Zentrum der Gesundheit
  • Haferflocken im Glas und auf Holzschütte
16 min

Die Haferkur für einen gesunden Blutzuckerspiegel

Hafer weist bestimmte Eigenschaften auf, die ihn zu einem idealen Lebensmittel für Diabetiker machen. Daher wurde die Haferkur entwickelt. Sie kann einen erhöhten Blutzuckerspiegel senken und die benötigte Insulinmenge reduzieren. Wir stellen Ihnen die Haferkur vor und erklären, wie Sie diese durchführen können.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 10 Mai 2024

Kostenlosen Newsletter abonnieren

Mit Ihrer Anmeldung erlauben Sie die regelmässige Zusendung des Newsletters und akzeptieren die Bestimmungen zum Datenschutz.

So entstand die Haferkur

Eine Diabetes-Typ-2-Erkrankung reagiert im Allgemeinen sehr gut auf Veränderungen des Lebensstils und der Ernährung. Entsprechende Maßnahmen sollten daher bei Diabetes im Mittelpunkt der Therapie stehen.

Noch bis in die 1990er Jahre hinein riet man Diabetes-Patienten zu Haferflockenkuren – eine Empfehlung, die mit der weiten Verbreitung des Insulins immer seltener wurde. Ihren Ursprung hatte die Haferkur im Jahr 1903. Damals war in der deutschsprachigen medizinischen Fachzeitschrift (Berliner Klinischen Wochenschrift) ein Artikel zur Haferkur vom deutschen Internisten Dr. Carl von Noorden (1858 – 1944) erschienen ( 1 ).

Dr. Carl von Noordens Spezialgebiet waren Stoffwechselerkrankungen, insbesondere Diabetes. Hier forschte er hauptsächlich auf dem Gebiet der diätetischen Maßnahmen. Diese waren für die Patienten seinerzeit lebenswichtig, da es noch kein Insulin gab. Schließlich entwickelte er die Haferkur zur Senkung eines zu hohen Blutzuckerspiegels.

Dr. von Noorden war eine echte Koryphäe in Sachen Diabetes. Er verfasste auch ein Buch mit dem Titel Die Zuckerkrankheit und ihre Behandlung. Es hatte weit über 600 Seiten und war jahrzehntelang ein bedeutendes Lehrbuch.

Im Jahr 1895 gründete von Noorden im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen seine „Privatklinik für Zuckerkranke und diätetische Kuren“ (das heutige Krankenhaus Sachsenhausen) – in Europa damals die erste Fachklinik für Diabetes. Dort setzte er die Haferkur bei seinen Patienten ein.

Die Haferkur früher und heute

Wir stellen in diesem Artikel jene Rezeptur vor, wie sie heute im Umlauf ist und vermutlich auch eine Optimierung der ursprünglichen Rezeptur darstellt. Da früher viele Diabetiker bereits stark geschwächt waren und an Untergewicht litten, zielte von Noorden’s Original Haferkur auch auf eine Gewichtszunahme ab. Sie enthielt daher große Mengen Fett und Protein.

Heute ist es meist umgekehrt. Typ-2-Diabetiker leiden häufig an Übergewicht, so dass die heutige Haferkur hypokalorisch ist (800 bis 1400 kcal), also weniger Kalorien liefert, als zur Deckung des Energiebedarfs nötig wären, was eine Gewichtsabnahme anstoßen soll. Auch werden tierische Produkte gemieden, so dass zu einer pflanzenbasierten Form der Haferkur geraten wird ( 3 ).

Haferkur von 1903 nach Dr. von Noorden

Die Haferkur nach Dr. von Noorden sah folgendermaßen aus:

  1. Zutaten: 250 g Haferflocken, 300 g Butter, 100 g pflanzliches Protein oder Eiklar (Details dazu im Abschnitt "Haferflocken wirken besser als ketogene Ernährung")
  2. Dauer: 1 – 2 Wochen
  3. Anzahl der Mahlzeiten: zwischen 3 und 8 Mahlzeiten pro Tag (alle 2 Stunden eine Mahlzeit)
  4. Kalorien: Hyperkalorisch zur Gewichtszunahme
  5. Ziel: Zucker im Urin (Glucosurie) senken

Heutige Haferkur

Die heutige Haferkur weist die folgenden Eigenschaften auf:

  1. Zutaten pro Tag: 225 bis 300 g Haferflocken in Wasser oder Brühe gekocht mit kleiner Menge an Gemüse
  2. Dauer: Meist 2 Tage
  3. Anzahl der Mahlzeiten: 3 Mahlzeiten pro Tag
  4. Kalorien: Hypokalorisch zur Gewichtsabnahme
  5. Ziel: Insulinresistenz reduzieren und Blutzuckerkontrolle verbessern

Wie wird die Haferkur durchgeführt?

Die Haferkur ist sehr leicht durchzuführen. Das im übernächsten Abschnitt folgende Rezept mit 75 g Haferflocken ist für eine Mahlzeit. Es handelt sich also um eine Portion für eine Person. Diese Mahlzeit isst man dreimal täglich – morgens, mittags und abends. Dabei kann sie jeweils leicht abgewandelt werden – mal süß, mal herzhaft.

Bei der herzhaften Variante kann man pro Portion noch 50 bis 60 g Gemüse dazu geben, bei der „süßen“ Variante ebenso viele zuckerarme Früchte, z. B. Beeren sowie etwas Vanille oder Zimt. Es werden keine Süßungsmittel und keine Trockenfrüchte verwendet.

Welche Haferflocken verwendet man?

Ob Sie Kleinblatt-Haferflocken verwenden oder Großblatt-Haferflocken, bleibt Ihnen überlassen. Feine Haferflocken ergeben eher einen Brei, während die Großblatt-Haferflocken kerniger sind, also etwas Biss behalten. Sie können auch selbst hergestellte Flocken verwenden oder auch selbst geschroteten/gemahlenen Hafer.

Über die Menge der Flüssigkeit können Sie entscheiden, ob Sie eher eine Art Suppe oder ein Porridge/einen Brei essen möchten.

Natürlich können Sie auch glutenfreie Haferflocken verwenden (werden nur deshalb als glutenfrei bezeichnet, weil sie frei sind von "Verunreinigungen" mit glutenhaltigen Getreidearten).

Die Haferkur – Das Rezept

Das Rezept für die Haferkur sieht pro Person und Mahlzeit folgendermaßen aus:

Zutaten

  1. 75 g Haferflocken
  2. 300 - 500 ml Wasser (alternativ eine milde Gemüsebrühe, aber keine Milch und auch keine Pflanzendrinks/Pflanzenmilch)
  3. 1 Prise Meersalz, Kräutersalz oder Steinsalz (das Salz können Sie weglassen, wenn Sie statt Wasser eine (leicht) gesalzene Gemüsebrühe verwendet haben)

Pro Portion können 50 - 60 g Gemüse hinzugefügt werden, am besten zuckerarme Gemüse, wie Blattgemüse, Brokkoli, Weißkohl, Staudensellerie, Lauch oder Pilze.

Zubereitung

Kochen Sie die Haferflocken mit dem Wasser oder der Gemüsebrühe kurz auf. Nehmen Sie den Topf von der heißen Herdplatte, legen den Deckel darauf und lassen Sie das Ganze etwa 5 Minuten quellen. Das Gemüse dämpfen Sie separat und servieren es anschließend zu den Haferflocken.

Wenn Sie möchten, können Sie frische Kräuter dazugeben oder Gewürze, wie Kurkuma oder für eine süße Variante (für die Sie natürlich nur Wasser und keine Gemüsebrühe nehmen) etwas Zimt und Vanille.

Muss man die Haferflocken kochen?

Sie können die Haferflocken auch nur 30 Minuten lang einweichen, bevor Sie sie essen, wenn Sie sie gekocht nicht mögen. Wenn Sie sich Sorgen wegen der Phytinsäure machen, so können Sie die Haferflocken auch über Nacht einweichen und dazu einen Spritzer Apfelessig oder Zitronensaft geben. Beides - das längere Einweichen und die Säure - reduziert die Phytinsäure deutlich. Näheres dazu lesen Sie in unserem Artikel über Haferflocken.

Kann man die Flocken mit Hafermilch zubereiten?

Ideal ist die Zubereitung der Flocken mit Wasser oder milder Gemüsebrühe. Wenn Sie unbedingt Hafermilch verwenden möchten, dann am besten eine Zero-Variante (also ohne den üblichen hohen Kohlenydratgehalt und auch ohne hafereigenen Zucker). Ob Hafermilch nennenswerte Beta-Glucan-Mengen enthält, ist ungewiss und wird auch je nach Marke unterschiedlich sein. Was Beta-Glucane sind, wird weiter unten unter "Was ist das Besondere am Hafer?" erklärt.

In einer sehr alten Studie von 1999 wird pro 100 g ein Gehalt von 0,5 g angegeben, was bei täglich 300 bis 500 ml nicht zu verachten wäre. Doch enthalten ja die Haferflocken bereits ausreichend davon, so dass es nicht nötig ist, auch noch Hafermilch zu verwenden ( 15 ).

Was trinken während der Haferkur?

Während der Haferkur sollten Sie viel Wasser trinken, am besten 1,5 bis 2 Liter pro Tag. Ein Drittel der Wassermenge kann auch in Form von Tee getrunken werden. Ingwertee z. B. gilt als blutzuckerregulierend. Auch Schwarztee, Grüntee oder Oolong-Tee gelten als senkend im Hinblick auf das Diabetesrisiko. Die Getränke sollten nur nicht gezuckert sein.

Wie viele Kalorien nimmt man bei der Haferkur zu sich?

Insgesamt isst man bei drei Hafermahlzeiten also täglich 225 g Hafer oder Haferflocken. Da man kein Fett dazu gibt und Haferflocken pro 100 g 354 kcal haben, erreicht man am Tag allein mit dem Hafer etwa 800 kcal (265,5 kcal pro Mahlzeit). Dazu kommen dann noch die Gemüse und Früchte.

Welche Ziele werden mit der Haferkur anvisiert?

Mit der Haferkur versucht man, die folgenden Ziele zu erreichen:

  1. Der Blutzuckerspiegel soll gesenkt werden.
  2. Die Insulinresistenz soll reduziert werden, wodurch das körpereigene Insulin wieder besser wirkt.
  3. Wenn bereits Insulin gespritzt oder andere Medikamente gegen Diabetes genommen wurden, soll die jeweilige Dosis reduziert werden.
  4. Gleichzeitig werden sich die Blutfett- und Cholesterinwerte verbessern.
  5. Bei Übergewicht soll das Gewicht reduziert werden.

Was Sie bei der Haferkur beachten sollten

Beachten Sie bei der Haferkur die folgenden Punkte:

  1. Wenn Sie Diabetiker sind, besprechen Sie die Durchführung der Haferkur mit Ihrem Arzt, so dass dieser Sie auch während der Kur engmaschig im Auge behalten kann.
  2. Wenn Sie bereits Medikamente nehmen, dann muss die Dosis während der Kur angepasst werden. Dazu muss auch häufiger der Blutzucker überprüft werden.
  3. Orale Antidiabetika können möglicherweise während der Haferkur ganz abgesetzt werden, was ebenfalls der Arzt entscheiden wird.
  4. Sorgen Sie für regelmäßige tägliche Bewegung – natürlich nicht nur während der Haferkur, sondern generell. Wir stellen im folgenden Link die fünf besten Sportarten bei Diabetes vor, wobei Sie es an den Kurtagen natürlich auch nicht übertreiben sollten, also die Haferkur nicht gerade auf einen Wettkampftag legen.

Wie lange geht die Haferkur und wie oft wird sie durchgeführt?

Die Haferkur ist tatsächlich nur eine Kur. Das bedeutet, dass sie tageweise durchgeführt wird, also keine Dauerernährung darstellt.

Besprechen Sie die Dauer der Kur und wie oft Sie diese wiederholen können oder sollten, mit Ihrem Arzt. Meist dauert die Kur nicht länger als 2 Tage. Vielleicht befürwortet Ihr Arzt aber auch eine 3- bis 4-tägige Haferkur. Länger sollte sie nicht dauern.

Anschließend legt man pro Woche 1 Hafertag ein oder macht pro Monat eine 2-tägige Haferkur – ebenfalls in Absprache mit dem Arzt.

Die Kur sollte auch den Anstoß zu einer Umstellung auf eine insgesamt vollwertige und gesunde Ernährung geben. Allein Haferkuren dann und wann werden einen Diabetes daher nicht heilen können.

Haferflocken wirken besser als ketogene Ernährung

Da wir die Überlegungen und Forschungen von Professor Dr. Carl von Noorden im 19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts sehr spannend finden, haben wir Ihnen nachfolgend einige seiner Zitate aus dem eingangs erwähnten Artikel (aus der Berliner Klinischen Wochenschrift von 1903) zusammengestellt:

„An der letzten Naturforscherversammlung in Carlsbad (1902) berichtete ich kurz über die auffällige Erscheinung, dass man Diabetiker, die bei völlig strenger Diät nicht oder nur vorübergehend zuckerfrei werden, manchmal schnell und sicher von der Glykosurie befreien kann, wenn man ihnen nichts anderes gibt als sehr große Mengen von Hafer.“

(Glykosurie ist der ältere Begriff für Glucosurie, mit dem die übermäßige Ausscheidung von Glucose (mehr als 15 mg/dl) über den Nüchternurin beschrieben wird – Anm. ZDG-Redaktion).

„Daneben seien […] noch Butter und einfache Eiweißkörper, aber keine anderen Kohlehydrate und kein Fleisch zulässig. Mit dem Zucker sinkt gleichzeitig die Ausscheidung der Acetonkörper und des Ammoniaks. Bei Rückkehr zur gewöhnlichen Diabetesdiät, führte ich weiter aus, müsse man höchst vorsichtig sein, da sonst die Acetonkörper schnell zu beunruhigender Höhe anstiegen."

Zur Zubereitung der Hafermahlzeit schreibt von Noorden:

„Die Substanz wird sehr lange mit Wasser und etwas Salz gekocht; während des Kochens wird Butter und ein vegetabilisches Eiweiß (z. B. Reisprotein, das seinerzeit aus der „Bremer Brodfabrik“ bezogen wurde – Anm. ZDG-Redaktion) oder nach Abkühlung ein geschlagenes Eiereiweiß hinzugesetzt.
Die gewöhnlichen Tagesmengen sofort von Beginn der Hafercur an waren: 250 g Hafer, 100 g Eiweiß, 300 g Butter. Die mit diesen Hülfsmitteln bereitete Suppe wurde zweistündlich verabreicht. Daneben wurde manchmal etwas Cognac oder Wein und etwas schwarzer starker Kaffee gestattet.“

Dr. von Noorden stellt daraufhin einige Fallberichte vor. Daraus geht hervor, dass er mit der oben erwähnten strengen Diabetesdiät wohl eine Art ketogene Ernährung meint, bei der also so gut wie keine Kohlenhydrate verzehrt werden (nur Rahm, Eier, Butter, Speck, Fleisch, Gemüse, Salat, Käse und max. 100 g Kartoffel pro Tag = 15 g Kohlenhydrate), die aber dennoch nicht immer zum Erfolg geführt hatte. Erst nach einigen Hafertagen konnten die Patienten offenbar wieder zur ketogenen Ernährung umsteigen und blieben dann auch blutzuckermäßig stabil.

"Die Hafercur mit mindestens 150 g Kohlenhydrate wurde blutzuckermäßig besser vertragen – so von Noorden – als „die gemischte, aber doch bis auf Spuren kohlehydratfreie Kost.“

Kohlenhydrate aus Hafer wirken anders

Dr. von Noorden konnte auch schon damals die Sonderstellung des Hafers im Vergleich zu anderen Getreideprodukten beobachten. Er schrieb:

„Wenn man Hafermehl und Weizenbrod miteinander mischt, so fallen die Resultate schon bedeutend ungünstiger aus, oder es bleibt der Erfolg sogar ganz aus, obwohl für unsere bisherige Kenntnis in beiden Getreidearten das gleiche Kohlehydrat enthalten ist. Wenn man bei einem Kranken sich die Toleranz für 250 g Hafermehl (mit ca. 160 g Kohlehydraten) gesichert hat, so darf man nicht darauf rechnen, dass er nun auch die Toleranz für 250 g Weizenbrod mit demselben Kohlehydratgehalt besitzt; er wird vielmehr bei dem Ersatz des Hafers durch Brod sofort Zucker ausscheiden, und zwar wie ich bisher immer erfahren habe, in von Tag zu Tag steigenden Mengen.

So seltsam und so schwer zu vereinen mit unseren bisherigen Vorstellungen über Diabetes es auch ist, dass die Patienten manchmal bei abundanter Kohlehydratnahrung viel weniger Zucker ausscheiden, als bei strengster Diät, die andere bei diesen Beobachtungen gemachte Erfahrung, dass die Zuckerausscheidung auch in hervorragender Weise von der Provenienz des Amylum (von der Kohlenhydratquelle – Anm. Zentrum der Gesundheit) abhängig ist, scheint mir biologisch fast noch merkwürdiger und interessanter.“

Was ist das Besondere am Hafer?

Heute weiß man etwas mehr zu den Vorteilen des Hafers gegenüber anderen Kohlenhydratquellen als noch vor 120 Jahren:

Hafer ist Vollkorn

Ein wichtiger Unterschied zu anderen Getreidearten ist sicher, dass Haferflocken zumeist in der Vollkornvariante vorliegen, während z. B. Weizenbrot schon zu von Noordens Zeiten häufig als Weißbrot im Handel war. Diesem fehlen Ballaststoffe und zahlreiche Vitalstoffe des vollen Korns, so dass es auch den Blutzuckerspiegel anders beeinflusst als ein Vollkornbrot.

Echte Vollkornbrote haben daher auch einen niedrigeren glykämischen Index bzw. eine niedrigere glykämische Last als Weißbrot, wie wir im vorigen Link erklären, wo Sie auch eine Tabelle mit den glykämischen Werten zahlreicher Lebensmittel finden. Diese Werte geben an, ob und wenn ja, wie stark ein Lebensmittel den Blutzuckerspiegel verändern kann.

Hafer enthält Beta-Glucane

Eine weitere Besonderheit des Hafers ist sein hoher Beta-Glucan-Gehalt. Beta-Glucane zählen zu den löslichen Ballaststoffen. Sie sind dafür bekannt, die Verdauung zu fördern, den Cholesterin- und Blutfettspiegel zu senken, entzündungshemmend zu wirken und das Immunsystem zu stärken – wie auch im vorigen Link erklärt wird.

Beta-Glucane wirken sich zudem günstig auf den Blutzuckerspiegel aus (bei einer Menge von 3 bis 6 g pro Mahlzeit (5)). Sie senken den Blutzucker und verbessern die Insulinsensitivität (machen die Zellen wieder empfindlicher für Insulin, damit sie den Zucker aus dem Blut wieder aufnehmen können) – und zwar so deutlich, dass es dafür sogar einen Health Claim gibt. Ein Health Claim ist eine als belegt geltende Gesundheitsaussage, die auf entsprechenden Produkten zu Werbezwecken angebracht werden darf. Der Health Claim für Beta-Glucane aus Hafer lautet:

„Der Verzehr von Beta-Glucanen aus Hafer trägt zur Reduzierung des Blutzuckeranstiegs nach den Mahlzeiten bei.“

100 g Hafer enthalten etwa 6,2 g Beta-Glucane, so dass Sie bei der Haferkur mit täglich 225 g Hafer knapp 14 g Beta-Glucane zu sich nehmen, pro Mahlzeit also etwa 4,7 g.

Hafer enthält viel Magnesium

Darüber hinaus ist Hafer eine sehr gute Magnesiumquelle. In 100 g Haferflocken sind um die 120 mg Magnesium enthalten. Mit der Haferkur essen Sie mindestens 225 g Haferflocken täglich, was 270 mg Magnesium entspricht und damit fast den Tagesbedarf von 350 mg deckt.

Magnesium ist an der Insulinbildung beteiligt sowie an der Insulinwirkung. Ein Magnesiummangel wirkt sich daher bei Diabetes besonders ungünstig aus und fördert überdies die Entstehung diabetestypischer Folgeerkrankungen (z. B. eine Polyneuropathie).

Hafer ist reich an Vitalstoffen

Auch andere Vitalstoffe sind reichlich im Hafer enthalten, etwa die Vitamine B1 und K1. Davon ist in der täglichen Portion Hafer im Rahmen der Haferkur so viel enthalten, dass der Tagesbedarf locker gedeckt werden kann, ja sogar überschritten wird. Der Biotingehalt im Hafer reicht, um den Tagesbedarf zu decken. Darüber hinaus sind bedeutende Mengen an Zink, Eisen, Kalium, Folat (Folsäure) und Vitamin B3 enthalten. Alle diese Vitalstoffe stehen mit einem reduzierten Diabetesrisiko in Zusammenhang ( 6 ) ( 7 ) ( 8 ) ( 9 ) ( 10 ) ( 11 ).

Beim Eisen ist es etwas anders. Hier erhöht die Aufnahme von Eisen aus tierischen Lebensmitteln (Hämeisen) das Diabetesrisiko ( 12 ). Bei Eisen aus pflanzlichen Quellen (wie z. B. Hafer) besteht kein erhöhtes Diabetesrisiko ( 13 ). Mit Vitamin B3 sollte man gut versorgt sein, aber auch nicht zu viel davon zu sich nehmen, da es lt. einer Untersuchung bis ca. 27 mg pro Tag das Diabetesrisiko senkt, bei einer höheren Aufnahme das Risiko erhöht (der Tagesbedarf liegt bei 13 - 17 mg für Erwachsene).

Hier finden Sie eine Tabelle mit den Mineralstoffen in Haferflocken und hier die Vitamintabelle.

Studien zur Haferkur bei Diabetes

Nachfolgend stellen wir Ihnen die wichtigsten Studien vor, in denen die Wirkung der Haferkur bei Diabetes untersucht wurde:

Blutzucker sinkt, Insulindosis kann reduziert werden

An einer Studie der Uni Heidelberg von 2008 ( 2 ) nahmen 14 Typ-2-Diabetiker teil (zwischen 50 und 70 Jahre alt und seit durchschnittlich 15 Jahren an Diabetes erkrankt). Sie alle hatten das metabolische Syndrom (Übergewicht, Bluthochdruck, Insulinresistenz) und litten bereits an Gefäßerkrankungen.

Schon allein eine herkömmliche Diabetes-Diät führte zu einer Verbesserung des Blutzuckerspiegels (er sank auf durchschnittlich 158 mg/dl). Nach einer 2-tägigen Hafer-Kur sank der Blutzucker weiter auf durchschnittlich 118 mg/dl, so dass die Insulindosis um 42,5 Prozent (von zuvor 145 IE pro Tag auf 83 IE pro Tag) reduziert werden konnte.

Die „herkömmliche Diabetes-Diät“ bestand aus:

  1. 50 – 55 Prozent Kohlenhydraten (190 g)
  2. 15 – 20 Prozent Protein (75 g)
  3. 30 Prozent Fett (50 g)
  4. 1500 kcal pro Tag

An den beiden Hafer-Tagen bestand die Ernährung aus:

  1. 63 Prozent Kohlenhydraten (davon 150 g Hafer)
  2. 12 Prozent Protein
  3. 7 Prozent Fett
  4. 16,2 g Ballaststoffe
  5. 1100 kcal

Nun könnte man sagen, dass die Wirkung der Hafer-Tage auch einfach auf den niedrigeren Kalorien- und Fettgehalt sowie den höheren Ballaststoffgehalt zurückzuführen ist. Das Erstaunliche der Hafer-Kur war jedoch, dass der Effekt noch mindestens 4 Wochen nach der 2-tägigen Haferkur bei normaler Ernährung anhielt.

Langzeitzucker sinkt

In einer Meta-Analyse von 2015 wertete man 16 Studien aus und kam zum Ergebnis, dass Hafer signifikant die Langzeitzuckerwerte (HbA1c), den Nüchternblutzucker und auch den postprandialen Blutzucker (nach dem Essen) senken kann (im Vergleich zu anderen Mahlzeiten) ( 5 ).

Allerdings wurde darin auch betont, dass sich der Hafer insbesondere in Kombination mit einer kalorienreduzierten Ernährung positiv auf den Blutzuckerspiegel auswirkte, die am besten auch fettarm und ballaststoffreich sein sollte und einen niedrigen glykämischen Index aufweisen sollte.

Es genügt also nicht, einfach täglich etwas Hafer in die Ernährung zu integrieren, um die nach den konkreten Hafertagen beobachteten Wirkungen auf den Blutzuckerspiegel zu erzielen.

Effekt der Hafer-Kur hält 4 Wochen an

In einer Studie von 2019 untersuchte man die Wirkung von zwei Hafertagen auf die Insulinresistenz und den Zuckerstoffwechsel von 15 Typ-2-Diabetikern. Es zeigte sich, dass sie an Tagen, an denen sie Haferflocken zu sich nahmen, deutlich weniger Insulin benötigten als an Tagen, an denen Sie ihre übliche Diabetes-Diät aßen (ohne Hafer).

An den Hafertagen konnte die benötigte Insulindosis signifikant reduziert werden – von durchschnittlich 112 IE auf 82 IE. Der durchschnittliche Blutzuckerspiegel und Nüchternblutzucker änderte sich nicht.

Jedoch war der Langzeitblutzucker (HbA1c) auch hier – wie schon in der Studie von 2008 – vier Wochen nach den Haferflocken-Tagen niedriger, was darauf hinweist, dass schon wenige Hafertage eine weitreichende – also eine mehrere Wochen anhaltende – Wirkung haben ( 4 ).

Haferkur ist auch per Sondennahrung möglich

Eine hypokalorische und pflanzenbasierte Haferkur lässt sich sogar auf der Intensivstation mit Sondennahrung durchführen, wie ein Fallbericht aus 2019 zeigt ( 14 ). Eine 67-jährige Typ-2-Diabetikerin wurde mit Verdacht auf Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert. Schnell kam es zu einem Lungenversagen mit beginnender Sepsis, so dass die Patientin auf der Intensivstation eine künstliche Beatmung erhielt.

Innerhalb von 48 Stunden entwickelte sich eine extreme Insulinresistenz, so dass die Patientin sehr große Mengen Insulin benötigte (mehr als 200 IE pro Tag). Man entschied sich für eine 2-tägige Haferkur mit 700 kcal (fettarm, rein pflanzlich) aus 180 g Haferflocken und 60 g Gemüse, was über eine Nasensonde verabreicht wurde.

Der Blutzuckerspiegel besserte sich schon während der Haferkur signifikant, so dass auch der Insulinbedarf wieder sank.

Fazit: Eine Haferkur lohnt sich!

Eine Haferkur hat somit etliche Vorteile – insbesondere bei Diabetes, bei Insulinresistenz und Problemen mit dem Blutzuckerspiegel. Die meisten davon haben sich in wissenschaftlichen Studien bestätigen lassen. Besprechen Sie jedoch die genaue Umsetzung der Haferkur mit Ihrem Arzt – besonders wenn Sie bereits Medikamente nehmen.

🌟 Bewerten Sie unsere Arbeit 🌟

Auf unserem Portal Zentrum der Gesundheit haben wir mittlerweile mehr als 2700 Artikel zu zahlreichen Themen rund um Gesundheit, Ernährung und Naturheilkunde veröffentlicht. Wenn Sie Zeit und Lust haben, freuen wir uns über Ihre Bewertung unseres Portals bei Trustpilot.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.