Soziale Phobie: 13 Prozent der Europäer betroffen
Schätzungsweise dreizehn Prozent der Erwachsenen in Europa und Nordamerika sind von der so genannten Sozialen Phobie betroffen. Diese Patienten haben teilweise panische Angst, mit anderen Menschen zu interagieren. Dabei können auch körperliche Symptome wie Schweissausbrüche oder Herzrasen auftreten.
Für die Betroffenen bedeutet eine Sozialphobie in der Regel eine stark verminderte Lebensqualität. Sie sind nicht oder nur sehr eingeschränkt dazu in der Lage, Freundschaften zu schliessen, weil der Kontakt zu anderen Menschen sie stresst.
Eine Sozialphobie kann aber auch Auswirkungen auf das Berufsleben haben. Patienten lehnen zum Beispiel eine Beförderung ab, wenn sie bedeutet, dass sie in Zukunft vor Gruppen sprechen oder Kundenkontakt haben müssen. In besonders schweren Fällen führt diese Erkrankung sogar zur Arbeitsunfähigkeit. Oft leiden Betroffene auch an regelmässigen Panikattacken, meist schon allein dann, wenn sie nur an eine sie stressende Situation denken.
Sozialphobie erstmalig im Teenageralter
Meist tritt eine Sozialphobie erstmalig im Alter zwischen zehn und zwanzig Jahren auf. Die Ursachen können vielfältig sein. Die Herkunftsfamilie kann ebenso eine Rolle spielen wie genetische Veranlagung und/oder traumatische Erfahrungen im Umgang mit Mitschülern ( z. B. Mobbing ).
Diese Phase ist für das spätere Leben besonders prägend. Wenn während der Entwicklung im Teenageralter also eine Sozialphobie entsteht, kann diese die Zukunft der Betroffenen massiv beeinträchtigen.
Umso wichtiger ist es, effektive Behandlungsmethoden zu ermitteln und diese den Betroffenen in ausreichendem Masse zur Verfügung zu stellen.
Kognitive Verhaltenstherapie gegen Sozialphobie
Dr. Evan Mayo-Wilson und sein Team von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore, USA, analysierten mit Kollegen von der britischen Oxford University und dem Londoner University College über 100 Studien zu den Behandlungsmöglichkeiten von Sozialphobie ( 1 ).
Dabei werteten sie insgesamt Daten von über 13.000 Betroffenen aus, die medikamentös und/oder mit einer Gesprächstherapie behandelt wurden.
Die Behandlung mit Psychopharmaka ist bei Sozialphobien weit verbreitet. Meist werden Antidepressiva vom Typ Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer eingesetzt. Diese Medikamente sind jedoch, wie der Name schon sagt, eigentlich zur Behandlung von Depressionen gedacht.
Sie können starke Nebenwirkungen haben – bis hin zum plötzlichen Tod – und langfristig das Risiko für andere Krankheiten erhöhen.
Abgesehen davon behandeln Medikamente immer nur die Symptome, die eigentliche Ursache, also die Erkrankung selbst, bleibt weiterhin bestehen. Sobald man die Medikamente absetzt, verschlimmern sich auch die Symptome wieder – wenn das Antidepressivum überhaupt geholfen hat.
Mehr über die schädliche Wirkung von Psychopharmaka und mögliche Alternativen erfahren Sie in unserem Bericht Plötzlicher Tod durch Antidepressiva.
Gesprächstherapie bei Sozialphobie sinnvoll
Die Metaanalyse der US-amerikanischen und britischen Forscher kam ebenfalls zu diesem Ergebnis. Sie zeigte, dass eine kognitive Verhaltenstherapie der sinnvollste und zugleich risikoärmste Weg ist, um eine Sozialphobie zu verbessern oder gar zu heilen.
Eine kognitive Verhaltenstherapie ist eine Form der Gesprächstherapie, die Gedanken, Gefühle und Verhalten miteinander verbindet. Die Patienten werden unter fachmännischer Führung dazu gebracht, sich mit ihren Ängsten aktiv auseinanderzusetzen und sie so Schritt für Schritt abzulegen.
Im Gegensatz zu der Behandlung mit Antidepressiva sind die Ergebnisse einer kognitiven Verhaltenstherapie dauerhaft und haben keine Nebenwirkungen.
Dennoch werden nach wie vor zahlreiche Sozialphobiker ausschliesslich medikamentös behandelt. Das liegt vor allem daran, dass Ärzte ihren Patienten lieber Tabletten verschreiben, als den Ursachen der Symptome auf den Grund zu gehen.
In Ausnahmefällen ist es zwar durchaus sinnvoll, kurzfristig Psychopharmaka einzusetzen. Der Fokus sollte jedoch immer auf der Behandlung in Form einer Gesprächstherapie liegen.
Selbsthilfe bei Angstzuständen: Panikattacken stoppen
Übrigens können Sie Angstsymptome auch mit der geeigneten Ernährung lindern. Wie das geht, lesen Sie in unserem Artikel Angstzuständen natürlich begegnen
Gerade wenn Angstzustände mit Panikattacken einhergehen, dann gibt es sehr viele Massnahmen, die Sie - ganz ohne Therapeut - auch im akuten Fall einer Panikattacke umsetzen können, damit es Ihnen schnell wieder besser geht.
Sobald Sie merken, dass Sie gleich mehrere wirksame Möglichkeiten bei der Hand haben, um eine Panikattacke zu lindern, wird auch die Angst vor der Angst bzw. vor der nächsten Panikattacke schwinden: Wie man eine Panikattacke stoppen kann