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  • Junge Frau mit einer Essstörung
17 min

Essstörungen - Ursachen und ganzheitliche Therapie

Menschen mit Essstörungen beschäftigen sich ständig mit Essen und Gewicht. Sie haben kein natürliches Hunger- und Sättigungsgefühl mehr, sondern richten ihre Nahrungsaufnahme nach inneren Zwängen. Dieses Verhalten ist mit einem hohen Leidensdruck verbunden. Lesen Sie in diesem Artikel über Anzeichen der verschiedenen Arten von Essstörungen und bewährte Behandlungsmethoden.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 22 März 2024

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Auffälliges Essverhalten hat in den wenigsten Fällen eine Essstörung zur Folge

Essstörungen sind durch schwere Störungen des Essverhaltens gekennzeichnet und können ernsthafte gesundheitliche Schäden nach sich ziehen. Diese sind jedoch zu unterscheiden von gelegentlichem über die Stränge schlagen oder Heisshunger sowie regelmäßigem Diäthalten, das häufig bei jungen Frauen in der Pubertät beobachtet wird. Tatsächlich führt auffälliges Essverhalten bei Jugendlichen in den wenigsten Fällen zu einer Essstörung. Dennoch sollte dieses im Auge behalten werden, da eine übermäßige Beschäftigung mit dem eigenen Körper und ständige Diäten bedeutsame Risikofaktoren für die Entstehung von Essstörungen darstellen.

Welche Arten von Essstörung werden unterschieden

Grundsätzlich werden drei Arten von Essstörungen unterschieden:

  1. Magersucht
  2. Bulimie
  3. Binge-Eating-Störung

Am häufigsten treten jedoch Mischformen auf, die nicht eindeutig einer der drei Arten zugeordnet werden können.

Magersucht: Woran Sie eine Magersucht erkennen

Menschen mit Magersucht vermeiden es, kalorienreiche Speisen zu sich zu nehmen und beschränken die Aufnahme von Nahrung auf ein Minimum, wodurch es zu starkem Untergewicht kommt. Das Körpergewicht kann durch den Body-Mass-Index (BMI) beurteilt werden, der berechnet wird, indem das Körpergewicht (kg) durch die Körpergröße in Quadratmetern (m²) geteilt wird. Bei Magersüchtigen liegt der Wert unter 17,5 (Werte zwischen 18,5 und 25 entsprechen dem Normalgewicht).

Das Verhalten magersüchtiger Menschen wird durch eine massive Angst vor Gewichtszunahme und einer Fehleinschätzung ihrer Körperformen bestimmt. Trotz ihres Untergewichts nehmen sie sich als zu dick wahr und beschäftigen sich übermäßig mit Gewicht und Figur.

Ein typisches Kennzeichen dieser Essstörung sind auch strenge Regeln und Rituale, die beim Essen eingehalten werden (* 1 ) (* 2 ). So berichtet eine Betroffene davon, dass sie nach jedem Stück Apfel erst einmal drei Runden laufen musste ( 3 ). Die Gewichtsabnahme wird also durch die geringe Zufuhr an Nahrungsmitteln sowie (in manchen Fällen) durch exzessiven Sport herbeigeführt. Wird ihr Ziel nicht erreicht, greifen magersüchtige Menschen auch zu abführenden und appetitzügelnden Medikamenten oder lösen Erbrechen bei sich aus.

Durch den Gewichtsverlust und die dadurch entstehenden verringerten Hormonausschüttungen von Östrogen bzw. Testosteron kommt es bei Frauen zum Ausbleiben der Menstruation (auch als „Amenorrhö“ bezeichnet), während diese bei Männern zu einem Nachlassen des sexuellen Verlangens und zu Potenzstörungen führen kann. Beginnt die Essstörung bereits vor der Pubertät, hat diese eine verzögerte körperliche Entwicklung zur Folge (z. B. später einsetzende Menstruation).

Bulimie: Woran Sie eine Bulimie erkennen

Menschen mit Bulimie beschäftigen sich ständig mit Essen und verspüren ein so starkes Verlangen danach, dass es zu Essattacken kommt, bei denen in kürzester Zeit enorme Mengen an Nahrungsmitteln verzehrt werden. Auf diese Attacken folgen häufig selbst ausgelöstes Erbrechen oder andere Methoden, um das Essen wieder loszuwerden oder das Verhalten auszugleichen (z. B. die Einnahme von Medikamenten mit abführender Wirkung oder Sport).

Eine Betroffene erzählt, bei einer Heißhungerattacke etwa 20.000 Kalorien in maximal einer Stunde zu sich genommen zu haben, wobei sie während des Essens immer wieder erbrochen und dann wieder weitergegessen hat (zur Orientierung: eine große Pizza Margherita hat etwa 1100 Kalorien) ( 4 ).

Gleich wie bei der Magersucht haben Menschen mit Bulimie große Angst, dick zu werden und legen eine Gewichtsgrenze für sich fest, die sich weit unter dem als „gesund“ angesehenen Gewicht befindet. Dennoch sind Bulimiker im Gegensatz zu Menschen mit Magersucht häufig normalgewichtig.

Binge-Eating: Woran Sie eine Binge-Eating-Störung erkennen

Menschen mit einer Binge-Eating-Störung („binge eating“ steht für exzessives, übermäßiges Essen) haben, gleich wie es bei Bulimie der Fall ist, regelmäßige Essanfälle, bei denen in kurzer Zeit große Mengen an Nahrungsmitteln (bis zu 5000 Kalorien) zu sich genommen werden, obwohl kein körperliches Hungergefühl besteht ( 5 ). Die Anfälle sind begleitet von Ekelgefühlen gegenüber sich selbst, Schuldgefühlen und Deprimiertheit.

Der Unterschied zu Bulimie ist jedoch, dass hier nicht versucht wird, der Gewichtszunahme entgegenzusteuern (z. B. durch Erbrechen). Die meisten Menschen mit dieser Essstörung sind daher übergewichtig.

Gründe für die Entstehung einer Essstörung

Die Entstehung einer Störung kann nicht auf eine einzelne Ursache zurückgeführt werden und folgt auch keinem typischen Muster, sondern wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst, die von Mensch zu Mensch unterschiedlich sind. Im Folgenden finden Sie einige Faktoren, die mit der Entwicklung von Essstörungen in Zusammenhang gebracht werden ( 6 ) ( 7 ):

Gesellschaftliche Faktoren

  1. Idealisierung eines schlanken Körpers, vor allem durch die Medien
  2. Vorbildwirkung (z. B. durch Diäten) oder Hänseleien in Bezug auf die Figur durch Freunde
  3. Sportarten und Berufe, die ein niedriges Körpergewicht verlangen (z.B. Ballett tanzen oder Modeln)

Familiäre Faktoren

  1. Schwierige Familienverhältnisse (z. B. Überfürsorglichkeit oder Kontrolle der Eltern)
  2. Elterliche Kritik und Diskriminierung aufgrund des Gewichts oder des Essverhaltens
  3. Leistungs- und Erfolgsdruck
  4. Psychische Erkrankungen der Eltern (z. B. Essstörung, Sucht und Abhängigkeit )

Individuelle Faktoren

  1. Früher Beginn der Pubertät und (bei Frauen) Angst vor dem Frauwerden
  2. Niedriges Selbstwertgefühl, das durch Kontrolle über den Körper gestärkt werden soll
  3. Übermäßige Beschäftigung mit Körper und Gewicht
  4. Perfektionistische Züge mit hohen Erwartungen an sich selbst
  5. Schwierigkeiten bei der Stressbewältigung (z. B. Überforderung bei Leistungsdruck)
  6. Traumatische Erlebnisse (z. B. sexueller Missbrauch, Trennung der Eltern)

Biologische und körperliche Faktoren

  1. Geschlecht und Alter (junge Frauen erkranken am häufigsten)
  2. Hormonelle Veränderungen in der Pubertät
  3. Veränderungen von Serotonin und Dopamin (Botenstoffe im Nervensystem), die einen Einfluss auf das Hunger- und Sättigungsgefühl haben

Die Therapiemöglichkeiten

Generell wird bei Bulimie und der Binge-Eating-Störung eine ambulante Therapie empfohlen, bei der die Betroffenen zu Hause leben und ein- bis zweimal wöchentlich an Therapiesitzungen z.B. bei einem Psychotherapeuten teilnehmen. Bei Magersucht hingegen sollte bestenfalls erst eine stationäre Therapie im Krankenhaus erfolgen, um wieder ein Normalgewicht zu erreichen.

Psychotherapeutische Behandlung bei Essstörungen

Psychotherapie ist ein essentieller Bestandteil bei der Behandlung von Essstörungen.

Kognitive Verhaltenstherapie

Bei allen oben vorgestellten Essstörungen hat sich die kognitive Verhaltenstherapie bewährt, wobei bei Magersucht aufgrund fehlender Studien kaum Aussagen zur langfristigen Wirksamkeit getroffen werden können. Bei der kognitiven Verhaltenstherapie sollen schädliche Verhaltensweisen (z. B. Essanfälle) und Denkmuster (z. B. „Ich bin viel zu dick“) verändert und durch neue ersetzt werden, z. B. durch folgende Massnahmen bzw. Übungen:

  1. Im Falle von Essanfällen, erstellt man eine Einkaufsliste für Lebensmittel und kauft nur das ein, was auf dieser Liste steht. Damit sollen Essverhalten und Gewicht normalisiert werden. Bei anderen Essstörungen setzt man langsam immer wieder auch „verbotene“, kalorienreiche Nahrungsmittel auf die Liste, um diese nach und nach wieder in die Ernährung zu integrieren. 
  2. Auch werden die zugrundeliegenden Problembereiche bearbeitet, etwa durch Erörterung jener Gefühle und Gedanken, die Essanfälle oder das Diäthalten auslösen und aufrechterhalten, z. B. das Gefühl, nicht zur Ruhe kommen zu können.
  3. Übungen wie Spiegelexpositionen sollen Körperwahrnehmung und Körperakzeptanz verbessern. Dabei betrachtet man sich oder einzelne Körperteile im Spiegel und beschreibt anschließend auf neutrale anstatt auf abwertende Weise, was man sieht (z. B. „Meine Wangen sind rund und leicht gerötet“ statt „Mein Gesicht ist fett und fleckig“.)

Psychoanalytische Fokaltherapie und Familientherapie

Die psychoanalytische Fokaltherapie und die Familientherapie haben sich bei Magersucht als wirksam erwiesen. Die Fokaltherapie ist eine Kurzform der Psychoanalyse (max. 30 Einheiten), bei der im Gegensatz zur kognitiven Verhaltenstherapie vergangene Erlebnisse eine bedeutendere Rolle spielen. Im Vordergrund steht das Bewusstwerden verdrängter, schmerzhafter Erinnerungen (z. B. fehlende Geborgenheit in der Kindheit) und das Verstehen des daraus entstandenen Denkens, Fühlens und Verhaltens ( 8 ).

Bei der Familientherapie hingegen wird zur Lösung psychischer Probleme die Familie in die Therapie miteinbezogen (Familienmitglieder kommen also ebenfalls mit in die Therapie). Denn häufig entwickelt sich eine Essstörung durch Konflikte in der Familie oder wird durch Konflikte verstärkt ( 9 ).

EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing)

Aufgrund der häufig zugrunde liegenden traumatischen Erlebnisse, stellt auch EMDR eine vielversprechende Behandlungsmethode für Essstörungen dar. EMDR ist eines der effektivsten Verfahren zur Behandlung von Traumafolgestörungen, kommt also nicht nur bei Essstörungen zum Einsatz, sondern z. B. auch bei der posttraumatischen Belastungsstörung PTBS oder Zwangsstörungen.

Ein belastendes Ereignis soll durch die Stimulation beider Gehirnhälften (z. B. durch Augenbewegungen) verarbeitet werden ( 10 ). Während der Patient sich an das traumatische Erlebnis (z. B. die Trennung der Eltern) erinnern soll, folgt er den Fingern des Therapeuten mit den Augen, während dieser seine Hand auf Augenhöhe abwechselnd nach rechts und links bewegt. Die Augenbewegungen sind mit jenen im REM-Schlaf vergleichbar – der Phase des Schlafes, in der Geschehnisse des Tages verarbeitet werden.

Meist wird dieser Vorgang in einer Sitzung mehrmals wiederholt und dauert jeweils etwa eine halbe bis eine Minute. Dies soll dazu führen, dass die belastende Erinnerung Stück für Stück verblasst und die Symptome des Traumas aufgelöst werden. Wie viele Therapiesitzungen notwendig sind, hängt davon ab, wie lange der Patient zur Verarbeitung des Problems benötigt ( 11 ).

Alle beschriebenen Therapieformen werden von Psychotherapeuten, Ärzten mit psychotherapeutischer Ausbildung oder von Heilpraktikern für Psychotherapie angeboten, die sich auf das jeweilige Gebiet (z. B. EMDR) spezialisiert haben.

Medikamentöse Behandlung bei Essstörungen

Da Essstörungen oftmals mit Depressivität und Suizidalität (Selbstmordgefährdung) einhergehen, werden häufig Antidepressiva verschrieben. Während die Wirkung auf Magersucht bisher unklar ist, sollen diese bei Bulimie und der Binge-Eating-Störung zur Reduktion von Heißhungerattacken führen.

Antidepressiva ersetzen jedoch keine Psychotherapie und sind mit zahlreichen Nebenwirkungen verbunden. Studien konnten zudem eine geringere Wirksamkeit gegenüber kognitiver Verhaltenstherapie nachweisen, weshalb Antidepressiva (wenn überhaupt) lediglich begleitend zur Psychotherapie eingesetzt werden sollten.

Naturheilkunde bei Essstörungen

Neben der psychotherapeutischen Behandlung haben sich auch einige naturheilkundliche Behandlungsmethoden bei Essstörungen bewährt, etwa um Symptome zu reduzieren und den Prozess der Genesung zu verstärken.

Entspannungsverfahren

Entspannungsverfahren sind bei Essstörungen wichtiger Teil einer ganzheitlichen Therapie. Autogenes Training oder progressive Muskelentspannung können zur besseren Körperwahrnehmung bei Menschen mit Magersucht und Bulimie beitragen, aber auch Stress reduzieren, der häufig mit Essattacken einhergeht.

Eine Studie zeigte, dass Entspannungstraining durch Imagination (sich etwas bildhaft vorstellen) und „Virtual Reality“ die Häufigkeit von emotionalem Essen (mit Essen negative Gefühle kompensieren), depressiven Symptomen und Angstsymptomen bei Menschen mit Fettleibigkeit reduzierte ( 12 ).

Während bei der Imagination Dinge oder Orte bildhaft vorgestellt werden sollen (z. B. ein Ort, an dem man sich besonders wohlfühlt), kann man mit Virtual Reality (VR) durch eine spezielle VR-Brille Entspannung in einer virtuellen Umgebung erfahren.

Progressive Muskelentspannung erwies sich zudem bei nächtlichen Heißhungerattacken als wirksam ( 13 ). Eine Anleitung dazu finden Sie in unserem Artikel Entspannen: Die progressive Muskelentspannung

Yoga

Auch Yoga scheint sehr vielversprechend bei der Behandlung von Essstörungen zu sein. So zeigte eine kontrollierte, randomisierte Studie, dass ein achtwöchiges Yogatraining (zweimal wöchentlich) zusätzlich zur Standardbehandlung (Termine beim Arzt und Ernährungsberater ) zu einer stärkeren Abnahme der Symptome von Essstörungen führte als eine alleinige Standardbehandlung ( 14 ).

Akupunktur/Akupressur bei Essstörungen

Hinweise auf die Effektivität von Akupunktur als Begleittherapie bei Essstörungen liefert eine Studie, bei der es zu einer Verbesserung der Lebensqualität sowie zu einer Abnahme von Angstsymptomen und Perfektionismus kam ( 15 ). Auch die sogenannte „Emotional Freedom Technique“, eine spezielle Methode der Akupressur, bei der verschiedenen Stellen des Körpers durch Klopfen stimuliert werden, erwies sich als hilfreich. Sie führte bei fettleibigen Menschen zu reduziertem Verlangen nach Essen sowie zu mehr Kontrolle über das Essverhalten ( 16 ).

Eine Anleitung dazu finden Sie in unserem Artikel Klopfakupressur: Selbsthilfe bei Stress, Angst und Kummer

Massagetherapie

Massagetherapien werden schon seit langer Zeit erfolgreich bei den verschiedensten körperlichen und psychischen Beschwerden eingesetzt und können daher auch ein ganzheitliches Vorgehen bei Essstörungen begleiten. So konnte man beispielsweise bei Bulimiepatienten, die zusätzlich zur Standardtherapie einen Monat zweimal in der Woche eine Massagetherapie in Anspruch nahmen, eine stärkere Verbesserung ihres Essverhaltens sowie ein weniger verzerrtes Körperbild und einen Rückgang depressiver Symptome im Vergleich zur Kontrollgruppe feststellen. Auch Magersuchtpatienten berichteten nach gleicher Therapiedauer über weniger Unzufriedenheit mit dem Körper. Bei beiden Gruppen war zudem ein geringeres Angst- und Stresshormonlevel zu erkennen ( 17 ).

Meditation/Achtsamkeitstraining bei Essstörungen

Ein sechswöchiges Mediationstraining führte bei Menschen mit einer Binge-Eating-Störung zu einer Verringerung der Anzahl und Schwere der Essanfälle sowie zu mehr Kontrolle über das Essverhalten. Zudem nahmen die Stärke der Depressivität und Angst ab ( 18 ). Auch achtsames Essen, welches das Bewusstsein für das Hunger- und Sättigungsgefühl erhöhen sollte, konnte die Symptome von Essstörungen reduzieren ( 19 ).

Homöopathie

Die Homöopathie kann ebenfalls dabei helfen, Symptome von Essstörungen zu lindern, Verhaltensänderungen zu erleichtern sowie die Gesundung zu verstärken. Häufig eingesetzt wird Natrium chloratum, das zur Stabilisierung der Betroffenen und zu besseren Erfolgschancen der Psychotherapie führen soll.

Viele weitere Mittel, wie Acidum arsenicosum, Pulsatilla pratensis, Acidum phosphoricum, Sepia officinalis oder Strychnos ignatii werden bei Essstörungen empfohlen. Um einen Erfolg in der Behandlung zu erzielen, sollte das passende Mittel jedoch von einer fachlich geschulten Person ausgewählt werden ( 20 ) ( 21 ).

Bei der Selbstbehandlung wird empfohlen, die Potenz C12 zu verwenden. 2 - 3 Globuli können bis zu vier Mal am Tag eingenommen werden. Lassen Sie diese im Mund zergehen und essen und trinken Sie am besten 15 Minuten vor und nach der Einnahme nichts ( 22 ).

Heilpflanzen bei Essstörungen

Auch der Einsatz von Heilpflanzen kann als unterstützende Behandlung bei Essstörungen hilfreich sein. So können bitterstoffhaltige Pflanzen wie Enzian die Verdauung fördern und den Appetit zügeln, aber auch anregen (austesten, welche Wirkung bei Ihnen überwiegt).

Bereiten Sie dafür am besten einen Tee aus der getrockneten Enzianwurzel zu, indem Sie etwa 1 Gramm davon mit 150 ml kochendem Wasser übergießen und 5 Minuten ziehen lassen (Sie können bis zu 3 Tassen am Tag trinken).

Zur Anregung des Appetits sollte der Tee eine halbe Stunde vor dem Essen, bei Verdauungsbeschwerden hingegen nach dem Essen getrunken werden. Da die verdauungs- und appetitanregende Wirkung teilweise von den Geschmacksnerven an der Zunge ausgelöst wird, wird die Wirkung verstärkt, wenn man den Tee vor dem Schlucken kurz im Mund behält. Enzian ist gut verträglich, sollte jedoch bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren vermieden werden ( 23 ).

Bei der Behandlung von Depressionen und Ängsten haben sich Johanniskraut und Rosenwurz bewährt. Eine Studie an Ratten zeigte zudem, dass Rosenwurz durch die stressreduzierende Wirkung bei Essanfällen helfen kann ( 24 ).

Wie Sie Johanniskraut und Rosenwurz einnehmen können, lesen Sie in unserem Artikel Pflanzliche Mittel bei Depressionen

Vitamin -und Mineralstoffmangel

Studien deuten darauf hin, dass sowohl ein Vitamin- und Mineralstoffmangel als auch ein Ungleichgewicht der Darmflora zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Essstörungen beitragen und den Behandlungserfolg beeinträchtigen können.

Durch die geringe und einseitige Nahrungszufuhr kommt es bei Menschen mit Essstörungen häufig zu einem Nährstoffmangel. Eine Studie zeigte, dass mehr als die Hälfte der Magersucht-Patienten einen Mangel an Zink und Vitamin D aufwiesen, gefolgt von einem Defizit an Kupfer, Selen, Vitamin B1 und Vitamin B12 und Folsäure ( 25 ). Dadurch kann es unter anderem zu einer Beeinträchtigung der Gehirnfunktion sowie zur Veränderung des Hungergefühls kommen.

Zink bei Essstörungen

Ein Mangel an Zink und B-Vitaminen wird beispielsweise mit Appetitlosigkeit in Zusammenhang gebracht. Zink-Mangel kann zudem einen allmählichen Verlust des Geschmackssinnes und eine verzerrte Körperwahrnehmung zur Folge haben ( 26 ). Da viele Symptome eines Zink-Mangels denen der Magersucht ähnlich sind, wird angenommen, dass dieser auch zur Entstehung und Verstärkung der Symptome beiträgt ( 27 ).

Studien zeigten, dass eine Behandlung magersüchtiger Menschen mit Zink-Präparaten zu einer Verbesserung der Gewichtszunahme führte ( 28 ). Eine tägliche Einnahme von 14 mg Zink in Form von Zinkgluconat verdoppelte die Gewichtszunahme im Vergleich zur Kontrollgruppe ( 29 ).

Vitamin D bei Essstörungen

Vitamin-D-Mangel hingegen kann zu verstärkten Hungergefühlen führen. So erhöht ein niedriger Vitamin-D-Spiegel das Risiko für Fettleibigkeit ( 30 ) und wurde mit impulsivem Verhalten bei Menschen mit Essstörung in Zusammenhang gebracht, das bei Essanfällen eine bedeutende Rolle spielt ( 31 ). Dies deutet darauf hin, dass Vitamin D möglicherweise zur Entstehung eines gestörten Essverhaltens beitragen kann. Es ist daher wichtig, das Blut regelmäßig auf Nährstoffmängel untersuchen zu lassen und bei Mängeln diese zu beheben. Wie Sie dabei vorgehen, erklären wir in unseren beiden Vitamin-D-Videos.

Ungleichgewicht der Darmflora

Die menschliche Darmflora besteht aus etwa 1000 verschiedenen Arten von Darmbakterien und wird auch als Mikrobiom bezeichnet. Eine große Anzahl verschiedener Darmbakterien gilt als Indikator für einen gesunden Darm. Die Darmflora beeinflusst zahlreiche Aspekte unserer Gesundheit, darunter auch Appetit, Gewicht und Psyche ( 32 ) ( 33 ) ( 34 ).

Auch bei Essstörungen scheint diese eine bedeutende Rolle zu spielen und einen Einfluss auf die Entstehung sowie den Krankheitsverlauf zu haben. So konnte bei Magersucht ein Ungleichgewicht der Darmflora mit geringerer Vielfalt der Darmbakterien sowie einer größeren Anzahl schädlicher Arten festgestellt werden. Letztere umfassen unter anderem Bakterien, die zu einem „undichten“ Darm führen und chronische Entzündungen verursachen können.

Dadurch werden Ängste und Depressionen begünstigt, die häufig bei Magersucht auftreten. Die Veränderung der Darmbakterien kann zudem zu einer Beeinträchtigung der Verdauung und der Gewichtswiederherstellung sowie des Appetits und des Energiestoffwechsels führen.

Auch bei Fettleibigkeit konnte eine geringere Bakterienvielfalt im Darm nachgewiesen werden, die durch die Verwendung von Präbiotika und Probiotika positiv beeinflusst werden konnte und sogar zu einer Gewichtsabnahme führte. Während der Begriff Probiotika die für unsere Gesundheit förderlichen Bakterienstämme im Darm bezeichnet, steht die Bezeichnung Präbiotika für Lebensmittel (z. B. Zwiebeln, Pastinaken, Artischocken, Topinambur ), die den nützlichen Bakterien als Nahrung dienen.

Beides kann in Form von Nahrungsergänzungen gezielt eingenommen werden und die Therapie bei Essstörungen begleiten. Wie Sie Ihre Darmflora aufbauen können, erklären wir in unserem Artikel Aufbau der Darmflora: Anleitung und Tipps.

Was tun, wenn Sie bei sich Anzeichen einer Essstörung bemerken?

Wenn Sie bemerkt haben, dass einige der oben genannten Anzeichen für eine Essstörung auf Sie zutreffen, Sie sich jedoch unsicher sind, ob Sie auch tatsächlich an einer Essstörung leiden, wenden Sie sich an Ihren Hausarzt, einen Psychotherapeuten oder eine Beratungsstelle für Essstörungen.

Hier können Sie sich auch über Telefon oder E-Mail anonym und kostenlos beraten lassen:

Deutschland: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

Schweiz: Arbeitsgemeinschaft Essstörungen (AES)

Österreich: Wiener Gesundheitsförderung (WiG)

Was tun, wenn Sie bei anderen Menschen Anzeichen einer Essstörung erkennen?

Oftmals sind nahestehende Menschen wie Eltern, Geschwister oder Freunde aber auch Lehrer oder andere Menschen, die viel Zeit mit dem Betroffenen verbringen, die ersten, die Veränderungen im Verhalten (z. B. verändertes Essverhalten, Gewichtsverlust, Isolierung) erkennen.

Sollten Sie den Verdacht haben, dass eine Essstörung vorliegt, suchen Sie das Gespräch zum Betroffenen und berichten Sie in Ich-Botschaften, welche Veränderungen Ihnen aufgefallen sind und warum diese Ihnen Sorgen bereiten (z. B. „Mir ist aufgefallen, dass du dich in letzter Zeit zurückgezogen hast. Ich mache mir Sorgen, da ich das Gefühl habe, dass es dir nicht gut geht“). Thematisieren Sie dabei das Essverhalten erst einmal nicht. Selbst wenn Sie also auffälliges Essverhalten beobachtet haben, sagen Sie nicht "Mir fiel auf, dass du in letzter Zeit wirklich sehr viel isst."

Versuchen Sie, Verständnis für den Betroffenen zu zeigen, für ihn da zu sein und rücken Sie das Essverhalten und die Figur nicht in den Mittelpunkt der Gespräche. Motivieren Sie den Betroffenen behutsam zu weiterführender Hilfe, etwa zum Besuch einer Beratungsstelle, eines Psychotherapeuten oder Arztes und unterstützen und begleiten Sie diesen dabei. Es kann einige Gespräche und Zeit in Anspruch nehmen, bis die Betroffenen bereit sind, Hilfe in Anspruch zu nehmen ( 35 ).

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.