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  • Lupus Erythematodes in einem Schriftstück
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Probiotika bei Lupus Erythematodes

Der Einnahme von Probiotika und eine generelle Darmsanierung können Patienten bei Autoimmunerkrankungen wie dem Lupus erythematodes helfen.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 03 März 2024

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Probiotika bessern Darmgesundheit bei Lupus

Probiotika bzw. probiotische Bakterien, wie z. B. Milchsäurebakterien (Lactobazillen) oder auch Bifidobakterien sind längst für ihre positiven Auswirkungen auf die Gesundheit bekannt. Sie verbessern das Milieu im Darm, sanieren die Darmflora und regulieren auf diese Weise u. a. das Immunsystem. Letzteres macht sie zu einer interessanten Therapiekomponente bei Autoimmunerkrankungen.

Forscher der staatlichen Universität Virginia Tech in Blacksburg/Virginia untersuchten daher, inwieweit ausgewählte probiotische Bakterienstämme die Autoimmunerkrankung Lupus erythematodes beeinflussen könnten ( 1 ).

Lupus erythematodes – Eine Autoimmunerkrankung

Lupus erythematodes betrifft in den USA mehr als 1,5 Millionen Menschen, in Deutschland 30.000 bis 40.000 und in der Schweiz 2.000 Menschen. Frauen sind ungleich häufiger betroffen, so dass 9 von 10 Lupus-Patienten weiblich sind.

Liegt ein Lupus vor, dann attackiert das Immunsystem fälschlicherweise die eigenen gesunden Zellen und Gewebe, was zu Schmerzen und Schwellungen führt. Betroffen sein können die Haut, die Gelenke, das Herz, die Nieren und sogar das Gehirn.

Die Ursachen des Lupus sind offiziell nicht bekannt. Da jedoch ein enger Zusammenhang mit der Darmgesundheit besteht, scheint jeder Faktor ursächlich wirken zu können, der die Darmgesundheit beeinträchtigt, wozu u. a. auch extremer Stress gehört. Damit ist weniger der übliche Alltagsstress gemeint, sondern vielmehr traumatische Erfahrungen ( 9 ).

Mögliche Ursachen von Lupus: Traumata und Stress

Die Posttraumatische Belastungsstörung ( PTBS ) gehört daher mit zu den möglichen Auslösern eines Lupus. Im Magazin Arthritis & Rheumatology las man dazu im September 2017, dass das Risiko, einen Lupus zu entwickeln, um das Dreifache steige, wenn Frauen unter einer PTBS leiden und um das Doppelte, wenn Frauen in ihrer Vergangenheit ein anderweitig traumatisches Erlebnis hatten. Diese Erkenntnis bestätigte die Vermutung, dass Autoimmunerkrankungen durch besonders stressreiche Lebensphasen ausgelöst werden können.

Doch kann die Darmgesundheit natürlich nicht nur von Stress negativ beeinflusst werden, sondern auch von einer fett- und zuckerreichen Ernährung, von Bewegungsmangel, Ballaststoffmangel, Vitalstoffmangel und vielen anderen Aspekten mehr ( 5 ).

Beim Lupus erythematodes treten oft Nierenschäden auf

Laut Aussagen des US-amerikanischen Instituts für Diabetes, Nierenerkrankungen und Krankheiten des Verdauungssystems ( National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases) entwickeln sich bei der Hälfte aller Lupus-Patienten in den ersten fünf Jahren der Erkrankung zudem Nierenschäden, die bis zum Nierenversagen voranschreiten können. Man spricht in diesem Fall vom Lupus nephritis.

Diese Folgeerkrankung des Lupus erythematodes wird derzeit mit Immunsupressiva behandelt – Medikamente, die die Aktivität des Immunsystems drosseln, damit dieses die Nieren nicht mehr angreift. Zu den bekanntesten Immunsuppressiva gehören die Glucocorticoide (Cortison). Diese Medikamente sind jedoch für ihre teilweise schweren Nebenwirkungen bekannt. Denn sobald das Immunsystem in seiner Aktivität behindert wird, steigt natürlich auch das Risiko für Infektionen aller Art. Die spezifischen Nebenwirkungen der Glucocorticoide haben wir hier beschrieben: Cortison – Wie Sie die Nebenwirkungen reduzieren können. Alternative und vor allem nebenwirkungsarme Therapieformen wären daher ein Segen für die Betroffenen.

Bei Lupus: Darmflorastörung und Leaky Gut Syndrom

Xin Luo, Professorin für Immunologie an der Fakultät für Biomedizinische Wissenschaften und Pathobiologie, widmet sich schon seit einigen Jahren dem Zusammenhang zwischen der Darmflora und dem Lupus erythematodes ( 2 ).

Bereits im Jahr 2014 fanden Xin Luo und Kollegen heraus, dass bei Lupus-Betroffenen eine Störung der Darmflora – und zwar ein Mangel an Lactobazillen – sowie ein Leaky Gut Syndrom vorliegt. Der Begriff Leaky Gut umschreibt eine kranke, nämlich durchlässige („leaky“) Darmschleimhaut, die jetzt nicht nur Nährstoffe in die Blutbahn leitet, sondern auch unvollständig verdaute Partikel, Giftstoffe und sogar Bakterien, was zu einer Aktivierung des Immunsystems und letztendlich auch zu einer Fehlsteuerung des Immunsystems führen kann. Das Leaky Gut Syndrom gilt daher als Mitursache von Autoimmunerkrankungen ( 3 ).

Probiotika heilen das Leaky Gut Syndrom

Probiotische Lactobazillen nun – so weiss man – können die Darmschleimhaut und somit auch das Leaky Gut Syndrom heilen. Also stellten die Forscher die Hypothese auf, dass die Einnahme dieser Bakterien möglicherweise zu einer Besserung der Lupussymptome führen könnte. Ganz besonders wollte man versuchen, das Risiko der Lupus-Folgeerkrankung Lupus nephritis zu senken ( 4 ).

In der Untersuchung von 2014 konnte dann auch tatsächlich die Gabe von Probiotika (in diesem Fall Lactobazillen) zu einer Abschwächung der Lupussymptome führen (bei Mäusen mit Lupus), während die Krankheit schlimmer wurde, wenn die Darmflora mit schädlichen Bakterien (z. B. Clostridien) besiedelt war – so die Forscher rund um Xin Luo seinerzeit im Fachjournal Applied and Environmental Microbiology.

Lactobazillen lindern Entzündungen und verbessern Nierenfunktion bei Lupus nephritis

Im Jahr 2017 erschien sodann eine Folgestudie (im Journal Microbiome), in der die Forscher weiter ins Detail gingen. Lag bereits ein Lupus nephritis vor, dann konnte die Gabe von Lactobazillen die Nierenfunktion verbessern und die Lebenszeit verlängern.

Verwendet wurde eine Mischung aus fünf Lactobakterienstämmen: L. oris, L. rhamnosus, L. reuteri, L. johnsonii und L. gasseri. Besonders L. reuteri schien für die positiven Wirkungen verantwortlich zu sein. Das bestehende Leaky Gut Syndrom bildete sich in Anwesenheit der Lactobazillen zurück. Auch die chronische Entzündung, die bei Autoimmunerkrankungen stets gegenwärtig ist, wurde gemildert, sobald der Darm mit den entsprechenden Bakterienstämmen besiedelt war.

Probiotika wirken insbesondere bei weiblichen Probanden

Allerdings konnte man diese Auswirkungen der Darmbakterien ausschliesslich bei weiblichen Probanden beobachten, nicht bei männlichen. Man geht davon aus, dass das Testosteron den heilenden Effekt der probiotischen Bakterien verhindert. Da der Lupus jedoch sowieso eine vorwiegend bei Frauen auftretende Erkrankung ist, werden Probiotika eine wichtige Rolle in der künftigen Lupus-Therapie spielen.

Da die Untersuchungen an Mäusen durchgeführt wurden, müssen jetzt noch Studien am Menschen folgen. Professor Luo betont jedoch, dass Probiotika in Form von Nahrungsergänzungsmitteln (und auch Präbiotika) als sicher eingeschätzt werden und daher problemlos – zum Beispiel zur Verhinderung weiterer Schübe – in die Lupus-Therapie integriert werden könnten ( 10 ).

Bei Lupus: Probiotika, Präbiotika, Sport, Stress-Management und Omega-3-Fettsäuren

Probiotika mit den genannten Lactobazillen sind bereits im Handel erhältlich, z. B. Combi Flora. Präbiotika sind Lebensmittel oder Lebensmittelbestandteile ( Inulin), die den Darmbakterien als Nahrung dienen können. Dazu gehören beispielsweise Artischocken, Löwenzahnwurzeln, Zwiebeln und Lauch. Inulin gibt es jedoch auch als Nahrungsergänzungsmittel in Pulverform ( 8 ).

Im September 2017 veröffentlichten Wissenschaftler der Ohio State University eine Studie, in der sie empfahlen, bei Lupus dringend regelmässig Sport zu treiben. Dies würde langfristig die entzündlichen Prozesse reduzieren und auf diese Weise die Gesundheit von Lupus-Patienten genauso verbessern wie ein umfangreiches Stressmanagement, da Stress die Krankheit verschlimmere ( 7 ).

Wie die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren Lupus-Schübe verhindern kann, haben wir hier beschrieben: Omega-3-Fettsäuren bei Lupus

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Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.