Heilpflanze oder Giftpflanze?
Schon in der Antike wusste man um die oftmals tödliche Wirkung gewisser Pflanzen. So wurde der griechische Philosoph Sokrates mit einem Trank aus hochgiftigem Schierling (Conium maculatum), dem berühmten Schierlingsbecher, hingerichtet.
Und auch Kaiser Claudius tat seinen letzten Atemzug dank einer rein pflanzlichen Vergiftung. Seine Frau Agrippina soll ihm den tödlichen Eisenhut (Aconitum napellus) ins Essen gemischt haben.
Inzwischen sind die Inhaltsstoffe und Wirkweisen vieler solcher Giftpflanzen so gut erforscht, dass man sie – in der richtigen Dosierung – zum Heilen einsetzen kann. Gerade die beiden oben genannten Pflanzen zählen zu wichtigen homöopathischen Arzneimitteln.
Auch viele in der Schulmedizin eingesetzten Medikamente entstammen ursprünglich hochgiftigen Pflanzen. Manche Herzmedikamente enthalten beispielsweise die Wirkstoffe des Maiglöckchens (Convallaria majalis) oder des Fingerhuts (Digitalis purpurea), was Sie in unserem Artikel über Herzrhythmusstörungen genauer nachlesen können.
Auch die Krebstherapie profitiert von der Giftigkeit gewisser Heilpflanzen. So werden seit den 90er Jahren Chemotherapeutika der Gruppe Taxane bei Brustkrebs eingesetzt. Diese giftigen Taxanverbindungen finden sich in der Rinde der kalifornischen Eibe (Taxus brevifolia) wieder. Und auch aus der europäischen Eibe (Taxus baccata) konnte man Inhaltsstoffe isolieren und diese bei Brust-, Eierstock-, Bronchial- und Prostatakrebs einsetzen.
Die Mistel ist ebenfalls eine Giftpflanze, wenn auch nur eine schwach giftige. Erst kürzlich wurde in einer Studie belegt, dass die sonst eher bei Brustkrebs bekannte Misteltherapie auch bei fortgeschrittenem Krebs der Bauchspeicheldrüse als wirksame Zweitlinientherapie Erfolge zeigen kann.
Während jedoch die Schulmedizin wohldosiert die tatsächlichen Giftstoffe nutzt, finden viele der nachfolgend vorgestellten Giftpflanzen besonders in der Homöopathie Verwendung. Durch die homöopathische Aufbereitung verlieren sie ihre Toxizität. Eingesetzt werden sollten sie jedoch nur nach Rücksprache mit einem Homöopathen, damit auch tatsächlich das individuell richtige Mittel gewählt wird. Lesen Sie hier unseren Hauptartikel zur Homöopathie: Homöopathie: Wirkt sie?
Hinweis: Da wir wegen unserer Beiträge zur Homöopathie immer wieder von den schulmedizinisch orientierten sog. Faktencheckern kritisiert werden, hier der von dort gewünschte Hinweis: Aus Sicht der evidenzbasierten Medizin gibt es keine Belege für die Wirksamkeit der Homöopathie.
Keine Eigenexperimente mit Giftpflanzen!
Natürlich dürfen Sie aus Giftpflanzen niemals Tees, Tinkturen oder sonstige Präparate herstellen. Zu gering ist oftmals der Übergang zwischen Heil- und Giftwirkung, so dass die Gefahr gross wäre, mehr Schaden als Nutzen anzurichten und sich im Extremfall selbst über den Jordan zu befördern. Greifen Sie daher bei Giftpflanzen in jedem Fall auf eines der vielen erhältlichen Fertigpräparate zurück. Starten wir mit den Pflanzen aus der bekanntesten Giftpflanzenkategorie: Den Nachtschattengewächsen.
Nachtschattengewächse: Manche sind essbar, andere giftig
Die Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) umfasst ungefähr 2.500 Arten, von denen die meisten mehr oder weniger giftig sind. Ursprünglich in Mittel- und Südamerika beheimatet, wachsen sie inzwischen auch in unseren Breitengraden.
Die bekanntesten Vertreter der Nachtschattengewächse finden sich im Nutzpflanzensektor, nämlich die Tomate und die Kartoffel. Auch diese beiden Gemüsesorten enthalten leicht giftige Substanzen (Solanin) – aber nur in den grünen Anteilen. Meiden Sie deshalb unreife Tomaten und entfernen Sie die grünen Stielansätze. Das Gleiche gilt für die grünen Schalen und Keimansätze der Kartoffel.
Solanin löst sich in heissem Wasser, weshalb Sie auch das Kartoffelkochwasser lieber weg schütten und nicht anderweitig verwenden sollten. Wie gesund Tomate und Kartoffel (ohne Grünanteile) natürlich dennoch sind, haben wir hier beschrieben: Tomaten sind gesund und schützen unsere Haut und hier: Die Kartoffel: Basisch und gesund
Nichtsdestotrotz gibt es etliche Nachtschattengewächse, die hochgiftig sind und sich - nicht einmal mit Einschränkungen - keinesfalls als Lebensmittel eignen, z. B. der Schwarze Nachtschatten (Solanum nigrum), das Bilsenkraut (Hyoscyamus), der Stechapfel (Datura) oder die Tollkirsche (Atropa). Eine Vergiftung dieser Nachtschattengewächse kann sich in einer Austrocknung der Schleimhäute, scharlachroter Haut, geweiteten Pupillen bis hin zu Herzrhythmusstörungen und Atemlähmung äussern. Sie können also in der entsprechenden Dosis – die gar nicht so gross sein muss – tödlich sein.
Nachtschattengewächse für Hexen und Schamanen
Einige Nachtschattengewächse gehören überdies zu den psychoaktiven Pflanzen. Das heisst, sie wirken halluzinogen, beeinflussen also den Bewusstseinszustand und die Psyche. Auch Schamanen und Magier wussten schon um diese berauschende Wirkung und stellten daraus Räucherpulver her, um sich sodann leichter in Trance zu versetzen.
Hexen hingegen rührten sich aus psychoaktiven Pflanzen ihre sog. "Flugsalbe", die ihnen beim Flug auf dem Besen half bzw. sie in andere Bewusstseinszustände übergehen liess. In der "Flugsalbe" wurden gleich mehrere hochkarätige Giftpflanzen verarbeitet. Neben den Nachtschattengewächsen Tollkirsche, Bilsenkraut und Schwarzer Nachtschatten kamen darin auch der Gefleckte Schierling (s. o. Stichwort Sokrates), die Nieswurz und der Eisenhut zum Einsatz.
Letzterer ist so giftig, das von ihm bereits etwa 1 bis 2 g genügen, um das Zeitliche zu segnen, während die Henkersmahlzeit aus der Tollkirsche immerhin 12 Beeren umfassen kann, bevor es ernst wird (insbesondere für Kinder).
Tollkirsche (Atropa belladonna)
Angeblich stammt der Name "Atropa" aus dem altgriechischen Mythos über die drei Schicksalsgöttinnen Klotho, Lachesis und Atropos: Klotho spinnt den Lebensfaden, Lachesis teilt das Lebenslos zu und Atropos (griechisch "Unbarmherzige") schneidet schliesslich den Lebensfaden wieder ab, nämlich dann, wenn sie entscheidet, dass das letzte Stündlein geschlagen hat.
Tollkirsche wird diese Pflanze bei uns genannt, da die germanischen Stämme um die stark erregende und zu Tobsuchtsanfällen führende Wirkung der Pflanze wussten und sich durch einen Trank aus der Tollkirsche für den Kampf aufputschten. Giftig sind alle Teile der Tollkirsche, interessanterweise aber nicht für alle Lebewesen. Schafe und Ziegen sowie viele Singvögel können sich vergnüglich daran ergötzen, ohne auch nur die geringsten Vergiftungserscheinungen zu verspüren.
Die Tollkirsche in der Schulmedizin
Die Wirkstoffe der Tollkirsche – insbesondere das Alkaloid Atropin – sind heute bestens pharmakologisch untersucht. So erzeugt Atropin eine muskelerschlaffende und krampflösende Wirkung der Eingeweide und kann daher bei kolikartigen Schmerzen in Darm, Magen, Niere oder Galle helfen.
Ausserdem werden Spasmen (Krämpfe) der Bronchien beseitigt, wodurch die Beschwerden bei Asthma gelindert werden können. Allerdings sollen mögliche Schäden den Nutzen überwiegen, so dass Atropin für diese Zwecke heute nicht mehr empfohlen wird.
In der Augenheilkunde macht man sich das Atropin nach wie vor zunutze. Wird Atropin zu diagnostischen Zwecken ins Auge geträufelt, erweitert sich die Pupille und der Augenhintergrund kann leichter beleuchtet werden.
Durch innerlich angewendetes Atropin erhöht sich der Herzschlag. In der Notfallmedizin wird Atropin daher kurzfristig verabreicht, wenn Menschen an Bradykardie leiden (zu langsamem Herzschlag).
Für naturheilkundlich Interessierte hingegen sehr viel interessanter sind homöopathische Zubereitungen, die im Falle der Tollkirsche in der Hausapotheke einen wichtigen Platz einnehmen können.
Die Tollkirsche in der Homöopathie: Belladonna gegen Schmerzen
Homöopathische Zubereitungen aus der Tollkirsche tragen die Bezeichnung Belladonna. Belladonna kann im Akutfall immer dann zum Einsatz kommen, wenn plötzlich Schmerzen (auch krampfartig), Entzündungen und/oder Fieber auftreten.
Daher wird das Mittel oft bei hochfieberhaften Zuständen, bei Migräne-Attacken und akuten Koliken empfohlen. Kindern verordnen Homöopathen Belladonna beispielsweise bei Mittelohrentzündungen oder auch bei Beschwerden während des Zahnens (Schmerzen beim Zahnen lindern).
Stechapfel (Datura stramonium)
In ganz Europa findet sich der Stechapfel häufig auf Schutthalden, an Wegrändern oder in Gärten und auf Feldern wieder. Der Stechapfel ist ähnlich giftig wie die Tollkirsche. In Überdosen – die schnell erreicht sind – kann er zu Krämpfen und Krampfanfällen bis hin zum Tode führen.
Der Stechapfel in der Schulmedizin
Der hauptsächliche Wirkstoff des Stechapfels ist das Scopolamin, das schulmedizinisch in Präparaten gegen Übelkeit, Erbrechen und Schwindel, z. B. im Zusammenhang mit Seekrankheit und Reiseübelkeit eingesetzt wird. Es handelt sich heute jedoch nur noch um Pflaster, die mit dem Wirkstoff versehen sind und vor der Reise auf die Haut hinter dem Ohr geklebt werden können.
In einer amerikanischen Studie konnten Mediziner ausserdem einen antidepressiven Effekt des Scopalamins nachweisen – jedoch nur, wenn es richtig dosiert wird, was nicht ganz einfach ist. Denn abgesehen davon, dass die meisten Patienten schon bei niedrigen Dosen über Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit und leichte Sehstörungen klagten, führt eine unkontrollierte Einnahme des Stechapfels geradewegs ins Gegenteil: Der/Die Betroffene verfällt in Zustände der Verwirrung, wütet, schlägt um sich, zerstört Gegenstände, hält obszöne Reden und bricht in Streitlust aus.
Aufgrund dieser Wirkung gilt der Stechapfel in der Homöopathie (Gleiches mit Gleichem heilen) zum idealen Mittel für hyperaktive Kinder – natürlich nur in homöopathischer Aufbereitung!
Der Stechapfel in der Homöopathie: Stramonium für hyperaktive Kinder
Stramonium gilt in der Homöopathie als passend zu Menschen, insbesondere zu Kindern, die urplötzlich mit Wutausbrüchen agieren, in blinder Wut Dinge zerstören, beissen oder gar spucken und um sich treten. Gleichzeitig haben Stramonium-Menschen Angst vor der Dunkelheit und können nur dann schlafen, wenn Licht im Zimmer brennt.
Daher wird Stramonium häufig hyperaktiven Kindern gegeben. Auch bei manischen Zuständen, Halluzinationen, Delirien oder Krampfanfällen wird der Stechapfel homöopathisch verabreicht, besonders dann, wenn diese Zustände mit Angstattacken verbunden sind.
Bilsenkraut (Hyoscyamus niger): Glättet Narben
Schweinsbohne nannte ein griechischer Arzt das Bilsenkraut, weil die Pflanze anscheinend keinerlei Giftwirkung auf Schweine besitzt, für ein Kind jedoch schon 10 bis 12 Samen genügen, um den Tod herbeizuführen. Die Vergiftungserscheinungen ähneln denen der Tollkirsche und des Stechapfels.
Trotz seiner Giftigkeit setzte man früher dem Bier oftmals ein wenig Bilsenkraut zu, um die berauschende Wirkung zu verstärken. Da Bilsenkraut zudem die Schleimhäute austrocknet, freute sich der Schankwirt über das gute Geschäft.
Dies zeigt bereits, dass sich die Wirkung des Bilsenkrautes nicht sonderlich von jener der Tollkirsche oder des Stechapfels unterscheidet. Und auch das Bilsenkraut soll laut Volksheilkunde schmerzstillend und beruhigend wirken (z. B. bei Neuralgien oder spastischem Husten) und bei Magen-Darmproblemen entkrampfen.
Heute findet sich das Bilsenkraut bzw. ein Öl daraus noch in Narbencremes, da es Narben glätten können soll. Innerliche Anwendungen sind nur noch in homöopathischer Dosierung ratsam.
Das Bilsenkraut in der Homöopathie: Hyoscyamus gegen trockenen Reizhusten
In der Homöopathie heisst das Bilsenkraut Hyoscyamus. Es ist in homöopathischer Dosierung in manchen Husten-und Bronchialsäften oder auch in Medikamenten für nervöse Herzbeschwerden enthalten.
Zu den Hoch-Zeiten der Homöopathie Anfang des letzten Jahrhunderts war Hyoscyamus ein grosses Mittel der "Irrenhäuser". Hier fand das Bilsenkraut vor allem Verwendung bei manischen Patienten, die sich schamlos benahmen und – oft begleitet von Zuckungen und Tics – exhibitionistisch veranlagt waren. Und auch heute noch ist in der Homöopathie das Bilsenkraut DAS Mittel für Menschen, die – z. B. aufgrund von Eifersuchtsattacken – fluchen oder schamloses Zeug reden, die krankhaft misstrauisch sind und ihre Finger ständig in Bewegung haben.
Auch bei nächtlichem trockenem Husten (Kitzelhusten) wird es eingesetzt und soll bei Hustenanfällen helfen.
Neben den Nachtschattengewächsen finden sich in der Natur noch weitere hochgiftige Pflanzen mit teilweise erstaunlichen Wirkungen. So ist die Herbstzeitlose beispielsweise eine schon seit langer Zeit schulmedizinisch genutzte Heilpflanze gegen die Gicht.
Herbstzeitlose (Colchicum autumnale): Ein Mittel gegen Gicht
Im Gegensatz zum frühlingshaften Krokus, dem die Herbstzeitlose optisch sehr ähnelt, blüht Colchicum erst im Herbst. Der gefährlichste Wirkstoff dieser Pflanze ist das Colchizin.
Im Vordergrund der Vergiftungserscheinungen durch die Herbstzeitlose stehen in erster Linie Erbrechen und schwere, blutige Durchfälle. Im weiteren Verlauf kann es zu Atemnot und Herzversagen oder – sollte man die Herbstzeitlosenmahlzeit überleben – zu dauerhaft schwerer Nierenschädigung kommen.
Achten Sie auf Ihre Kinder beim Wandern im Gebirge, wenn Sie diese hübsche Pflanze zu Gesicht bekommen, denn schon 1,5 g der Samen können eine tödliche Wirkung auf den kindlichen Organismus haben. Die meisten Vergiftungen mit Colchizin entstehen aber ganz woanders.
Die Herbstzeitlose in der Schulmedizin
Da die Schulmedizin Medikamente mit der Herbstzeitlose bei der Gicht einsetzt, kann es hier durch eine Überdosierung zu Vergiftungen kommen, denn die vorgeschriebene Dosis darf keinesfalls überschritten werden, was beim einen oder anderen Patienten aber natürlich dennoch passieren kann. Colchicin ist eines der ältesten Mittel gegen Gicht und Rheuma und findet auch heute noch Einsatz auf diesem Gebiet. So rät die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh e. V.) neben Kortison und Diclofenac zu Colchicin in der Rheumatherapie.
Einer Schweizer Studie zufolge soll Colchicin auch bei einer Herzbeutelentzündung (Perikarditis) beste Dienste leisten. Und auf der Suche nach neuen Chemotherapeutika gibt es sogar seit einiger Zeit Untersuchungen mit Colchicin als potenziellem Krebsmittel.
Die Herbstzeitlose in der Homöopathie: Colchicum gegen Übelkeit in der Schwangerschaft
Das homöopathisch aufbereitete Colchicum wird genau wie die schulmedizinischen Herbstzeitlosenmedikamente bei gichtigen und rheumatischen Beschwerden eingesetzt – nur hier ohne die Gefahr einer Vergiftung.
In der Homöopathie hat sich Colchicum jedoch auch als passend für Menschen erwiesen, die an einer starken Geruchsempfindlichkeit gegen Küchen- und Essensgerüche leiden und denen schon allein beim Gedanken an bestimmte Gerichte übel wird. Infolgedessen ist Colchicum ein Mittel, das bei Übelkeit und Schwangerschaftserbrechen empfohlen wird.
Wenn Übelkeit und Erbrechen eher auf verdorbenes oder schlecht verträgliches Essen zurückzuführen sind, dann kann in der Homöopathie hingegen Veratrum album, die Weisse Nieswurz zur Anwendung kommen, ebenfalls eine Giftpflanze.
Weisse Nieswurz (Veratrum album)
Die Weisse Nieswurz (auch Weisser Germer genannt) gehört wohl mit zu den giftigsten Pflanzen in Europa. Gefährlich kann das für Enzian- oder Baldriansammler werden, denn die Wurzeln dieser drei Pflanzen ähneln sich sehr. Beim Verzehr der Nieswurz setzt zuerst Niesen ein, weshalb diese Pflanze in früheren Zeiten Bestandteil des Niespulvers war.
Schon bald kommt es jedoch zu Taubheitsgefühlen auf der Zunge und im Rachen, man erbricht, bekommt Durchfälle und Muskelzuckungen sowie ein Kältegefühl am ganzen Körper. Letztendlich fällt der Blutdruck ab. Da bereits 1 bis 2 g der Germerwurzel tödliche Auswirkungen haben können, lohnt es sich, Enzian oder Baldrian mit Bedacht zu sammeln.
Die Weisse Nieswurz in der Schulmedizin
Die Weisse Nieswurz hat einen starken Einfluss auf den Blutdruck. Daher gab es in der Schulmedizin Versuche, ein Blutdruckmittel daraus herzustellen. Leider waren die Nebenwirkungen zu gross, um es auf den Markt zu bringen. In der Volksmedizin aber fand die Nieswurz wenigstens äusserlich Anwendung: Ein Sud der Wurzeln wurde zur Stärkung der Haare und gegen Schuppen benutzt.
Homöopathisch wird die Nieswurz auch innerlich eingesetzt. Einerseits – wie oben erwähnt – bei Übelkeit und Erbrechen. Andererseits jedoch auch bei Kreislaufbeschwerden aller Art.
Die Weisse Nieswurz in der Homöopathie: Veratrum album für den Kreislauf
Gerade ihre Wirkung auf den Blutdruck und damit auf das Herz-Kreislauf-System macht die Weisse Nieswurz in der Homöopathie zu DEM Kollapsmittel schlechthin. Veratrum Album ist daher bei Kreislaufschwäche mit kalter, blasser Haut, blauen Lippen und kaltem Schweiss das Mittel der Wahl. Wer also zu Ohnmacht neigt oder niedrigen Blutdruck hat, erhält vom Homöopathien u. U. Veratrum album verordnet.
Ein weiteres homöopathisches Herz-Kreislauf-Mittel ist das Maiglöckchen – eine der bekanntesten Giftpflanzen unserer Breiten.
Maiglöckchen (Convallaria majalis)
Alle Bärlauchsammler wissen: Das dem Bärlauch so ähnelnde Maiglöckchen ist giftig! Zwar kann man Bärlauch allein an seinem knoblauchartigen Geruch erkennen bzw. das Maiglöckchen am fehlenden Bärlauchgeruch, doch isst man oft nicht jedes Blatt einzeln.
Nicht selten bereitet man ein Bärlauchpesto zu und vermischt darin alle gesammelten Blätter. Hat man versehentlich auch ein paar Maiglöckchenblätter gepflückt, dann kann kein Mensch die giftige Beimischung heraus schmecken. Allerdings erscheinen die Maiglöckchenblätter deutlich später im Frühjahr. Meist steht der Bärlauch dann schon in voller Blüte. Wenn Sie also im Mai noch zarte und junge (vermeintliche) Bärlauchblätter ohne jeden Blütenansatz entdecken, dann handelt es sich um Maiglöckchen.
Zwar scheint das Maiglöckchen weitaus weniger giftig zu sein, als früher angenommen wurde. Dennoch können sich Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, ein enormer Urindrang und vor allem heftige Herzrhythmusstörungen einstellen, wenn man davon isst. Für die starke Wirkung des Maiglöckchens auf das Herz sind mindestens zwanzig Inhaltsstoffe bekannt, darunter das Convallatoxin und das Convallamarin.
Das Maiglöckchen in der Homöopathie: Convallaria fürs schwache Herz
Das Maiglöckchen wird in der Homöopathie aus den oben genannten Gründen für das Herz eingesetzt – nämlich bei Herzrhythmusstörungen sowie bei Herzschwäche und damit verbundenen Wasseransammlungen im Körper. Auch bei nervösen Herzbeschwerden kommt Convallaria in homöopathischer Form zur Anwendung.
Als letzten Kandidaten möchten wir Ihnen den König der europäischen Giftpflanzen vorstellen: Den Blauen Eisenhut
Blauer Eisenhut (Aconitum napellus)
Die giftigste Pflanze Europas dürfte der Blaue Eisenhut sein. Sie kennen ihn schon als Agrippinas Handlanger beim Mord an deren Gemahl Kaiser Claudius. Aconitin heisst der toxische Stoff im Eisenhut. Davon genügen 3 bis 6 mg, um tödlich zu wirken.
Der giftigste Teil des Eisenhuts ist seine Wurzel. Man erzählt sich, dass es schon zu Vergiftungserscheinungen gekommen sei, nachdem ein Kind die Wurzel längere Zeit nur in der Hand gehalten haben soll.
Vergiftet man sich mit dieser Pflanze, kommt es ziemlich schnell zu Taubheitsgefühlen und eisiger Kälte am ganzen Körper. Erbrechen, Durchfall und Krämpfe gesellen sich hinzu. Je nach Dosis kann es im weiteren Verlauf zu Bewusstlosigkeit und im schlimmsten Fall zur Atemlähmung kommen.
Sorgsam eingesetzt kann der Eisenhut aber auch Schmerzen stillen, nämlich solche des Nervensystems. Daher wurde er früher äusserlich als Salbe bei Trigeminusneuralgie (Schmerzen der Gesichtsnerven) eingesetzt. In der Homöopathie ist der Eisenhut die Vorhut der Tollkirsche. Erst wenn Aconitum nicht (mehr) wirkt, kommt Belladonna zum Zuge.
Der Eisenhut in der Homöopathie: Aconitum gegen Fieber und akute Entzündungen
In der Homöopathie wird Aconitum zu Beginn hochakuter, entzündlicher Zustände und fiebriger Erkältungskrankheiten eingesetzt – ja eigentlich bei allen plötzlich und mit grosser Heftigkeit einsetzenden Beschwerden. Schnell steigendes Fieber und unerträgliche Schmerzen sind genauso ein Zeichen für Aconitum wie Panik- und Angstattacken oder eine grosse körperliche und geistige Unruhe.
Homöopathische Giftpflanzen: Wie dosieren?
In der Homöopathie gehören Giftpflanzen somit in jede Hausapotheke. Um die richtige Potenz und die richtige Dosis des gewählten homöopathischen Mittels in Erfahrung zu bringen, raten wir Ihnen, einen erfahrenen Homöopathen aufzusuchen oder sich zumindest ein Buch über Homöopathie zuzulegen. Hier erklären wir, wie Sie Globuli und andere homöopathische Mittel richtig dosieren.
Alles Gute wünscht Ihnen Ihr Team vom Zentrum der Gesundheit.