Arthritis: Bakterien aus Milch und Rindfleisch könnten der Auslöser sein
Die Arthritis zählt zu den entzündlichen Autoimmunerkrankungen, in deren Verlauf das körpereigene Immunsystem aus bislang unerklärlichen Gründen die eigenen Gelenke angreift. Langfristig können jedoch auch Knochen, Muskeln, Blutgefässe und andere Organe betroffen sein. Gerade weil die Ursachen der Krankheit weitgehend unbekannt sind, gilt die übliche Therapie alles andere als zufriedenstellend. Die Suche nach möglichen Auslösern der Arthritis steht daher im Mittelpunkt zahlreicher Forschungsarbeiten, beispielsweise an der University of Central Florida (UCF).
Ein Wissenschaftlerteam der UCF entdeckte nun erstmals einen Zusammenhang zwischen der rheumatoiden Arthritis (Rheuma) und einem bestimmten Bakterienstamm: Mycobacterium avium subspecies paratuberculosis, auch bekannt als MAP. MAP ist ein Bakterium, das gerne Rinder besiedelt und daher in über der Hälfte aller nordamerikanischen Rinder zu finden ist. Verzehrt man Milchprodukte, Rindfleisch oder Erzeugnisse, die mit Rindermist gedüngt wurden, kann man sich mit dem Bakterium infizieren.
Auch Morbus-Crohn-Patienten sind mit denselben Bakterien belastet
Die Studie erschien Ende Januar 2018 im Fachmagazin Frontiers in Cellular and Infection Microbiology. Beteiligt waren Dr. Saleh Naser, Spezialist für Infektionskrankheiten an der UCF, Dr. Shazia Bég, Rheumatologin und Robert Sharp, Doktorand der biomedizinischen Wissenschaften – beide ebenfalls tätig an der UCF ( 1 ).
Dr. Naser hatte bereits zu einem früheren Zeitpunkt einen Zusammenhang zwischen MAP und Morbus Crohn entdeckt und ist derzeit an der allerersten Phase-III-Studie beteiligt, in der Morbus-Crohn-Patienten mit Antibiotika behandelt werden. Denn wenn die als Autoimmunerkrankung geltende chronisch entzündliche Darmkrankheit bakterienbedingt wäre, dann müsste die Antibiotika-Therapie durchschlagende Wirkung zeigen ( 2 ).
Da Morbus Crohn und die rheumatoide Arthritis gewisse Ähnlichkeiten aufweisen (z. B. dieselbe genetische Prädisposition zeigen), werden auch beide zum Teil mit denselben immunsuppressiven (immunsystemunterdrückenden) Medikamenten behandelt. Die Ähnlichkeiten der beiden Erkrankungen veranlasste Dr. Nasers Forscherteam nun zur Überprüfung, ob MAP nicht auch an der Entstehung der rheumatoiden Arthritis beteiligt sein könnte. (Ähnliche Untersuchungen sind derzeit auch mit Diabetes-Typ-1-Patienten im Gange.)
Belastung mit MAP-Bakterien erhöht Arthritis-Risiko
Als Studienteilnehmer fungierten 100 Patienten, die alle an rheumatoider Arthritis litten und bei Dr. Bég in Behandlung waren. 78 von ihnen wiesen eine Mutation des PTPN2/22-Gens auf, dieselbe Mutation, die auch bei Morbus-Crohn-Patienten gefunden werden kann – und 40 Prozent dieser Personen zeigten eine Belastung mit dem MAP-Bakterium.
“Wir glauben, dass Menschen mit der genannten genetischen Prädisposition eher eine rheumatoide Arthritis entwickeln, wenn sie sich zusätzlich im Verlauf ihres Lebens über den Verzehr von Milch oder Fleisch mit MAP infizieren”, erklärte Saleh Naser.
Und Rheumatologin Dr. Bég fügte hinzu: „Die Ursache der rheumatoiden Arthritis ist nach wie vor unbekannt, so dass wir aufgrund unserer Entdeckung nun hoffen, neue und wirkungsvolle Therapiewege zu finden.“
Vegetarische Ernährung schützt vor Bakterien in Milch und Fleisch – und vor Arthritis
Da eine pflanzenbasierte Ernährung, wenn überhaupt, so nur aus sehr wenigen tierischen Produkten besteht, meidet man mit ihr automatisch auch Bakterien, die in Milch und Fleisch enthalten sein könnten. Vielleicht ist dieser Aspekt mit ein Grund dafür, dass die pflanzliche Ernährungsform – die zusätzlich entzündungshemmend wirkt – einer Arthritis so gut vorbeugen und auch bei bestehender Arthritis so gute Erfolge erzielen kann.