Das Guillain-Barré-Syndrom: Was ist das?
Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) ist eine seltene, aber schwerwiegende entzündliche Erkrankung des peripheren Nervensystems. Sie ist somit eine neurologische Erkrankung (von griech. neuron (νεῦρον) für Nerv, verwandt mit dem lateinischen Begriff nervus).
Das periphere Nervensystem umfasst alle Nerven außerhalb des zentralen Nervensystems (Gehirn und Rückenmark).
Das körpereigene Immunsystem – so die derzeitige Erklärung – greift die Nervenzellen an, weshalb die Krankheit zu den Autoimmunerkrankungen gezählt wird. Die Folgen des angegriffenen Nervensystems sind Schwäche, Taubheitsgefühle und häufig auch Lähmungen, die sich normalerweise von den Beinen aufwärts ausbreiten.
Woher kommt der Name Guillain-Barré-Syndrom?
Der Begriff „Guillain-Barré-Syndrom“ (GBS) stammt von den beiden französischen Ärzten Georges Guillain und Jean Alexandre Barré. Sie gehören zu den ersten Neurologen, die die Erkrankung erforscht haben.
Im Jahr 1916 veröffentlichten sie eine umfassende Studie über das Syndrom, in der sie die klinischen Merkmale und den Verlauf der Krankheit beschrieben. Allerdings war ein anderer Arzt noch viel früher dran. Er erwähnte die Krankheit bereits im Jahr 1859: Jean-Baptiste Octave Landry, ebenfalls ein französischer Neurologe.
Wer ist betroffen? Und wie viele Menschen sind betroffen?
Das Guillain-Barré-Syndrom ist selten, kann aber Menschen jeden Alters und Geschlechts betreffen.
In den meisten Ländern beträgt die jährliche Inzidenz (Neuerkrankungen pro Jahr) etwa 1 bis 2 Fälle pro 100.000 Einwohner. Dies bedeutet, dass pro Jahr in einer Population von 100.000 Menschen etwa 1 bis 2 Menschen am Guillain-Barré-Syndrom erkranken.
Meist sind Erwachsene im Alter von 30 bis 50 Jahren betroffen. Es tritt jedoch auch bei Kindern und älteren Erwachsenen auf, aber seltener.
Die Krankheit tritt bei Männern und Frauen in etwa gleich häufig auf.
Die Symptome des Guillain-Barré-Syndroms
Das Guillain-Barré-Syndrom, das im Grunde eine Polyneuropathie ist, kann eine Vielzahl von Symptomen verursachen, die von Person zu Person variieren können. Im Verlauf der Erkrankung können die Symptome an Intensität zunehmen. Zu den häufigsten Symptomen des GBS gehören:
Schwäche und Muskelschwund
Dies ist das Hauptsymptom des Guillain-Barré-Syndroms. Die Schwäche beginnt oft in den Beinen und kann sich allmählich nach oben in den Körper ausbreiten. In schweren Fällen kann die Schwäche so stark sein, dass die betroffene Person Schwierigkeiten beim Gehen hat, die Beine auch im Sitzen oder Liegen kaum bewegen kann oder sogar gelähmt ist.
Taubheit oder Kribbeln
Taubheit oder Kribbeln in den Extremitäten kommen beim Guillain-Barré-Syndrom ebenfalls häufig vor. Auch dieses Gefühl kann sich von den Füßen nach oben ausbreiten.
Koordinationsprobleme
Beim Guillain-Barré-Syndrom kann die Feinmotorik beeinträchtigt sein, was zu Schwierigkeiten bei der Ausführung präziser Bewegungen führt, z. B. zu Gangstörungen.
Muskelsteifheit oder Muskelschmerzen
Muskelsteifheit oder Muskelschmerzen gehören ebenfalls zu den Symptomen des GBS.
Schwierigkeiten beim Sprechen, Schlucken und Atmen
In schweren Fällen kann die Atemmuskulatur geschwächt sein und zu Atemproblemen führen, was eine mechanische Beatmung erfordern kann. Schluckprobleme und Schwierigkeiten beim Sprechen können beim GBS ebenfalls auftreten.
Verlust der Blasen- und Darmkontrolle
In einigen Fällen kann beim Guillain-Barré-Syndrom die Kontrolle über Blase und Darm beeinträchtigt sein.
Herzprobleme
Auch das autonome Nervensystem kann betroffen sein, so dass es z. B. zu Herzrhythmusstörungen oder Blutdruckproblemen kommen kann.
Was tun, wenn Symptome auftreten?
Wenn Sie die oben beschriebenen Symptome an sich beobachten, insbesondere wenn sie nach einer vorangegangenen Infektion auftreten, sollten Sie sofort ärztliche Hilfe suchen, da eine frühzeitige Diagnose und Behandlung hier wichtig sind, um nicht nur die Symptome zu lindern, sondern auch um Komplikationen und Folgeschäden zu verhindern.
Auch kann die Krankheit in der Akutphase lebensbedrohlich sein, wenn z. B. die Atemmuskulatur betroffen ist, was das eigenständige Atmen bedroht.
Der Verlauf des Guillain-Barré-Syndroms
Wie schon die Symptomatik, so kann auch der Verlauf des GBS bei jedem Patienten ein anderer sein:
Die Symptome entwickeln sich normalerweise über Tage bis Wochen hinweg und erreichen oft ihren Höhepunkt innerhalb von zwei bis vier Wochen. Nach diesem Höhepunkt beginnt die Erholungsphase, in der die Symptome allmählich nachlassen.
Ein typischer Verlauf kann in drei Hauptphasen unterteilt werden und gestaltet sich folgendermaßen:
Akute Phase (Entzündungsphase)
Die akute Phase beginnt oft plötzlich und kann innerhalb von Stunden bis Tagen fortschreiten. In dieser Phase erleben die meisten Patienten zunehmende Schwäche und Muskelprobleme, die sich normalerweise von den Beinen aufwärts ausbreiten.
Dies ist die Phase, in der die Entzündung im peripheren Nervensystem ihren Höhepunkt erreicht. Die Symptome können sich in kurzer Zeit verschlimmern und zu schwerwiegenderen neurologischen Problemen führen.
Plateauphase (Stabilisierungsphase)
In der Plateauphase haben die Symptome ihren Höhepunkt erreicht, das heißt, sie bleiben nun auf einem konstanten Niveau, verschlechtern sich also nicht weiter. Die Plateauphase kann Wochen bis Monate dauern.
Erholungsphase (Genesungsphase)
Die Erholungsphase beginnt, sobald sich die Symptome allmählich bessern. Je nach Schweregrad der Erkrankung verläuft diese Phase unterschiedlich schnell. Sie kann Monate oder sogar Jahre dauern.
Ist das GBS heilbar?
Bei manchen Patienten heilt die Erkrankung ganz aus, bei anderen bleiben gewisse neurologische Probleme zurück.
Die Dauer des Heilprozesses hängt vom Patienten ab, vom Zeitpunkt der Diagnose und der Behandlung. Sie kann also unterschiedlich lang sein (siehe oben bei den drei Phasen der Erkrankung).
Welche Komplikationen oder Folgeschäden können beim GBS entstehen?
Das Guillain-Barré-Syndrom kann mit Komplikationen einhergehen und auch zu dauerhaften Beeinträchtigungen führen (Folgeschäden/Langzeitfolgen). (Bei den meisten heilt die Krankheit jedoch vollständig aus).
Die Art und Schwere der Langzeitfolgen können von Fall zu Fall variieren. Einige der möglichen langfristigen neurologischen Beeinträchtigungen können die folgenden sein:
- Anhaltende Muskelschwäche
- Müdigkeit
- Empfindungsstörungen (Taubheitsgefühle, Kribbeln oder andere Empfindungsstörungen in den betroffenen Extremitäten oder anderen Körperbereichen)
- Nervenschmerzen
- Gangstörungen
- Beeinträchtigung der Blasen- und Darmkontrolle
Die Ursachen des Guillain-Barré-Syndroms
Die genauen Ursachen des Guillain-Barré-Syndroms sind nicht vollständig geklärt. Wie so oft wird vermutet, dass es mehrere Faktoren gleichzeitig sind, die zur Entstehung der Erkrankung beitragen.
Da man davon ausgeht, dass es eine Autoimmunerkrankung ist, das Immunsystem des Körpers also versehentlich die peripheren Nerven angreift, sucht man nach Ursachen, die das Immunsystem entsprechend aus dem Konzept gebracht haben könnten:
Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) tritt oft nach einer Infektion auf, insbesondere nach bakteriellen oder viralen Infektionen, z. B. nach Infektionen mit dem Epstein-Barr-Virus, Zytomegalievirus, Grippevirus, SARS-Cov2 ( 12 ), Campylobacter-Bakterium oder auch mit dem Zika-Virus.
Man nimmt an, dass das Immunsystem bei der Bekämpfung dieser Infektionen irrtümlicherweise auch Nervenzellen angreift.
Zwar ist das GBS keine Erbkrankheit, doch können bestimmte genetische Faktoren die Anfälligkeit für die Entwicklung der Erkrankung erhöhen.
Auch nach Impfungen kann ein Guillain-Barré-Syndrom auftreten, was besonders nach der Impfung gegen die Schweinegrippe (H1N1) im Jahr 1976 auffiel. Auch nach der „normalen“ Grippe-Impfung (siehe Impfschäden ), nach COVID-19-Impfungen und nach der Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs ( Gardasil ) könnte es zu einem Guillain-Barré-Syndrom (GBS) kommen.
Allerdings zeigen zur letztgenannten Impfung inzwischen nur 3 von 25 Studien einen Zusammenhang ( 11 ).
In unserem Artikel Autoimmunerkrankungen durch Impfung erwähnen wir den im englischsprachigen Raum geläufigen Begriff post-vaccination autoimmune diseases (= Autoimmunerkrankungen, die nach einer Impfung und aufgrund ihrer immunsystemaktivierenden Wirkung entstehen können).
Dazu gehören neben dem Guillain-Barré-Syndrom auch der systemische Lupus erythematodes, die rheumatoide Arthritis, entzündliche Myopathien, die Multiple Sklerose, der Diabetes Typ 1 und die Vaskulitis (entzündliche Autoimmunprozesse in den Blutgefäßen).
Offiziell heißt es jedoch, das Risiko, ein Guillain-Barré-Syndrom (GBS) nach einer Impfung zu bekommen, sei niedriger als das Risiko, ein GBS nach der jeweiligen Infektion zu entwickeln.
Wichtig: Da nicht jeder nach einer Infektion oder Impfung ein Guillain-Barré-Syndrom entwickelt, gilt auch hier – wie immer aus ganzheitlicher Sicht – dass der Organismus umso besser vor der Krankheit geschützt ist, je besser er mit allen Nähr- und Vitalstoffen versorgt ist, je gesünder der Darm ist und je gesünder insgesamt die Lebensweise des jeweiligen Menschen ist.
Denn dann lässt sich auch das Immunsystem nicht so schnell aus der Bahn werfen, was bedeutet, dass man die oben genannten und als GBS-Ursachen in Fragen kommenden Infekte gar nicht erst bekommt und dass das Immunsystem stabil genug ist und daher auch weniger anfällig für Autoimmunreaktionen sein wird.
Guillain-Barré-Syndrom nach Corona-Impfung
Im Ärzteblatt war am 3. Februar 2023 zu lesen ( 13 ), dass der COVID-19-Impfstoff Ad26.COV2.S von Janssen mit einem erhöhten Risiko für das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) einhergehen könne – so eine Auswertung der an die US-Nebenwirkungsdatenbank VAERS gemeldeten Fälle.
Für die beiden mRNA-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna seien keine entsprechenden Zusammenhänge gefunden worden. Die Autoren der vorgestellten Studie – Winston E. Abara von der CDC in Atlanta und Team – werden mit den Worten zitiert:
„Das Guillain-Barré-Syndrom war eine präspezifizierte Nebenwirkung von besonderem Interesse im COVID-19-Vakzin-Monitoring, da es in der Vergangenheit bereits mit anderen Impfungen in Verbindung gebracht wurde“.
Das Risiko sei durch die Impfung zwar erhöht, so die Autoren, dennoch betreffe das absolute Risiko dann wahrscheinlich nur einige Fälle pro Million Impfdosen.
Die Diagnose des Guillain-Barré-Syndroms
Die Diagnose des Guillain-Barré-Syndroms erfordert in der Regel eine gründliche klinische Untersuchung und verschiedene diagnostische Tests, um andere mögliche Ursachen, die ähnliche Symptome zeigen, auszuschließen:
- Da beim Guillain-Barré-Syndrom die Nervenleitgeschwindigkeit oft verlangsamt ist, kommen Nervenleitgeschwindigkeitstests (NLG) zum Einsatz (beim Neurologen).
- Bei einer Lumbalpunktion (Rückenmarksflüssigkeitsuntersuchung) kann man feststellen, ob eine erhöhte Proteinmenge in der Flüssigkeit ist, was ein Hinweis auf das GBS sein könnte. Für eine Punktion wird eine Nadel in den Bereich um die Wirbelsäule im unteren Rücken eingeführt, um eine Probe der Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) zu entnehmen.
- Mit einer Elektromyographie (EMG), die die elektrische Aktivität in den Muskeln misst, kann man Nervenschädigungen identifizieren.
- Um andere mögliche Ursachen auszuschließen, könnte eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder auch noch andere Tests, die Ihr Arzt empfiehlt, durchgeführt werden.
Eine frühzeitige Diagnose ist in jedem Fall wichtig, da eine rasche Behandlung den Verlauf der Erkrankung verbessern kann.
Die schulmedizinische Therapie beim Guillain-Barré-Syndrom
Die meisten GBS-Patienten benötigen während der akuten Phase intensivmedizinische Überwachung und Unterstützung, insbesondere wenn die Atemmuskulatur betroffen ist. Dann kann es sogar zu einer künstlichen Beatmung kommen.
Die Behandlung des Guillain-Barré-Syndroms zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und Komplikationen zu verhindern. Meist gehen Betroffene in ein Krankenhaus, wo eine engmaschige Überwachung möglich ist. Denn die Krankheit kann schnell fortschreiten und dann auch lebensbedrohlich werden.
Intravenöse Immunglobulintherapie (IVIG
Eine der häufigsten Behandlungen für das Guillain-Barré-Syndrom ist die Verabreichung von intravenösen Immunglobulinen (IVIG). Dies sind Proteine, die aus dem Blutplasma von Spendern gewonnen werden und das Immunsystem modulieren können. IVIG hilft, die Entzündung im Nervensystem zu reduzieren und die Symptome zu lindern. Die Behandlung erfolgt normalerweise über mehrere Tage.
Plasmapherese
In einigen Fällen kann eine Plasmapherese, auch als Plasmaaustausch bezeichnet, durchgeführt werden. Bei dieser Behandlung wird das Blut des Patienten aus dem Körper entnommen, das Plasma, das entzündliche Substanzen und schädliche Antikörper enthält, entfernt und durch frisches Plasma oder eine Plasmaersatzlösung ersetzt. Dies kann helfen, die Entzündung im Nervensystem zu reduzieren.
Schmerzmanagement
Manchmal werden auch Schmerzmittel verschrieben, wenn Schmerzen auftreten.
Physiotherapie und Rehabilitation
In der Reha-Phase ist eine Physiotherapie wichtig, um die Muskeln zu stärken und die Mobilität zu verbessern. Eine Ergotherapie kann helfen, die Feinmotorik zu schulen und die Betroffenen wieder in die Lage zu versetzen, ihren alltäglichen Aktivitäten nachzugehen.
Überwachung und Behandlung von Komplikationen
Da das GBS verschiedene Organsysteme beeinflussen kann, ist eine engmaschige Überwachung der Vitalfunktionen und die Behandlung von Komplikationen wie Blutgerinnseln oder Bluthochdruck wichtig.
Naturheilkundliche Therapie des Guillain-Barré-Syndroms
Beim Guillain-Barré-Syndrom können auch verschiedene naturheilkundliche und ganzheitliche Maßnahmen zum Einsatz kommen – gerne begleitend zu jedweder anderen Therapie (natürlich immer in Absprache mit dem jeweiligen Arzt):
Folat/Folsäure beim GBS
In einer Studie von 2018 mit GBS-Patienten, stellte man fest, dass ein niedriger Folatspiegel mit einem Guillain-Barré-Syndrom zusammenhängen könnte bzw. dass die Krankheit umso länger dauert und umso schwerer verläuft, je niedriger der Folatspiegel der Patienten ist ( 1 ).
Bei Patienten mit einem normalen Folatspiegel wurde folglich ein kürzerer Krankheitsverlauf beobachtet, als dies bei Patienten mit Folatmangel der Fall war (6 Tage gegenüber 13 Tagen).
In unserem Artikel über Folsäure erklären wir, wie es zu einem Mangel kommen kann, wie man diesem vorbeugt und wie man einen solchen beheben kann.
Vitamin D beim GBS
In Sachen Vitamin D gibt es unterschiedliche Studienergebnisse, solche, in denen kein Zusammenhang zwischen dem Vitamin-D-Status entdeckt wurde, aber auch solche, in denen sich zeigte, dass Menschen mit Neuropathien (u. a. das Guillain-Barré-Syndrom) häufiger einen Vitamin-D-Mangel haben als Personen ohne entsprechende Erkrankung ( 2 ).
Da Vitamin D an vielen Funktionen des Organismus und auch des Immunsystems beteiligt ist, sollte man das Risiko eines Mangels nicht eingehen. Wie Sie Ihren Vitamin-D-Spiegel auf Vordermann bringen können, erklären wir in unserem Artikel: Vitamin D – Die richtige Einnahme.
Omega-3-Fettsäuren beim GBS
In einem Review aus dem Jahr 2023 ( 3 ) kommen Wissenschaftler der Queen’s University in Kingston, Kanada, zu dem Schluss, dass Omega-3-Fettsäuren ein starkes Potenzial für eine kostengünstige und risikoarme Zusatzbehandlung beim Guillain-Barré-Syndrom haben könnten.
Die optimale Dosis zur Vorbeugung und Behandlung ist aber noch nicht bekannt, wozu man weitere Studien durchführen möchte. Möglich wäre eine ähnliche Dosis, wie sie sich auch in randomisierten klinischen Studien bei Muskelatrophie als wirksam gezeigt hat: 2,2 bis 5 g pro Tag mit einem Verhältnis EPA:DHA von 3:2.
Allerdings wäre es sinnvoll, generell gut mit Omega-3-Fettsäuren versorgt zu sein, also nicht erst im Krankheitsfall mit der Einnahme zu beginnen. Zur regelmäßigen Omega-3-Versorgung sind dann auch nicht derart hohe Dosen erforderlich wie zur Therapie.
Curcumin beim GBS
Der Wirkstoff aus Kurkuma – Curcumin – gilt als wertvolle Substanz mit antioxidativer und entzündungshemmender Wirkung und kann daher nahezu bei jedem Beschwerdebild begleitend zum Einsatz kommen.
In einer Untersuchung von 2014 mit Ratten zeigte sich, dass Curcumin in einer Dosis von 100 mg pro Kilogramm Körpergewicht und pro Tag eine deutliche Verzögerung von neurologischen Symptomen bewirkt und den Schweregrad entsprechender Erkrankungen verringert ( 4 ).
Als Fazit schreiben die Wissenschaftler, dass Curcumin neurologische Beschwerden über seine entzündungshemmenden Eigenschaften unterdrückt und daher bei autoimmun bedingten Nervenerkrankungen die Therapie unterstützen könnte.
Probiotika beim GBS
Da ein gesunder Darm eine wichtige Voraussetzung dafür ist, vor Autoimmunreaktionen geschützt zu bleiben, wird bei den entsprechenden Erkrankungen auch immer überprüft, ob die Gabe von Probiotika – lebende Bakterien, die die Darmflora regulieren – hilfreich sein könnte.
In einer Studie (von 2018) mit 30 GBS-Patienten und 20 gesunden Kontrollpersonen zeigte sich, dass die Gabe von Bifidobacterium infantis – ein probiotischer Bakterienstamm, der in der Darmflora von GBS-Patienten geringer vertreten war als in der Darmflora Gesunder – zur Linderung des Guillain-Barré-Syndroms beitragen kann ( 5 ).
Das Bakterium senkt den Spiegel bestimmter Immunzellen (T-Helfer-Zellen: Th2- und Th17-Zellen), der beim Guillain-Barré-Syndrom stets erhöht ist.
Die Zahl der sog. regulatorischen T-Zellen ist hingegen bei Patienten mit Guillain-Barré-Syndrom niedrig. Doch gerade diese Zellen sorgen dafür, dass das Immunsystem nicht überreagiert, sie schützen also vor Autoimmunreaktionen.
Die Behandlung mit Bifidobacterium infantis konnte die Zahl der regulatorischen T-Zellen bei GBS-Patienten wieder anheben.
Bifidobacterium infantis ist auch jenes Bakterium, das bei einer Histaminintoleranz helfen kann und daher häufig in probiotischen Präparaten enthalten ist, die für eine Linderung dieser Unverträglichkeit empfohlen werden, z. B. in diesem * Probiotikum.
Aber auch in vielen anderen probiotischen Präparaten ist B. infantis enthalten, z. B. in der * Combi-Flora-Reihe von effective nature (in Combi Flora Daily und Combi Flora Fluid).
L-Carnitin beim GBS
L-Carnitin ist ein Stoff, der im Organismus für die Energiegewinnung aus Fettsäuren zuständig ist, weshalb L-Carnitin auch immer wieder zum Abnehmen eingenommen wird (was jedoch nur wirken würde, wenn man aufgrund eines L-Carnitin-Mangels übergewichtig wäre, was eher selten der Fall sein wird, da der Körper L-Carnitin selbst herstellen kann).
In einem Review von 2019 überprüfte man anhand von 4 Studien die Wirksamkeit von Acetyl-L-Carnitin bei Patienten mit schmerzhafter peripherer Neuropathie ( 6 ).
Acetyl-L-Carnitin ist eine besondere L-Carnitin-Verbindung, die gehirngängig ist, also die Blut-Hirn-Schranke passieren und daher auch im Gehirn wirken kann – während das „normale“ L-Carnitin besonders in der Muskulatur wirkt (die Muskelzellen mit Energie versorgt).
Im genannten Review hieß es, dass Acetyl-L-Carnitin (ALC) bei Patienten mit peripheren Neuropathien unterschiedlicher Ursachen eine neuroprotektive (nervenschützende) und auch eine antinozizeptive Wirkung zeigt. Letzteres bedeutet, dass man nicht mehr so empfindlich auf Schmerzreize reagiert.
ALC konnte eine Schmerzreduktion von über 20 Prozent erzielen und hatte überdies positiven Einfluss auf die Nervenleitungsparameter und die Nervenregeneration – bei gleichzeitig gutem Sicherheitsprofil.
ALC sei daher eine wirksame und sichere Behandlung bei Patienten mit schmerzhafter peripherer Neuropathie – so die Wissenschaftler. Die optimale Dosis und Dauer der Anwendung müsse noch in weiteren Studien herausgefunden werden.
Zwar war das Guillain-Barré-Syndrom hier nicht Bestandteil der Studie, doch zählt auch dieses zu den peripheren Neuropathien, so dass man eine Nahrungsergänzung mit Acetyl-L-Carnitin beim Guillain-Barré-Syndrom in Erwägung ziehen könnte – am besten in jener Dosis, die auf dem jeweiligen Präparat empfohlen wird.
* Hier z. B. erhalten Sie Acetyl-L-Carnitin.
Yoga beim GBS
Laut einem indischen Review (2017), in dem 94 Studien ausgewertet wurden, eignet sich Yoga als eine wirksame Zusatztherapie für Patienten verschiedener neurologischer Beschwerden, darunter Patienten mit Multipler Sklerose, Parkinson, Epilepsie und auch dem Guillain-Barré-Syndrom ( 7 ).
Wenn Sie also am Guillain-Barré-Syndrom leiden und dieses einfach nicht besser wird oder womöglich neurologische Folgeschäden zurückgeblieben sind, nehmen Sie in jedem Fall wieder Ihre Yoga-Routine auf – und wenn Sie bisher noch kein Yoga praktizierten, lohnt es sich, wenn Sie eine örtliche Yoga-Schule aufsuchen.
Akupunktur beim GBS
Auch Akupunktur könnte in die Therapie des Guillain-Barré-Syndroms integriert werden. Hierzu existieren jedoch nur sehr wenige aktuelle Studien und zwar Fallberichte von einzelnen Patienten.
Aus dem Jahr 2022 beispielsweise gibt es einen Fallbericht eines 63-jährigen Mann mit Lungenkrebs, der zusätzlich noch ein Guillain-Barré-Syndrom entwickelte. Trotz hoher Dosen konventioneller Medikamente wie intravenösem Gammaglobulin, verbesserte sich zwar die Muskelschwäche von Armen und Beinen, doch litt er nach wie vor unter starken Taubheitsgefühlen und Schmerzen. Nach viermaliger Akupunkturbehandlung wurde das Taubheitsgefühl deutlich gemindert ( 8 ).
Ein anderer Fallbericht stammt aus dem Jahr 2020. Eine 62-jährige Frau bekam das Guillain-Barré-Syndrom nach einer Operation. Sie litt unter Muskelschwäche in den oberen Gliedmaßen, Lähmungserscheinungen in den unteren Gliedmaßen und konnte sich somit nicht mehr selbst versorgen. Eine 2-wöchige herkömmliche Therapie im lokalen Krankenhaus hatte keine Wirkung.
Nach 5 Wochen Kombination aus Akupunktur, Moxibustion und weiteren Maßnahmen aus der TCM war die Muskelkraft der Frau wiederhergestellt ( 9 ).
Naturheilkunde beim Guillain-Barré-Syndrom
Beim Guillain-Barré-Syndrom können somit zahlreiche naturheilkundliche und ganzheitliche Maßnahmen in die Therapie integriert werden und die Genesung der neurologischen Erkrankung unterstützen und das Risiko für mögliche Folgeschäden reduzieren.