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  • Frau nimmt Medikamente ein
3 min

Knochenbrüche durch Osteoporose-Medikamente

Osteoporose-Medikamente nimmt man ein, wenn man Osteoporose (Knochenschwund) aufhalten und Knochenbrüche verhindern will. Immer wieder tauchen jedoch Studien und Meldungen auf, die zu bedenken geben, dass Bisphosphonate – die am häufigsten eingesetzten Osteoporose-Medikamente – den Knochen durchaus auch schaden und zu Knochenbrüchen führen können, so dass eine langfristige Einnahme dieser Arzneimittel wohl überdacht werden sollte.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Stand: 06 Dezember 2023

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Osteoporose-Medikamente

Forscher des Presbyterian Hospital/Weill Cornell Medical Center in New York haben 70 Akten von Patienten, die zwischen 2002 und 2007 wegen Frakturen des Oberschenkelknochens ins Krankenhaus eingeliefert wurden, überprüft.

25 der Patienten (mit Knochenschwund) nahmen das Osteoporose-Medikament Fosamax®, ein Bisphosphonat. Von den 20 Patienten, die eine Stressfraktur (Ermüdungsbruch) erlitten, nahmen fast alle, nämlich 19 Fosamax® - und zwar über einen Zeitraum von durchschnittlich 5 Jahren ein.

Haarrisse in den Knochen durch Osteoporose-Medikamente

Dr. Dean G. Lorich, orthopädischer Chirurg am Presbyterian Hospital, ist der Meinung, dass Bisphosphonate wie Fosamax®, zwar erfolgreich bei der Behandlung von Osteoporose (Knochenschwund) und anderen metabolischen Knochenerkrankungen sein KÖNNEN.

Bei einigen Patienten aber scheint sich ein langfristiger Gebrauch dieser Medikamente ins Gegenteil zu verkehren. Bei ihnen fördern die Bisphosphonate die Entstehung von Knochenfissuren oder auch Mikrofrakturen genannt, also feine Risse oder Spalten im Knochen. Da die Bisphosphonate gleichzeitig die Heilungsfähigkeit des Knochens hemmen, wird der Heilprozess massiv erschwert.

Osteoporose-Medikamente führen zu überalterten Knochen

Der Wirkmechanismus dieser Medikamente sieht normalerweise vor, dass diese die Aktivität der Knochen abbauenden Zellen hemmen. Auf diese Weise will man dem Knochenabbau zuvorkommen. Ein Knochen kann jedoch nur dann gesund bleiben, wenn auch alte Knochenzellen abgebaut werden dürfen, um dann von neuen Knochenzellen ersetzt zu werden.

Dieser Kreislauf (Altes kommt weg und wird gegen Neues ausgetauscht) erlaubt die ständige Regeneration und Verjüngung des Knochens. Wird der Knochenabbau jedoch medikamentös verhindert, veraltet der Knochen regelrecht und kann dann früher oder später brechen – also genau das tun, was man eigentlich mit den Medikamenten verhindern wollte.

Man spricht jetzt von Ermüdungsbrüchen oder den oben genannten Knochenfissuren. Der Knochen ermüdet, weil die Medikamente seine gesunde Regeneration hemmen.

Oberschenkelbrüche durch Osteoporose-Medikamente

Die 2007 zum ersten Mal veröffentlichten negativen Eigenschaften der Bisphosphonate wurden 2011 von Prof. Per Aspenberg und Kollegen im New England Journal of Medicine bestätigt ( 1 ) ( 4 ).

Sie führten eine nationale Studie an über 12.700 Frauen im Alter von 55 und älter durch.

59 dieser Frauen erlitten Oberschenkelbrüche. Diese Brüche wurden als Ermüdungsbrüche diagnostiziert, die sich eindeutig von jenen unterscheiden, die infolge eines Knochenschwunds eintreten ( 2 ).

Von diesen 59 Frauen hatten 78 Prozent Bisphosphonate genommen.

Prof. Aspenberg erklärte daraufhin:

"Der Zusammenhang zwischen Bisphosphonaten und den Brüchen ist so auffällig, dass er als kausaler Zusammenhang bestätigt werden kann."

Nach Absetzen der Medikamente setzt Knochenregeneration ein

Glücklicherweise kann der kränkliche Zustand der Knochen nach Absetzen der Bisphosphonate wieder umgekehrt werden. Denn schon nach einem Jahr nach der letzten Einnahme der Osteoporose-Medikamente sinkt das Knochenbruchrisiko wieder um 70 Prozent – aber nur bei jenen Patienten, die auf diese Art auf die Bisphosphonate reagieren. Denn unbestritten bleibt natürlich, dass bei vielen Patienten die Vorteile der Medikamente deren mögliche Nachteile überwiegen.

Daher rät der Professor, die Medikamente tatsächlich nur Menschen zu verordnen, die sie wirklich auch benötigen und nicht etwa Gesunden zur Prävention.

Die pharmazeutische Industrie hatte derartige Nebenwirkungen der Knochenschwund-Medikamente bis zu diesem Zeitpunkt beharrlich geleugnet – nicht zuletzt um Schadenersatzklagen abzuwehren. Die Ergebnisse von Aspenbergs Studie jedoch könnten den Klägern zu deutlich mehr Erfolgschancen vor Gericht verholfen haben.

Kieferknochennekrose durch Osteoporose-Medikamente

Osteoporose-Medikamente werden jedoch noch mit weiteren schweren Nebenwirkungen in Verbindung gebracht, z. B. mit einer Osteonekrose des Kieferknochens – und zwar besonders bei jenen Patienten, die das Medikament intravenös verabreicht bekommen.

Bei einer Nekrose bricht die Blutversorgung und damit die Nähr- und Sauerstoffversorgung des Knochens zusammen, so dass das Knochengewebe aufgrund von Unterversorgung abstirbt, was mit erheblichen Beschwerden und Schmerzen einhergeht.

Forscher der Loyola University Health System in Illinois/USA raten daher – um die Langzeitnebenwirkungen der Medikamente zu vermeiden – zu einem sog. Medikamenten-Urlaub ( 3 ).

Mit Einnahme von Osteoporose-Medikamenten nach fünf Jahren pausieren

Wer also Bisphosphonate schon mehrere Jahre (vier bis fünf) eingenommen habe, könne – laut Dr. Pauline Camacho, Studienleiterin an der Loyola University – mit deren Einnahme drei Jahre lang pausieren, ohne dass sich negative Änderungen in der Knochendichte zeigen würden.

Eine solche Vorgehensweise ist sicher auch im Hinblick auf die erhöhte Krebsgefahr, die von Bisphosphonaten ausgehen könnte, eine gute Idee.

Es handelt sich insbesondere um Speiseröhrenkrebs, dessen Risiko sich unter Osteoporose-Medikamenten verdoppelt – und zwar ganz besonders dann, wenn die Medikamente länger als fünf Jahre eingenommen werden ( 5 ). Besprechen Sie das Absetzen der Medikamente selbstverständlich mit Ihrem Arzt.

Überdies könnten Ihnen zusätzlich die im folgenden Link beschriebenen ganzheitlichen Massnahmen zur Prävention helfen, die natürlich auch bei bestehendem Knochenschwund noch äusserst sinnvoll sind: Osteoporose - Ganzheitlich

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.