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Warnung vor alternativen Heilmethoden

Die Fachzeitung British Medical Journal (BMJ) präsentierte unlängst eine Untersuchung, deren Ergebnisse die beteiligten Wissenschaftler dazu veranlassten, vor alternativen Heilmethoden zu warnen. Wirft man allerdings einen Blick auf die sog. Beweise, die diese Warnung rechtfertigen sollen, dann stellt man schnell fest: Es gibt sie gar nicht, diese Beweise.

Aktualisiert: 09 Dezember 2023

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Alternative Heilmethoden

Zu den alternativen Heilmethoden (auch alternative Medizin, Alternativmedizin oder Komplementärmedizin genannt) gehören verschiedene Behandlungs- und auch Diagnosemethoden, die NICHT zum Studienplan des gegenwärtigen Schulmedizinstudiums gehören, wie z. B. Anthroposophische Medizin, TCM ( Traditionelle Chinesische Medizin), Neuraltherapie, Homöopathie, Akupunktur, Kinesiologie, Irisdiagnostik und viele weitere mehr.

In schulmedizinischen Kreisen geht man davon aus, dass die Mehrzahl der alternativen Heilmethoden - wenn überhaupt - nur aufgrund von Placebo-Effekten wirke.

Studie zu Nebenwirkungen alternativer Heilmethoden

Bei der eingangs erwähnten Untersuchung wollen australische Forscher vom Royal Children’s Hospital in Melbourne hingegen entdeckt haben, dass alternative Heilmethoden insbesondere für Kinder geradezu gefährlich seien ( 9 ).

Ihre angeblichen Beweise bestehen aus einer kaum repräsentativen Zahl unzureichend dokumentierter Berichte (aus den Jahren 2001 bis 2003) über Nebenwirkungen, die von den Forschern auf die in den entsprechenden Fällen angewandten alternativen Heilmethoden zurückgeführt wurden.

Studie beschränkt sich auf die Auswertung von Fragebögen

Im genannten Zeitraum sammelten sich bei der Australian Paediatric Surveillance Unit ( APSU) (1) 46 Fälle von Kindern und Jugendlichen zwischen 0 und 16 Jahren, bei denen unerwünschte Nebenwirkungen - angeblich infolge einer Therapie mit alternativen Heilmethoden - beobachtet wurden.

Dabei handelte es sich um gesundheitliche Probleme wie z. B. Verstopfung, allergische Reaktionen, Geschwüre im Mund, Übelkeit und Anfälle. Auch von vier Todesfällen wurde berichtet, die mit alternativen und komplementären Therapien im Zusammenhang stünden.

Dabei ist zu beachten, dass die Wissenschaftler die Patienten weder selbst untersucht hatten noch diese persönlich kannten. Die Studie stützt sich einzig und allein auf Fragebögen, die von den behandelnden Ärzten ausgefüllt werden sollten. Nur 39 Fragebögen fanden ihren Weg zurück zu den Forschern und wurden von diesen wie folgt ausgewertet:

64 Prozent der angeblich auf alternative Heilmethoden zurückzuführenden Reaktionen wurden als schwerwiegend, lebensbedrohlich oder gar tödlich eingestuft. In über drei Viertel der Fälle (77 Prozent) wurden die unerwünschten Ereignisse (= Nebenwirkungen) als wahrscheinlich oder als definitiv mit den alternativen Heilmethoden in Zusammenhang gebracht.

Nebenwirkungen bei schätzungsweise weniger als 0,005 Prozent der Anwender

Das klingt zunächst einmal nach einem für die Alternativmedizin katastrophalen Ergebnis - allerdings nur so lange, bis man sich daran erinnert, dass von allen Kindern und Jugendlichen, die in Australien mit alternativen Heilmethoden behandelt wurden (eine Zahl, die in die Millionen reichen dürfte) lediglich bei 46 von ihnen Nebenwirkungen registriert wurden und von diesen 46 Fällen wiederum nur 39 ausgewertet wurden.

Selbst wenn im betreffenden Zeitraum (3 Jahre) nur eine einzige Million australischer Kinder und Jugendlicher (in Australien gibt es etwa 4 Millionen Kinder und 50 Prozent der Australier wenden alternative Heilmethoden an(2)) mit alternativen Heilmethoden behandelt worden wäre, würden wir augenblicklich von Nebenwirkungen sprechen, die bei weniger als 0,005 Prozent der entsprechend therapierten Kinder aufgetreten sind.

Schulmedizin für bis zu 10 Prozent der Krankenhausaufnahmen verantwortlich

Die unerwünschten Wirkungen von schulmedizinischen Medikamenten hingegen sind übrigens - so heißt es - für 5 bis 10 Prozent der Krankenhausaufnahmen verantwortlich und gehören in den Industrieländern mit zu den häufigsten Todesursachen. Dieses Problem ist auch keineswegs unbekannt, weshalb das Bundesministerium für Gesundheit bereits einen Aktionsplan zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) beschließen musste ( 3 ).

Nebenwirkungen bei Alternativmedizin bleiben Ausnahmen

Wenn bei einer Behandlung mit alternativen Maßnahmen unerwünschte Nebenwirkungen in Erscheinung treten, so handelt es sich im Vergleich dazu also um extremste Ausnahmefälle.

Sehr viel wahrscheinlicher jedoch ist sogar, dass selbst diese in seltenen Fällen als Nebenwirkungen bezeichneten Gesundheitsbeschwerden zwar tatsächlich während einer Therapie mit alternativen Heilmethoden auftauchten, aber nicht ursächlich auf diese zurückgeführt werden können.

Ziel: Diskreditierung der Alternativmedizin

Die Formulierungen der australischen Forscher jedoch weisen deutlich auf deren Ziel hin, nämlich die Alternativmedizin in einem möglichst schlechten Licht zu präsentieren. Sie schlussfolgern daher, dass sich komplementärmedizinische Verfahren "sogar als tödlich erweisen könnten, wenn sie ausschließlich als Ersatz für schulmedizinische Interventionen verwendet werden."

Schulmedizin für akut lebensbedrohliche Notfälle

Natürlich würde kaum jemand einem Patienten mit Herzstillstand als Alleintherapie einen chinesischen Kräutertee einflößen oder Globuli verabreichen wollen. Selbstverständlich gibt es also Fälle, in denen der Patient schleunigst in die Notaufnahme gebracht und nach in solchen akut lebensbedrohlichen Situationen durchaus bewährten schulmedizinischen Maßnahmen behandelt werden sollte.

In Fällen dieser Art wäre jedoch nicht die Alternativmedizin die tödliche Ursache, sondern das Unterlassen einer lebensrettenden Maßnahme.

Tod nach alternativer Therapie?

Bei einem der vier in der Untersuchung bewerteten Todesfälle handelte es sich um ein zehn Monate altes Baby, das an Neurodermitis erkrankt war. Es wurde homöopathisch behandelt und erhielt eine allergenarme Ernährung.

Offenbar erlitt es plötzlich einen septischen Schock (ein u. U. tödlich verlaufender Abfall des Blutdrucks auf Grund einer sich im Blutstrom ausbreitenden Infektion) und verstarb in dessen Verlauf.

Die australischen Forscher bemerkten dazu, dass dies "nach der Behandlung mit homöopathischen Mitteln und einer bestimmten Ernährung gegen Ekzeme" aufgetreten sei.

Allerdings könnte der septische Schock auch aufgetreten sein, nachdem das Baby ein bisschen gespielt hatte und keiner würde auf die Idee kommen, bei einer wissenschaftlichen Untersuchung zu verkünden, das Baby sei gestorben, nachdem man ihm erlaubt habe, ein bisschen zu spielen.

Die Art und Weise also, wie ein Forschungsbericht verfasst wird, zeigt sofort die wahre Absicht der Wissenschaftler - in diesem Falle sollte offenbar der Eindruck vermittelt werden, dass die Alternativmedizin in Kombination mit einer besonderen Ernährungsweise der Hauptgrund für den Tod des kleinen Patienten gewesen sei.

Todesursache: Fehlende Notfall-Versorgung

In Wirklichkeit jedoch entstand der septische Schock sehr wahrscheinlich aufgrund einer Infektion mit Bakterien, die durch offene Ekzeme in den Körper gelangen konnten. Das Baby hätte also nach Erscheinen der eindeutig lebensbedrohlichen Sepsis-Symptome einer medizinischen Notfall-Versorgung bedurft, die ihm offenbar nicht oder erst zu spät zuteil wurde, so dass es letztendlich starb.

Der septische Schock jedoch entstand ganz sicher nicht als Nebenwirkung einer homöopathischen Therapie und auch nicht als Folge einer gesünderen Ernährungsweise, die insbesondere bei Neurodermitis von jedem verantwortungsbewussten (auch schulmedizinischen) Therapeuten empfohlen wird, ja werden MUSS, da der enorme Einfluss einer allergenarmen und naturbelassenen Ernährung auf Neurodermitis-Symptome nicht geleugnet werden kann.

Schulmedizin inkompetent bei Neurodermitis

Die Neurodermitis ist übrigens ein schönes Beispiel für die Inkompetenz der Schulmedizin bei chronischen Erkrankungen. Mit cortisonhaltigen Cremes sind die schulmedizinischen Therapiemöglichkeiten bei Neurodermitis im Großen und Ganzen bereits ausgeschöpft. Cortison unterdrückt die Neurodermitis und bringt ihre Symptome wundergleich zum Verschwinden.

Allerdings wird von einer Daueranwendung abgeraten, da andernfalls mit Nebenwirkungen wie chronischen Hautschäden gerechnet werden muss. Folglich müssen Cortison-Cremes früher oder später wieder abgesetzt werden, wonach die Neurodermitis in den allermeisten Fällen zurückkehrt, und zwar nicht selten schlimmer als je zuvor.

Neurodermitiker brauchen individuelle Betreuung

Gegen die verwendeten Cortison-Cremes wäre unter Umständen nicht einmal etwas einzuwenden, wenn sie ausschließlich in akuten Extremfällen eingesetzt würden und - vor allem nur dann - wenn der Betreffende GLEICHZEITIG ganzheitlich und individuell beraten und therapiert werden würde.

Den Neurodermitiker aber allein mit cortisonhaltigen Medikamenten nach Hause zu schicken, MUSS ihn ja geradezu in die Arme der Alternativmedizin treiben. Der Betroffene versucht dort das zu finden, was ihm die Schulmedizin verwehrt: Ausführliche Informationen zu Maßnahmen, die jeder einzelne ergreifen kann, um seinen Gesundheitszustand selbst aktiv zu verbessern sowie eine ganzheitliche Betreuung, bei der auf die ganz individuelle psychische und physische Situation eingegangen wird.

Antibiotikagaben in den ersten Lebensmonaten erhöhen Neurodermitis-Risiko

Leider gehen die Verfasser der oben genannten Studie nicht darauf ein, wie es überhaupt erst zu den mit alternativen Heilmethoden behandelten Erkrankungen der betreffenden Kinder gekommen war.

Möglicherweise wären diese Kinder ohne die Schulmedizin gesund geblieben und hätten folglich auch nicht mit der - angeblich so "gefährlichen" - Alternativmedizin behandelt werden "müssen".

Eine im Jahre 2009 durchgeführte Untersuchung der Organisation International Study of Asthma and Allergies in Childhood, die im Journal of Allergy and Clinical Immunology veröffentlicht wurde, führte beispielsweise zu folgendem interessanten Ergebnis: Antibiotika, die im ersten halben Jahr nach der Geburt verabreicht werden, erhöhen das Risiko für die Entstehung von Ekzemen.

Wurde das verstorbene Neurodermitis-Baby vielleicht mit verschreibungspflichtigen Medikamenten behandelt, BEVOR es begann, an Ekzemen zu leiden? Könnten andere schulmedizinische Verfahren eine Rolle bei der Ausbildung der Ekzeme und dem späteren Tod des Kindes gespielt haben?

Immerhin bestätigt auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, dass rund fünf Prozent bzw. bis zu 300.000 aller Aufnahmen allein in innere Abteilungen auf Nebenwirkungen von Medikamenten zurückgehen. Der Bremer Gesundheitsforscher Gerd Glaeske schätzt, dass Neben- und Wechselwirkungen jährlich 16.000 bis 25.000 Todesfälle verursachen.(4)

Tod durch Medikamente gegen Aufmerksamkeitsdefizitstörung

Allein bis zum Jahre 2000 wurden der FDA (US-amerikanische Behörde für Arzneimittelzulassung und Lebensmittelsicherheit) 186 Todesfälle von Kindern gemeldet, denen eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung diagnostiziert worden war und denen Medikamente wie z. B. Ritalin verabreicht wurden.

Dann sorgte die FDA im Jahre 2006 schließlich für Warnhinweise auf einigen dieser Medikamente. In diesen Warnhinweisen wird über die ernsten Nebenwirkungen der entsprechenden Medikamente aufgeklärt wie z. B. gravierende psychotische Probleme, Herzanfälle und tödlich verlaufende Herzrhythmusstörungen.

Tod durch Penicillin

Etwa 400 Menschen - darunter auch Kinder - sterben jedes Jahr in den Vereinigten Staaten allein auf Grund einer Penicillinallergie. Es gibt aber keinerlei Daten, die zeigen würden, dass 400 Menschen in den USA oder vielleicht in Australien auf Grund von Allergien gegen bestimmte alternative Heilmethoden sterben würden(5).

Rezeptfreie Erkältungsmedikamente für Kinder riskant

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Untersuchung der Universität von Sydney, deren Ergebnisse auf der Konferenz der International Pharmaceutical Federation vorgestellt wurden, wonach Kinder durch die Verwendung von rezeptfreien Medikamenten gegen Fieber, Husten und Erkältungen einem ernsten Risiko ausgesetzt seien.

Vergiftungen mit schulmedizinischen Medikamenten

Zusätzlich betrafen 48 Prozent der im Jahre 2008 im Poisons Information Centre (Giftnotrufzentrale) von New South Wales eingegangenen Notrufe eine versehentliche Überdosierung schulmedizinischer Medikamente bei Kindern. 15 Prozent dieser Fälle waren dermaßen ernst, dass die betreffenden Kinder in ein Krankenhaus eingeliefert werden mussten.

Krankenhauseinlieferungen aufgrund von "Vergiftungen" mit homöopathischen Präparaten oder infolge einer allergenarmen Ernährung sind bislang noch nicht bekannt geworden - und wenn doch, so keinesfalls in jenem Ausmaß, wie das für schulmedizinische Medikamente der Fall ist.

Kinder mit Asthma werden größtenteils mit Alternativmedizin behandelt

Gleichzeitig wird in einer Studie von Prof. Peter Paul van Asperen MD FRACP ( 6 ) von der medizinischen Fakultät der Universität Sydney und Leiter der Abteilung für Atemwegserkrankungen am Children’s Hospital at Westmead darauf hingewiesen, dass in Australien 45 bis 61 Prozent der an Asthma erkrankten Kinder mit alternativen Heilmethoden wie Homöopathie, Nahrungsergänzungsmitteln, Ernährungstherapien, Psychotherapien etc. behandelt würden(7).

Professor van Asperen erwähnt jedoch nirgends, dass bei diesen Kindern "signifikante Sterberaten und fatale gegenläufige Ergebnisse" beobachtet wurden - wie die Warnung der alternativmedizin-kritischen Wissenschaftler vom Royal Children’s Hospital in Melbourne aufgrund ihrer Studie an 39 Kindern gelautet hatte.

Und nicht nur in Australien ist die Bevölkerung alternativen Heilmethoden gegenüber mehrheitlich sehr positiv eingestellt. Mehr als 100 Millionen Menschen in ganz Europa nutzen regelmäßig komplementärmedizinische Behandlungsmethoden(8). Alternative Heilmethoden als lebensgefährlich darzustellen, entbehrt folglich jeder Grundlage und zeigt lediglich die Art und Weise, mit der gegenwärtig die Meinung der Menschen in die gewünschte Richtung dirigiert wird.

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Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.