ADHS und Vitamin-D-Mangel - Gibt es Zusammenhänge?
ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. Die Kinder, die an dieser "Krankheit" leiden sollen, sind unruhig, können sich schlecht konzentrieren und/oder fallen durch "schlechtes" Benehmen auf. Oder aber sie gelten als Träumer, die häufig geistig abwesend scheinen.
Meist erhalten Betroffene nach der Diagnose Medikamente, wie z. B. das bekannte Ritalin® verschrieben. Sie können helfen, aber auch Nebenwirkungen haben.
Wichtig ist daher, vor der Gabe von Medikamenten nach möglichen bislang übersehenen Ursachen Ausschau zu halten, wie z. B. einem Vitamin-D-Mangel. Studien zeigen hier inzwischen einen Zusammenhang.
Vitamin-D-Mangel häufig bei ADHS-Betroffenen
Vitamin D spielt - wie viele andere Nähr- und Vitalstoffe ebenso - eine wichtige Rolle beim Verhalten von Kindern, Jugendlichen und auch von Erwachsenen. Dr. Madeeha M. Kamal und ihr Team von der Hamad Medical Corporation aus Katar/Arabien fanden zu diesem Thema heraus, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel mit Hyperaktivität und Konzentrationsstörungen bei Kindern einhergehen kann.
Die Forscher untersuchten die Blutwerte von über 1.300 Kindern und Jugendlichen mit ADHS-Diagnose und verglichen diese mit den Werten von gesunden Kindern derselben Altersstufe ( 1 ).
Neben dem Vitamin-D-Spiegel überprüften sie auch die Calcium-, Magnesium-, Cholesterin- und Phosphorwerte der minderjährigen Teilnehmer.
Dabei zeigte sich, dass ein Vitamin-D-Mangel häufiger bei Kindern mit ADHS auftrat. Während diese durchschnittlich 16,6 ng/ml Vitamin D im Blut hatten, waren es bei den gesunden Kindern 23,5 ng/ml. Optimal wäre ein Wert deutlich über 30 ng/ml.
In einer 2019 veröffentlichten Meta-Analyse überprüfte man 8 Studien mit insgesamt 11.324 Kindern. Davon hatten 2.655 die psychische Störung. Die übrigen dienten als gesunde Kontrollpersonen. In allen 8 Studien zeigte sich, dass die ADHS-Kinder niedrigere Vitamin-D-Werte hatten als die gesunden Kinder ( 3 ).
Einnahme von Vitamin D bessert Symptome
2021 erschien eine Studie, in der man untersuchte, inwiefern nun die Einnahme von Vitamin D die Symptome bessern könnte. Da man in früheren Arbeiten feststellte, dass Betroffene auch häufig einen Magnesiummangel aufwiesen, gab man den 66 ADHS-Kindern nicht nur 50.000 IE Vitamin D pro Woche, sondern auch 6 mg Magnesium pro Kilogramm Körpergewicht und Tag.
Nach 8 Wochen konnte man sehen, dass sich die Symptome gebessert hatten. Die Kinder zeigten weniger emotionale Probleme, weniger Verhaltensauffälligkeiten und konnten sich auch besser mit Gleichaltrigen arrangieren ( 4 ).
Schon in der Schwangerschaft an Vitamin D denken!
Forscher der Universität Turku in Finnland stellten 2019 an über 2000 Kindern fest: Das Risiko, später an ADHS zu erkranken, war bei Kindern um 34 Prozent höher, wenn ihre Mütter während der Schwangerschaft (im ersten und zweiten Trimester) einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel aufwiesen ( 5 ).
In der entsprechenden Studie wurden auch andere mögliche Risikofaktoren berücksichtigt, etwa das Alter der Mutter, der sozioökonomische Status und auch die psychische Situation der Familien. Es scheint also, dass ein Vitamin-D-Mangel während der Schwangerschaft die Entwicklung einer ADHS fördern kann, so Dr. Minna Sucksdorff von der University of Turku.
Inzwischen empfiehlt man in Finnland Schwangeren die Einnahme von täglich 10 µg Vitamin D (= 400 IE). Noch besser wäre es natürlich, schon vor einer Schwangerschaft den persönlichen Wert des Vitamins überprüfen zu lassen und diesen mit den passenden Maßnahmen zu regulieren.
Ein Mangel der Mutter kann auch das Risiko für Multiple Sklerose im späteren Leben des Kindes erhöhen (siehe Multiple Sklerose durch Vitamin-D-Mangel in der Schwangerschaft?). Auch Asthma tritt bei Kindern häufiger auf, wenn ihre Mutter in der Schwangerschaft nicht gut mit Vitamin D versorgt war. Ein entsprechender Mangel sollte also unbedingt vermieden werden.
Wie viel Vitamin D ist nötig?
Die oben genannten 400 IE, die Schwangeren in Finnland zur täglichen Nahrungsergänzung empfohlen werden, sind eine sehr geringe Dosis. Liegt ein Vitamin-D-Mangel vor, würde diese Dosis höchstwahrscheinlich nicht ausreichen, um den Mangel zu beheben.
Für genügend Vitamin D sorgen - ADHS bessern
Bei ADHS lohnt es sich somit, nicht nur den Vitamin-D-Spiegel, sondern generell die Vitalstoffversorgung zu überprüfen und Mängel zu beheben.
Update 24.8.204: Wir fügten die Studien 2, 3 und 4 ein sowie die entsprechenden Abschnitte. Vorherige Abschnitte, die nicht relevant bzw. inzwischen überholt waren (z. B. im Hinblick auf die Diagnostik), haben wir entfernt.
Update 25.8.2024: Wir fügten den Abschnitt über den Zusammenhang Vitamin-D-Spiegel in der Schwangerschaft und ADHS beim Kind ein - inkl. Quellen 5 und 6.