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Corona-Impfung - Macht sie Männer unfruchtbar?

Die Corona-Impfung beeinflusst die Fruchtbarkeit, zumindest die männliche. Wie genau sie das macht, ob positiv oder negativ, untersuchten israelische Forscher im Sommer 2022. Die Wissenschaftler hatten die Auswirkungen der Impfung – im Gegensatz zu früheren Studien – über einen längeren Zeitraum hinweg überprüft.

Aktualisiert: 23 April 2024

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Führt die Corona-Impfung zu Unfruchtbarkeit bei Männern?

Insbesondere Impfkritiker nennen eine mögliche Unfruchtbarkeit durch die Corona-Impfung immer wieder als Argument gegen die Impfung. Im Mittelpunkt stehen insbesondere die mRNA-Impfstoffe (Comirnaty® von BioNTech und Spikevax® von Moderna). Offiziell wird ein möglicher Zusammenhang bestritten. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung beispielsweise nimmt auf ihrer Website am 9.8.2022 zu folgender Frage Stellung: Führt die Covid-19-Impfung zu Unfruchtbarkeit bei Männern? ( 1 )

Antwort: In den umfangreichen Prüfungen, die vor der Zulassung der Impfstoffe durchgeführt worden seien, habe es keine Hinweise auf das Auftreten von weiblicher oder männlicher Unfruchtbarkeit gegeben. Die Behauptung, die Corona-Schutzimpfung löse Unfruchtbarkeit aus, sei daher falsch.

In Zulassungsstudien vergessen: Einfluss auf Fruchtbarkeit

Da in den klinischen (!) Zulassungsstudien der Corona-Impfstoffe mögliche Einflüsse auf die Fortpflanzungsfähigkeit gar nicht überprüft wurden, bezieht sich die Bundeszentrale beim oben Gesagten vermutlich nur auf die präklinische Phase (und damit nur auf Tierversuche), in der es – so die Bundeszentrale – bei den COVID-19-Impfstoffen keine Hinweise auf direkte oder indirekte schädliche Wirkungen im Hinblick auf die Fruchtbarkeit gegeben habe.

Erste Studie: Impfung schadet der Fruchtbarkeit nicht

Als weiterer Beleg werden im Allgemeinen Studienergebnisse aus den USA angeführt ( 2 ), die allerdings erst im Juni 2021 veröffentlicht worden waren und aus einer Zeit stammten, als die Impfstoffe (Moderna und BioNTech) bereits zugelassen waren und verimpft wurden. Die Studie der University of Miami zeigte glücklicherweise keinen negativen Einfluss der Impfung auf die Fruchtbarkeit der Teilnehmer.

Man hatte in der Studie je zwei Samenproben von 45 gesunden Männern im Alter von 18 bis 50 Jahren untersucht, wobei eine der beiden Samenproben von vor der Impfung stammte, die andere durchschnittlich von 70 Tagen nach der zweiten Impfung. 70 Tage deshalb, weil es in etwa so lange dauert, bis aus einer Keimzelle eine Samenzelle entstanden ist. Würde die Impfung die Spermienbildung beeinflussen, könne man es nach diesem Zeitraum am besten sehen – so wird erklärt.

Spermawerte bessern sich nach Impfung: Wie kann das sein?

Untersucht hatte man drei Parameter: das Spermavolumen, die Spermienkonzentration und die Gesamtzahl beweglicher Spermien. Alle Werte blieben in bester Ordnung, sogar bei jenen Männern, die zuvor ein eher schlechtes Spermiogramm hatten.

Nicht nur das, bei etlichen der Männer verbesserten sich die Werte sogar – allerdings nicht signifikant, so dass man die teilweise gestiegenen Parameter damit erklärte, dass sie im Rahmen der individuell üblichen Schwankungen liegen würden. Auch war die Zeit der Abstinenz vor der zweiten Probe länger, so dass auch dies zu den besseren Werten der zweiten Probe beigetragen haben könnte.

Mängel der Studie

Die Teilnehmerzahl war jedoch mit 45 Personen sehr gering, worauf auch die Forscher selbst hinweisen (wobei sie der Meinung sind, dass eine höhere Zahl das Ergebnis nicht verändert hätte). Meist werden Studien mit derart niedrigen Teilnehmerzahlen als nicht aussagekräftig und als nicht repräsentativ bezeichnet – zumal es auch keine ungeimpfte Kontrollgruppe gab.

Allerdings hatten die Wissenschaftler ihr Ergebnis auch genau so erwartet. Sie schrieben:

„Da die Impfstoffe mRNA enthalten und nicht das lebende Virus, ist es unwahrscheinlich, dass die Impfung die Spermienparameter beeinträchtigen wird.“

Die Wissenschaftler gingen also nicht ohne Vorbehalt an die Studie heran und könnten damit das Versuchsergebnis beeinflusst haben.

Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom sog. Pygmalion-Effekt (wenn z. B. Wissenschaftler durch eine bestimmte Erwartungshaltung Studienergebnisse ihren Erwartungen gemäss beeinflussen) ( 3 ). Ob dies hier tatsächlich der Fall war, lässt sich natürlich nicht belegen oder überprüfen.

Auch Covid-19 kann der Fruchtbarkeit schaden

Interessant ist jedoch, dass dieselbe Forschergruppe sich auch als die erste bezeichnet ( 5 ), die in einer früheren Studie (Januar 2021) ( 4 ) gezeigt hatte, dass eine Covid-19-Infektion die männliche Fruchtbarkeit beeinträchtigen könne. Diese Studie aber hatte noch weniger Teilnehmer.

Studie mit nur 10 Teilnehmern

Die Wissenschaftler hatten die Hoden von lediglich 6 an Covid-19 verstorbenen Männern untersucht (als Kontrollgruppe dienten 3 Tote, die an einer anderen Ursache verstorben waren). Bei dreien der Covid-Opfer war die Spermienfunktion beeinträchtigt, aber nur bei einem unter ihnen zeigten sich im Hodengewebe Hinweise auf (corona-ähnliche spikehaltige) Viren und entsprechende Entzündungsprozesse. Dabei handelte es sich aber auch um den einzigen der 6 Männer, der übergewichtig war – und Übergewicht gilt nicht nur als Risikofaktor für schwere Covid-Verläufe, sondern auch für eine schlechtere Spermienqualität ( 7 ).

Zusätzlich lag den Forschern 1 Hodengewebeprobe eines lebenden Mannes vor, der bereits eine Covid-Infektion hinter sich hatte, also schon ein negatives Corona-Testergebnis hatte und auch keine Symptome mehr zeigte. Er liess sich unabhängig davon aufgrund von Unfruchtbarkeit untersuchen. Bei ihm fand man ebenfalls corona-ähnliche spikehaltige Viren, so dass man dies als Grund für seine eingeschränkte Fruchtbarkeit vermutete.

Auch von manchen anderen Viren weiss man (z. B. Mumpsviren), dass diese in das Hodengewebe eindringen und dort zu Entzündungen und einer reduzierten Spermienbildung führen können.

Neue Studie: Spermienqualität verschlechtert sich erst

In einer israelischen Studie, die im Juni 2022 im Fachjournal Andrology erschien, zeigte sich hingegen zunächst eine Verschlechterung der Spermienqualität nach der mRNA-Impfung von BioNTech ( 6 ). Die Wissenschaftler kritisieren an der oben vorgestellten Studie vom Juni 2021 (2), dass man seinerzeit nur je eine Samenprobe vor und nach der Impfung untersucht hatte und die Untersuchung auch nur kurzfristig erfolgte (schon 70 Tage nach der zweiten Impfung). All das wollte man in der eigenen Studie nun besser machen:

Auch hier gab es nur eine kleine Teilnehmerzahl – und zwar 37 Samenspender. Ab dem 7. Tag nach der 2. Impfung galt der Impfschutz als vollständig. Die Studie wurde nun in vier Phasen eingeteilt. Von jedem Samenspender lagen aus jeder Phase 1 bis 3 Samenproben vor, also insgesamt 4 bis 12 Proben pro Samenspender:

  1. Phase 0: Vor der Impfung
  2. Phase 1: 15 – 45 Tage nach Erreichen des vollständigen Impfschutzes
  3. Phase 2: 75 – 125 Tage nach Erreichen des vollständigen Impfschutzes
  4. Phase 3: mehr als 145 Tage nach Erreichen des vollständigen Impfschutzes

Spermienqualität erholt sich nach 5 Monaten wieder

In Phase 2 stellte man eine Abnahme der Spermienkonzentration um 15,4 Prozent fest, was zu einer Verringerung der Gesamtzahl der beweglichen Samenzellen um 22,1 Prozent führte (im Vergleich zu Phase 0). In Phase 3 hatten sich die Werte aber wieder erholt (mehr als 145 Tage = 5 Monate nach der 2. Impfung).

Die Impfung scheint also die Spermien im oder bis zum dritten Monat nach der 2. Impfung durchaus zu beeinträchtigen. Danach können sich die Spermien wieder erholen.

Als vollständig geimpft gilt man in Deutschland laut dem aktuellen Infektionsschutzgesetz ( 8 ), wenn man insgesamt drei Einzelimpfungen erhalten hat. Zwischen der 1. und der 2. Impfung liegen 3 bis 4 Wochen. Die letzte Impfung wird mindestens drei Monate nach der zweiten Impfung gegeben. (Anders ist es, wenn man auch eine Infektion hatte, dann genügen u. U. auch nur 2 Impfungen, um als vollständig geimpft zu gelten.)

Bei 3 Impfungen: 11 Monate eingeschränkt fruchtbar?

Nun wurde aber bisher nicht untersucht, wie es sich bei 3 Impfungen verhält. Beim Impfschema mit 3 Impfungen können sich die Spermien jedoch nach der 2. Impfung möglicherweise nicht erholen, weil gerade in jener Phase, in der die Werte des Spermiogramms am schlechtesten sind, die 3. Impfung gegeben wird.

Sollte es sich nach der 3. Impfung genauso verhalten, wie in obiger Studie nach der 2. Impfung beobachtet wurde, dass sich die Spermien also nach 5 Monaten wieder erholt haben, dann könnte es sein, dass Ihre Fruchtbarkeit ab der 1. Impfung ein knappes Jahr (11 Monate lang) beeinträchtigt ist – natürlich umso länger, je öfter Sie sich boostern lassen. Bei nur 2 Impfungen wären es 6 Monate, wenn die obigen Studienergebnisse bei Ihnen zutreffen.

Covid-19-Prävention ist wichtig

Sollten Sie jedoch auch an Covid-19 erkrankt gewesen sein, dann kann auch die Infektion – wie oben erklärt – die Zeugungsfähigkeit reduzieren. Falls Sie also mitten in der Familienplanung stecken, berücksichtigen Sie diese Informationen und kümmern sich auch darum, eine Infektion bzw. einen schweren Verlauf bestmöglich zu vermeiden. Wie Sie dabei aus ganzheitlicher und naturheilkundlicher Sicht vorgehen können, erklären wir hier: Covid-19-Prävention: Ist Impfen die einzige Möglichkeit

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.