Zentrum der Gesundheit
  • Der Alterungsprozess findet im Kopf statt
10 min

Hypothalamus: Der verborgene Dirigent des Alterungsprozesses

Viele Menschen haben Angst vor dem Altwerden, denn sie verbinden damit eine Reihe körperlicher Beeinträchtigungen und optischer Veränderungen, mit denen sie sich nur schwer abfinden können. Es ist allseits bekannt, dass eine ungünstige Ernährungs- und Lebensweise ebenso wie auch spezielle Erbanlagen zu einem beschleunigten Alterungsprozess beitragen. Doch nun haben wissenschaftliche Studien noch einen weiteren Faktor ausfindig gemacht. Es ist ein kleiner Bereich im Gehirn - der Hypothalamus. Er entscheidet, ob wir alt werden oder jung bleiben.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 05 Februar 2024

Kostenlosen Newsletter abonnieren

Mit Ihrer Anmeldung erlauben Sie die regelmässige Zusendung des Newsletters und akzeptieren die Bestimmungen zum Datenschutz.

Der Hypothalamus – Ursprung des Alterungsprozesses?

Während die Suche nach der Quelle der ewigen Jugend unaufhaltsam weiter geht, haben Forscher jetzt in einer Studie wenigstens schon einmal die Quelle des Alterns entdeckt: Es ist der Hypothalamus, ein mandelkerngrosser Bereich im Gehirn, der über Hormone und Botenstoffe nahezu jede Körperfunktion beeinflusst, sei es das Wachstum, die Fortpflanzung oder den Stoffwechsel. Kein Wunder, wenn der Hypothalamus jetzt offenbar auch den Alterungsprozess steuern soll.

Diese neue Erkenntnis öffnet jetzt natürlich den Weg für ganz neue Strategien, um altersbedingte Krankheiten zu bekämpfen oder auch einfach um die Lebensspanne zu verlängern. Bis diese Strategien jedoch marktreif sind, werden noch Jahrzehnte vergehen. Wir verraten Ihnen, wie Sie inzwischen selbst den Alterungsprozess verzögern und Mr. Hypothalamus in seine Schranken weisen können.

Quell der ewigen Jugend

Die Wissenschaft habe sich schon immer gefragt, ob der Alterungsprozess tatsächlich völlig losgelöst von irgendeiner Kontrollinstanz verlaufe oder ob das Altern vielleicht doch eher aktiv von einem bestimmten Organ im Körper gesteuert werde – erzählt Dr. Dongsheng Cai, Professor für Molekular-Pharmakologie am Albert Einstein College of Medicine in New York. Dr. Cais aktuelle Studie brachte jetzt erste diesbezügliche Ergebnisse. Jetzt sei klar, dass viele Aspekte des Alterungsprozesses vom Hypothalamus kontrolliert werden, so Dr. Cai. Besonders spannend sei die Möglichkeit (zumindest bei Mäusen), den Alterungsprozess zu verlangsamen und damit das Leben verlängern zu können.

Entzündungsprozesse lassen schneller altern

„Wenn Menschen altern“, erklärt Dr. Cai, „kann man im Gewebe entzündliche Vorgänge beobachten. Entzündungsprozesse aber sind ebenfalls an der Entstehung verschiedener altersbedingter Krankheiten beteiligt. Dazu gehören beispielsweise Herzkreislauferkrankungen, neurologische Erkrankungen, verschiedene Arten von Krebs sowie das metabolische Syndrom.

Das metabolische Syndrom beschreibt verschiedene Symptome, die sich meist aus ungünstigen Ernährungsgewohnheiten, Bewegungsmangel und Stress entwickeln:

  1. Übergewicht
  2. hohe Blutfettspiegel (Triglyceride und Cholesterin)
  3. Bluthochdruck
  4. Insulinresistenz und erhöhte Blutzuckerwerte (Diabetesvorstufe)
  5. erhöhte Harnsäurewerte

Entzündungen entstehen im Gehirn

In den letzten Jahren nun konnten Dr. Cai und seine Kollegen zeigen, dass entzündliche Prozesse ihren Ursprung offensichtlich im Hypothalamus haben, also direkt im Gehirn. Wie aber macht das der Hypothalamus?

Der Hypothalamus kann verschiedene Substanzen aktivieren, die wiederum besagte Entzündungsprozesse einleiten. Eine dieser Substanzen ist der sog. NF-κB (Nuclear Factor kappa-light-chain-enhancer of activated B cells)- ein körpereigener Proteinkomplex mit vielen verschiedenen Aufgaben im Körper.

Prof. Cai erklärt:

„An Entzündungsprozessen sind Hunderte von Molekülen beteiligt, NF-κB aber ist jener, der in der Kontrollzentrale der Entzündung ganz vorn sitzt.“

NF-κB gibt all den Entzündungsbotenstoffen sozusagen ein Startzeichen, damit diese loslegen mögen und bringt auf diese Weise die Entzündung erst ins Rollen. Man spricht dann vom sog. NF-κB–Signalweg.

In besagter Studie nun (Hypothalamus and Aging) zeigten Prof. Cai und sein Team, dass die Aktivierung dieses NF-κB-Signalweges im Hypothalamus ganz auffallend den Alterungsprozess beschleunigen kann – zumindest bei Mäusen.

„Die Mäuse erlebten ein Schwinden ihrer Muskelkraft, sie nahmen an Körpergrösse ab, ihre Haut veränderte sich und es fiel ihnen schwerer zu lernen. Sie zeigten also eindeutige Anzeichen eines einsetzenden Alterungsprozesses“, erklärte Prof. Cai und fügte hinzu: „Die Aktivierung des NF-κB-Signalweges förderte die Alterung des gesamten Organismus und verkürzte die Lebensspanne.“

Lesen Sie auch: Entzündungshemmende Ernährung

Die Lebenserwartung kann deutlich erhöht werden

Wird nun jedoch der NF-κB-Signalweg im Hypothalamus nicht aktiviert, sondern im Gegenteil blockiert, dann alterten die Mäuse langsamer. Ja, ihre durchschnittliche Lebensspanne nahm sogar – im Vergleich zur Kontrollgruppe – um 20 Prozent zu.

Zellstress macht alt und krank

Die Aktivierung des NF-κB Proteins ist also nicht ungefährlich. Dadurch können Entzündungsprozesse ausgelöst werden, und zwar ohne dass eine Infektion seitens eines Erregers (Bakterium, Virus etc.) vorliegen würde.

Einige aus dieser Aktivierung entstandenen entzündlichen Botenstoffe sind wiederum in der Lage, das NF-κB erneut zu aktivieren, so dass die bereits vorhandene Entzündung noch verstärkt wird. Ja, im Grunde wird die Aktivität des NF-κB ausserdem durch verschiedenste Formen von Zellstress beschleunigt. Zellstress aber hat eine vermehrte Bildung freier Radikale zur Folge, die – einem Teufelskreis gleich – die Aktivierung des NF-κB weiter vorantreiben.

Als Folge dieser unseligen Verkettung können verschiedene Autoimmunerkrankungen, rheumatische Erkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen sowie degenerative Erkrankungen wie Muskel-, Knochen- und Gedächtnisschwund ausgelöst werden.

Konzentrieren Sie sich daher auf sämtliche Massnahmen, die Zellstress (oxidativen Stress) und damit Entzündungsprozesse verhindern können, was leicht durchführbar ist, wie Sie im Folgenden sehen:

1. Zellstress meiden

Die erste Anti-Aging-Empfehlung lautet daher: Meiden Sie möglichst viele der Zellstress auslösenden Faktoren. Zu diesen schädlichen Einflüssen zählen

  1. mit Toxinen belastete Lebensmittel,
  2. industriell verarbeitete Lebensmittel,
  3. Nikotin,
  4. Alkohol und andere Drogen,
  5. radioaktive und elektromagnetische Strahlung,
  6. Schlafmangel,
  7. Dauerstress und psychische Probleme.

Dies alles erzeugt Zellstress, der automatisch die Entstehung freier Radikale auslöst. Diese wiederum setzen Prozesse in Gang, die chronische Entzündungen in uns entstehen lassen, uns krank machen und schliesslich schnell altern lassen. Geben Sie Ihrem Körper daher das, was er zur Abwehr dieser zerstörerischen freien Radikale benötigt – wie Punkt 2 erklärt:

2. Antioxidantienversorgung optimieren

Versorgen Sie Ihren Organismus mit den Widersachern von Zellstress, den Feinden der freien Radikale – nämlich mit Antioxidantien – und blockieren Sie auf diese Weise die Entstehung chronischer Entzündungsprozesse gleich im Vorfeld.

Antioxidantien in Lebensmitteln

Folgende Lebensmittel sind besonders reich an Antioxidantien. Integrieren Sie diese daher täglich in Ihren Speiseplan: Früchte, Gemüse, Salate, frische Kräuter und Wildpflanzen, Sprossen, Ölsaaten und Nüsse.

Antioxidantien in Nahrungsergänzungen

Zusätzlich ist es sinnvoll, konzentrierte Antioxidantien in Form von hochwertigen und natürlichen Nahrungsergänzungsmitteln einzunehmen:

  1. Astaxanthin ist eines der stärksten und vielseitigsten Antioxidantien, das dem Körper Kraft, Stärke und Ausdauer verleiht, die Zellen schützt und entzündlichen Prozessen entgegen wirkt.
  2. Curcumin hemmt nachweislich die NF-kB- Aktivität und wirkt daher auch so erfolgreich bei chronisch entzündlichen Erkrankungen wie z. B. Arthritis – wie sich beispielsweise in dieser Studie nachweisen liess.
  3. Glutathion ist ein starkes körpereigenes Antioxidans, das tatkräftig gegen entzündliche Prozesse vorgeht, wie u. a. eine weitere Studie zeigt. Nahrungsergänzungsmittel mit Glutathion unterstützen den Organismus, wenn dieser selbst nicht ausreichend Glutathion herstellt, er infektanfällig ist oder unter chronisch entzündlichen Erkrankungen leidet. Neben seiner stark antioxidativen Wirkung ist Glutathion ferner in der Lage, Vitamin C, das bereits ein freies Radikal inaktiviert hat und in dessen Folge selbst inaktiv wird, wieder in seine aktive Form zurück zu verwandeln, so dass es weiterhin den Kampf gegen die freien Radikale aufnehmen kann.
  4. OPC ist ebenfalls ein sehr starkes Antioxidans, das über diese Eigenschaft hinaus die antioxidative Kraft vorhandener Vitamine (C oder E) verstärkt. Da OPC ausserdem als Anti-Aging-Geheimrezept insbesondere für die Haut gilt, passt OPC sehr gut in jedes naturheilkundliche Programm, das die Alterung verzögern soll. OPC repariert nämlich gemeinsam mit Vitamin C das Kollagen in der Haut und sorgt auf diese Weise für eine elastische, zarte Haut voller Spannkraft.

3. Vitamin D hemmt die NF-kB Aktivität

Vitamin D und Cortisol (körpereigenes Cortison) sind zwei ausserordentlich wichtige Co-Faktoren, die die Hemmung des NF-kB unterstützen und so mit dazu beitragen, dass die durch dessen Aktivierung entstandenen Auswirkungen auf den Körper wieder abklingen können.

Wie wichtig besonders das Vitamin D in diesem Zusammenhang ist, zeigt sich auch darin, dass der Körper bei Aktivierung des NF-kB gleichzeitig ein Vitamin D aktivierendes Enzym mobilisiert. Damit aber in dieser Situation überhaupt ausreichend Vitamin D aktiviert werden kann, muss natürlich auch genügend zu aktivierendes Vitamin D im Körper vorhanden sein. Daher ist ein ausreichender Vorrat an Vitamin D zum Schutz vor einer übermässigen NF-kB-Aktivierung unerlässlich.

Das Vitamin D zeigt generell eine entzündungshemmende Wirkung, denn es ist im der Lage, die Produktion entzündungsauslösender Botenstoffe zu hemmen und sie in ihrer Wirkung deutlich abzuschwächen. Aber auch diese äusserst wichtige Eigenschaft setzt einen ausreichend gefüllten Vitamin D-Speicher voraus – was in mitteleuropäischen Breiten leider selten der Fall ist, da die meisten Menschen unter einem chronischen Vitamin-D-Mangel leiden.

Hier finden Sie alle Informationen, die Sie benötigen, um Ihren Vitamin-D-Spiegel zu optimieren: 15 Tipps zur richtigen Einnahme von Vitamin D

Wenn Sie lieber Videos zu diesem Thema ansehen, finden Sie hier unsere beiden Vitamin-D-Videos. Im ersten Teil besprechen wir, wie man den Vitamin-D-Spiegel messen lässt:

Im 2. Teil geht es darum, wie man die individuell erforderliche Vitamin-D-Dosis berechnet:

Cortison-Therapie behebt nicht die Ursache der Entzündung

Häufig wird bei chronischen Entzündungsprozessen in der Schulmedizin synthetisches Cortison eingesetzt, das ja auch tatsächlich entzündungshemmend wirkt. Dennoch ist die Einnahme von Cortison nicht die Lösung des Problems.

Synthetisches Cortison führt dazu, dass die körpereigene Cortisol-Produktion erheblich reduziert wird. Das synthetische Cortison unterdrückt zwar die mit der Entzündung einhergehenden Symptome, kann den Körper jedoch nicht heilen, da die Ursache der Entzündung – oxidativer Zellstress in Verbindung mit Antioxidantienmangel – nicht berücksichtigt wird.

Zudem hat die langfristige Einnahme von Cortison gravierende Nebenwirkungen:

  1. Schleimhäute und die Haut werden mit der Zeit immer dünner
  2. viele Patienten schwemmen vor allem im Gesicht stark auf (Vollmondgesicht) und werden übergewichtig
  3. Blutzuckerspiegel steigt, Diabetes kann entstehen
  4. Osteoporose

Diese Liste ist dabei noch lange nicht vollständig! Es gibt also noch viele weitere Nebenwirkungen bei der Cortisontherapie.

Eine nur selten erwähnte Nebenwirkung, die aber von den Betroffenen als besonders quälend empfunden wird, ist der Libido- und Potenzverlust unter Cortisontherapien, die dann noch zusätzlich zu den übrigen alterstypischen Gesundheitsproblemen den Sex im Alter zu einer immer grösseren Herausforderung werden lassen.

Wie Sie die Nebenwirkungen von Cortison lindern können, lesen Sie im ersten Cortison-Link dieses Abschnittes ein bisschen weiter oben.

4. Gesunde Lebensweise – Werden Sie jetzt aktiv!

Abgesehen von den drei oben genannten konkreten entzündungshemmenden Massnahmen (Zellstress meiden, Antioxidantienversorgung optimieren und Vitamin D3), sorgt eine insgesamt gesunde Lebensweise dafür, dass Sie alle drei Ziele noch leichter erreichen:

  1. Achten Sie auf eine gesunde Ernährung. Essen Sie möglichst kleine Portionen und achten Sie beim Kauf Ihrer Lebensmittel stets auf eine gute Qualität. Verzichten Sie auf Fertigprodukte. Die Pestizide in Lebensmitteln aus konventionellem Anbau erzeugen ebenso grosse Mengen freier Radikale in Ihrem Körper wie die chemischen Zusätze in Fertigprodukten.
  2. Nehmen Sie Ihre letzte Mahlzeit spätestens um 19 Uhr zu sich. Testen Sie, ob das Intervallfasten etwas für Sie ist!
  3. Trinken Sie über den Tag verteilt reichlich Wasser, denn das schützt Ihre Zellen davor, auszutrocknen und hilft Ihrem Körper dabei, Säuren und Toxine über den Urin auszuscheiden. Ein Wassermangel im Körper macht generell alt und krank.
  4. Geniessen Sie so oft wie möglich ein kurzes Sonnenbad (je nach Jahreszeit, Sonnenstand, Ort und Hauttyp). Mit Hilfe des Sonnenlichts bildet Ihr Körper das wichtige Vitamin D (siehe oben). An sonnenfreien Tagen und im Winter (auf der Nordhalbkugel von Oktober bis März) sollten Sie das Vitamin D als Nahrungsergänzung zu sich nehmen.
  5. Treiben Sie regelmässig Sport! Bewegen Sie sich am besten täglich. Wenn Sie nicht der Fitnessstudio-Typ sind und sich auch nicht so gut selbst motivieren können, nutzen Sie motivierende Programme im Internet!
  6. Fordern Sie Ihr Gehirn so oft wie möglich. Regelmässiges Gehirnjogging hält Sie geistig jung.
  7. Meiden Sie Menschen und Situationen, die Sie stressen. Gelingt dies nicht in ausreichendem Masse, versuchen Sie mit einer veränderten Einstellung zu den Personen oder Situationen (z. B. mit Hilfe von The Work nach Byron Katie), generell gelassener zu reagieren, denn Stress, Ärger und Sorgen machen alt und krank. Vielleicht helfen Ihnen auch unsere 14 Schritte zum Glücklichsein weiter!
  8. Sorgen Sie für einen ausreichend langen und erholsamen Schlaf.
  9. Ein ausgeglichenes Familien- und Liebesleben trägt ebenfalls sehr zur Verlangsamung des Alterungsprozesses bei.
  10. Gönnen Sie sich hin und wieder eine Auszeit und geniessen Sie die Dinge, die Ihnen Freude bereiten.

Lesen Sie auch: Wer gesund lebt, wird älter

🌟 Bewerten Sie unsere Arbeit 🌟

Auf unserem Portal Zentrum der Gesundheit haben wir mittlerweile mehr als 2700 Artikel zu zahlreichen Themen rund um Gesundheit, Ernährung und Naturheilkunde veröffentlicht. Wenn Sie Zeit und Lust haben, freuen wir uns über Ihre Bewertung unseres Portals bei Trustpilot.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.