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6 min

Wie Kuhmilch das Brustkrebsrisiko steigen lässt

Wenn es um Brustkrebs geht, wird im Allgemeinen besonders vor Sojamilch gewarnt. In einer Studie jedoch zeigte sich, dass Sojamilch in Sachen Brustkrebs kein Problem darstellt, Kuhmilch aber sehr wohl. Schon eine Tasse pro Tag erhöht das Brustkrebsrisiko um 50 Prozent – und das, wo doch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung zu täglich einer Tasse Kuhmilch rät.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 25 August 2023

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Brustkrebsrisiko steigt, wenn Kuhmilch getrunken wird

Laut einer Studie der Loma Linda University in Kalifornien vom Februar 2020, steigt das Brustkrebsrisiko signifikant, wenn Kuhmilch getrunken wird.

Jede achte Frau bekommt Brustkrebs, zumindest in den Industrienationen. Zu den Risikofaktoren gehören u. a. Alkohol, Bewegungsmangel und Übergewicht. Aber auch manche Lebensmittel können das Risiko für Brustkrebs beeinflussen.

Vor Brustkrebs schützen beispielsweise Tomaten, Granatäpfel, Ingwer, Leinsamen, Oolongtee und Pilze sowie Zwiebeln und Knoblauch. Als ungünstig gelten hingegen Zucker und Wurst.

Warum Sojamilch das Brustkrebsrisiko NICHT erhöht

Bei Soja- und Milchprodukten war man sich bislang nicht ganz sicher. Im Jahr 2017 erschien immerhin eine Studie, derzufolge Käse das Brustkrebsrisiko erhöhen soll, währenddessen Sojakritiker der Meinung sind, es sei insbesondere Soja, das enorm krebsfördernd wirke.

Es heisst, dass ein bestimmtes Isoflavon in Soja (Genistein) die Östrogenrezeptoren auf den Zellen aktiviere und ausserdem östrogenähnlich wirke. Da Östrogen als krebsfördernd gilt und Genistein im Zellversuch auf menschliche Brustkrebszellen wachstumsfördernd wirkte, lag auch wirklich der Verdacht nahe, dass Sojaprodukte nicht empfehlenswert sind, wenn man Brustkrebs hat oder sich präventiv optimal ernähren will.

Allerdings schrieben Forscher der Georgetown University in Washington schon 2010 im Journal of Nutrition, dass Soja eher das Brustkrebsrisiko senke, insbesondere dann, wenn man schon in frühester Jugend mit dem Sojaverzehr beginne ( 1 ). Weitere Studien in den Folgejahren konnten diesen Zusammenhang bestätigen, worüber wir in unserem Artikel Soja schützt vor Brustkrebs schrieben.

Im Jahr 2015 kam dann auch die Erklärung dazu: Sojaprodukte ( Tofu, Tempeh, Sojamilch etc.) haben einen schützenden Effekt in Sachen Brustkrebs. Isoliert man hingegen die Isoflavone aus der Sojabohne und nimmt sie in Kapselform als Nahrungsergänzung ein, dann scheinen diese hochkonzentrierten und isolierten Stoffe das Brustkrebsrisiko eher steigen zu lassen – so seinerzeit Wissenschaftler im Fachmagazin Molecular Nutrition & Food Research.

Studie von 2020: Sojamilch beeinflusst Brustkrebsrisiko nicht

Für die eingangs genannte epidemiologische Studie vom Februar 2020 untersuchte ein Forscherteam der Loma Linda University in Kalifornien nun erneut die Zusammenhänge zwischen Kuhmilch- bzw. Sojakonsum und dem Brustkrebsrisiko an knapp 53.000 Frauen. Die Frauen waren zu Beginn der fast 8-jährigen Studie brustkrebsfrei. Im Studienverlauf kam es zu etwas mehr als 1.000 Brustkrebsfällen ( 2 ) ( 3 ).

Zunächst einmal konnte kein Zusammenhang mit dem Konsum von Sojaprodukten festgestellt werden. Soja konnte das Brustkrebsrisiko also offensichtlich weder senken noch erhöhen.

Kuhmilch erhöht Brustkrebsrisiko um bis zu 80 Prozent

Der Verzehr von Kuhmilch aber konnte in dieser Studie das Brustkrebsrisiko steigen lassen – und zwar um bis zu 80 Prozent, abhängig von der verzehrten Menge. Frauen, die keine Milch oder nur wenig Kuhmilch tranken, hatten ein deutlich geringeres Risiko, an Brustkrebs zu erkranken als Frauen, die viele Milchprodukte konsumierten. Es war dabei unerheblich, ob es sich um fettarme Milch handelte oder um Milch mit Vollfettstufe.

Studienautor Gary E. Fraser sagte, dass mit der Studie nun ein recht deutlicher Beleg dafür vorliege, dass Kuhmilch ein ursächlicher Faktor für Brustkrebs sei. „Schon eine Viertel bis zu einer Drittel Tasse Kuhmilch pro Tag kann das Brustkrebsrisiko um 30 Prozent erhöhen“, so Fraser. „Wer bis zu einer Tasse Kuhmilch täglich trinkt, muss mit einem um 50 Prozent erhöhten Risiko rechnen und wer täglich zwei oder gar drei Tassen Milch trinkt, hat ein um 70 bis 80 Prozent erhöhtes Risiko, an Brustkrebs zu erkranken.

Empfehlungen der Ernährungsgesellschaften erhöhen Ihr Brustkrebsrisiko!

Da in den USA die Ernährungsgesellschaften derzeit zu täglich drei Tassen Milch raten, sollte diese Empfehlung angesichts der neuen Erkenntnisse aus Frasers Studie mit Vorsicht genossen werden. In Deutschland empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung täglich eine Tasse Kuhmilch (250 ml Milch (und 50 – 60 g Käse)) ( 4 ). Wer also den Empfehlungen der DGE folgt, erhöht damit sein Brustkrebsrisiko.

Gute Idee: Kuhmilch gegen Sojamilch tauschen

Wer sein Brustkrebs senken wolle und bisher Kuhmilch trank, so Fraser, solle die Kuhmilch gegen Sojamilch austauschen. Darauf wiesen auch die Ergebnisse der AHS-2 hin (Adventist Health Study-2), einer Studie mit insgesamt etwa 96.000 Teilnehmern, in der Veganerinnen ein geringeres Brustkrebsrisiko als Normalesserinnen hatten. Vegetarierinnen aber hatten dasselbe Brustkrebsrisiko wie die normal essenden Teilnehmerinnen.

Hoher Hormongehalt der Milch könnte das Problem sein

Fraser vermutet als möglichen Grund den hohen Hormongehalt in der Milch. Schliesslich seien stets 75 Prozent aller Milchkühe trächtig. Auch liessen Milchprodukte genau wie andere tierische Produkte den Spiegel des sog. IGF-1 steigen, eines Wachstumshormons, das normalerweise für Heil- und Regenerationsprozesse zuständig ist, aber auch das Krebswachstum fördern kann.

„Natürlich hat Kuhmilch aus ernährungsphysiologischer Sicht auch ein paar positive Eigenschaften“, erklärt Fraser, „doch sollte man diese gegen die möglichen negativen Auswirkungen abwägen.“

Bei der Auswertung der Studie wurden ausserdem Faktoren wie das familiäre Auftreten von Brustkrebs, Alkoholkonsum, Bewegungspensum, Medikamente (z. B. Hormonpräparate), die genommen wurden, Vorsorgeuntersuchungen, die genutzt wurden und deren Ergebnisse etc. berücksichtigt.

Wem beim Tipp, Kuhmilch gegen Sojamilch zu tauschen, etliche im Netz kursierende Nachteile der Sojamilch in den Sinn kamen, lese unseren Artikel zur üblichen Sojakritik.

Rohmilch und das Brustkrebsrisiko

Einige LeserInnen fragten nach, ob das oben Gesagte auch auf Rohmilch zutreffe. Unsere Antwort auf diese Frage lautete: In besagter Studie wurde nicht entsprechend unterschieden. Wir gehen jedoch davon aus, dass es sich um die normale pasteurisierte und homogenisierte Milch handelt, die von den meisten Menschen konsumiert wird. Da es ausserdem keine Studie zum Einfluss allein von Rohmilch auf das Brustkrebsrisiko gibt, lässt sich keine Aussage zum Thema Rohmilch und Brustkrebsrisiko treffen. 

Sollte eine solche Studie veröffentlicht werden, werden wir selbstverständlich umgehend berichten. Allerdings sollte nie vergessen werden, dass auch Rohmilch die entsprechenden wachstumsfördernden Hormone enthält und zwar u. U. auch in höherer Menge als wärmebehandelte Milch, da Hormone durch die Wärmebehandlung reduziert werden können.

Schaf- oder Ziegenmilch und das Brustkrebsrisiko

Genauso fragten LeserInnen, ob man nicht am besten die Kuhmilch gegen Ziegen- oder Schafmilch austauschen könnte, um dem erhöhten Brustkrebsrisiko durch Kuhmilch zu entgehen, ohne dabei gänzlich auf Milch und Milchprodukte verzichten zu müssen.

In besagter Studie wurde jedoch lediglich ein möglicher Zusammenhang mit dem Konsum von Kuhmilch überprüft. Andere Tiermilchen und ihre Einflüsse wurden nicht untersucht.

Die krebsfördernde Wirkung der Milch ist jedoch vermutlich eine Folge der natürlicherweise enthaltenen wachstumsfördernden Hormone, die in jeder Tiermilch enthalten sind, da ohne sie das Ziel einer Muttermilch nicht erreicht werden könnte. Das Ziel heisst: Der Säugling soll wachsen! Da gerade Tierkinder besonders schnell wachsen (im Vergleich zum Menschenkind), enthält Tiermilch stets grosse Mengen an Wachstumshormonen - ob von der Kuh, dem Schaf, der Ziege, dem Hund oder einem anderen Säugetier.

Der Östrogengehalt soll jedoch in Kuhmilch höher sein als in Ziegenmilch, was daran liegt, dass Kühe meist schon wieder schwanger sind, wenn sie gemolken werden. Bei Ziegen hingegen ist die nicht-trächtige Zeit pro Jahr länger, nicht zuletzt, weil die Trächtigkeit viel kürzer ist als bei der Kuh. Andere Vergleiche (mit anderen Milcharten) liegen uns leider nicht vor.

Fazit: Schaf- und Ziegenmilch enthalten also ebenfalls Wachstumshormone, aber u. U. weniger Östrogene/Schwangerschaftshormone. Das Risiko könnte bei diesen Milcharten daher geringer sein. Eine vergleichende Studie ist uns aber leider nicht bekannt.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.