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  • Die falsche Plaque These
8 min

Alzheimer: Eine Arzneimittel-Nebenwirkung?

In der Demenz-Forschung werden meist nur jene Theorien wahrgenommen, die auch Profit bringen. Ob es sich um die tatsächlichen Ursachen handelt und ob die entsprechenden Therapien auch wirklich Linderung versprechen, ist zweifelhaft. Sind Plaques nun für die Entstehung von Alzheimer verantwortlich oder sind sie nur eine Folge der Alzheimer Krankheit? Können Medikamente dafür verantwortlich sein?

Fachärztliche Prüfung: Dr. med. Jochen Handel
Stand: 10 Juli 2024

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Alzheimer: Falsche Theorien – Falsche Medikamente

Seit 30 Jahren wird uns erklärt, dass die Alzheimer Krankheit deshalb entstehe, weil sich im Gehirn Ablagerungen – die sog. Plaques – bilden und diese die geistigen Funktionen und Fähigkeiten des Patienten langsam aber sicher reduzieren würden. In letzter Zeit (Stand 2010) jedoch wird diese Theorie zunehmend in Frage gestellt.

Wenn die bisherige Plaque-These aber falsch ist, dann würde das auch erklären, warum die Wirkung von Demenz-Medikamenten, die aufgrund dieser These entwickelt wurden, deutlich zu wünschen übrig lässt.

Wer jetzt allerdings auf wirkungsvollere Medikamente hofft, muss wahrscheinlich erneut enttäuscht werden. So lange sich die neue Theorie nicht gewinnbringend umsetzen lässt – so scheint es – wird ihr möglicher Wahrheitsgehalt verleugnet.

Sind Plaques die Ursache von Alzheimer?

Eiweisshaltige Ablagerungen im Gehirn, die man auch Plaques nennt, sind nicht der Hauptauslöser der Alzheimer Krankheit,

sagt Wissenschaftler und Demenz-Spezialist Scott McGinnis von der Harvard Medical School und vom Brigham and Women’s Hospital in Boston.

McGinnis behandelt Demenz-Patienten und führt regelmässig klinische Tests mit neuen Demenz-Medikamenten durch – bislang mit eher dürftigem Erfolg.

Alzheimer-Medikamente bleiben wirkungslos

Bei Alzheimer, der meist verbreiteten Form von Demenz, verschlechtern sich konstant die geistigen Funktionen im Gehirn des Patienten – darunter auch das Gedächtnis und die Fähigkeit, für sich selbst zu sorgen.

Wissenschaftler haben lange angenommen, dass diese Degeneration dann entstehe, wenn sich die sog. amyloiden Plaques, die vom Körper selbst gebildet werden, im Gehirn nicht mehr – wie in einem gesunden Gehirn üblich – auflösen, sondern sich anhäufen und zur Zerstörung der Nervenzellen führen.

"Amyloid" bedeutet, dass es sich bei den Plaques um Protein-Fragmente handelt, genauer gesagt um zwei Mini-Proteine (=Peptide), die unter dem Oberbegriff Beta-Amyloid-Peptide zusammen gefasst werden. Sie haben unter anderem antimikrobielle Funktionen.

Da sie aber lange Zeit als ausschliesslich neurotoxisch, also giftig für die Nervenzellen, angesehen wurden, betrachtete man sie als Feind und entwickelte Medikamente gegen diese Proteine – in der Hoffnung, die Demenz liesse sich vielleicht damit aufhalten, was aber leider nicht der Fall ist.

Auch geistig gesunde Menschen können Plaques im Gehirn haben

Die medikamentöse Verhinderung der Plaques-Entstehung kann bis heute noch nicht die Symptome der Krankheit verbessern. Das dürfte kaum verwundern, da mittlerweile Forschungsergebnisse vorliegen, die zeigen, dass die Existenz von Plaques nicht unbedingt zu Symptomen der Alzheimer Krankheit führen muss.

So entdeckte man bei Obduktionen von Verstorbenen, dass auch Menschen, die kurz vor ihrem Tode geistig völlig wach und aktiv waren, ein Gehirn voller Plaques haben können.

Demenz-Medikamente wirken oft nicht

In einer aktuellen Studie manipulierten Forscher um Dr. Sam Gandy vom Alzheimer’s Disease Research Center an der Mount Sinai School of Medicine in New York die Gene von Mäusen so, dass diese keine typischen Plaques ausbilden konnten.

Die Kontrollgruppe hingegen konnte sehr wohl Plaques ausbilden.

Es stellte sich heraus, dass es den plaquefreien Mäusen kein bisschen besser ging als der Kontrollgruppe.

Beide Gruppen entwickelten dieselben Gedächtnisprobleme. Auch als man den plaquefreien Mäusen ein Gen einsetzte, das die plötzliche Bildung von Plaques veranlasste, verschlechterte sich ihr Befinden nicht.

Sind Plaques nützlich?

Wenn Sie die Krankheit Alzheimer erwähnen, denkt ein jeder sofort, dass eigentlich die Plaques das Leiden auslösen. Nichts könnte jedoch weiter von der Wahrheit entfernt sein,

erklärt Andrew Dillin vom Salk Institute in Kalifornien und dem Howard Hughes Medical Institute.

Die Daten deuten nämlich darauf hin, dass die Plaques eine Art Schutz darstellen, den der Körper herzustellen versucht. Sie sind also vielmehr ein Anzeichen dafür, dass das Gehirn den Menschen vor irgendetwas bewahren will.

Adrian Ivinson, Leiter des Neurologischen Forschungszentrums (Harvard Neuro Discovery Center) in Boston, wo man permanent – gemeinsam mit der Harvard Medical School – an der Entwicklung neuer Demenz-Medikamente arbeitet, sagte, Forscher würden sich langsam aber sicher an den Gedanken gewöhnen müssen, dass die Plaques eine prima Erfindung des Gehirns seien.

Fördern Demenz-Medikamente geistigen Zerfall?

Neueste wissenschaftliche Untersuchungen haben nun ergeben, dass die bisher als neurotoxisch eingestuften Beta-Amyloid-Peptide eine zentrale Funktion bei der Informationsverarbeitung im Gehirn haben, eine bestimmte Menge dieser Proteine also unbedingt erforderlich ist. Was bedeutet das?

Die üblichen Alzheimer-Medikamente, die darauf abzielen, sämtliche Plaques abzubauen, zerstören also gleichzeitig Substanzen, die für einwandfreie Gehirnfunktionen unerlässlich sind.

Alzheimer die Folge von Entzündungen?

Wie erwähnt, haben die Beta-Amyloid-Peptide antimikrobielle Wirkung. Was für ein Problem könnte ein Körper haben, der plötzlich grosse Mengen antimikrobieller Substanzen bildet? Er hat ein Entzündungs-Problem.

Entzündungen können dann entstehen, wenn schädliche Bakterien (z. B. von Zahnherden), Pilze oder auch Toxine wie Aluminium, Schwermetalle oder andere Gifte aus der Umwelt im Gehirn eintreffen.

Wer oder was konkret für die Entzündung zuständig ist, die schliesslich zu Demenzen führt, war lange Zeit noch unbekannt.

Inzwischen aber gibt es Hinweise auf den Schuldigen: Zucker. Zucker zerstört einerseits die Darmflora und kann andererseits zu einem chronisch erhöhten Insulinspiegel führen.

Bei einer gestörten Darmflora fällt der entzündungshemmende Effekt der gesunden Darmflora weg, und ein chronisch erhöhter Insulinspiegel gilt generell als Auslöser von Entzündungen. Details dazu lesen Sie hier: Zucker macht Alzheimer

30 Millionen Alzheimer-Patienten versprechen gigantische Umsätze

Entzündungshemmende Medikamente gibt es längst. Mit ihnen lässt sich kaum Umsatz machen. Bei einem potentiellen Kundenkreis von weltweit etwa 30 Millionen Alzheimer-Patienten lässt sich doch kein wirtschaftlich denkender Konzern die möglichen Gewinne durch die Lappen gehen.

Gewinne, die mit Hilfe von neuen patentierbaren Alzheimer-Medikamenten erzielt werden können – ob diese dann letztendlich helfen oder nicht, spielt keine Rolle.

Die Entwicklung von Medikamenten benötigt viel Zeit. Bis zu ihrem endgültigen Einsatz beim Patienten vergehen erneut viele Jahre.

Wenn nun mitten in dieser Entwicklungs- oder Testphase erkannt wird, dass die bisherige Theorie möglicherweise falsch ist, dann bedeutet das nicht automatisch, dass man sich sofort – unter Berücksichtigung der neuesten Erkenntnisse – auf die Entwicklung neuer Medikamente stürzt. Das käme hohen Verlusten gleich.

Also werden auch eigentlich völlig nutzlose (oder im schlimmsten Fall nebenwirkungsreiche) Medikamente schliesslich an den Mann (oder die Frau) gebracht. Medikamente, von denen man (in Insiderkreisen) längst weiss, dass sie auf der falschen Theorie beruhen und daher gar keine vorteilhafte Wirkung haben KÖNNEN.

Alzheimer begegnen und vorbeugen

Die beste Möglichkeit, der Alzheimer Krankheit vorzubeugen, besteht angesichts dieser Überlegungen und der wenig vertrauenswürdigen Alzheimer-Medikamente in einer möglichst gesunden Lebens- und Ernährungsweise (die frei von Zucker und isolierten Kohlenhydraten ist) mit ausreichend, aber nicht zu viel Schlaf sowie viel Bewegung.

Neben einer Entfernung möglicher Entzündungsherde im Mund (etwa durch tote Zähne) und dem Meiden von Giften (wie z. B. Aluminium, Quecksilber, Pestiziden etc.) verspricht eine gesunde Ernährung, die reich an entzündungshemmenden Antioxidantien, also Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen ist, den besten Schutz vor möglichen Entzündungen (auch im Gehirn).

Immer mehr Untersuchungen weisen auf die bei Demenzen positiven Auswirkungen von Vitamin E, Vitamin C und sekundären Pflanzenstoffen hin, wie z. B. Quercetin in Zwiebeln und Schnittlauch, Curcumin in Kurkuma, Resveratrol in Weintrauben etc.

Des weiteren soll eine Ernährung, die reich an tierischen Fetten ist, Demenzen begünstigen, während Omega-3-Fettsäuren aus beispielsweise Leinöl oder DHA-Öl den Ausbruch der Krankheit hinauszögern könnten.

Statine meiden – Alzheimer vorbeugen

Da man inzwischen glaubt, dass Statine – Medikamente, die den Cholesterinspiegel senken – das Gehirn schädigen und auf diese Weise einer Demenz den Weg ebnen, sollte einer Verschreibung der Cholesterinsenker nicht ohne Skepsis begegnet werden.

Cholesterinsenker senken den Cholesterinspiegel recht zuverlässig. Leider aber benötigt ausgerechnet das Gehirn grosse Mengen Cholesterin, um ordnungsgemäss funktionieren zu können.

In Gegenwart von Cholesterinsenkern hungert das Gehirn und wird nur noch unzureichend mit dem lebenswichtigen Cholesterin versorgt.

Die Konsequenzen zeigen sich in Form von Vergesslichkeit, Gedächtnisverlust und sogar der ein oder anderen Paranoia.

Alzheimer ist das nicht unbedingt. Da die Symptome jedoch an Demenz erinnern und Statine meist ältere Menschen nehmen, denkt jeder sofort an Demenz, aber kaum jemand an mögliche Arzneimittel-Nebenwirkungen.

Alzheimer: Eine Arzneimittel-Nebenwirkung?

Die Einnahme sog. Anticholinergika geht einer grossen Studie zufolge ebenfalls mit einem erhöhten Demenz-Risiko einher – besonders dann, wenn man die Medikamente dieser Gruppe in höheren Dosen oder über längere Zeiträume einnimmt.

Gerade ältere Menschen nehmen Anticholinergika sehr häufig ein. Darunter befindet sich z. B. der Wirkstoff Diphenhydramin, der in Schlafmitteln enthalten ist und nicht einmal der Verschreibungspflicht unterliegt.

Auch manche Antidepressiva oder Mittel gegen Allergien wirken anticholinerg. Darüber hinaus werden Anticholinergika bei Harninkontinenz verordnet und damit von sehr vielen SeniorInnen eingenommen.

Die im Fachmagazin JAMA Internal Medicine veröffentlichte Untersuchung der University of Washington gibt zu bedenken, dass das erhöhte Alzheimerrisiko durch Anticholinergika auch noch viele Jahre nach dem Absetzen der Medikamente bestehen bleibt. Die schädliche Wirkung dieser Arzneimittel auf das Gehirn ist also nicht reversibel.

Wer beispielsweise drei Jahre lang (und länger) 10 mg Doxepin (Antidepressivum) pro Tag schluckt, täglich 4 mg Chlorphenamin (Antihistaminikum) einnimmt oder 5 mg Oxybutynin (gegen Harninkontinenz), erhöht damit deutlich sein Demenzrisiko.

Dieses Risiko muss jedoch häufig gar nicht eingegangen werden, da es auch Medikamente gibt, die besagte Nebenwirkungen nicht haben und daher als verträglicher gelten, wie z. B. SSRI gegen Depressionen (z. B. Citalopram) und Loratadin bei Allergien.

Bei Harninkontinenz ist es dagegen schwieriger, Ersatz zu finden. Doch kann hier auch Blasentraining/Urotherapie und/oder Beckenbodentraining sehr gut helfen, so dass langfristig evtl. gar keine Medikamente mehr erforderlich sind.

Studienautorin Dr. Shelly Gray empfiehlt daher, dass ältere Menschen oder deren Angehörige den zuständigen Arzt darum bitten sollten, alle Medikamente des Betroffenen (auch die nicht verschreibungspflichtigen) in Augenschein zu nehmen und sorgfältig zu überprüfen

  1. ob auch wirklich alle erforderlich sind,
  2. ob möglicherweise manche Dosierungen gesenkt werden können und
  3. ob es für manche Medikamente nicht sogar inzwischen verträglichere Varianten gibt.

Erweisen sich Anticholinergika hingegen als notwendig, so rät Dr. Gray, dass der Therapeut die niedrigstmögliche Dosierung verordnen solle und die Einnahme sofort wieder stoppen müsse, wenn das Medikament nicht mehr nötig sei oder wenn es sich als unwirksam erweise.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.

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