Bei dieser Therapie steigt die Chance, dass Krebs verschwindet
In einer Studie der University of Alberta testete man begleitend zur Radiochemotherapie eine weitere Therapie – mit überraschenden Erfolgen. Bei den meisten Patienten war deren Mastdarmkrebs nach 6 Wochen verschwunden, so dass sie sich nicht mehr operieren lassen mussten. Wenn Sie daher an Krebs erkrankt sind, sollten Sie das tun, was diese Patienten taten.
Bei Mastdarmkrebs handelt es sich um einen Tumor des Enddarms (Rektum). Der End- bzw. Mastdarm beschreibt das letzte etwa 16 cm lange Teil des Dickdarms, das ca. 2 cm vor dem After endet. Ein Krebs des Mastdarms entwickelt sich meist aus Darmpolypen, die als Krebsvorstufe gelten. Mastdarmkrebs ist eine sehr häufige Krebserkrankung. Allein in Deutschland kommt es jährlich zu 65.000 Neuerkrankungen, besonders bei Menschen über 65 Jahren. Nur jeder Zehnte ist unter 40 Jahren ( 3 ).
Herkömmliche Therapie bei Mastdarmkrebs
Wird der Mastdarmkrebs im Frühstadium entdeckt, wird oft sofort operiert. Im fortgeschrittenen Stadium aber wird häufig eine 6-wöchige Radiochemotherapie (Bestrahlung kombiniert mit Chemotherapie) durchgeführt und erst dann operiert. Man will damit den Tumor bereits merklich verkleinern, damit einerseits die spätere Operation einfacher durchgeführt werden kann. Andererseits soll damit aber auch das Rückfallrisiko reduziert werden können.
Dreimal wöchentlich HIIT als Krebstherapie
In einer klinischen Phase-II-Studie, die im Herbst 2021 im Fachjournal Clinical Colorectal Cancer veröffentlicht wurde, zeigte sich nun Erstaunliches ( 1 ): Von 36 Patienten mit Mastdarmkrebs erhielten 18 über 6 Wochen hinweg ausschliesslich eine Radiochemotherapie. Die anderen 18 Patienten absolvierten zusätzlich dreimal die Woche (jeweils 30 Minuten auf dem Laufband) ein High-Intensity Interval-Training ( HIIT ) in Gegenwart eines Trainers.
Das Training bestand aus 8 Intervallen aus je 2 Minuten hoher Intensität (so schnell laufen, wie es geht) gefolgt von 2 Minuten etwas langsamerem Laufen. Beginnen Sie mit dem langsameren Laufen zum Aufwärmen.
Komplettremission dank HIIT: 56 Prozent sind ohne Krebs
Bei der Messung der VO2max (maximale Sauerstoffaufnahmekapazität) konnte man zwar keine Verbesserung der Herz-Kreislauf-Fitness feststellen (zumindest nicht über diesen Wert). Was jedoch viel wichtiger war: Bei 56 Prozent der HIIT-Läufer verschwand deren Tumor vollständig. In der Gruppe, die kein Lauftraining absolvierte, verschwand der Tumor nur bei 18 Prozent der Patienten.
„Krebspatienten können ihre Chance auf das, was Ärzte pathologische Komplettremission nennen, erhöhen, wenn sie zusätzlich zur Radiochemotherapie das beschriebene Training absolvieren“, sagte Professor Kerry Courneya, Krebsforscher und Sportwissenschaftler an der kanadischen University of Alberta ( 2 ). Von einer pathologischen Komplettremission spricht man, wenn keine Krebszellen mehr festgestellt werden können, der Tumor also komplett verschwunden ist und keine Operation mehr erforderlich ist.
Schulmedizin erkennt Sport nicht als heilsame Therapie an
Derzeit gilt Sport in der Krebstherapie allenfalls als Bestandteil der sog. Supportivtherapie. Dabei handelt es sich um Massnahmen, die zu einer Linderung der typischen Nebenwirkungen schulmedizinischer Therapien beitragen, also um Massnahmen, die Erbrechen, Übelkeit, Hautekzeme etc. lindern, aber auch um Massnahmen, die helfen mit Ängsten zurechtzukommen oder dem Schock, seine Haare zu verlieren (psychotherapeutische Betreuung).
Auch wird Sport als Supportivtherapie eingesetzt, etwa um die starke Müdigkeit zu bekämpfen, die Brustkrebspatientinnen oft aufgrund der Chemotherapie befällt – so eine neue Studie vom August 2021 ( 4 ).
Auf die Idee, Sport als heilenden Bestandteil in die Therapie mit einzubeziehen, was für ganzheitliche Therapien (ganz gleich bei welcher Erkrankung) schon immer völlig normal war und ist, kam man in der Schulmedizin bislang noch nicht bzw. man glaubte auch nicht daran, dass Sport (im Falle von Krebs) therapeutisch wirksam sein könnte.
Sport ist eine Krebstherapie mit heilender Wirkung
Courneya erklärt, Sport sei eindeutig mehr als nur eine Supportivtherapie, Sport sei regelrecht eine Krebstherapie mit heilender Wirkung. Schon frühere Studien zeigten, dass Sport die Durchblutung und Sauerstoffversorgung von Tumoren verbessern kann. Was erst beunruhigend klingt, bedeutet jedoch, dass auch Medikamente (oder körpereigene Stoffe, die den Krebs bekämpfen) in grösserer Dosis zum Tumor gelangen und diesen ausschalten können.
Wenn Sie daher Krebspatient sind, bestehen Sie auf ein sportliches Begleitprogramm oder machen Sie selbst Sport! Und wenn Sie bereits sportlich aktiv sind, bleiben Sie dabei! Hören Sie nicht damit auf, nur weil Sie denken, Ihr Körper brauche die Energie für die Heilung. Ihr Körper braucht Energie für die Heilung, das stimmt. Kurzfristig benötigt Sport natürlich ebenfalls Energie, langfristig aber erhöht sportliche Aktivität die Heilenergie merklich, wie obige Studie zeigte. Die Wahrscheinlichkeit auf eine Heilung steigt durch Sport also enorm!