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  • Hypnose – Brücke zum Unterbewusstsein
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Hypnose - Brücke zum Unterbewusstsein

Wenn Sie denken, dass Sie noch nie im Leben hypnotisiert waren, dann irren Sie sich. Zum Beispiel, wenn Sie mit einem Zug fahren und auf die monotonen Rädergeräusche hören, wenn Sie dabei hinter dem Fenster Ihres Abteils die Landschaft vorbeiziehen sehen, ohne auf irgendein Detail zu achten, dann sind Sie schon in Trance.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 03 Dezember 2023

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Hypnose während der Autofahrt?

Eine Art Hypnose findet manchmal auch beim Autofahren statt. Eine lange, gerade Straße, Sonnenlichtreflexe zwischen den Bäumen, monotone Landschaft, während unsere Augen die Fahrbahnmarkierungen fixieren - all das verursacht, dass unser Gehirn anfängt, Alpha-Wellen zu produzieren. Obwohl der Autofahrer mit offenen Augen am Steuer sitzt, befindet er sich nach einiger Zeit in einem veränderten Bewusstseinszustand.

Sie sehen schon, dass die "Monotonie-Falle" uns auf ganz natürliche Weise in einen Trance-Zustand führen kann. Auch kurz vor dem Einschlafen, wenn schon erste hypnagoge Traumbilder (Halluzinationen, die beim Einschlafen erscheinen) unser Bewusstsein erreichen, treten ähnliche Trance-Zustände auf.

Kontraindikationen: Wer nicht zur Hypnose gehen sollte

Viele Menschen haben Angst vor einer Hypnose. Deshalb ist es wichtig, über diese Methode gut informiert zu sein, um zu wissen, was man damit erreichen kann und was nicht. Einen guten Therapeuten erkennen Sie daran, dass er Sie darüber aufklärt, und er wird Sie nicht hypnotisieren, ohne mit Ihnen ausführliche Gespräche geführt zu haben. Auch eine vollständige medizinische Anamnese ist unbedingt erforderlich, da es auch einige Kontraindikationen gibt.

Menschen mit psychotischen Störungen, geistigen Einschränkungen, schweren Depressionen, Epilepsie, Persönlichkeitsstörungen und schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten sich nicht hypnotisieren lassen.

Hypnose ist konzentriertes Bewusstsein

Der Bewusstseinszustand, in den der Mensch bei Anwendung dieser Methode gerät, heißt Trance. Derartige Trance-Zustände können nicht nur durch Hypnose, sondern auch durch andere Verfahren ausgelöst werden, zum Beispiel in Situationen, wie am Anfang des Artikels beschrieben. Ein Trance-Zustand als solcher ist also weder etwas Bedrohliches noch etwas Unnatürliches.

Trance-Zustände sind im Grunde Zustände konzentrierter Bewusstheit. Sie können mit herabgesetzter oder erhöhter Bewusstheit einhergehen. Man kann die Methoden zur Einleitung eines Trance-Zustandes in zwei Kategorien einteilen:

  1. 1. Durch Abschirmung von Sinnesreizen. Hierzu gehören alle Meditationsformen, die Hypnose, aber auch religiöse und spirituelle Praktiken wie z. B. Gebete.
  2. 2. Durch Sinnesstimulation, also durch das Gegenteil von 1. Diese Methoden entstammen zumeist traditionellen Kulturen, Religionen und anderen spirituellen Traditionen. Hierzu gehören z. B. Gesang, Tanz, schamanische Trancen etc.

Das Ziel eines Trance-Zustandes ist es, aus starren Denkmustern des Alltags herauszukommen und sich dadurch für neue Denkweisen oder das Wahrnehmen anderer Realitäten zu öffnen. Die Trance dient somit der Bewusstseinserweiterung, da sie andere Formen des Denkens, Fühlens und Erlebens erfahrbar macht.

Die therapeutische Anwendung

Mit Hilfe von Hypnose lassen sich nahezu alle autonom ablaufenden Prozesse des menschlichen Körpers beeinflussen, z. B. die Verdauung, die Tätigkeit von Hormondrüsen oder die Funktion des Immunsystems. Weitere Anwendungsgebiete sind die Schmerzbehandlung und Suchttherapie (z. B. Alkohol, Raucherentwöhnung). Sie wird mittlerweile auch bei der Entbindung eingesetzt sowie zur unterstützenden Behandlung bei der Krebstherapie.

Neben der psychosomatischen Medizin liegt eine weitere wichtige Anwendung der Methode im Bereich der analytischen Psychotherapie. Schon Sigmund Freud wusste, dass der Mensch durch Hypnose Zugang zu verschütteten Erinnerungen aus der Kindheit erhält, die auf diese Weise wiedererinnert und verarbeitet werden können.

Eine dritte Anwendungsmöglichkeit entstammt der modernen Verhaltenstherapie. In der Hypnose lässt der Therapeut seinen Patienten charakteristische Alltagssituationen visualisieren und ermutigt ihn dann, in diesen Situationen auf neue, selbstbewusstere Art zu reagieren. Dadurch werden Verhaltensmuster auf ungefährliche Weise im geschützten Bereich des Therapiezimmers eingeübt, ehe der Betreffende sie in der Realität anwenden muss.

Sie sehen schon, die Hypnose ist an sich noch kein Therapieverfahren, sondern nur ein Werkzeug, mit dessen Hilfe die unterschiedlichsten therapeutischen Maßnahmen ermöglicht werden, von der psychosomatischen Medizin bis hin zur stützenden Psychotherapie und hypnotischen Analyse.

Es liegt vornehmlich an den Zielen des Therapeuten und nicht zuletzt an seiner Erfahrung, seinem Geschick und seinem Wissen, wie er dieses Werkzeug in einem speziellen Fall einsetzt. Besonders bei unerklärlichen Angst- und Panikzuständen kann die therapeutische Hypnose zur Klärung der Ursachen und dann, im zweiten Schritt, zur Auflösung der Ängste beitragen.

Suggestion und Biofeedback

Die Medizin kennt schon seit langem den merkwürdigen Effekt, dass der Bewusstseinszustand eines Menschen durch das bloße Sprechen von Worten tiefgreifend verändert werden kann. Es wird ein Zustand erreicht, den man als Trance beschreibt und der an der Grenze zwischen Wachen und Schlafen angesiedelt ist. In Anlehnung an das griechische Wort hypnos nannte man dieses Verfahren Hypnose.

Sie ermöglicht es einem Therapeuten, durch verbale Suggestionen Einfluss auf Körper- und Bewusstseinsfunktionen des Patienten zu nehmen, die normalerweise keiner bewussten Kontrolle unterliegen.

Allerdings konnte nie restlos geklärt werden, was Hypnose ist und wie und vor allem, warum sie wirkt, aber es ist sicher, dass sie wirkt, und als empirische Wissenschaft macht sich die Medizin dieses wertvolle Verfahren zunutze.

Bei der Hypnose übt der Therapeut keinerlei "Macht" auf den Menschen aus, er "programmiert" ihn nicht um und "zwingt" ihm auch nicht irgendetwas auf. Dies gilt zumindest für das moderne Hypnotisieren, wie sie von dem amerikanischen Psychiater Milton Erickson begründet wurde. Die Erickson-Methode arbeitet nicht mehr mit "Befehlen" des Hypnotiseurs, sondern nutzt die individuelle Bewusstseinsstruktur eines Menschen, um ihm bei der Einleitung eines Trance-Zustandes zu helfen.

Kurz gesagt: Nicht der Hypnotiseur "hypnotisiert" den Menschen, sondern der Mensch tut es selbst, und der Therapeut unterstützt ihn nur dabei. Der moderne Therapeut macht dem Menschen zu diesem Zweck auf suggestivem Wege Vorgänge bewusst, die tatsächlich stattfinden, aber außerhalb seines Alltagsbewusstseins liegen (z. B. Schwere in den Gliedern, Müdigkeitsgefühle in den Augen). Der wichtigste Bestandteil der modernen Hypnose ist also das Biofeedback, das Bewusstmachen von Körperfunktionen.

Das Bewusstsein des Menschen wird nicht umprogrammiert, sondern lediglich verlagert. Die Persönlichkeitsstruktur bleibt unangetastet. Es wird dem Menschen nur ein Rahmen geboten, in dem er sich selbst verändern kann.

Vertrauen zu sich selbst

Warum nehmen wir in Trance Suggestionen bereitwilliger auf als im normalen Wachzustand? Auf diese Frage sucht die Wissenschaft die Antwort schon lange. Die neuesten Forschungen am Imperial College in London haben bewiesen, dass die Hypnose einen immens großen Einfluss auf den Teil des Gehirns hat, der für das Planen und das Treffen von Entscheidungen verantwortlich ist.

Es scheint auch, dass hier das Prinzip wirkt, das gesprochene Wort in die Tat umzusetzen. Im täglichen Leben denken wir über viele Dinge nach, die wir nicht sofort tun. In der Trance - genau wie im nächtlichen Traum - ist es anders.

Die Autohypnose

Eine etwas höhere Stufe ist die so genannte Auto- oder Selbsthypnose. Sie darf nur nach ausführlicher ärztlicher Beratung praktiziert werden. Hier ist es sehr wichtig, die Suggestionen fachgerecht zu formulieren. Diese Methode kann z. B. Menschen helfen, in ihrer spirituellen Entwicklung voranzukommen, etwa das Klarträumen zu erlernen usw.

Auch das Erlernen so genannter "Out-of-Body"-Erlebnisse (außerkörperlicher Erfahrungen) ist mit Hilfe dieser Methode möglich. Es verlangt aber sehr viel Geduld, Selbstverantwortung, Disziplin sowie eine ganze Reihe von Vorsichtsmaßnahmen, die man unbedingt beachten muss.

Hypnose im Operationssaal?

In einigen Ländern wird bei leichteren Operationen in Krankenhäusern angeblich auch schon Hypnose anstelle der üblichen Narkose eingesetzt. Im Moment, wenn der Hypnotherapeut die Suggestion der Betäubung gibt, wird die Haut an der Operationsstelle messbar blass und kalt. Der Therapeut ist in solch einem Fall während der gesamten Operation bei dem Patienten. Er begleitet ihn und achtet darauf, dass der Trance-Zustand die ganze Zeit aufrechterhalten bleibt. Am Ende des Eingriffs gibt er dann üblicherweise noch eine Suggestion, die die Wundheilung fördern soll.

Mit Sicherheit kann die Hypnose zu vielen Therapien einen wertvollen Beitrag leisten, aber man sollte niemals vergessen, dass sie auf etwas sehr Wesentlichem basieren muss: Dem Vertrauen zwischen Patient und Therapeuten.

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Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.