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  • Kinder Übergewicht
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Wie man bei Kindern Übergewicht bekämpft

Ihr Kind ist übergewichtig? Und Sie wissen nicht recht, wie Sie die Lage ändern können? Diäten sind bei Kindern – genau wie bei Erwachsenen – völlig fehl am Platze. Gehen Sie besser Schritt für Schritt vor. Ändern Sie langsam aber sicher die Ernährungs- und Trinkgewohnheiten nicht nur Ihres Kindes, sondern am besten die der ganzen Familie.

Fachärztliche Prüfung: Dr. med. Jochen Handel
Aktualisiert: 05 Februar 2024

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Jedes sechste Kind zu dick

Jeder zweite Erwachsene ist zu dick. Aber auch schon jedes sechste Kind hat mit demselben Problem zu kämpfen und ist übergewichtig (1). An den Genen kann es nicht liegen, denn diese sind ja immer noch dieselben wie vor tausenden von Jahren. Neben zu wenig Bewegung ist eine falsche Ernährung die Hauptursache von Pausbäckchen und Speckröllchen.

Altersdiabetes mit fünf Jahren

Schon im Kleinkindalter geht es los: Zu viel tierisches Eiweiß, zu viel Weißmehl, zu viel Zucker sowie ein Übermaß an falschen Fetten macht viele Kids nicht nur dick, sondern oft auch krank. So war der jüngste Patient mit Alterszucker (Diabetes Typ 2) bei Diagnosestellung gerade einmal fünf Jahre alt – und er kam nicht etwa aus den USA, sondern aus Deutschland!

Rückenschmerzen, X-Beine und Gallensteine durch Übergewicht

Weitere Gesundheitsbeschwerden, die gerne mit Übergewicht einhergehen und oft schon Kinder betreffen können, sind Gallensteine, eine Fettleber, Wirbelsäulenprobleme, Rückenschmerzen sowie übergewichtsbedingte Fehlstellungen der Gelenke, die zu X-Beinen und Spreizfüßen führen können.

Hormonelle Störungen können sich infolge von Übergewicht ebenfalls einstellen und eine frühzeitige Pubertät bis hin zu Unfruchtbarkeit mit sich bringen. Selbst Asthma kann sich bei Übergewicht verschlimmern, und nachts sorgen Atemstörungen dafür, dass dicke Kinder lauter schnarchen als schlanke Kinder (2).

Übergewichtige Kinder oft Außenseiter

Übergewicht führt bei Kindern außerdem nicht selten zu einem geringen Selbstwertgefühl, zu Außenseitertum sowie zu Mobbing durch Gleichaltrige. Sorgen Sie deshalb dafür, dass Ihr Kind nicht zum Opfer wird. Achten Sie auf eine lebendige, vitalstoffreiche und gesunde Ernährung. Sie macht Ihr Kind nicht nur schlank, sportlich, leistungsfähig und beliebt, sondern beugt schon jetzt späteren Zivilisationskrankheiten vor.

Doch wie genau geht man vor? Was kann man tun, damit das dicke Kind – und zwar ganz entspannt und gutgelaunt – wieder schlank wird?

Richtige Babynahrung beugt Übergewicht vor

Die richtige Ernährung beginnt direkt nach der Geburt. Muttermilch ist die von der Natur vorgesehene Nahrung für Babys in den ersten Lebensmonaten. Sie enthält in den ersten Lebenstagen der Kleinen etwas mehr Protein (2,6 g/100 ml), ab der dritten Woche dann nur noch ca. 1,1 g Eiweiß pro 100 Milliliter bei einem Energiegehalt von durchschnittlich 69 Kilokalorien. Daher dürfen wir davon ausgehen, dass diese Kalorien- und Eiweißmengen ideal für das gesunde Wachstum eines Babys sind.

Dicke Kinder durch zu viel Kuhmilch

So lange Babys ausschließlich Muttermilch trinken, ist alles bestens. Säuglingsmilchnahrungen (als Muttermilchersatz) fürs Fläschchen können dem Original zwar noch längst nicht das Wasser reichen, jedoch wurde zumindest der Eiweißgehalt dem Vorbild Muttermilch inzwischen angenähert (3). So richtig dicke kommt es deswegen erst im Beikostalter, nämlich dann, wenn die Kleinen zu viel Kuhmilch oder entsprechende Milchprodukte bekommen.

Besonders ungünstig sind die gerne gekauften Babydesserts mit Joghurt oder Quark (Joghurt und Frucht, Quarktöpfchen usw.) oder Grießbrei und Pudding, die häufig als Zwischenmahlzeit ab dem 7. oder 8. Monat Einsatz finden. Sie liefern bis zu 3,4 g Eiweiß pro 100 g und damit bis zu dreimal so viel wie Muttermilch. Deshalb rät sogar die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V., die nun wirklich nicht für besonders ökologische Ernährungsempfehlungen bekannt ist, ganz offiziell von Zwischenmahlzeiten dieser Art ab (4).

Übergewichtige Babys durch zu viel Eiweiß

Eine amerikanische Studie an über 19.000 Babys ergab, dass Säuglinge, die in den ersten Lebensmonaten schnell zunahmen, im Alter von sieben Jahren häufiger übergewichtig waren (5). Es zeigte sich, dass neben einer zu hohen Kalorienaufnahme vor allem zu viel tierisches Eiweiß (insbesondere aus Milchprodukten) an der Misere schuld ist (6).

Bei einer hohen Eiweißzufuhr steigt die Konzentration freier Aminosäuren im Blut. Diese regen die Ausschüttung von Insulin und einem bestimmten Wachstumsfaktor an (Insulin like Growth Factor-1 = IGF-1). Beide beeinflussen sowohl das Wachstum als auch die Gewichtszunahme ganz entscheidend (7).

Durch die Ernährung im Säuglings- und Kleinkindalter wird der Stoffwechsel aber nicht nur für den Moment beeinflusst, sondern sogar langfristig programmiert. Kinder also, die im Babyalter mit Milchprodukten (oder anderen eiweißreichen Lebensmitteln) gemästet werden, sind im späteren Alter deutlich stärker für Übergewicht anfällig als Kinder, die nur ihrem Bedarf gemäß mit Eiweiß versorgt werden.

Kuhmilch belastet Darm und Nieren von Babys

Zu viel Eiweiß aus Milch oder auch aus anderen tierischen Quellen macht jedoch Kinder nicht nur dick. Es verlangt außerdem Schwerstarbeit von den Nieren, denn es wird zu Harnstoff abgebaut und der muss über die Nieren erst einmal ausgeschieden werden können.

Weil Säuglingsnieren den Urin noch nicht so stark konzentrieren können wie ausgereifte Nieren, ist dazu eine erhöhte Flüssigkeitsmenge nötig. Wenn Babys sich jedoch mit dem Trinken zurückhalten, ist dies besonders ungünstig. Auch der Darm wird nicht selten in Mitleidenschaft gezogen. Studien zeigen, dass Kuhmilch im ersten Lebensjahr zu unbemerkten Darmblutungen führen kann (8).

Auch Kleinkinder von Eiweiß-Überschuss bedroht

Nach den offiziellen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (9) benötigt ein Baby im Beikostalter 10 g Eiweiß pro Tag. Für ein Kleinkind bis vier Jahren wird 1 g Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht empfohlen. Doch was die Kleinen heutzutage verspeisen, liefert sehr viel mehr Eiweiß als nötig. Bis zu 5 g Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht ist leider keine Seltenheit. Hier ein Glas Milch macht 7 g Eiweiß, da ein Wiener Würstchen von der freundlichen Verkäuferin zugesteckt gleich noch einmal 10 g – und schon ist der Eiweißbedarf eines Kleinkindes von 17 Kilogramm Körpergewicht bereits gedeckt, ohne dass das Kind auch nur eine einzige ausgewogene Mahlzeit gegessen hätte.

Milch als Eisenräuber

Kuhmilch und Produkte daraus enthalten nun aber nicht nur viel Eiweiß, sondern auch nur relativ wenig biologisch verwertbares Eisen. Zusätzlich behindert Kuhmilch die Eisenaufnahme aus anderen Lebensmitteln. Mit jedem Becher Kuhmilch und mit jedem Milchfläschchen zu viel sinken daher die Eisenwerte im Blut (10).

Besonders ungünstig ist es, wenn Kleinkinder noch "an der Milchflasche hängen", statt eine ausgewogene Kost mit viel Obst und Gemüse zu verspeisen. "Flaschenkinder" kommen schnell auf einen halben Liter Milch pro Tag und mehr, leiden dafür aber doppelt so häufig unter einem Eisenmangel wie Kinder mit ausgewogener Kost.

Beginnen Sie daher gegen Ende des ersten Lebensjahres, Ihrem Kind – wenn es bisher die Flasche bekam – diese abzugewöhnen und es dazu zu animieren, aus einem Becher zu trinken – eine Maßnahme, die rasch zu einer Reduktion der täglich verzehrten Milchmenge führt und damit nicht nur zu einem ausgeglicheneren Eisenhaushalt, sondern auch zu einem gesünderen Gewicht.

Dicke Kinder durch Salz

Es steht außer Frage, dass Kinder für ein gesundes Wachstum genügend Eiweiß brauchen – aber eben nicht ZU VIEL Eiweiß und schon gar nicht in Form von Wurst und Käse. Diese nämlich belasten das Kind mit reichlich Salz – und im Falle von Wurst – auch mit Nitritpökelsalz.

Während Letzteres als gesundheitsschädliche Substanz mit krebserregendem Potential grundsätzlich nicht in die Kinderernährung gehört – ob die Kinder nun dick oder dünn sind – führt schon das ganz "normale" Salz nicht nur zu Wassereinlagerungen und fördert daher Übergewicht, sondern kann (wie weiter unten erklärt) im Übermaß verzehrt offenbar auch die Entstehung von Autoimmunerkrankungen unterstützen.

Übergewichtige Kinder durch Mangel an Omega-3-Fettsäuren

Wurst und Käse überlasten jedoch nicht nur mit zu viel Eiweiß und zu viel Salz, sondern versorgen zudem mit reichlich Fett. Auch in Backwaren wie Keksen, süßen Teilchen und anderen Süßspeisen ist viel Fett. Leider das falsche – nämlich Fett mit zu vielen Omega-6-Fettsäuren und womöglich noch Transfetten.

Essentielle Omega-3-Fettsäuren hingegen sind Mangelware. Omega-3-Fettsäuren aber bzw. das richtige Fettsäure-Verhältnis spielen bei Übergewicht eine enorme Rolle. So weiß man, dass Menschen mit Übergewicht einen deutlich niedrigeren Omega-3-Fettsäuren-Spiegel besitzen als schlanke Menschen.

Daher sollte man auch bei übergewichtigen Kindern einen Omega-3-Fettsäuren-Mangel zu verhindern suchen (11).

Richtige Fettversorgung für Kinder

Omega-3-Fettsäuren finden sich reichlich z. B. in Leinsamen, Leinöl, Hanföl, Walnüssen, Walnussöl sowie in fettem Fisch. Bei Letzterem ist jedoch Vorsicht geboten, da Fettfisch oft stark mit Schadstoffen belastet ist, ganz besonders die Innereien! Bevorzugen Sie daher besser Fischsorten wie Hering oder Makrele, die in der Regel weniger belastet sind.

Achten Sie ferner darauf, die aufgeführten omega-3-haltigen Öle nicht zum Kochen oder Braten zu benutzen und sie bald nach dem Öffnen zu verbrauchen bzw. sie bis dahin im Kühlschrank zu lagern. (Zum Kochen und Braten eignen sich idealerweise Olivenöl bzw. natives Kokosöl!).

Dicke Kinder durch falsche Kohlenhydrate

Kommen wir jetzt zum Hauptbestandteil der üblichen Ernährung, nämlich den Kohlenhydraten. Kohlenhydrate sind wichtig, aber meist ist es mal wieder des Guten zu viel – vor allem an Zucker und Weißmehlprodukten. Sie lassen den Blutzuckerspiegel in die Höhe schießen, lösen eine starke Insulinausschüttung aus und führen dadurch oft zu Heißhungerattacken, die verständlicherweise wieder schnell zu Übergewicht führen.

Schlanke Kinder durch richtige Kohlenhydratversorgung

Zucker und Weißmehlprodukte liefern dabei so gut wie keine wertvollen Bestandteile wie z. B. Vitamine, Antioxidantien oder Mineralstoffe. Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse enthalten zwar ebenfalls Kohlenhydrate, jedoch in Kombination mit wichtigen Ballaststoffen, so dass der Blutzuckerspiegel mit diesen gesunden Lebensmitteln weniger stark ansteigt.

Daneben haben diese Lebensmittel viele weitere „innere Werte“ zu bieten. Als Getreide sind z. B. Hirse, Quinoa und Hafer - nicht zuletzt wegen ihres günstigen Eisengehaltes - sehr zu empfehlen sowie Amaranth aufgrund seiner hohen Magnesiummenge. Doch wie setzt man diese Lebensmittel so ein, dass Kinder sie auch mögen?

Kinder lieben Haferflocken besonders in Müslis, in selbstgebackenen Keksen oder feinem Haferbrot, Hirse schmeckt lecker als Hirseauflauf mit Sultaninen, Quinoa passt gut als Beilage zu Gemüse, und zu leckeren Bio-Riegeln aus Amaranth kann kaum eine Naschkatze nein sagen.

Dicke Kinder durch Fastfood

Häufig lieben dicke Kinder jedoch Fastfood. So belegt eine deutsche Studie (12), dass 12- bis 13-Jährige durchschnittlich zwei bis drei Portionen Fastfood pro Woche verspeisen, wobei speziell Jungen mit zunehmendem Alter im Schnitt auf bis zu fünf Portionen wöchentlich kommen. Am beliebtesten ist demnach Pizza, aber auch Pommes und Burger sind hoch begehrt.

Klar, dass mit so einer Ernährung zu viele Kalorien aufgenommen werden, zu viel Fett (auch die schädlichen Transfette ), zu viele Kohlenhydrate, zu viel Salz und automatisch auch viel zu wenige Vitamine, von sekundären Pflanzenstoffen und Antioxidantien ganz zu schweigen. Wen wundert’s also, dass zu viel Fastfood die Kinder (und natürlich auch Erwachsene) nicht nur übergewichtig, sondern auch krank macht:

  1. Das Fastfood fördert Übergewicht und Typ-2-Diabetes (13).
  2. Wer regelmäßig Fastfood oder industriell hergestellte Backwaren (Plundergebäck, Croissants etc.) isst, hat ein um 50 Prozent höheres Risiko, depressiv zu werden (14). Ursache ist der hohe Gehalt an Transfettsäuren (15), die im Übrigen auch das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen erhöhen.
  3. Schon dreimal Fastfood pro Woche lässt Kinder häufiger an Allergien (Heuschnupfen, Asthma, Ekzemen) erkranken (16).
  4. Fastfood fördert ferner durch den hohen Salzgehalt die Entstehung von Autoimmunerkrankungen (17), bei denen sich das Immunsystem gegen Strukturen des eigenen Körpers richtet. Nach einer Fast-Food-Mahlzeit steigt die Zahl aggressiver und entzündungsfördernder Immunzellen im Blut nämlich messbar an.

Fastfood vom Imbiss oder als Fertiggericht aus dem Supermarkt sollten Sie also für Ihr Kind künftig besser meiden. Warum aber bereiten Sie Ihrem Kind zu Hause nicht einfach ein GESUNDES "Fastfood"? Auf diese Weise fällt es Ihrem Kind leicht, von den wenig sinnvollen Imbiss-Mahlzeiten Abstand zu gewinnen: z. B. mit Pizza aus Vollkornteig und üppigem Gemüsebelag, dafür aber wenig Käse oder mit einem selbst gemachten Burger aus hochwertigen Zutaten wie einem Dinkel-Vollkornbrötchen, Salat, Tomate, Gurke und einem Bratling aus Tofu, Getreide oder hochwertigem Bio-Hack.

Dicke Kinder durch Fruchtzucker

Fastfood bzw. Fertignahrung und vor allem Süßigkeiten enthalten häufig Fruchtzucker (Fructose). Weil Obst nun gesund ist und darin von Natur aus Fruchtzucker steckt, kann dieser ja wohl nicht ungesund sein – oder etwa doch? Im Obst ist gegen Fruchtzucker auch wenig einzuwenden.

Problematisch ist jedoch die in Fertignahrung zugesetzte industriell hergestellte Fructose, die sich als billiges Süßungsmittel in immer mehr Produkten findet (z. B. Süßigkeiten, Limonade, Ketchup, Joghurt, Marmelade, Gebäck uvm.). Aber auch normaler Haushaltszucker besteht zur Hälfte aus Fructose, und Agavensirup enthält sogar bis zu 85 Prozent (!) Fructose, was aus ihm alles andere als ein ideales alternatives Süßungsmittel werden lässt.

Was macht Fruchtzucker so schädlich? Fructose wird schneller in Fett umgewandelt als andere Zucker, sie lässt Fettpolster also besonders effektiv wachsen (18). Fructose macht außerdem weniger satt als andere Zucker (19), denn das Sättigungszentrum im Gehirn reagiert kaum auf eine Fructosezufuhr, so dass danach mehr als nötig weiter gegessen wird.

Als Probe aufs Exempel hat sich bei übergewichtigen Kindern und Jugendlichen dann auch gezeigt, dass sie abnehmen, wenn sie weniger Fructose aufnehmen (20).

Meiden Sie Industrie-Fruchtzucker!

Prinzipiell ist es folglich immer ein guter Rat, Produkte mit einer längeren Zutatenliste gleich von vornherein im Regal stehen zu lassen. Einen besonders großen Bogen sollten Sie jedoch um Produkte machen, die Fructose enthalten, insbesondere gesüßte Getränke. Auf der Zutatenliste steht dann z. B.

  1. Glukose-Fructosesirup
  2. Maissirup
  3. Fruchtsüße

Genauso wenig empfehlenswert sind natürlich auch Lebensmittel mit Kristallzucker oder Saccharose, denn dabei handelt es sich um Haushaltszucker, der ja – wie oben erwähnt – ebenfalls fructosehaltig ist.

Dicke Kinder durch Fruchtsaft

Selbst reine Fruchtsäfte (auch wenn sie zu 100 Prozent aus Direktsaft bestehen!) sind in größeren Mengen nicht zu empfehlen, denn auch hier steckt Fruchtzucker drin. Ein bis zwei Gläser haben Kinder schnell getrunken und der Saft macht noch nicht einmal satt. Geben Sie Ihrem Kind lieber Obst oder Gemüse als Fingerfood! Wenn Ihr Kind Fruchtsäfte gewöhnt ist und Probleme hat, davon wegzukommen, verdünnen Sie die Säfte wenigstens mit Wasser (1:1).

Gesunder Zuckerersatz für Kinder

Kinder sind von Natur aus Süßschnäbel, denn an süßen Geschmack sind sie schon von der Muttermilch (Milchzucker) gewöhnt. Doch der Geschmack lässt sich trainieren. Wir alle – Kinder wie Erwachsene – mögen Speisen insbesondere deshalb, weil wir sie oft gegessen haben und an ihren Geschmack gewöhnt sind und nicht etwa, weil ein natürlicher Instinkt uns sagen würde, wir müssten viel Zucker essen.

Deshalb sollten Babys und Kleinkinder am besten von Anfang an Mahlzeiten ohne zugesetzten Zucker bekommen, damit ihr Geschmackssinn gar nicht erst durch zu viel Süßes verdorben wird. Sie benötigen auch keinen Zuckerersatz, also keine alternativen Süßungsmittel.

Fructosearme Zuckeralternativen für ältere Kinder (ab 5 Jahren) wären z. B. Reissirup, Yaconsirup, Hafersirup oder Dinkelsirup. Aber auch hier handelt es sich um konzentrierte und klebrige Süßungsmittel, die den Zähnen schaden können und lediglich in gemäßigten Mengen sinnvoll sind.

Für Kinder ab etwa 10 Jahren könnte auch der Zuckeraustauschstoff Xylitol (wohldosiert in geringen Mengen) eine mögliche Alternative sein. Er enthält 40 Prozent weniger Kalorien als Zucker und wird ohne Insulinausschüttung verstoffwechselt.

Zusätzlich ist er gut für die Zähne, da er das Wachstum von Kariesbakterien bremst. Achtung, Xylit kann in größeren Mengen oder bei Unverträglichkeit zu Blähungen oder Durchfall führen. Es ist nicht für Babys geeignet, da sie ihn noch nicht abbauen können. Auch bei Kleinkindern ist sein Einsatz nicht angezeigt!

Ein weiterer möglicher Zuckerersatz ist Erythrit, der bei größeren Kindern verwendet werden kann - und zwar in einer Menge von maximal 0,6 g pro Kilogramm Körpergewicht.

Dicke Kinder durch die falsche Darmflora

Lange Zeit wurden Übergewichtige mitleidig belächelt, wenn sie behaupteten, sie wären eben "gute Futterverwerter". Doch inzwischen weiß man, dass das in gewisser Weise tatsächlich stimmt. Die Zusammensetzung der Darmflora entscheidet zu einem Teil darüber, wie gut der Energiegehalt von Speisen genutzt werden kann (21).

So gibt es beispielsweise Darmbakterien, die auch relativ schwer verdauliche Kohlenhydrate noch verstoffwechseln, in Energie für "ihren" Menschen verwandeln können und diesen somit dick machen. Andere Darmbakterien hingegen klassifizieren diese Kohlenhydratart schlicht als Ballaststoff, der daraufhin unverdaut mit dem Stuhl ausgeschieden wird – und daher auch nicht dick machen kann.

Achten Sie bei Ihrem Kind also bitte auf eine gesunde Darmflora und unterstützen Sie die Darmflora Ihres Kindes gegebenenfalls mit einem hochwertigen Probiotikum.

Dicke Kinder durch Glutamat

Kinder wachsen in Schüben. Während solcher Wachstumsphasen essen sie natürlich mehr als sonst. Doch gibt es Kinder, die ständig hungrig zu sein scheinen. Wenn dies bei Ihrem Kind der Fall sein sollte und es gleichzeitig zu Übergewicht neigt, sollten Sie Ihr Augenmerk einmal auf einen ganz besonderen Übeltäter richten: Auf den Geschmacksverstärker Glutamat. Er steckt in vielen Fertigprodukten und verbirgt sich nicht nur hinter E-Nummern (E620 bis E625), sondern auch hinter Begriffen wie Würze oder Hefeextrakt.

Nach Ansicht einiger Wissenschaftler beeinflusst Glutamat das Sättigungszentrum im Gehirn und lässt die Regulation des Appetits entgleisen. Problematisch ist dabei nicht nur das in vielen industriell hergestellten Nahrungsmitteln enthaltene Mononatriumglutamat (Salz der Glutaminsäure), sondern auch eine insgesamt zu hohe Eiweißzufuhr, da Glutaminsäure ein natürlicher Eiweißbestandteil darstellt.

Besonders viel Glutaminsäure findet sich in Fleisch, Käse sowie in Weizenvollkorn.

Eine Studie von Michael Hermanussen, Professor für Kinderheilkunde an der Universität Kiel, belegt, dass bei Kindern ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Höhe der Eiweißzufuhr und dem Risiko für Übergewicht besteht und sieht als Bindeglied die appetitanregende Wirkung der Glutaminsäure (22.)

Dicke Kinder durch Bisphenol A

Bisphenol A, ein weit verbreiteter Weichmacher für Kunststoffe, ist in Babyfläschchen seit 2011 verboten – und das ist auch gut so! Denn schon 2007 stellte der Wissenschaftler Frederick vom Saal (University of Missouri-Columbia) auf einem Kongress aktuelle Forschungsergebnisse zu Bisphenol A vor. Nach seinen Forschungen wogen Frauen, bei denen eine hohe Konzentration an Bisphenol A im Blut gemessen wurde, mehr als ihre Geschlechtsgenossinnen mit niedrigen Bisphenol-Werten.

Dieselbe Korrelation fand er auch beim Nachwuchs: Kinder von Müttern, die stark mit Bisphenol A belastetet waren, waren dicker als jene Kinder von weniger belasteten Frauen. Entsprechende Effekte waren aus Tierversuchen bereits bekannt. Mäuse, deren Futter mit Bisphenol A versetzt wurde, legten deutlich an Gewicht zu.

Frederick vom Saal geht daher davon aus, dass die hormonwirksame Chemikalie den Stoffwechsel negativ in Richtung Übergewicht und Diabetes beeinflusst und sogar Ungeborene im Mutterleib schon aufs Zunehmen programmieren könnte.

Auch neuere Studien stützen diese Sichtweise (23). Der Kinderarzt Leonardo Trasande (NYU School of Medicine, New York City) wertete die Messergebnisse für Bisphenol A im Urin von 2.828 Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 19 Jahren aus und setzte sie in Beziehung zum Körpergewicht. Dabei zeigte sich, dass Kinder und Jugendliche mit der höchsten Belastung mehr als doppelt so häufig übergewichtig waren als diejenigen mit der niedrigsten Belastung.

Dickmacher Bisphenol A in Plastikverpackungen und Konservendosen

Als Quelle für Bisphenol A sind schon lange insbesondere Plastikflaschen für Getränke wie Limo oder Cola bekannt. Diese Quelle können Sie problemlos meiden, da kein Kind auf Getränke dieser Art angewiesen sein sollte. Relativ neu ist hingegen, dass auch Konservendosen offenbar ganz erheblich zur Belastung beitragen.

Wie kommt Bisphenol A in die Dose? Es dient als Ausgangsstoff für Epoxidharze und diese werden zur Innenbeschichtung von Konservendosen eingesetzt, damit die Dose nicht rostet. Von dort geht Bisphenol A dann auf den Doseninhalt über und gelangt in unsere Körper – und das nicht zu knapp! Die Belastung wurde bisher stark unterschätzt, doch eine Studie an der Harvard School of Public Health in Boston belehrt uns eines Besseren (24).

75 Freiwillige wurden dabei in zwei Gruppen aufgeteilt. Allen wurde an jeweils fünf Tagen eine Gemüsesuppe serviert, ansonsten ernährten sie sich wie üblich. Die Teilnehmer der einen Gruppe erhielten eine frisch gekochte Suppe, die der anderen bekamen Suppe aus der Dose vorgesetzt. Nach einer zweitägigen "Auswaschphase" ohne Gemüsesuppe wurde gewechselt, sodass die Dosensuppenkonsumenten jetzt die frisch gekochte Suppe erhielten und umgekehrt.

Die Wissenschaftler waren selbst überrascht, wie stark sich diese eine Suppenmahlzeit aus der Konserve auf die Bisphenol-A-Ausscheidung im Urin auswirkte. Die Werte im Urin stiegen von 1,1 auf 20,8 Mikrogramm (µg) Bisphenol A pro Liter auf das nahezu Zwanzigfache an! Wir dürfen davon ausgehen, dass nicht wenige Menschen, darunter natürlich auch viele Kinder – vielleicht sogar unbewusst! – mehr als eine "Dosenmahlzeit" pro Tag verzehren. Man braucht nur zu bedenken, dass bei Außer-Haus-Verpflegung in Restaurants und Großküchen (Kita- oder Schulessen!) gerne Zutaten aus Konserven verwendet werden und diese somit Übergewicht verstärken können.

Meiden Sie daher besonders für Ihr Kind Konservendosen, wo immer es geht! Wenn Sie einmal nicht frisch kochen können, sollten Sie möglichst auf unbelastete Alternativen wie Tiefkühlware oder Glaskonserven ausweichen.

Was Sie tun können, wenn Ihr Kind zu Übergewicht neigt

Ganz klar: Eine Diät kommt für Kinder – genau wie für Erwachsene – nicht in Frage. Die Lösung heißt: Geschickte Umstellung der Ernährung kombiniert mit mehr Bewegung.

Animieren Sie Ihr Kind zu mehr Bewegung

Legen Sie mehr Wege zu Fuß oder mit dem Rad zurück und lassen Sie das Auto in der Garage. Gehen Sie so oft wie möglich auf den Spielplatz. Vielleicht schaffen Sie sich ein Trampolin an, denn das animiert auch die größten Bewegungsmuffel zum Austoben.

Nur kalorienfreie oder -arme Getränke zum Durstlöschen.

Dass Gezuckertes wie Limonade schadet, leuchtet ein. Doch auch Milch, Getreidedrinks und Säfte enthalten ca. 50kcal pro 100ml. Geben Sie Ihrem Kind am besten Wasser (z. B. kalziumreiches Mineralwasser) oder ungesüßten Tee (Rotbuschtee schmeckt auch ohne Zucker), allenfalls mit einem sparsamen "Schuss" reinem Fruchtsaft (ohne Zusätze) aufgepeppt.

Kochen Sie selbst, vermeiden Sie Fertiglebensmittel

Nur dann können Sie sicher sein, dass Unerwünschtes wie Zucker, Weißmehl, Salz, viel ungünstiges Fett, Zusatzstoffe usw. nicht im Magen Ihres Kindes landet.

Bieten Sie Nahrungsmittel mit geringer Energiedichte (wenig Kalorien) und gleichzeitig mit hoher Vitalstoffdichte an.

Das Sättigungsgefühl wird nicht von der Menge an aufgenommenen Kalorien gesteuert, sondern vom gefüllten Magen. Deshalb sind Salate, Gemüse – und in ausgewogenen Mengen auch Obst – ideal, weil Ihr Kind sich daran satt essen kann, ohne zu viele Kalorien aufzunehmen.

"Verschlanken" Sie Ihre Familienkost

indem Sie z. B. Lieblingsgerichte Ihres Kindes wie Nudeln mit Soße durch untergemischtes Gemüse kalorisch "verdünnen". Tauschen Sie Weißmehlprodukte gegen die Vollkornvariante aus (Vollkornmehl anfangs unter das Weißmehl mischen und allmählich den Vollkornanteil immer grösser werden lassen).

Geben Sie Ihrem Kind Speisen, die es kauen muss

Joghurt, Pudding oder Brei sind schnell in den Mund gelöffelt. Es dauert jedoch mindestens 20 Minuten, bis das Sättigungsgefühl einsetzt. Bis dahin ist viel Joghurt oder Brei im Magen gelandet. Wenn Ihr Kind hingegen die Nahrung, z. B. Fingerfood richtig kauen muss, isst es in der gleichen Zeit automatisch weniger. Mehr Informationen zu Fingerfood finden Sie hier: Baby-Breie machen Babys dick

Trinken statt essen

Es ist heutzutage eine verbreitete Unsitte, Kindern auch zwischen den Hauptmahlzeiten permanent Essen anzubieten. Schon Babys sitzen im Kinderwagen oder Autositz und lutschen ständig an einem Keks oder einer Reiswaffel. Abgesehen davon, dass dies auch für die Zähne schlecht ist, gewöhnen sich die Kleinen beizeiten ans "Daueressen". Doch das ist völlig unnötig und stellt nur eine schlechte Angewohnheit dar. Selbst ein wenige Wochen alter Säugling kommt bereits zwei Stunden ohne Nahrung aus. Natürlich kann Ihr Kind bei Hunger eine Zwischenmahlzeit bekommen. Bieten Sie ihm zuvor aber immer erst mal etwas zu trinken an. Oft können Kinder Hunger und Durst nicht so ganz genau unterscheiden und nach einem Getränk ist der Magen zunächst einmal voll und der Hunger vorerst weg.

Lesen Sie auch: Vitamin-B-Mangel macht Kinder dick

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.