturen versteckt auf den Packungen. Ohne Lupe und Lexikon der Chemie, Physik oder Medizin ist Auskunft Glücksache. Die Industrie behält Narrenfreiheit. In jener Tagesschau wurde auch Klartext gesprochen:
Nanotechnologie verspricht Milliardengewinne, gerade für die deutsche Industrie, die hier federführend ist."