Brustkrebs-Operation: Oft unnötig
Die Diagnose Brustkrebs bedeutet für jede Frau einen Schock. Bekannt ist schließlich, dass Krebserkrankungen oft lebensbedrohlich sind und die Behandlungen inkl. der oft durchgeführten Brustkrebs-Operationen mit zahlreichen Nebenwirkungen verbunden sind.
Dabei bestünde in einigen Fällen gar kein Grund zur Sorge, denn jeder Mensch hat Krebszellen im Körper. Ein gesundes Immunsystem kann sie bekämpfen. Ein gefundener Krebs bedeutet daher noch lange nicht, dass der Betroffene auch tatsächlich einen bedrohlichen und damit behandlungsbedürftigen Krebs hat.
Die Diagnoseverfahren werden immer genauer. Ärzte finden inzwischen bereits kleinste Veränderungen. Herauszufinden, ob diese eine Gefahr bedeuten oder nicht, ist dabei häufig nicht Ziel der Untersuchungen. Im Gegenteil. Rein vorsorglich wird meist zu einer umfassenden und meist auch aggressiven Behandlung geraten, nicht selten auch zur Brustkrebs-Operation.
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Überdiagnose mit schwerwiegenden Folgen
Experten gehen jedoch davon aus, dass in etwa der Hälfte der Krebsdiagnosen gar keine Behandlung nötig wäre. Entweder würde das Immunsystem allein mit der vermeintlichen Bedrohung fertig oder der Tumor würde sich so langsam entwickeln, dass er im Laufe des Lebens gar keine Probleme verursachen würde.
Ärzte aber drängen ihre Patientinnen nach einer Brustkrebsdiagnose meist umgehend zu einer Brustkrebs-Operation und/oder einer Chemotherapie. Beides ist nicht nur äußerst riskant, sondern schränkt überdies die Lebensqualität stark ein.
Nach einer Chemotherapie ist das menschliche Immunsystem stark geschwächt – und somit mehr denn je anfälliger für Krebs und viele andere Krankheiten. Der eine Krebs mag also besiegt sein, doch steigt gleichzeitig das Risiko für weitere Krebserkrankungen.
In unseren Artikeln Überdiagnosen bei Krebs und Brustkrebs und Unnötige Brustamputationen durch MRM-Scans erfahren Sie mehr zu diesem Thema.
Patientinnen kennen Überdiagnose-Risiko gar nicht
Eine Umfrage von britischen Forschern unter 2.200 Frauen ergab, dass ein Drittel der Frauen die Risiken durch eine Überdiagnose von Brustkrebs gar nicht richtig verstanden hatte ( 1 ).
Nur sieben Prozent der Studienteilnehmerinnen gaben an, nicht zur Vorsorgeuntersuchung gehen zu wollen, nachdem sie aufklärende Informationen erhalten hatten.
Dr. Jo Waller und Kollegen vom University College London betonen, wie wichtig es ist, dass Patientinnen umfangreich über die Gefahren durch eine Überdiagnose aufgeklärt werden.
Auf jedes Leben, das durch eine rechtzeitige und richtige Brustkrebsdiagnose gerettet bzw. verlängert werden kann, kommen ihrer Einschätzung nach drei unnötige Behandlungen in Folge von Überdiagnosen.
- Drei Frauen, die aufgrund einer Überdiagnose mit dem Krebs-Schock inkl. der damit einhergehenden Todesangst fertig werden müssen.
- Drei Frauen, die unnötigerweise durch die Qualen der Krebstherapie müssen.
- Drei Frauen, die – infolge der Medikamentennebenwirkungen – anschließend vielleicht nie wieder so gesund wie vorher sein werden.
- Drei Frauen, denen in einer Brustkrebs-Operation womöglich die Brust entfernt wird, ohne dass es tatsächlich erforderlich gewesen wäre. Denn inzwischen weiß man:
Brusterhaltende Therapien sind wirkungsvoller
Fast 17.000 Frauen aus den USA nahmen an einer retrospektiven Studie über die Wirksamkeit verschiedener Brustkrebsbehandlungen teil. Diese Studie der University of Texas zeigte, dass brusterhaltende Therapien häufig sinnvoller sind als eine Brustkrebs-Operation mit Entfernung einer oder gleich beider Brüste ( 2 ).
Vor allem hormoneller Brustkrebs spricht besser auf Bestrahlungen als auf eine Brustkrebs-Operation an, wie Dr. Catherine Parker und Kollegen feststellten.
Der Grund dafür ist, dass diese Tumoren besonders langsam wachsen. Daher ist dieser Brustkrebstyp auch oft von Überdiagnosen betroffen.
Etwas mehr als ein Fünftel der teilnehmenden Frauen erhielt eine Brustkrebs-Operation mit Brustentfernung, elf Prozent unterzogen sich einer brusterhaltenden Operation. Die Brustkrebserkrankungen der anderen Patientinnen wurden mit Bestrahlung behandelt.
Die letztgenannte Gruppe hatte die höchsten Überlebenschancen. Wie kann das sein? Dachte man doch immer, die Entfernung des betroffenen Organs biete die größten Sicherheiten. Dem ist aber nicht so. Denn:
Brustkrebs-Operation mit beidseitiger Brustentfernung senkt Todesrisiko nicht
Nicht nur Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind, lassen sich in einer Brustkrebs-Operation die Brüste entfernen, auch wenn möglicherweise nur eine Brust betroffen ist.
Selbst Frauen, die noch keinen Brustkrebs haben, unterziehen sich inzwischen vorsorglich wegen genetischer Risiken einer Mastektomie (Brustentfernung), wie es einige Prominente vorgemacht haben. Mehr dazu lesen Sie hier: Der Mythos vom Brustkrebs-Gen
Damit tun Betroffene sich selbst jedoch nur selten etwas Gutes. Es gibt zwar Einzelfälle, in denen ein solcher Eingriff sinnvoll ist. Meist geht er jedoch mit unnötigen Risiken und einer stark verminderten Lebensqualität einher.
Von 1998 bis 2011 stieg die Zahl der Patientinnen mit Brustkrebs im Frühstadium, die sich in einer Brustkrebs-Operation beide Brüste entfernen ließen, von zwei auf zwölf Prozent. Gleichzeitig sank die Zahl der Frauen, bei denen nur eine Brust entfernt wurde – wie Dr. Allison W. Kurian und ihr Team an der Stanford University School of Medicine mit einer Studie an fast 190.000 Frauen herausfanden ( 3 ). Dr. Allison stellte überdies fest:
Brustkrebs-Operationen erhöhen das Sterberisiko
Eine beidseitige Mastektomie bot den untersuchten Frauen im Vergleich zu brusterhaltenden Therapieformen keinerlei Vorteile, sondern nur Nachteile wie etwa das Operationsrisiko, psychische und physische Komplikationen nach dem Eingriff und so weiter.
Mit einer einseitigen Mastektomie stieg sogar das Sterberisiko. Brustkrebs-Operationen mit Brustentfernung wurden der Studie zufolge besonders oft an Frauen aus sozial schwierigen Verhältnissen und mit schlechterem Versicherungsschutz durchgeführt.
Brustkrebsdiagnosen und vor allem die empfohlenen Behandlungsmethoden sollten folglich äußerst kritisch betrachtet werden. In jedem Fall ist es empfehlenswert, eine zweite Meinung von einem weiteren – vielleicht auch ganzheitlich orientierten – Arzt einzuholen. Überstürzen Sie nichts und lassen Sie sich nicht unter Druck setzen.