Bei Gicht: Hoher Harnsäurespiegel
Gicht ist eine entzündlich-rheumatische Erkrankung, die sich im Blutbild an hohen Harnsäurewerten zeigt (Hyperurikämie) und mit Gelenkschmerzen einhergeht. Die Harnsäure entsteht bei der Verstoffwechslung von Purinen. Diese Stoffe finden sich hauptsächlich in Fleisch, Wurst und Fisch. Die Harnsäure bildet schließlich Kristalle, die in den Gelenken zu Schmerzen führen - besonders im großen Zeh, im Knie und den Fingern.
Auch Alkohol lässt die Harnsäurewerte nach oben schnellen. Eine pflanzenbasierte Ernährung mit ausschließlich alkoholfreien Getränken ist hier daher eine gute Lösung.
Im Laufe der Geschichte wurde die Erkrankung immer mit übermäßigem Essen und Alkoholkonsum in Verbindung gebracht. Sie ist sogar als „Königskrankheit“ bekannt und symbolisierte im Altertum einen hohen sozialen Status, da sich nur die Oberschicht den Konsum von Wein und Fleisch leisten konnte. Inzwischen hat sich die Krankheit zu einem globalen Gesundheitsproblem entwickelt. Sie tritt selten allein auf, kommt hingegen meist gemeinsam mit anderen Stoffwechselerkrankungen vor (Übergewicht, Diabetes, hohe Blutfettwerte, Bluthochdruck) und lässt das Risiko steigen, vorzeitig zu sterben ( 1 ).
Wie es zu den typischen Schmerzen kommt
Die Harnsäure kann scharfe, nadelähnliche Kristalle ausbilden, die sich besonders in den Gelenken ablagern. Diese Ablagerungen der Harnsäurekristalle erzeugen Schwellung, Rötung, Wärme, Schmerzen und Steifheit in den Gelenken. Zwar sind die Gelenke am häufigsten betroffen, es können sich aber auch Kristallablagerungen unter der Haut und in den Nieren ( Nierensteine) bzw. an anderen Stellen des Harntrakts bilden.
Die Harnsäure ist normalerweise im Blut gelöst und wird durch die Nieren gefiltert, bevor sie mit dem Urin ausgeschieden wird. Menschen, die an Gicht leiden, produzieren entweder übermässig viel Harnsäure oder ihre Nieren haben ein Problem mit der Ausscheidung. Diese Erkrankung wird als Hyperurikämie bezeichnet und wird als solche diagnostiziert, wenn die Harnsäure im Blut einen Wert von 7 mg/dl übersteigt.
Allerdings entwickeln nicht alle Menschen mit einer Hyperurikämie zwangsläufig auch eine Gicht. Und im Gegensatz dazu gibt es auch Menschen, die an der Krankheit leiden, obwohl sie normale Harnsäurewerte aufweisen. In vielen Fällen ist die Ursache der Erkrankung nicht bekannt (idiopathisch).
Risiko für Herzerkrankungen steigt
Eine Langzeitstudie, die Daten der National Health and Nutrition Examination Survey untersucht hat, kam zu dem Ergebnis, dass erhöhte Harnsäurespiegel das Risiko für tödliche Herzerkrankungen vergrössern.
Man unterscheidet zwischen primärer und sekundärer Gicht. Die primäre Variante hat unbekannte Ursachen. Die Leber bildet zu viele Purine oder es liegt eine angeborene Unfähigkeit zur Purinausscheidung vor. Diese Variante gilt als selten. Weiter verbreitet sind sekundäre Formen der Erkrankung mit bekannter Ursache.
Medikamente stoppen die Harnsäureausscheidung
Die sekundäre Gicht entsteht häufig aufgrund einer ernährungsbedingten Übersäuerung des Körpers, infolge einer anderen Erkrankung oder auch aufgrund von Nebenwirkungen mancher Medikamente. So werden z. B. Diuretika zur Behandlung des hohen Blutdrucks eingesetzt, da sie Wasser aus dem Körper ausschwemmen. Durch den Flüssigkeitsverlust im Blutgefässsystem wird der Blutdruck gesenkt. Diese Medikamente können Harnsäure im Körper zurückhalten, die dann zu einem Anstieg des Harnsäurespiegels im Blut führen.
Gicht wird manchmal mit einer Form der Arthritis, der so genannten Pseudogicht verwechselt, da auch hierbei vergleichbare Symptome wie Entzündung und Schwellung auftreten. Bei der Pseudovariante bestehen die Ablagerungen allerdings aus Calciumphosphatkristallen und nicht aus Harnsäurekristallen.
Risikofaktoren und Ursachen
Eine Hyperurikämie geht häufig mit anderen Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Herzkrankheiten, Fettleibigkeit, Nierenerkrankungen und erhöhten Blutfettwerten einher. Ein akuter Gichtanfall kann durch zahlreiche Faktoren, wie z. B. Stress, kleinere Traumata, starker Alkoholkonsum oder Operationen ausgelöst werden. Forschungen weisen darauf hin, dass heisses und feuchtes Wetter ebenso wie eine Dehydrierung zu einem Anfall führen können.
Als Risikofaktoren für die Erkrankung gelten:
Familienanamnese
Einige Menschen werden mit einem Enzymdefekt geboren, der dazu führt, dass Purine nicht richtig verstoffwechselt werden können. Ca. 18% der amerikanischen Gichtpatienten zeigen eine entsprechende familiäre Belastung.
Geschlecht und Alter
Die Krankheit kommt häufiger bei Männern vor, besonders im Alter zwischen 30 und 50. Frauen sind meist erst nach der Menopause betroffen.
Exzessiver Alkoholkonsum
Zu viel Alkohol, insbesondere Bier, führt dem Körper Purine zu und kann zudem den Organismus in seiner Harnsäure-Ausscheidung behindern.
Zucker
Einige Untersuchungen haben auch einen starken Konsum zuckerhaltiger Getränke mit einem erhöhten Gichtrisiko in Verbindung gebracht.
Ernährung
Ein übermäßiger Konsum von stark purinhaltigen Nahrungsmitteln, wie Fleisch, Innereien und Meeresfrüchte sowie ein hoher Konsum von hefefreichen Lebensmitteln wie Brot und Bier können zu einer Überbesiedlung von Hefepilzen im Darm führen, die nun wiederum die Bildung von Harnsäure erhöhen können ( 2 ). Fettarme Milchprodukte sollen das Erkrankungsrisiko hingegen senken, insbesondere in Kombination mit probiotischen Kulturen (Joghurt, Kefir) (1).
Ballaststoffmangel
Aus Ballaststoffen könnte eine gesunde Darmflora kurzkettige Fettsäuren herstellen. Diese können ins Blut gelangen und wirken dort (im Falle von Acetat) entzündungshemmend - z. B. wenn es aufgrund von Harnsäurekristallen im Blut zu Entzündungsprozessen kam. Eine weitere entzündungshemmende kurzkettige Fettsäure ist Butyrat, die an der Regulation des Harnsäurestoffwechsels beteiligt ist und hier Anomalien verhindert (1).
Eine Ernährung aus ballaststoffreichem Vollkorn, aus Gemüse udn Früchten ist daher bei Erkrankungen wie der Gicht sehr wichtig.
Langfristiger Gebrauch bestimmter Medikamente
Viele Medikamente beeinträchtigen den Körper bei der Ausscheidung der Harnsäure, da diese häufig die Nierenfunktion beeinflussen. Dazu gehören Diuretika, Schmerztabletten, Immunsuppressiva ( 5 ) und Parkinson-Medikamente. Chemotherapie führt zu einem verstärkten Abbau abnormaler Zellen, wodurch eine grosse Menge an Purinen im Körper freigesetzt wird. Diese lassen dann den Harnsäurespiegel im Blut ansteigen.
Anämie
Bei einer Anämie ist die Anzahl der roten Blutkörperchen, sowie die Konzentration des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin niedriger als normal. Harnsäurewerte können hier steigen, wenn übermässig viele Blutzellen zerfallen.
Bleibelastung
Studien haben einen Zusammenhang festgestellt zwischen dem Auftreten von Gicht und einer Belastung mit Blei ( 3 ). Dabei muss man nicht einmal übermäßig stark mit Blei belastet sein. Es genügen schon Werte im oberen Bereich innerhalb des derzeit noch als akzeptabel geltenden Blutbleispiegels, um das Risiko für die rheumatische Krankheit um das 3,6-Fache zu erhöhen ( 4 ).
Die drei Stadien der Gicht
Die Gicht kann in verschiedene Stadien eingeteilt werden:
Erstes Stadium
Im ersten Stadium zeigen sich beim Patienten erhöhte Harnsäure-Werte im Blut (Hyperurikämie), ansonsten sind keine weiteren Symptome vorhanden. Dieses Stadium wird als asymptomatische Hyperurikämie bezeichnet und wird selten medikamentös behandelt.
Auch ohne Behandlung verschwindet das erste Stadium häufig innerhalb von 3 bis 11 Tagen von selbst wieder. Mit einer medikamentösen Behandlung kann die Schmerzattacke innerhalb weniger Stunden unterbrochen werden. Auch wenn zuerst die Schwellung und die Schmerzen wieder verschwinden, tritt die Gichtarthritis in den allermeisten Fällen im selben Gelenk bzw. in einem anderen wieder auf. Meistens ist der Patient für eine gewisse Zeit schmerzfrei.
Zweites Stadium
Das zweite Stadium wird als akute Gichtarthritis bezeichnet. Der Patient entwickelt plötzlich ein heisses, rotes und geschwollenes Gelenk, das durch die Ablagerung der Harnsäurekristalle ausgelöst wird. In den meisten Fällen ist das Grosszehengelenk bzw. das Knie betroffen. Diese Anfälle werden oft durch bestimmte Faktoren, wie z.B. chronische Erkrankungen (Diabetes, Bluthochdruck), Verletzungen, Operationen, Alkohol, stark purinhaltige Lebensmittel, oder bestimmte Medikamente ausgelöst.
Die Anfälle beginnen meist in der Nacht in einem einzelnen Gelenk. Die Schmerzen können so schlimm werden, dass bereits die Bettdecke diese verstärken kann. Schüttelfrost und leichtes Fieber können hinzukommen.
Drittes Stadium
Während des dritten Stadiums hat der Patient keinerlei Symptome und weist eine normale Funktionsfähigkeit der Gelenke auf. Der nächste Gichtanfall tritt im Allgemeinen innerhalb der nächsten 2 Jahre auf, danach folgen weitere Anfälle.
Unbehandelt können die Intervalle zwischen den Attacken immer kürzer, schmerzhafter werden und länger andauern. Mit der Zeit können die Anfälle sich auf weitere Gelenke ausdehnen, wobei dann meistens die oberen Extremitäten, wie z.B. die Finger betroffen sind. Diese Anfälle können zusätzlich von einer Gelenkinfektion (septische Arthritis) begleitet sein.
Chronischer Verlauf
Bleibt die Erkrankung über mehrere Jahre unbehandelt, kann sie chronisch werden. Während dieser letzten Phase kommt es dann zu chronischen Schmerzen und Entzündungsreaktionen. Die betroffenen Gelenke werden aufgrund der grossen Menge abgelagerter Harnsäurekristalle dauerhaft geschädigt. Dabei entstehen knotige Verdickungen, meist in der Nähe der Knöchel bzw. der Fingergelenke, die als Gichttophi bezeichnet werden. Diese lagern sich auch in Knochen und Knorpel, wie z.B. im Ohr, ab.
Wie kann man einer Gicht vorbeugen
Grundsätzlich ist es wichtig, den Harnsäurespiegel im Blut in einem normalen Rahmen (unter 7 mg/dl) zu halten, um einer Gicht vorzubeugen. Dieses kann u. a. durch folgende Maßnahmen erreicht werden:
- Einhalten eines normalen Körpergewichts durch eine gesunde Ernährung sowie regelmäßige Bewegung
- Übermäßigen Konsum purinreicher Nahrungsmittel vermeiden. Besonders purinreiche Nahrungsmittel sind z. B.: Fisch und Meeresfrüchte, Innereien, Speck, Fleisch, Hülsenfrüchte und Hefe.
- Bevorzugt pflanzenbasiert essen (kurweise basische Ernährung, anschließend dauerhaft basenüberschüssige Ernährung). Eine solche Ernährung lässt den Urin-pH-Wert steigen. In einer Studie von 2010 zeigte sich, dass bei basischer , where uric acid excretion increased from 302 mg/day at pH 5.9 to 413 mg/day at pH 6.5, despite the fact that the alkali diet contained a smaller purine load than the acid diet. ( 6 ).
- Alkoholkonsum einschränken oder ganz vermeiden. Übermäßiger Alkoholkonsum, insbesondere von Bier, kann die Ausscheidung der Harnsäure behindern. So ist besonders bei einem akuten Gichtanfall auf Alkohol zu verzichten
- Viel gutes Wasser trinken (2,5 bis 3 Ltr. pro Tag). Wasser hilft, die Harnsäure im Blut und im Urin zu verdünnen und diese auszuscheiden.
- Basische Bäder (Fuß- und/oder Handbäder, sowie Vollbäder) werden in der Naturheilkunde gelegentlich zur Ausleitung der Harnsäure über die Haut empfohlen. Die tatsächliche Ausscheidung der Harnsäure über die Haut ist jedoch höchstwahrscheinlich zu gering. Wenn während einem harten Training geschwitzt wird, wird die Harnsäureausscheidung sogar zurückgehalten.
- Die Zufuhr hochwertiger Mineralstoffe - wenn über die Ernährung der Mineralstoffbedarf nicht gedeckt werden kann - hilft bei der Ausscheidung der Harnsäure. Mineralstoffüberschüsse sollten jedoch vermieden werden, da diese das Risiko, dass sich Harnsäure ansammelt, erhöhen (1).