Zentrum der Gesundheit
  • Psychische Beratung
7 min

Verhaltenstherapie - Ablauf, Übungen, Kosten

Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine der Psychotherapieformen, die bei psychischen Erkrankungen am häufigsten eingesetzt wird. Mithilfe unterschiedlichster Übungen und Techniken sollen Verhaltensweisen und Gedanken verändert werden, die unser Leben beeinträchtigen. Welche Methoden dabei zum Einsatz kommen, wie lange die Therapie dauert, wer die Kosten übernimmt und viele weitere Details erfahren Sie in diesem Artikel.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Stand: 18 Mai 2024

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Was ist kognitive Verhaltenstherapie?

Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine Psychotherapieform, die sich aus der Verhaltenstherapie ableitet. Dabei geht es darum, sich mit aktuellen Problemen auseinanderzusetzen und diese im Hier und Jetzt zu bearbeiten. Im Gegensatz z. B. zur Psychoanalyse beschäftigt sich die kognitive Verhaltenstherapie wenig mit der Vergangenheit.

Die Verhaltenstherapie leitet sich vom sogenannten Behaviorismus ab (behavior = Verhalten). Diese Theorie geht davon aus, dass jedes menschliche Verhalten, auch krankhaftes Verhalten, erlernt und auch wieder verlernt werden kann.

Im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie soll also auf der einen Seite unerwünschtes Verhalten, das das Leben beeinträchtigt, verändert bzw. verlernt werden – das kann bei einer sozialen Phobie etwa das Vermeiden sozialer Situationen sein (z. B. vor Menschen sprechen, mit Freunden im Restaurant essen).

Auf der anderen Seite sollen Kognitionen verändert werden, also die Gedanken, die mit dem problematischen Verhalten zusammenhängen. Am Beispiel der sozialen Phobie können Menschen etwa die Gedanken haben: „Bestimmt blamiere ich mich beim Essen mit meinen Freunden“ oder „Andere Menschen denken sicher schlecht über mich“. Um an den Verhaltensweisen und den Gedanken zu arbeiten, kommen verschiedene Übungen zum Einsatz, von denen ein paar weiter unten näher beschrieben werden (* 1 ).

Wo wird kognitive Verhaltenstherapie angeboten?

Kognitive Verhaltenstherapie wird von einigen Psychotherapeuten angeboten, die die Ausbildung zum kognitiven Verhaltenstherapeuten absolviert haben, und kann in therapeutischen Praxen, Kliniken oder Reha-Kliniken in Anspruch genommen werden. Sie kann in Form einer Gruppentherapie oder als Einzeltherapie erfolgen. Auf der Plattform Instahelp finden Sie Psychotherapeuten, die auch Online-Therapie anbieten.

Wie läuft die kognitive Verhaltenstherapie ab?

Bei der kognitiven Verhaltenstherapie ist eine gute Beziehung zwischen Psychotherapeuten und Klienten wichtig. Es ist nicht selten, dass die Chemie mit dem ersten Therapeuten nicht stimmt und es eine Weile dauert, bis man den richtigen Therapeuten gefunden hat.

Zu Beginn der kognitiven Verhaltenstherapie soll das aktuelle Problem besprochen werden. Ein Beispiel dafür wäre etwa, dass Sie sich einsam und isoliert fühlen, weil Sie Angst davor haben, sich vor anderen Menschen zu blamieren und daher soziale Situationen meiden. Anschließend können Wünsche und Erwartungen an die Therapie geäußert werden. Gemeinsam mit dem Therapeuten werden die Ziele der Behandlung besprochen. Ein mögliches Ziel kann etwa darin bestehen, wieder mit gutem Gefühl und ohne Angst das Haus verlassen zu können und wieder mehr mit Freunden zu unternehmen.

Die Dauer der kognitiven Verhaltenstherapie ist individuell unterschiedlich und abhängig vom Problem, an dem gearbeitet wird. In der Regel braucht es jedoch zwischen 10 und 30 Sitzungen ( 2 ).

Welche Übungen gibt es bei der kognitiven Verhaltenstherapie?

Je nachdem, welche psychische Erkrankung vorliegt, kommen bei der kognitiven Verhaltenstherapie unterschiedliche Übungen und Methoden zum Einsatz. Nachfolgend stellen wir Ihnen ein paar davon vor.

Konfrontation mit angstauslösenden Situationen

Konfrontationsverfahren kommen etwa bei Zwangsstörungen, Angststörungen oder Süchten zum Einsatz. Dabei soll sich der Betroffene der angstauslösenden Situation aussetzen, die er normalerweise meidet. Das könnte am Beispiel der sozialen Phobie etwa ein Essen im Restaurant sein. Er soll so lernen, dass die erwartete Katastrophe nicht eintritt – er also nicht etwa von anderen ausgelacht wird oder sich blamiert.

Diese Übung kann entweder durchgeführt werden, indem sich der Betroffene unter Anleitung des Therapeuten die Situation nur in Gedanken vorstellt oder indem dieser sich der Situation im wirklichen Leben aussetzt. Der Therapeut könnte sich etwa in einer Sitzung mit dem Betroffenen zum Essen im Restaurant treffen. Das Ziel dabei wäre, so lange in der Situation zu bleiben, bis die Angst zumindest ein wenig abgeklungen ist.

Veränderung der Gedanken durch kognitive Umstrukturierung

Die kognitive Umstrukturierung ist die bekannteste Methode in der kognitiven Verhaltenstherapie, um negative Gedanken zu verändern. Sie gliedert sich in drei Schritte:

  1. Sich negative Gedanken bewusst machen: Betroffene sollen sich etwa mit einem Gedankentagebuch bewusstwerden, welche Gedanken in belastenden Situationen aufkommen (z. B. in angstauslösenden Situationen). Ängste in sozialen Situationen können etwa mit Gedanken wie „Ich mache bestimmt etwas falsch“ oder „Ich muss alles perfekt machen, um ein wertvoller Mensch zu sein“ einhergehen.
  2. Überprüfen, ob die Gedanken wirklich wahr sind: „Ist es wirklich wahr, dass ich alles perfekt machen muss?“ Der Betroffene kommt dabei vielleicht zu dem Schluss, dass nicht alles perfekt sein muss und es in Ordnung ist, Fehler zu machen.
  3. Alternative Gedanken finden: Angenehme Gedanken wie „Es ist in Ordnung, wenn ich einen Fehler mache“, „Fehler sind wichtig, denn aus ihnen lernt man“ sollen in den Alltag integriert werden.

Euthyme Therapie („Genusstraining“)

Die euthyme Therapie, auch „Genusstraining“ genannt, ist eine Methode in der kognitiven Verhaltenstherapie, die Wohlbefinden hervorrufen und positive Empfindungen verstärken soll. Sie findet vor allem Anwendung bei Depressionen, Suchterkrankungen oder psychosomatischen Störungen. Eine Übung, die dabei zum Einsatz kommt, ist die sogenannte „Rosinenübung“ − dabei soll eine Rosine mit allen Sinnen und voller Achtsamkeit gegessen werden (Sie können den genauen Ablauf dieser Übung in unserem Artikel Achtsamkeit: Die heilende Kraft des Augenblicks nachlesen). Doch auch andere Achtsamkeitsübungen sind Bestandteil der kognitiven Verhaltenstherapie, z. B. Gedanken und Gefühle lediglich zu beobachten, anstatt sie festzuhalten oder wegzuschieben.

Entspannungstraining

In der kognitiven Verhaltenstherapie kommen Entspannungsverfahren wie die progressive Muskelentspannung, autogenes Training, Yoga oder Meditation zum Einsatz. So kann etwa bewusstes Ein- und Ausatmen bei Angststörungen helfen, den Körper und die Atmung bewusst zur Ruhe zu bringen, anstatt sich in die Angst hineinzusteigern. Auch bei der Technik der sogenannten „Systematischen Desensibilisierung“ trainieren etwa Betroffene einer Phobie Entspannungstechniken und setzen sich anschließend im entspannten Zustand angstauslösenden Situationen aus, z. B. Spinnen (wie oben im Abschnitt „Konfrontation mit angstauslösenden Situationen“ beschrieben).

Training sozialer Kompetenzen

Ein Teil der kognitiven Verhaltenstherapie kann auch ein Training sozialer Kompetenzen sein, z. B. bei sozialen Problemen. Dabei werden mithilfe von Rollenspielen zwischenmenschliche Situationen nachgespielt und geübt, die dem Betroffenen Probleme bereiten – das können etwa Gespräche mit dem Chef, den Arbeitskollegen, den Eltern oder dem Partner sein. Es soll unter anderem gelernt werden, wie man Ansprüche äußert, seine Meinung kundtut und sich selbst behauptet. Auch Kommunikations- oder Problemlösetraining kann ein Teil der kognitiven Verhaltenstherapie sein.

Wann wird die kognitive Verhaltenstherapie eingesetzt?

Die kognitive Verhaltenstherapie wird bei den verschiedensten psychischen Erkrankungen eingesetzt − besonders häufig bei Depressionen, Angststörungen, Zwangsstörungen oder Suchterkrankungen. Denn man geht davon aus, dass vor allem diese Störungen eng mit negativen Gedankenmustern einhergehen.

Auch bei der posttraumatischen Belastungsstörung ist diese Therapieform üblich. Wie in unserem Artikel Posttraumatische Belastungsstörung ganzheitlich behandeln beschrieben, ist sie bei dieser psychischen Erkrankung jedoch wenig effektiv und oftmals mit negativen Reaktionen verbunden.

Die kognitive Verhaltenstherapie kommt auch bei körperlichen Erkrankungen wie Asthma, Bluthochdruck, chronischen Schmerzen, Tinnitus oder Rheuma zur Anwendung. Dabei soll die Lebensqualität durch neue und positivere Denkweisen erhöht werden ( 2 ).

Wer trägt die Kosten für die kognitive Verhaltenstherapie?

Die Übernahme der Kosten für die kognitive Verhaltenstherapie ist in Deutschland, der Schweiz und in Österreich unterschiedlich geregelt.

Deutschland

Bei Vorliegen einer Depression, einer Angst- oder Zwangsstörung sowie einer Suchterkrankung übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland die Kosten für eine kognitive Verhaltenstherapie. Auch wenn aufgrund einer chronischen Erkrankung erheblicher Leidensdruck besteht, kann die kognitive Verhaltenstherapie bezahlt werden. Es ist jedoch möglich, dass man einige Wochen oder Monate auf einen Therapieplatz warten muss bzw. die Krankenkasse die Therapie nicht sofort genehmigt ( 3 ).

Schweiz

In der Schweiz übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die kognitive Verhaltenstherapie – jedoch nur dann, wenn sie von einem Arzt angeordnet wurde. Ohne Anordnung von einem Arzt besteht die Möglichkeit, dass Zusatzversicherungen einen gewissen Anteil der Psychotherapie übernehmen ( 4 ).

Österreich

In Österreich gibt es die Möglichkeit, bei Vorliegen einer psychischen Erkrankung „Psychotherapie auf Krankenschein“ in Anspruch zu nehmen – das ist ein Therapieplatz, bei dem die kognitive Verhaltenstherapie von der Krankenkasse bezahlt wird. Diese Plätze sind jedoch mit langen Wartezeiten verbunden. Möchte man gleich eine Therapie in Anspruch nehmen, besteht die Möglichkeit, sich wenigstens einen Teil der Kosten (die man zunächst selbst tragen muss) von der Krankenkasse erstatten zu lassen ( 5 ).

Wie viel der Kosten Sie bei den Krankenkassen ÖGK (Österreichische Gesundheitskasse), BVAEB (Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau = ein gesetzlicher Sozialversicherungsträger der österreichischen Sozialversicherung) und SVS (Sozialversicherungsanstalt der Selbständigen) zurückerstattet bekommen und an wen Sie sich für das jeweilige Bundesland wenden können, wenn Sie Psychotherapie auf Krankenschein in Anspruch nehmen wollen, lesen Sie hier unter diesem Link beim Österreichischen Berufsverband für Psychotherapie.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.

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