Welche Heilpflanzen wirken gegen Krebs?
Zahlreiche Heilpflanzen zeigen eine gewisse Antikrebsaktivität und könnten in der Krebsbehandlung eingesetzt werden. Fünfzig Pflanzen wurden für eine Studie aus dem Jahr 2023 (1) ausgewählt und im Hinblick auf eine mögliche Wirksamkeit als Antikrebsmittel untersucht.
Alle diese Heilpflanzen könnten eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung von Mund-, Brust-, Lungen-, Gebärmutterhals-, Dickdarm-, Magen- und Leberkrebs spielen.
Allerdings liegen dazu bislang insbesondere In-vitro-Studien oder allenfalls Tierstudien vor. Das bedeutet, Heilpflanzenextrakte oder isolierte Wirkstoffe aus diesen Heilpflanzen wurden bislang kaum in Studien an Menschen überprüft – und wenn, so nicht an Menschen, die an Krebs erkrankt waren.
Dennoch zeigen die vorliegenden Untersuchungen, dass die genannten Heilpflanzen bzw. die sekundären Pflanzenstoffe daraus das Wachstum und die Ausbreitung von Tumorzellen hemmen und Enzyme stimulieren können, die zum Untergang (Apoptose) dieser Zellen führen.
Die Merkmale von Krebs
Krebszellen und Tumoren verfügen – im Vergleich zu gesunden Zellen – über bestimmte Eigenschaften und Merkmale (1):
- Fehlende Apoptosefähigkeit
- Angiogenese
- Schnelle und endlose Zellteilung
- Produktion von Wachstumssignalen
- Unempfindlichkeit gegenüber Signalen, die das Wachstum und die Metastasierung hemmen
- Förderung chronischer Entzündungen
Um herauszufinden, welche Heilpflanzen gegen Krebs wirken, sucht man nun nach Pflanzen bzw. Pflanzenstoffen, welche die genannten krebstypischen Eigenschaften zum Guten hin beeinflussen können.
Falls Sie nicht genau wissen, was die aufgeführten Eigenschaften bedeuten, erklären wir diese nachfolgend so einfach wie möglich, bevor wir zu den entsprechenden Heilpflanzen gegen Krebs kommen.
Fehlende Apoptosefähigkeit
Normalerweise sollte ein Gleichgewicht zwischen Zellteilung und Zelltod bestehen. Neue Zellen entstehen, alte und kranke werden aufgelöst.
Dieses Gleichgewicht ist in Tumorzellen gestört: Hier gibt es eine ungebremste Zellteilung. Gleichzeitig kommt es kaum noch zum programmierten Tod kranker Zellen (Apoptose). Beides führt zu einem unaufhaltsamen Wachstum des Tumors.
Die Wiederherstellung der Apoptosefähigkeit in den entarteten Zellen ist daher ein wichtiges Ziel in der Krebstherapie.
Angiogenese
Die Neubildung von Blutgefäßen wird Angiogenese genannt. Bei Heilprozessen oder auch im Embryonalstadium ist dies natürlich erwünscht. Wenn es aber Tumoren gelingt, eigene Blutgefäße zu bilden, um sich leicht mit Nährstoffen versorgen zu können, dann bedeutet diese krebseigene Angiogenese, dass der Tumor noch besser wachsen und sich ausbreiten oder sogar Metastasen bilden kann.
Schnelle und endlose Zellteilung
Bei der Zellteilung wird die DNA (die im Zellkern in Form der Chromosomen vorliegt) kopiert – die Chromosomen werden somit verdoppelt, damit die neue Zelle in ihrem Zellkern wieder die gesamte Erbinformation vorliegen hat.
Ein Chromosom ist wie ein aufgerollter Faden aus DNA, der alle unsere genetischen Informationen speichert. An den Enden der Chromosomen befinden sich die Telomere. Das sind kleine Schutzkappen (ähnlich wie die Plastikenden an Schnürsenkeln). Sie verhindern, dass die Chromosomen „ausfransen“ bzw. dass die Erbinformation beschädigt wird.
Mit jeder Zellteilung verkürzen sich die Telomere ein wenig. Irgendwann sind sie zu kurz und die Zelle kann sich nicht mehr teilen. Sie stirbt. Dies ist ein natürlicher Prozess, der dazu beiträgt, dass zu alte Zellen ausgemustert werden können.
Manche Zellen aber verfügen über ein Enzym, die sog. Telomerase. Sie sorgt dafür, dass die Telomere nicht zu schnell verkürzt werden. In manchen Zellen (z. B. Stammzellen, Keimzellen) kann die Telomerase die Telomere sogar wieder verlängern. Dadurch können sich diese Zellen weiterhin teilen.
Problematisch ist, dass auch manche Tumorzellen über die Telomerase verfügen. Hier ist das Enzym sogar manchmal überaktiv und verhilft den bösartigen Zellen dazu, sich unkontrolliert immer weiter und weiter zu teilen und zu vermehren.
Produktion von Wachstumssignalen
Normalerweise erhalten Zellen Wachstumssignale von ihrer Umgebung (zum Beispiel von Nachbarzellen oder Hormonen). Tumorzellen können jedoch beginnen, ihre eigenen Wachstumssignale zu produzieren, sodass sie nicht mehr von externen Signalen abhängig sind.
Durch diese Signale „teilen“ sich die Tumorzellen selbst mit, dass sie weiter wachsen und sich vermehren sollen. Dies ermöglicht ihnen, sich vom normalen Wachstumskontrollsystem des Körpers abzukoppeln und Tumore zu bilden.
In Tumorzellen kann z. B. das Protein NF-κB (Nuklearfaktor-kappa B) überaktiv sein, wodurch verstärkt Wachstumsfaktoren und Anti-Apoptose-Stoffe produziert werden.
Unempfindlich gegen hemmende Signale
In gesunden Zellen gibt es Kontrollmechanismen, die sicherstellen, dass sich Zellen nur teilen, wenn es notwendig ist, und die das Wachstum stoppen, wenn es nicht mehr benötigt wird.
Wenn Krebszellen unempfindlich gegen hemmende Signale sind, bedeutet das, dass sie die Kontrollmechanismen ignorieren oder sogar eigenständig blockieren.
Zu den hemmenden Signalen gehören z. B. die Tumorsuppressorgene p53 und RB. In den krankhaft entarteten Zellen sind diese Gene oft deaktiviert.
Tumorzellen können auch wachstumsfördernde Signale so aktivieren, dass diese stärker sind als die hemmenden Signale.
Förderung chronischer Entzündungen
Chronische Entzündungen können einerseits durch oxidativen Stress (freie Radikale) Zellmutationen auslösen und damit die Entstehung von Krebs begünstigen.
Andererseits gedeihen bestehende Tumoren besonders gut in einem ständig entzündeten Milieu. Auch Metastasen bilden sich hier leichter.
Oft sorgen Tumorzellen über bestimmte Botenstoffe eigenständig für entzündliche Prozesse. Diese helfen dem Krebs auch dabei, das Immunsystem auf eine Weise zu aktivieren, dass die entarteten Zellen sogar geschützt statt bekämpft werden.
(Den Zusammenhang zwischen Entzündungen und Krebs erklären wir detailliert im vorigen Link).
Ziel der Krebstherapie: Die typischen Merkmale verändern
Das Ziel von Krebstherapien ist somit, die genannten Eigenschaften von Tumorzellen zu verändern, damit diese wieder kontrollierbar werden und mit Hilfe des programmierten Zelltods eliminiert werden können.
Derzeit werden zur Tumorbehandlung Chemotherapeutika, Operationen und/oder Bestrahlung eingesetzt. Oft kommt es zu starken Nebenwirkungen – und nicht immer sind die Therapien erfolgreich.
Daher wird permanent nach alternativen Heilmitteln gesucht. Auch Heilpflanzen werden entsprechend überprüft, um deren Potenzial für eine mögliche Tumorbehandlung herauszufinden.
Von den überprüften fünfzig Pflanzen wurden in der genannten Studie nun 14 Pflanzen und ihre Antitumorwirkung näher erläutert (1) (den Grüntee fügten wir als Ergänzung hinzu):
- Aloe Vera (Aloe barbadensis miller)
- Kurkuma (Curcuma longa)
- Boswellia serrata (Indischer Weihrauch)
- Asparagus racemosus (Indischer Spargel; Shatavari)
- Catharanthus roseus (Madagaskar-Immergrün)
- Artemisia annua (Einjähriger Beifuß)
- Withania somnifera (Ashwagandha)
- Taxus baccata (Europäische Eibe)
- Tinospora cordifolia (Guduchi)
- Dioscorea bulbifera (Luftkartoffel)
- Artemisia herba-alba (Weißer Wermut)
- Acorus calamus (Kalmus)
- Ajuga parviflora (Günsel)
- Centella asiatica (Asiatischer Wassernabel)
- Grüner Tee (Camellia sinensis)
Wie Heilpflanzen gegen Krebs wirken können
Viele Heilpflanzen können die oben genannten krebstypischen Eigenschaften beeinflussen oder verändern und so das Tumorwachstum einschränken. Manche können auf alle diese Eigenschaften einwirken (z. B. EGCG aus Grüntee), andere nur auf einzelne dieser Merkmale (1).
Heilpflanzen beispielsweise, die die Apoptose (den programmierten Zelltod) in Tumorzellen wieder fördern können, sind z. B. Aloe Vera, Kurkuma (Curcumin), Ashwagandha, das Madagaskar-Immergrün und die Luftkartoffel.
Die Angiogenese (die Neubildung von Blutgefäßen) kann z. B. von Ashwagandha und Weihrauch gehemmt werden.
Gegen die unkontrollierte Zellteilung in Tumorzellen können z. B. Kurkuma und Asparagus racemosus vorgehen
Einige Heilpflanzen blockieren oder hemmen Wachstumssignale, z. B. Artemisia annua, Grüner Tee (EGCG) und Kurkuma (Curcumin) oder machen Tumorzellen für hemmende Signale wieder empfindlicher, z. B. Ashwagandha und Weihrauch.
Nachfolgend stellen wir die Heilpflanzen und ihre tumorhemmenden Eigenschaften näher vor (1).
1. Aloe Vera (Aloe barbadensis miller)
Aloe Vera ist seit Jahrhunderten als Heilpflanze bekannt, vor allem zur Behandlung von Hauterkrankungen und Wunden. Doch auch in der Krebsforschung hat die Pflanze Aufmerksamkeit erregt.
Aloe Vera enthält eine Reihe bioaktiver Verbindungen, darunter Anthrachinone, Polysaccharide und Enzyme, die eine tumorhemmende Wirkung haben können.
Wirkmechanismus
Die in der Heilpflanze enthaltenen Verbindungen wie Aloin, Emodin und Acemannan wirken zytotoxisch auf Tumorzellen. Studien zeigen, dass Aloe Vera insbesondere gegen Eierstock-, Brust- und Dickdarmkrebszellen wirksam ist.
Die Verbindungen fördern den programmierten Zelltod (Apoptose) und verhindern die Ausbreitung von Tumorzellen (Metastasierung).
Zudem kann Aloe Vera das Immunsystem stärken, indem es die Aktivität von Makrophagen (bestimmten Abwehrzellen) und natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) stimuliert, die ebenfalls an der Bekämpfung von Tumorzellen beteiligt sind.
In Studien werden Aloe-Vera-Extrakte oder isolierte Wirkstoffe (Aloin, Emodin, Acemannan) eingesetzt.
2. Kurkuma (Curcuma longa)
Kurkuma, auch als Gelbwurz bekannt, ist eine der am besten erforschten Heilpflanzen im Zusammenhang mit Tumorerkrankungen (und vielen anderen Erkrankungen). Der Hauptwirkstoff Curcumin hat in zahlreichen Studien gezeigt, dass er das Wachstum und die Ausbreitung von Tumorzellen hemmen kann.
Wirkmechanismus
Curcumin beeinflusst verschiedene Signalwege, die am Tumorwachstum beteiligt sind. Es hemmt zum Beispiel die Aktivität von NF-κB, das wir oben erwähnten und welches das Überleben von Tumorzellen fördert.
Außerdem fördert Curcumin die Apoptose (programmierter Zelltod) in Tumorzellen. Curcumin kann auch die Angiogenese, also die Bildung neuer Blutgefäße im Tumor, hemmen, was das Tumorwachstum verlangsamt.
Die Wirksamkeit von Curcumin wurde unter anderem bei Brust-, Darm-, Bauchspeicheldrüsen- und Prostatatumoren gezeigt.
Klinische Studien
Curcumin wird und wurde in zahlreichen klinischen Studien auf seine krebshemmende Wirkung untersucht. Studien deuten darauf hin, dass es insbesondere in Kombination mit herkömmlichen Chemotherapeutika eine verbesserte Wirkung zeigt, während es gleichzeitig die Nebenwirkungen der Chemotherapie mindern kann.
In manchen Studien konnte man keine Wirkung beobachten. In Studien, in denen Curcumin Wirkung zeigte, wurde häufig das Präparat BCM-95 eingesetzt, so dass es nicht zuletzt auf die Art des Präparats ankommen wird.
Auch das Stadium der Erkrankung ist entscheidend. So soll Curcumin insbesondere in frühen Stadien wirken, in späteren nicht mehr merklich.
* Hier finden Sie z. B. ein Curcumin-Präparat mit BCM-95.
3. Boswellia serrata (Indischer Weihrauch)
Boswellia serrata, auch als indischer Weihrauch bekannt, wird traditionell zur Behandlung von Entzündungen verwendet. Ihm wird eine cortisonähnliche Wirkung nachgesagt. Auch krebshemmende Eigenschaften wurden in Studien festgestellt. Weihrauch ist ein Baum, dessen Harz als Rohstoff für entsprechende Extrakte verwendet wird.
Wirkmechanismus
Die im Weihrauch enthaltenen Boswelliasäuren hemmen das Enzym 5-Lipoxygenase, das an Entzündungsprozessen beteiligt ist. Entzündungen spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung und dem Fortschreiten von Tumoren – wie wir oben bei den Krebsmerkmalen erklärt haben.
Durch die Hemmung dieser Entzündungsprozesse kann Boswellia das Wachstum von Tumorzellen verlangsamen. Darüber hinaus fördern Boswelliasäuren die Apoptose dieser Zellen und verhindern die Angiogenese, also die Blutversorgung des Tumors.
Boswellia hat sich besonders bei der Behandlung von Hirn-, Brust- und Bauchspeicheldrüsentumoren als vielversprechend erwiesen.
In Studien werden stets standardisierte Extrakte mit hohem Boswelliasäurengehalt verwendet.
4. Asparagus racemosus (Indischer Spargel)
Asparagus racemosus, besser bekannt als Shatavari, ist eine in der ayurvedischen Medizin häufig verwendete Heilpflanze. Unter vorigem Link stellen wir sie insbesondere als Frauen-Heilpflanze vor, da sie sich sehr vorteilhaft auf das weibliche Fortpflanzungssystem auswirkt und bei Wechseljahresbeschwerden, Menstruationsschmerzen und PMS helfen kann.
Traditionell wird die Pflanze auch zur Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen und als Stärkungsmittel eingesetzt. Neuere Forschungen legen nahe, dass Shatavari auch krebshemmende Eigenschaften besitzt.
Wirkmechanismus
In Studien wurde gezeigt, dass der Wirkstoff Kaempferol aus Asparagus racemosus das Wachstum von Dickdarmkrebszellen hemmen kann. Kaempferol wirkt als starkes Antioxidans und fördert die Apoptose in Tumorzellen.
Darüber hinaus hemmen die sekundären Pflanzenstoffe in Shatavari die Zellproliferation (Teilungsgeschwindigkeit der entarteten Zelle) und wirken der Ausbreitung von Tumorzellen entgegen. Diese hemmenden Effekte wurden nicht nur bei Dickdarm-, sondern auch bei Lungen- und Brusttumoren beobachtet.
In Studien werden meist alkoholische oder wässrige Extrakte aus Wurzeln oder Blätter mit hohem Kaempferolgehalt verwendet.
5. Catharanthus roseus (Madagaskar-Immergrün)
Catharanthus roseus, auch bekannt als Madagaskar-Immergrün, ist eine giftige Heilpflanze, die in der Krebstherapie bereits medizinisch verwendet wird.
Das heißt, ihre isolierten stark giftigen Wirkstoffe – die Alkaloide Vinblastin und Vincristin – sind als Chemotherapeutika mit den üblichen Nebenwirkungen im Einsatz (Verdauungsbeschwerden, Haarausfall, Depressionen, Hautauschlag, Schmerzen, Bluthochdruck u. a.).
Die Pflanze ist somit für eine nebenwirkungsarme naturheilkundliche Therapie nicht geeignet.
Wirkmechanismus
Die Alkaloide der Heilpflanze stören die Zellteilung und führen zum Tod der entarteten Zelle. Sie gehören daher zur Gruppe der sog. Mitosehemmer (Mitose = Zellkernteilung) und werden zur Behandlung verschiedener Tumorarten eingesetzt, darunter Leukämien, Lymphome, Brust- und Lungentumoren.
6. Artemisia annua (Einjähriger Beifuß)
Artemisia annua ist eine Heilpflanze, die vor allem für ihren Wirkstoff Artemisinin bekannt ist. Dieser wird hauptsächlich zur Behandlung von Malaria eingesetzt.
Doch auch in der Krebsforschung hat Artemisinin durch seine selektive Zytotoxizität (giftig für Tumorzellen, nicht aber für gesunde Zellen) an Bedeutung gewonnen, so dass die Heilpflanze eine vielversprechende Option mit geringen Nebenwirkungen darstellen könnte.
Wirkmechanismus
Artemisinin wird in die Tumorzelle aufgenommen und aktiviert dort die Freisetzung freier Radikale, die nun wiederum die kranke Zelle schädigen und töten können. Artemisinin wirkt nur in entarteten Zellen so, da die Freisetzung der Radikale durch den hohen Eisengehalt in diesen Zellen aktiviert wird.
Gesunde Zellen enthalten nicht so viel Eisen, so dass es dort auch nicht zur artemisininbedingten Bildung freier Radikale kommt.
Studien zeigen, dass Artemisinin gegen Brust- und Dickdarmtumoren sowie gegen Leukämie wirksam sein könnte. Verwendet werden in den Versuchen meist reine Artemisinin-Präparate.
7. Withania somnifera (Ashwagandha)
Withania somnifera, auch bekannt als Ashwagandha, ist eine der wichtigsten Heilpflanzen der ayurvedischen Medizin und wird traditionell als Stärkungsmittel und zur Förderung des allgemeinen Wohlbefindens eingesetzt. In den letzten Jahren hat Ashwagandha jedoch auch Aufmerksamkeit als potenzielles tumorhemmendes Mittel erregt.
Wirkmechanismus
Die in Ashwagandha enthaltenen Wirkstoffe, insbesondere die Withanolide, zeigen vielversprechende antitumorale Aktivitäten. Withanolide fördern die Apoptose und hemmen die Angiogenese, wodurch das Tumorwachstum verzögert wird.
Die Heilpflanze hat in verschiedenen Studien gezeigt, dass sie das Wachstum von Brust-, Lungen-, Dickdarm- und Prostatakrebszellen hemmen kann. Darüber hinaus wirkt Ashwagandha als starkes Antioxidans, das oxidativen Stress reduziert, der zu entzündlichen Prozessen und zur Tumorentwicklung beitragen kann.
In den Untersuchungen werden standardisierte Extrakte aus der Heilpflanze mit hohem Withanolidgehalt eingesetzt.
8. Taxus baccata (Europäische Eibe)
Die Eibe (Taxus baccata) ist eine Heilpflanze bzw. ein -baum, der in der Onkologie besonders durch seine Rolle in der Chemotherapie bekannt geworden ist. Er enthält in der Rinde, den Nadeln und seinen Samen hochgiftige Pflanzenstoffe namens Taxane. Darunter ist besonders Paclitaxel bekannt (der Arzneistoff heißt Taxol) – ein für die Krebstherapie zugelassenes Zytostatikum.
Eiben stehen jedoch unter Naturschutz, so dass seit Jahren nach einer Alternative zur Herstellung von Paclitaxel gesucht wird, z. B. indem man andere Pflanzen oder Bakterien durch entsprechende Genübertragung den Stoff produzieren lässt. Denn für einen einzigen Patienten braucht man mehrere Dutzend Bäume.
Wirkmechanismus
Taxane wie Paclitaxel zählen ebenfalls wie die Alkaloide aus dem Madagaskar-Immergrün (siehe 5.) zu den Mitosehemmern. Sie verhindern also die Zellteilung der Tumorzellen. Es kommt zum Stillstand im Zellzyklus und die Apoptose wird wieder ausgelöst.
Paclitaxel ist besonders wirksam bei der Behandlung von Brust-, Eierstock-, Lungen- und Prostatatumoren. Meist wird das Mittel bei fortgeschrittenen Tumoren mit anderen Chemotherapeutika kombiniert.
9. Tinospora cordifolia (Guduchi)
Tinospora cordifolia, auch bekannt als Guduchi, ist eine Kletterpflanze, die in fernöstlichen tropischen Regionen heimisch ist, wie in Indien und Bangladesch. Sie zählt zu den bedeutendsten Heilpflanzen des Ayurveda und wird traditionell zur Stärkung des Immunsystems und zur Bekämpfung von Infektionen verwendet.
In der Krebsforschung hat Tinospora cordifolia aufgrund ihrer immunmodulatorischen und tumorhemmenden Eigenschaften zunehmend Beachtung gefunden.
Wirkmechanismus
Guduchi enthält verschiedene bioaktive Verbindungen, darunter Alkaloide, Steroide und Polysaccharide, die das Immunsystem stärken und die Apoptose in Tumorzellen fördern können.
Studien zeigen, dass die Heilpflanze besonders wirksam gegen Brust-, Haut- und Lungentumoren ist. Tinospora cordifolia hat auch die Fähigkeit, die Wirkung von Chemotherapeutika zu verstärken und deren Nebenwirkungen zu reduzieren.
Für Versuche wird meist ein alkaholischer Extrakt verwendet oder man setzt die isolierten Wirkstoffe ein.
10. Dioscorea bulbifera (Luftkartoffel)
Dioscorea bulbifera, bekannt als Luftkartoffel, ist eine Heilpflanze, die in der traditionellen Medizin in Indien und China verwendet wird. Es ist eine Kletterpflanze, die oberirdische (bei bestimmter Zubereitung) essbare Knollen bildet. Sie enthält außerdem bioaktive Verbindungen, die eine tumorhemmende Wirkung haben.
Wirkmechanismus
Die in der Heilpflanze enthaltenen Stoffe wie Diosgenin, Kaempferol und Lutein zeigen zytotoxische Wirkungen gegen verschiedene Krebszelllinien. Diosgenin beispielsweise hemmt das Wachstum von Magen-, Leber- und Dickdarmtumorzellen, indem es die Apoptose fördert und das Zellwachstum stoppt.
Dioscorea bulbifera zeigt vielversprechende Ergebnisse bei der Bekämpfung von Tumoren in Magen- und Leberkrebszellen und könnte in Zukunft eine wichtige Rolle in der Tumortherapie spielen.
Eingesetzt werden von der Luftkartoffel meist Präparate mit dem isolierten Diosgenin oder Extrakte aus der Heilpflanze (aus den Luftknollen oder den Wurzeln).
11. Artemisia herba-alba (Weißer Wermut)
Artemisia herba-alba, auch als Weißer Wermut bekannt, gehört zur Familie der Asteraceae. Die Heilpflanze wird traditionell in der Volksmedizin verwendet, und neuere Forschungen deuten darauf hin, dass sie auch tumorhemmende Eigenschaften besitzt.
Wirkmechanismus
Die Heilflanze enthält bioaktive Substanzen wie Phenolkomplexe und Terpene, die in Laborstudien eine zytotoxische Wirkung auf Tumorzellen gezeigt haben, insbesondere gegen Blasen-, Kehlkopf- und Leukämiezellen und hier die Apoptose förderten.
Ihre bioaktiven Inhaltsstoffe (z. B. Rutin und Chlorogensäure) wirken u. a. entzündungshemmend und antioxidativ und könnten in der Tumortherapie eine ergänzende Rolle spielen, da sie die Proliferation von Tumorzellen hemmen und deren Zelltod fördern.
Auch bei dieser Heilpflanze setzt man meist Extrakte ein, die die entsprechenden Wirkstoffe (Phenolkomplexe, Terpene) in relevanten Mengen enthalten.
12. Acorus calamus (Kalmus)
Acorus calamus, bekannt als Kalmus, ist eine mehrjährige Sumpfpflanze, die traditionell in der chinesischen und ayurvedischen Medizin verwendet wird. Die Wurzeln der Heilpflanze enthalten viele bioaktive Verbindungen, die für die Krebsforschung interessant sein könnten.
Wirkmechanismus
Die im Kalmus enthaltenen Pflanzenstoffe β-Asaron und Safrol zeigen in Studien zellteilungshemmende und apoptosefördernde Effekte auf verschiedene Krebszelllinien, darunter Lungen-, Brust- und Dickdarmtumoren.
Die Heilpflanze könnte in Zukunft als ergänzende Therapie bei der Tumorbehandlung genutzt werden.
Eingesetzt werden in Versuchen alkoholische Extrakte aus der Wurzel oder auch isolierte Einzelstoffe (β-Asaron und Safrol).
13. Ajuga parviflora (Günsel)
Ajuga parviflora, auch als Neelkanthi oder Günsel bekannt, gehört zur Familie der Lippenblütler und wird traditionell in der ayurvedischen Medizin verwendet. Die Heilpflanze ist bekannt für ihre entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften, die auch im Kampf gegen Tumorerkrankungen von Bedeutung sind.
Wirkmechanismus
In Studien wurde nachgewiesen, dass entsprechende Extrakte das Wachstum von Leukämiezellen und anderen Krebszelllinien hemmen.
Die enthaltenen Pflanzenstoffe fördern den Zelltod in entarteten Zellen, während sie gesunde Zellen weitgehend verschonen. Ajuga parviflora kann zudem die Proliferation von Tumorzellen blockieren und die Bildung neuer Blutgefäße (Angiogenese) im Tumor verhindern.
Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die Heilpflanze gegen Leukämie sowie bestimmte Arten von Hauttumoren wirksam sein könnte. Ihre entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften tragen zur Hemmung des Tumorwachstums bei.
In Studien wurden hauptsächlich wässrige und alkoholische Extrakte aus den Blättern und Wurzeln der Pflanze verwendet.
14. Centella asiatica (Asiatischer Wassernabel)
Centella asiatica, auch bekannt als Gotu Kola oder Asiatischer Wassernabel, ist eine Heilpflanze, die in der traditionellen indischen und chinesischen Medizin weit verbreitet ist.
Sie wird zur Behandlung vieler Krankheiten eingesetzt (z. B. zur Wundheilung, bei Arteriosklerose, bei psychischen Störungen), darunter auch Krebs.
Wirkmechanismus
Centella asiatica enthält bioaktive Verbindungen wie Asiaticosid und Madecassosid, die nachweislich tumorhemmende Effekte haben. Diese Substanzen fördern den Zelltod (Apoptose) in entarteten Zellen und hemmen deren Wachstum, insbesondere bei Lungen-, Brust- und Hauttumorzellen.
Darüber hinaus hat die Heilpflanze entzündungshemmende Eigenschaften, die bei der Krebsprävention und -behandlung hilfreich sein können.
Die Pflanze verbessert zudem die Heilung von Gewebe nach einer Chemotherapie und könnte daher als unterstützende Maßnahme eingesetzt werden.
In den meisten Zellstudien zur tumorhemmenden Wirkung des Wassernabels kamen Extrakte oder die isolierten Wirkstoffe der Heilpflanze (Asiaticosid und Madecassosid) zum Einsatz.
15. Grüner Tee (Camellia sinensis)
Auch Tee ist eine Heilpflanze. Gerade Grüntee wird schon lange für seine gesundheitlichen Vorteile geschätzt, vor allem wegen seiner antioxidativen Eigenschaften. Seine Rolle in der Krebsprävention und -therapie ist in den letzten Jahrzehnten intensiv erforscht worden, und zahlreiche Studien deuten darauf hin, dass die in grünem Tee enthaltenen Polyphenole, insbesondere Epigallocatechingallat (EGCG), eine wichtige tumorhemmende Wirkung haben.
Hier erklären wir, wie Sie gute Qualität bei Grünteeextrakten erkennen.
Wirkmechanismus
EGCG, das in hoher Konzentration im grünen Tee vorkommt, wirkt auf alle ganz oben genannten tumortypischen Eigenschaften hemmend: Der Stoff fördert die Apoptose, verlangsamt die Zellteilung und hemmt Wachstumssignale sowie die Angiogenese und die Metastasierung.
Zell- und Tierstudien deuten darauf hin, dass grüner Tee bei der Prävention und Behandlung von Brust-, Lungen-, Prostata- und Oralkrebs eingesetzt werden könnte.
In klinischen Studien hat sich gezeigt, dass Grüntee und seine Extrakte, insbesondere EGCG, sicher und gut verträglich sind. Im folgenden Link stellen wir beispielsweise die Wirkung bei Vorstufen von Krebs der Mundschleimhaut vor.
Auch die Verwendung von grünem Tee bzw. EGCG-Präparaten in Kombination mit einer Bestrahlung ist denkbar, da die Nahrungsergänzung die Toxizität der Strahlentherapie reduzieren könnte – so eine Studie von 2021 (2).
Eingesetzt werden dabei entweder reine EGCG-Präparate oder Extrakte, die auf EGCG und weitere Wirkstoffe standardisiert sind (um eine synergistische Wirkung zu erzielen). Auch das Trinken von Grüntee gilt als hilfreich, allerdings eher in der Prävention.
Fazit: Heilpflanzen gegen Krebs
Heilpflanzen bieten ein breites Spektrum an bioaktiven Verbindungen, die das Potenzial haben, Tumorzellen gezielt zu bekämpfen, ohne dabei gesunde Zellen zu schädigen.
Besonders wichtig ist, dass viele dieser Heilpflanzen die herkömmlichen Krebstherapien ergänzen und deren Nebenwirkungen lindern könnten. Zukünftige klinische Studien werden entscheidend sein, um die Wirksamkeit und Sicherheit dieser pflanzlichen Mittel in der Tumortherapie zu bestätigen und herauszufinden, in welcher Form und Dosis die Pflanzen verabreicht werden müssen.