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  • Mammografie in einer Klinik
15 min

Mammografie: Mögliche Vorteile und Nachteile

Die Mammografie gilt als eine der wichtigsten Untersuchungen zur Brustkrebs-Diagnose. Jahr für Jahr nehmen Frauen an Screenings teil, um sich vor Tumoren zu schützen. Kann eine Mammografie tatsächlich das Krebsrisiko senken? Und wie vielen Frauen kann mit der Maßnahme das Leben gerettet werden? Erfahren Sie bei uns, welche Vorteile und Nachteile mit der Mammografie verbunden sein können.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Stand: 20 Februar 2025

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Das Zauberwort Mammografie

Die Brust zählt zu den sensibelsten Körperbereichen der Frau. Vordergründig dient sie natürlich, um das Baby stillen zu können. Doch die Brust nimmt auch in puncto Ästhetik und Erotik einen großen Stellenwert ein. Dies erklärt, welches Horrorszenario allein mit dem Gedanken an Brustkrebs verknüpft ist.

Von Teilen der Ärzteschaft und der Politik in zahlreichen Ländern lautet das Zauberwort: Mammografie. Jahr für Jahr werden Frauen ohne Beschwerden daran erinnert, dass ihr Leben gerettet werden könnte, wenn sie nur an Screening-Programmen teilnehmen würden.

Eine umfassende Aufklärung und einfühlsame Beratungsgespräche bezüglich der Vor- und Nachteile dieser Brustuntersuchung lassen allerdings oft sehr zu wünschen übrig.

Was ist eine Mammografie?

Bei der Röntgenmammografie – kurz Mammografie – handelt es sich um eine Röntgenuntersuchung der Brust. Sie wird in Fachpraxen für Radiologie sowie in Spezialabteilungen von Krankenhäusern, in Brustzentren und seltener bei dafür ausgebildeten Frauenärzten durchgeführt.

Die Brust wird auf einen Röntgenfilmtisch gelegt und mit einer Plexiglasplatte zwar vorsichtig, aber so flach wie möglich zusammengedrückt. Diese Prozedur dauert nur wenige Minuten, wird aber meist als unangenehm oder auch schmerzhaft beschrieben. Doch je flacher die Brust bei der Mammografie angedrückt wird, desto geringer die benötigte Strahlendosis und desto aussagekräftiger das Röntgenbild (3).

2D oder 3D?

Es wird zwischen 2 Verfahren unterschieden – der 2D- und der 3D-Mammografie.

Die 2D-Variante ist der Standard für das Früherkennungsprogramm. Die 3D-Mammografie wird zur genaueren Diagnostik bei auffälligen Befunden oder dichtem Gewebe genutzt.

2D-Mammografie

Bei der konventionellen 2-dimensionalen Mammografie werden in der Regel 2 Röntgenbilder der komprimierten Brust erstellt (2): eine Aufnahme von oben nach unten und eine Schrägaufnahme von innen nach außen.

Die 2D-Mammografie bietet im Vergleich zum 3D-Verfahren den Vorteil, dass nicht tastbare Kalkeinlagerungen im Brustgewebe oft besser erkennbar sind. Der sogenannte Mikrokalk deutet nicht zwangsläufig auf einen Tumor hin. Doch weisen 3 bis 4 von 10 bösartigen Brusttumoren Mikrokalk auf (1), weshalb ihm besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird.

3D-Mammografie (Brust-Tomosynthese)

Bei der 3D-Mammografie werden bei jeder Einstellung 9 bis 25 Aufnahmen aus verschiedenen Winkeln aufgenommen. Die Röntgenröhre bewegt sich in einem Kreisbogen (15 bis 50 Grad) um die Brust. Das Ergebnis ist ein dreidimensionaler Datensatz der Brust.

Die 3D-Variante bietet Frauen mit dichterem und unregelmäßigem Brustdrüsengewebe den Vorteil, dass u. a. kleinere Veränderungen und schlecht abgrenzbare Verdichtungen besser zu erkennen und zu bewerten sind. Nachteilhaft ist die etwas stärkere Strahlenbelastung und die höhere Anzahl falsch-positiver Befundet, worauf wir noch zu sprechen kommen.

Der beste Zeitpunkt

Der beste Zeitpunkt für eine Mammografie ist die 1. Zyklushälfte, also während der Periode oder in der darauffolgenden Woche. Dann ist die Brust nicht so empfindlich und weicher, was eine bessere Beurteilung der Röntgenaufnahme ermöglicht. Nach den Wechseljahren ist der Zeitpunkt unerheblich.

Dient die Mammografie zur Abklärung eines auffälligen Befundes, kann sie natürlich jederzeit und schnellstmöglich durchgeführt werden.

Wann werden Mammografien empfohlen?

Eine Mammografie wird meist zu den folgenden Zwecken empfohlen und durchgeführt:

1. Diagnostik, Therapiekontrolle und Nachsorge

Wer auffällige Veränderungen – z. B. verändertes Aussehen der Brust und/oder der Brustwarzen, Knoten in der Brust, Flüssigkeitsaustritt aus der Brustwarze – bemerkt, sollte sich umgehend an einen Facharzt für Gynäkologie wenden. Bei Bedarf erfolgt dann eine Überweisung, um eine Abklärungsmammografie durchführen zu lassen.

Überdies kommen Mammografien bei (ehemaligen) Brustkrebs-Patientinnen, also im Rahmen von Therapiekontrollen oder der Nachsorge zum Einsatz.

Wenn eine Mammografie medizinisch notwendig ist, übernehmen gesetzliche und private Krankenversicherungen die Kosten.

2. Früherkennung (Screening)

Brustkrebs-Früherkennungsprogramme betreffen hingegen Frauen, die keinerlei Symptome haben. In den meisten EU-Ländern werden die Frauen einer festgelegten Altersgruppe (meist zwischen 50 und 69 Jahren) in einem 2-jährigen Abstand schriftlich dazu eingeladen, eine Mammografie vornehmen zu lassen. Die Teilnahme ist freiwillig und für gesetzlich Krankenversicherte kostenlos.

3. Intensivierte Früherkennung

Bei etwa 1 Viertel aller Brustkrebspatientinnen tritt die Erkrankung vermehrt in der Familie auf. Dies kann auf eine genetische Ursache zurückzuführen sein. Bislang lässt sich aber nur in 5 bis maximal 10 Prozent aller Brustkrebsfälle ein krankheitsauslösendes Gen (z. B. BRCA 1, RAD51C) nachweisen. Die Kosten für den Gentest übernimmt die gesetzliche Krankenkasse.

Betroffene Frauen erkranken zwar nicht zwangsläufig, haben aber ein erhöhtes Brustkrebs-Risiko. Ihnen wird ab 35 Jahren u. a. empfohlen, alle 12 Monate eine Mammografie durchführen zu lassen. Genetisch bedingte Krebserkrankungen haben keine schlechtere Prognose. Durch die engmaschige Vorsorge können Tumoren oft im Frühstadium entdeckt und rechtzeitig behandelt werden.

Schützt Mammografie vor Brustkrebs?

Einige Frauen denken, dass sie sich durch regelmäßige Mammografien vor Brustkrebs schützen können. Doch kann diese Röntgenuntersuchung die Entstehung von Tumoren nicht verhindern. Sie kann aber den Vorteil bieten, dass nicht tastbare Tumoren in einem sehr frühen Stadium erkannt werden können, also bevor sich Symptome bemerkbar machen.

Den Mammografie-Befund verstehen

Der Befund einer Mammografie gibt an, ob Veränderungen der Brust in den Aufnahmen erkennbar sind. Wenn ja, um welche Abweichungen es sich handelt und wo genau sie festgestellt wurden. Das Untersuchungsergebnis wird in die sogenannten BI-RADS®-Kategorien eingeteilt.

Diese Kategorien geben allerdings lediglich die Wahrscheinlichkeit an, ob es sich um Brustkrebs handeln könnte oder nicht.:

  1. Kategorie 0: Unklarer Untersuchungsbefund. Es werden weitere Untersuchungen (z. B. Ultraschall) empfohlen.
  2. Kategorien 1 und 2: Es wurden keine Brust-Veränderungen festgestellt.
  3. Kategorie 3: Gutartiger Befund, nach etwa 6 Monaten sollte eine Kontrolluntersuchung gemacht werden.
  4. Kategorien 4 und 5: Verdächtiger oder hochverdächtiger Befund. Es wird dringend eine weitere Untersuchung – meist eine Biopsie (Gewebeprobe) – empfohlen.

Wie aussagekräftig ist der Befund?

Die Mammografie liefert lediglich Hinweise, ob es sich um einen Tumor handeln könnte oder nicht. Mithilfe von einer Mammografie allein kann aber keine Krebsdiagnose gestellt werden. Hierfür ist grundsätzlich eine Biopsie notwendig.

Sollten Sie mit einem verdächtigen Befund konfrontiert werden, sollten Sie – soweit möglich – Ruhe bewahren und sich Folgendes vor Augen führen: Von 30 auffälligen Befunden stellen sich durchschnittlich "nur" 6 tatsächlich als Brustkrebs heraus.

Mögliche Vorteile der Mammografie

Mithilfe der Mammografie können auch Tumoren erkannt werden, die sehr klein und nicht tastbar sind. Durch die Früherkennung kann meist eine brustschonendere Behandlung erfolgen und die Heilungschancen werden erhöht (4).

Mögliche Nachteile der Mammografie

Es gibt jedoch auch Kritik am Mammografie-Screening:

1. Falsch-positive Befunde

Es wird von einem falsch-positiven Befund gesprochen, wenn durch eine Mammografie der Verdacht auf einen bösartigen Tumor bestätigt wird. Doch dann stellt sich heraus, dass es sich nicht um Brustkrebs handelt.

In den USA erhalten rund 50 Prozent der Frauen, die sich 10 Jahre lang jährlich einer Mammografie unterziehen, in diesen Jahren 1-mal einen falsch-positiven Befund (12). Von diesen werden 7 bis 17 Prozent einer Biopsie unterzogen. Bei den übrigen werden meist weniger invasive Verfahren zur weiteren Abklärung eingesetzt, z. B. Ultraschall, weitere Mammografien, MRT.

Von der Verdachtsdiagnose bis zur Entwarnung können sich Ängste einstellen. Abhängig von der Verfassung der Betroffenen kann dies eine kurzzeitige psychische Belastung sein, aber auch langfristige Folgen haben.

Besorgniserregend ist diesbezüglich auch, dass laut einer Studie zahlreiche Screening-Teilnehmerinnen vorab nie über mögliche falsch-positive Ergebnisse und Nebenwirkungen der Mammografie informiert werden (8). Dementsprechend ist es besonders wichtig, klar zu kommunizieren, dass es sich bei einem positiven Mammografie-Befund keinesfalls um Brustkrebs handeln muss.

2. Falsch-negative Befunde

Es kann vorkommen, dass eine Frau bereits vor einer Mammografie an Brustkrebs erkrankt ist, dies aber nicht sichtbar ist oder übersehen wird. Laut einem umfassenden Review (über 1.000 Studien) werden bis zu 30 Prozent der Brustkrebs-Erkrankungen durch Mammografien gar nicht erkannt (16).

Ausschlaggebende Faktoren sind die Dichte des Gewebes (insbesondere bei Frauen vor der Menopause), die Einnahme hormonhaltiger Medikamente (z. B. die Pille, Hormonspirale, Hormonersatztherapien) oder auch Fehlinterpretationen.

In vielen Fällen kann falsch-negativen Befunden entgegengesteuert werden, z. B. wenn Hormon- Medikamente im Monat der Untersuchung abgesetzt oder zusätzlich andere bildgebende Verfahren wie Ultraschall genutzt werden.

3. Intervallkarzinome

Bei manchen Frauen treten zwischen 2 Mammografie-Terminen Tumoren auf, die im Röntgenbild nicht diagnostizierbar waren. Diese sogenannten Intervallkarzinome könnten rechtzeitig durch Ultraschall entdeckt werden.

Betroffen sind insbesondere Patientinnen mit hoher Brustdichte. Viel Drüsen- und Bindegewebe, aber wenig Fettgewebe gilt im Übrigen auch als Risikofaktor für Brustkrebs.

In Deutschland ist die Ultraschalluntersuchung der Brust (Mammasonographie) zur Früherkennung von Brustkrebs bei Frauen mit hoher Brustdichte jedoch nicht standardmäßig im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen enthalten.

Sie wird in der Regel als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) angeboten, was bedeutet, dass die Patientin die Kosten selbst tragen muss. Diese liegen typischerweise zwischen 26 und 60 Euro.

Allerdings übernehmen einige gesetzliche Krankenkassen die Kosten für den Brustultraschall als zusätzliche Vorsorgeleistung. Es empfiehlt sich daher, direkt bei der eigenen Krankenkasse nachzufragen, ob und unter welchen Bedingungen die Kosten übernommen werden.

4. Röntgenstrahlen

Die Strahlenbelastung ist zwar weitaus geringer, als dies früher der Fall war, aber immer noch gegeben. Experten zufolge wird bei maximal 1 von 1.000 Frauen zwischen 40 und 80 Jahren, die jährlich am Mammografie-Screening teilnehmen, Brustkrebs durch die Röntgenstrahlen ausgelöst.

5. Überdiagnosen

Von einer Überdiagnose wird dann gesprochen, wenn ein Tumor entdeckt wird, der unbehandelt ein Leben lang keinerlei Probleme verursacht hätte. Völlig sinnlos werden Ängste erzeugt und Therapien durchgeführt, die ohne das Brustkrebs-Screening nie stattfinden würden (5).

Dies kann zu unnötigen Behandlungen, psychischen Belastungen bis hin zu Todesfällen führen. Mit Todesfällen sind hier tödliche Komplikationen oder Folgen der unnötigen Behandlung nach einer Überdiagnose gemeint.

Laut einer Studie liegen die Überdiagnosen bei Brustkrebs-Screenings bei bis zu 50 Prozent (14).

6. Todesurteil durch Früherkennung

Selten wird durch eine Mammografie ein Tumor aufgespürt, der zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr heilbar ist. Ohne die Mammografie hätte die Betroffene womöglich noch Jahre ohne dieses belastende Wissen leben können.

Was kann die Aussagekraft einer Mammografie beeinträchtigen?

Die Aussagekraft von Mammografie-Aufnahmen kann durch verschiedene Faktoren beeinträchtigt werden, was das Risiko für einen falschen Befund erhöht:

1. Hygieneartikel verändern die Bildqualität

Die Aussagekraft der Röntgen-Aufnahmen hängt davon ab, ob die gesamte Brustdrüse abgebildet und das Drüsengewebe gut beurteilt werden kann. Hygieneartikel wie Deodorants und Puder enthalten winzige Bestandteile, die mit abgebildet werden, die Bildqualität verschlechtern und dadurch die Beurteilung erschweren. Darum sollte am Tag der Untersuchung darauf verzichtet werden.

2. Brustdichte

Je dichter (und fettärmer) das Brustgewebe, desto weniger aussagekräftig ist die Mammografie. Die Brustdichte ist abhängig vom Alter, kann aber auch durch genetische Faktoren und Hormonpräparate beeinflusst werden (Hormone verdichten die Brust). Ungefähr die Hälfte der Frauen im Screening-Alter ist davon betroffen.

Liegt die Treffsicherheit der Mammografie bei fettreicheren Brüsten bei 80 Prozent, sinkt sie bei sehr dichten Brüsten auf 30 Prozent. Darum werden bei hoher Brustdichte zusätzliche Untersuchungen wie z. B. eine 3D-Mammografie oder Ultraschalluntersuchung empfohlen.

Dichtes Brustgewebe erscheint sehr hell/weiß in den Aufnahmen und können daher Tumore, die ebenfalls weiß abgebildet werden, überlagern oder schlecht erkennbar machen. Fettreiches Gewebe ist hingegen etwas dunkler, so dass hier Tumore gut sichtbar sind.

Im Jahr 2023 hat eine Studie gezeigt, dass die Magnetresonanztomographie (MRT) die beste ergänzende Methode bei Frauen mit durchschnittlichem oder mittlerem Brustkrebsrisiko und hoher Brustdichte ist (6).

3. Brustoperationen

Durch Brustoperationen vernarbtes Gewebe sowie Brustimplantate können die Auswertung der Aufnahmen erschweren.

4. Tumorgröße

Mithilfe von einer Mammografie können zwar noch nicht tastbare Tumoren abgebildet werden. Sind diese aber noch sehr klein (weniger als 0,5 cm), sind sie auch in der Mammografie nicht zu erkennen.

6. Tumorart

Bestimmte Tumoren (z. B. lobulärer Brustkrebs) können auf den Röntgenbildern oft nicht entdeckt werden. Denn diese Tumorarten wachsen diffus, bilden keine klaren Knoten und zeigen selten Verkalkungen. Ultraschall und MRT sind hier oft die besseren Diagnosemethoden.

Früherkennung: Kontroversen rund um das Alter

Mehr oder weniger unbestritten ist die Mammografie als diagnostisches Hilfsmittel bei konkretem Verdacht auf Brustkrebs. Doch in Bezug auf die Früherkennung ist die Haltung unter Experten stark umstritten. So etwa in Bezug auf das ideale Alter für Teilnehmerinnen von Screening-Programmen.

Die meisten Experten halten organisierte Screenings junger und gesunder Frauen für ineffizient und sogar schädlich, weshalb sie gar nicht erst angeboten werden sollten (15). So wird z. B. in Deutschland erst Frauen ab 50 Jahren die Frühuntersuchung empfohlen. Begründet wird dies u. a. mit der höheren Brustdichte bei jüngeren Frauen, wodurch Tumoren schwer zu erkennen sind.

Die United States Preventive Services Task Force (Expertengremium) proklamiert nun hingegen seit dem Jahr 2024, dass sich schon Frauen ab 40 alle 2 Jahre einer Mammografie unterziehen sollten (9). Begründet wird dies mit der im letzten Jahrzehnt gestiegenen Anzahl an Brustkrebserkrankungen in der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen in den USA.

In Deutschland wird in dieser Altersgruppe vom Gynäkologen zwar eine klinische Brustuntersuchung angeboten (abtasten), eine Mammografie wird aber erst von den Kassen übernommen, wenn eine medizinische Indikation besteht, wenn es also bei der klinischen Untersuchung Auffälligkeiten gibt, die abgeklärt werden müssen.

Die geteilte Expertenmeinung sorgt bei Frauen für Unsicherheiten. Sollte man tatsächlich schon in jungen Jahren regelmäßig eine Mammografie durchführen lassen? Können regelmäßige Mammografien im Ernstfall dann auch wirklich Leben retten?

Wie viele Leben werden durch Screenings gerettet?

Zu diesem Thema gibt es zahlreiche Untersuchungen mit unterschiedlichen Ergebnissen:

Sterblichkeit sinkt um 20 bis 40 Prozent abhängig vom persönlichen Krebsrisiko

Befürworter des Screenings geben an, dass durch die Früherkennung bereits zahlreichen Frauen das Leben gerettet werden konnte. Einer Studie aus dem Jahr 2017 ist z. B. zu entnehmen, dass die Sterblichkeit durch Brustkrebs durch die Screening-Mammografie um mindestens 20 Prozent gesenkt werden kann (13).

Einer weiteren Studie zufolge kann die Sterblichkeitsrate durch die Screening-Teilnahme bei Frauen mit durchschnittlichem Krebsrisiko im Alter von 40 bis 74 Jahren hingegen um ganze 40 Prozent gesenkt werden (18).

Risiko für fortgeschrittenen Krebs sinkt abhängig vom Alter der Frau

Eine Überprüfung der States Preventive Services Task Force ergab, dass die Mammografie das Risiko für fortgeschrittenen Krebs bei Frauen ab 50 Jahren signifikant um 38 Prozent senkte (10). Bei Frauen zwischen 39 und 49 Jahren betrug die Risikoreduktion jedoch nur 2 Prozent.

1 von 1000 Frauen wird gerettet, 1 von 1000 wird durch die Strahlung krank

Laut einer anderen Studie legen die Daten nahe, dass das Leben von 1 von 1.000 Frauen gerettet werden kann, die über 10 Jahre an einem Screening teilnehmen. Für die verbleibenden Frauen hätte die Screening-Mammografie keinen Nutzen (11). Stattdessen werde Brustkrebs entweder zu früh diagnostiziert (ohne Auswirkung auf die Sterblichkeit) oder zu oft.

(Sie erinnern sich an obige Aussage unter „4. Röntgenstrahlen“? Dort hieß es, dass bei 1 von 1.000 Frauen zwischen 40 und 80 Jahren, die jährlich am Mammografie-Screening teilnehmen, Brustkrebs durch die Röntgenstrahlen ausgelöst wird. Daraus könnte man schlussfolgern, dass genauso viele Frauen gerettet wie krank gemacht werden.)

1 von 2000 Frauen wird gerettet, aber 10 werden unnötig behandelt

Einem umfassenden Review (600.000 Frauen im Alter von 39 bis 74 Jahren) ist zu entnehmen: Angenommen, durch das Screening wird innerhalb von 13 Jahren die Sterblichkeit durch Brustkrebs um 15 Prozent gesenkt und die Überdiagnose- und Überbehandlungsrate liegt bei 30 Prozent.

Dann bedeutet dies im Klartext, dass pro 2.000 Frauen, die innerhalb von 10 Jahren zum Screening eingeladen werden, 1 Frau nicht an Brustkrebs stirbt. Aber 10 gesunde Frauen, die ohne Screening keine Krebsdiagnose erhalten hätten, werden unnötig behandelt (17).

Zudem müssen mehr als 200 Frauen aufgrund falsch-positiver Ergebnisse erhebliche psychische Belastungen erleiden.

Warum ist die Sterblichkeitsrate bei Brustkrebs gesunken?

Bei einer Studie aus dem Jahr 2023 wurden die Daten von über 500.000 Frauen analysiert, die zwischen 1993 und 2015 eine Brustkrebs-Diagnose erhalten haben.

Es wurde festgestellt, dass das Risiko, innerhalb von 5 Jahren nach einer Diagnose an Brustkrebs zu sterben, seit den 1990ern Jahren von 14,4 auf 4,9 Prozent gesunken ist. Die meisten Brustkrebs-Patientinnen haben heutzutage somit eine gute Prognose (19).

Diese positive Entwicklung wurde aber keinesfalls nur darauf zurückgeführt, dass Brustkrebs durch Screenings schneller erkannt werden kann, sondern vordergründig darauf, dass sich die Behandlungsmöglichkeiten – zumindest in der westlichen Welt – sehr verbessert haben. In Entwicklungsländern ist die Sterberate um 17 Prozent höher als in Industrieländern (7).

Brustkrebs vorbeugen

Anders als durch die Mammografie kann durch Krebsprävention das Krebsrisiko gesenkt werden. An der Entstehung von Brustkrebs sind mehrere Faktoren beteiligt. Einige von ihnen wie das Alter oder eine genetische Vorbelastung können nicht beeinflusst werden.

Doch es gibt Studien zufolge zahlreiche wertvolle Maßnahmen, die sowohl das persönliche Brustkrebsrisiko senken als auch bei Brustkrebs die Heilungschancen deutlich verbessern können (20):

1. Bewegen Sie sich ausreichend: Machen Sie Sport! Minimum: Gehen Sie mindestens 3 Stunden pro Woche schnelleren Schrittes spazieren.

2. Vermeiden Sie Übergewicht, insbesondere nach den Wechseljahren.

3. Ernähren Sie sich ausgewogen: Essen Sie viel Gemüse und Obst, achten Sie auf eine ausreichende Ballaststoffzufuhr und verzichten Sie auf tierische Fette.

4. Verzichten Sie auf Alkohol (fördert u. a. höhere Brustdichte) und hören Sie mit dem Rauchen auf.

5. Vermeiden Sie Nährstoffmängel; lassen Sie daher regelmäßig Ihre Werte der wichtigsten Vitamine und Mineralstoffe überprüfen, damit Sie einen möglichen Mangel rechtzeitig beheben können.

6. Vermeiden Sie Hormonersatztherapien in der Menopause (Erhöhung der Brustdichte).

7. Vor jeder Röntgenuntersuchung sollte eine Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen: Auch Mammografien sind daher mit Bedacht anzuwenden.

8. Denken Sie an entgiftende Maßnahmen, da Schadstoffbelastungen das Krebsrisiko erhöhen können.

9. Achten Sie auf ein gutes Stressmanagement, da Stress den Hormonhaushalt, Entzündungswerte etc. negativ beeinflussen und so indirekt das Krebsrisiko erhöhen kann.

Warum gibt es für Männer keine Screening-Programm?

Ein Leser, der an Brustkrebs leidet, schrieb uns: "Wieso bekommen nur Frauen die Krebsvorsorge angeboten? Wir Männer mit Brustkrebs bekommen keinerlei Angebote für die Krebsvorsorge."

Unsere Antwort darauf:

Brustkrebs bei Männern ist sehr selten. In Deutschland erkranken jährlich etwa 700 Männer an Brustkrebs, während es bei Frauen rund 70.000 Fälle sind. Die Häufigkeit ist also etwa 100-mal niedriger, weshalb ein allgemeines Mammografie-Screening für Männer nicht effizient wäre.

Ein Screening-Programm lohnt sich nur, wenn es eine signifikant große Risikogruppe gibt, bei der eine regelmäßige Untersuchung den Krebs frühzeitig erkennen kann. Da Männerbrustkrebs selten auftritt, gibt es keine wissenschaftliche Grundlage für ein allgemeines Vorsorgeprogramm.

Obwohl Männer in der Regel kein Mammografie-Screening erhalten, gibt es bestimmte Risikogruppen, für die eine Früherkennung sinnvoll sein kann:

  1. Genetisches Risiko (BRCA1- oder BRCA2-Mutation) – Männer mit familiärer Vorbelastung haben ein erhöhtes Risiko
  2. Hormonelle Störungen (z. B. erhöhter Östrogenspiegel) – durch Fettleibigkeit oder Lebererkrankungen
  3. Strahlenbelastung im Brustbereich (z. B. durch frühere Krebstherapie)

Männer mit erhöhtem Risiko sollten individuell mit ihrem Arzt klären, ob regelmäßige Untersuchungen (z. B. Ultraschall oder MRT) sinnvoll sind. Eine Mammografie ist oft schon allein aufgrund der männlichen Anatomie (wenig Brustgewebe) nicht möglich.

Obwohl Brustkrebs bei Männern selten ist, gibt es tatsächlich wenig Aufklärung und Sensibilisierung für diese Erkrankung. Viele Männer erkennen Symptome daher spät und gehen nicht zur Untersuchung, weil sie Brustkrebs eher als „Frauenkrankheit“ wahrnehmen.

Fazit: Mammografie – Vorteile und Nachteile sind individuell

Die kontroversen Angaben von Experten bezüglich der Vor- und Nachteile von Mammografien – insbesondere der Screenings – zeigen ganz deutlich, dass allgemeine Empfehlungen nicht zum erwünschten Resultat führen können.

Man kann allenfalls sagen, dass Frauen über 50 eher von einer Mammografie profitieren als jüngere Frauen und Frauen mit erhöhtem Brustkrebsrisiko eher als andere Frauen.

Ansonsten sollte die Entscheidung individuell auf jede einzelne Frau zugeschnitten werden. Aus diesem Grunde sollten Sie sich in puncto Mammografie und Früherkennung ausführlich von Ihrem/r Frauenärztin oder einem/r Radiologin beraten lassen, wobei alle Pros und Contras berücksichtigt werden sollten.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.