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  • Frau salzt die Pizza nach
6 min

Salz erhöht Diabetes-Risiko

Erkrankungen wie Diabetes Typ 2 und Typ 1, Bluthochdruck oder Herzleiden können auf einen zu hohen Salzkonsum zurückgeführt werden. Reduzierung hilft.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 26 Februar 2024

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Salz: Risikofaktor für Diabetes

Salz ist nicht nur ein Risikofaktor für Diabetes. Es kann auch das Herz schwächen ( 2 ) und die Nieren irritieren ( 3 ), Bluthochdruck begünstigen und Übergewicht fördern. Salz ist eine Art Geschmacksverstärker. Ohne Salz würden viele Menschen nämlich nicht halb so viel essen.

Eine Ernährung ohne Salz kann sich heute kaum noch jemand vorstellen. Allerdings wird Salz nicht deshalb verzehrt, weil man beim Salzen denken würde: "Ich darf meine tägliche Portion Natriumchlorid nicht vergessen", sondern weil unser Geschmackssinn derart auf Salz (und Zucker) fixiert ist, dass ihm ein Gericht ohne Salz (oder ohne Zucker) gar nicht mehr schmeckt. Kein Wunder, wo doch schon Kleinkinder am Tisch mitessen und all die stark gesalzenen Lebensmittel ebenfalls erhalten.

Daher merken viele Menschen schon gar nicht mehr, wie versalzen ihre täglichen Mahlzeiten eigentlich sind. Das wenigste Salz stammt dabei aus dem hauseigenen Salzstreuer. Es sind vielmehr die Fertigprodukte, die man bereits stark gesalzen kauft, z. B. Wurst, Käse, Brotaufstriche, Saucen, Suppen, Cracker, Brot, Backwaren, Tortellini und vieles mehr.

8 bis 10 Gramm Salz pro Tag sind keine Seltenheit

Auf diese Weise kommt man leicht auf bis zu 8 oder gar 10 g Salz pro Tag – und das, obwohl offiziell zu nicht mehr als 5 bis 6 g geraten wird. Aber wer hält sich schon gern an Regeln? Die Regulationsmechanismen im Körper würden sich darüber freuen. Denn sie müssen Tag für Tag die übermässigen Salzmengen wieder aus dem Organismus schaffen.

Schon frühere Forschungsarbeiten haben den Verdacht aufkommen lassen, dass übermässiger Salzkonsum das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöht, möglicherweise weil Salz direkt die Insulinresistenz fördert oder auch, weil ein hoher Salzverzehr mit Bluthochdruck und Übergewicht in Verbindung steht – beide gelten als Risikofaktoren für Diabetes.

Salz erhöht nicht nur Risiko für Diabetes Typ 2, sondern auch für Diabetes Typ 1

Offenbar kann sich bei hohem Salzkonsum – so eine schwedische Studie vom Karolinska Institut in Stockholm – auch viel eher ein Typ-1-Diabetes entwickeln, nämlich der sog. LADA (Latenter Autoimmundiabetes).

Bei dieser Diabetesform kommt es zu einer autoimmunen Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Im Vergleich zum herkömmlichen Typ-1-Diabetes entwickelt sich ein LADA jedoch sehr viel langsamer, oft über viele Jahre hinweg, weshalb er ausschliesslich bei Erwachsenen auftritt. Die Gefahr besteht daher auch, dass fälschlicherweise ein Typ-2-Diabetes diagnostiziert wird.

Diabetesrisiko steigt um 43 bis 73 Prozent

Die schwedische Studie wurde von Dr. Bahareh Rasouli am Stockholmer Institute of Environmental Medicine (IMM) durchgeführt. Rasouli und Kollegen versuchten herauszufinden, wo genau die Verbindung zwischen Salzkonsum und Diabetes Typ 2 sowie LADA zu suchen ist ( 1 ).

Das Forscherteam nutzte dazu Daten aus einer vorliegenden Studie zu den Risikofaktoren von LADA und Typ-2-Diabetes. Man verglich 355 LADA- und 1136-Typ-2-Diabetes-Fälle mit einer Kontrollgruppe (1379 Personen).

Eine genetische Veranlagung für Diabetes wurde in der Untersuchung berücksichtigt, auch die Energieaufnahme, Sport, Alkohol- und Nikotinkonsum, BMI und die Nährstoffversorgung.

Man teilte die Probanden in drei Gruppen ein:

  1. Gruppe 1: Nahm täglich weniger als 2,4 g Natrium zu sich, also weniger als 6 g Salz.
  2. Gruppe 2: Nahm täglich zwischen 2,4 und 3,15 g Natrium zu sich (6 bis 7,9 g Salz).
  3. Gruppe 3: Nahm täglich mehr als 3,15 g Natrium zu sich (mehr als 7,9 g Salz).

Pro Gramm extra verzehrtes Natrium (also pro 2,5 Gramm Salz) stieg das Typ-2-Diabetes-Risiko um 43 Prozent und das LADA-Risiko um 73 Prozent.

Weniger Salz: Schutz vor Diabetes

Wer eine genetische Schwäche für Diabetes hatte und gleichzeitig zu Gruppe 3 gehörte, hatte ein vierfaches Risiko, einen LADA zu entwickeln als jene, die zwar ebenfalls entsprechend genetisch geprägt waren, aber zu Gruppe 1 gehörten, also wenig Salz zu sich nahmen.

Die Studienautoren schrieben:

"Wir bestätigen den vermuteten Zusammenhang zwischen Natriumaufnahme und Typ-2-Diabetes. Für genetisch prädisponierte Menschen liegt ferner ein Zusammenhang mit LADA vor."

Sie schlugen vor, dass diese neuen Erkenntnisse in die Diabetesprävention einfliessen könnten, man also Erwachsenen – natürlich neben anderen Empfehlungen – auch zu einem nur gemässigten Salzverzehr raten sollte, wenn diese diabetesfrei bleiben wollten. Was bedeutet nun "gemässigt"?

Wir brauchen Natrium, aber nicht unbedingt Speisesalz!

Gemässigt bedeutet offiziell, die oben genannten Empfehlungen von 5 bis 6 g Salz nicht zu überschreiten. In Wirklichkeit hätte der Organismus nichts gegen deutlich weniger Salz. Denn eigentlich brauchen wir Natrium (und viele andere Mineralstoffe), aber nicht unbedingt Speisesalz.

Natrium ist jedoch – wie jeder andere Mineralstoff auch – in ganz normalen Lebensmitteln enthalten. Natürliche Lebensmittel – wie Getreide, Gemüse, Früchte und Nüsse – enthalten Natrium, jedoch in viel geringeren Mengen als jene, die wir mit Salz zu uns nehmen, was ein Zeichen dafür sein könnte, dass wir den Mineralstoff eben nicht in grossen Mengen benötigen, sondern der menschliche Organismus viel eher auf moderate Natriummengen ausgerichtet ist. Und so verwundert es auch nicht, dass der Natriumbedarf eines Erwachsenen bei nur 1,5 g liegt, was 3,75 g Speisesalz entsprechen würde (1 g Na = 2,5 g NaCl).

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Natürliche Natriumquellen: Lebensmittel und ihr Natriumgehalt

Wenn nun aber bereits unsere täglichen Lebensmittel Natrium enthalten, dann sind natürlich auch keine 3,75 g Speisesalz erforderlich, sondern sehr viel weniger. Wie viel Salz man noch zu sich nehmen muss, hängt von der Wahl der Lebensmittel und der Ernährungsweise ab. Wer vorwiegend von Getreide, Hülsenfrüchten, gekochtem Gemüse, Kopfsalat und Obst lebt, nimmt mit diesen Lebensmitteln (vorausgesetzt es sind keine Fertigprodukte dabei) vielleicht 0,2 g Natrium zu sich, sollte also nachsalzen.

Wer jedoch auf natriumreiche Lebensmittel achtet und z. B. häufig die folgenden Lebensmittel isst, muss deutlich weniger nachsalzen:

  1. Bleichsellerie (mit 130 mg Natrium ein echter Spitzenreiter unter den natürlichen Natriumlieferanten)
  2. Melde (100 mg)
  3. Mangold (90 mg)
  4. Knollensellerie (77 mg)
  5. Löwenzahn (76 mg)
  6. Spinat (65 mg)
  7. Möhren (60 mg)
  8. Endiviensalat (60 mg)

Sie sehen, dass grüne Blattgemüse eine Ausnahme bilden und dass auch Wildgemüse natriumreicher sind als die meisten Kulturgemüse (die fast alle nur zwischen 2 und 20 mg Natrium enthalten).

Das ist auch der Grund, warum unsere Vorfahren in der steinzeitlichen Ära (und davor) nicht verzweifelt auf Salzsuche waren, sondern sich wunderbar über all die Wildpflanzen, die sie täglich zu sich nahmen, mit Natrium versorgen konnten. Sie mussten also auch kein Blut trinken oder Hirn essen, wie aus der Paleo-Ecke immer mal wieder vernommen werden kann.

Natürlich enthalten auch Meeresalgen Natrium. Nori z. B. liefert 530 mg Natrium. Da man davon aber nur sehr wenig isst (kaum mehr als 5 g), relativiert sich diese grosse Menge wieder merklich.

Weniger Salz – Geringeres Risiko für Diabetes & Co.

Wer nun auf seinen Salzkonsum achtet, also beispielsweise verstärkt die oben genannten Lebensmittel in seinen Speiseplan packt, beim Kauf von Fertigprodukten auf salzärmere Varianten achtet und bei selbst zubereiteten Mahlzeiten verstärkt auf frische Kräuter und Gewürze zurückgreift, kann seinen Salzverzehr sehr leicht auf die erwünschten 3,75 g senken und damit auch sein Risiko für Diabetes und viele andere Beschwerden reduzieren. Wenn Sie sich ferner bei der Salzwahl für ein Kräutersalz entscheiden, dann nehmen Sie aufgrund des Kräuteranteils automatisch weniger Salz zu sich.

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Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.