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Vorsicht vor Blutdrucksenkern

US-amerikanische Forscher entdeckten bei einer Studie, dass Frauen, die in der Vergangenheit mit der Diagnose Brustkrebs konfrontiert waren und dann später aufgrund von Bluthochdruck oder Herzproblemen ACE-Hemmer und Betablocker einnehmen mussten, ihr Risiko, einen Brustkrebs-Rückfall zu erleiden, durch diese Medikamente möglicherweise erhöhten.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 06 Juli 2023

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Blutdrucksenker - Wirklich so harmlos?

Forscher am Jonsson Comprehensive Cancer Center der UCLA (University of California, Los Angeles) untersuchten, inwiefern Medikamente gegen Bluthochdruck (insbesondere ACE-Hemmer) die Bildung von Brustkrebs beeinflussen könnten. Die Ergebnisse ihrer Studie wurde in der Zeitschrift Breast Cancer Research and Treatment veröffentlicht. Es zeigte sich, dass manche Blutdruck-Medikamente in Bezug auf Krebs nicht so harmlos sind, wie man ursprünglich dachte ( 1 ).

Auf Tabletten steht keine Adresse

Der menschliche Körper besteht nicht aus Einzelteilen, die unabhängig voneinander funktionieren. Alle Zellen stehen miteinander in Verbindung, kommunizieren und tauschen sich über Neuigkeiten aus.

Trifft eine Kopfschmerztablette ein, dann erfährt davon nicht nur der Kopf - so wie wir das vielleicht gerne hätten - sondern der gesamte Organismus. Auf der Kopfschmerztablette steht also nicht etwa eine Adresse (wie z. B. "rechte Schläfe"), so dass jede Zelle und jedes Organ in den "Genuss" des Medikaments kommt. Ein Medikament hat also nie nur den gewünschten Effekt, sondern löst gleichzeitig noch viele andere Prozesse und Reaktionen im Körper aus - oft solche, die noch gar nicht bekannt sind und vielleicht auch solche, die nicht sofort spürbar werden, sondern womöglich erst in vielen Wochen, Monaten oder Jahren.

So senken Betablocker den Blutdruck

Der Blutdruck kann durch körpereigene Stoffe (Adrenalin), die an die sog. Beta-Rezeptoren am Herzen (und an der Niere) andocken, erhöht werden.

Um zu verhindern, dass diese den Blutdruck erhöhenden Stoffe sich an die Beta-Rezeptoren heften, werden Betablocker eingesetzt. Sie besetzen die Beta-Rezeptoren. Der Herzschlag wird langsamer und der Blutdruck sinkt. Leider gibt es nicht nur am Herzen Beta-Rezeptoren, sondern auch an anderen Organen. Daher leiden manche Betablocker-Patienten an Schwindel, Müdigkeit, kalten Händen und Füssen und gelegentlich auch an depressiven Verstimmungen.

Weitere bekannte Nebenwirkungen von Betablockern sind zu langsamer Puls, Herzinsuffizienz (obwohl Herzinsuffizienz eine der Indikationen für Betablocker ist), Asthmaanfälle, Gedächtnisstörungen, Erektionsstörungen und Durchblutungsstörungen.

So senken ACE-Hemmer den Blutdruck

Sie blockieren die Wirkung eines körpereigenen Proteins namens ACE (Angiotensin-konvertierendes Enzym). ACE wiederum ist für die Bildung des Hormons Angiotensin-II (AT-II) zuständig. AT-II verengt Blutgefässe und erhöht auf diese Weise den Blutdruck. Wird nun ACE blockiert, kann es weniger AT-II bilden.

Eine geringere AT-II-Konzentration führt folglich dazu, dass die Blutgefässe erweitert bleiben und der Blutdruck sinkt. ACE-Hemmer gelten als allgemein gut verträglich. Als Nebenwirkung könne bei 10 Prozent der Patienten Hustenreiz auftreten, was aber vollkommen harmlos sei.

ACE-Hemmer - Bei Brustkrebs alles andere als harmlos

Dr. Patricia Ganz, Direktorin für Krebsvorsorge und -kontrolle am Jonsson Cancer Center und Hauptautorin der Studie, benutzte als Basis für ihre Forschungen Daten der Studie Life After Cancer Epidemiology (LACE), an der Patientinnen teilgenommen hatten, die eine Brustkrebserkrankung hinter sich hatten bzw. sich im Frühstadium der Krankheit befanden.

Zwar fordert Dr. Ganz weitere Studien, um ihre Erkenntnisse zu bestätigen, doch ist bereits die von ihr entdeckte negative Wirkung der ACE-Hemmer in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit eines Brustkrebs-Rückfalls ein wichtiger Grund, der - besonders bei Personen mit ernsthaften Erkrankungen - zur äussersten Sorgfalt bei der Verordnung und Einnahme von Medikamenten führen sollte.

Blutdrucksenker mit Bedacht verordnen

Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass die Verordnung von Medikamenten gegen chronische Gesundheitsprobleme bei Patientinnen mit Brustkrebs nur sehr bewusst und mit Bedacht vorgenommen werden darf,

sagte Dr. Ganz in einer Presseerklärung. Die internationale Expertin in den Bereichen "Krebs besiegen" und "Lebensqualität nach einer Krebserkrankung" betont:

Gewisse Medikamente, die wir als sehr hilfreich in der Behandlung von kardiovaskulären Erkrankungen und Bluthochdruck schätzen, können sich äusserst nachteilig auf die Gesundheit von (einstigen) Brustkrebs-Patientinnen auswirken.

Die Studie

Eigentlich wollte Dr. Ganz in ihrer Studie nachweisen, dass Blutdruck-Medikamente das Risiko für das Wiederauftreten von Brustkrebs verringern könnten. Dann entdeckte sie, dass das Gegenteil der Fall war.

An der Studie nahmen 1.779 Frauen teil, die irgendwann einmal in ihrem Leben an Brustkrebs erkrankt waren. Bei 292 von ihnen trat erneut Brustkrebs auf. 23 Prozent aller Frauen, die an der Studie teilnahmen, hatten entweder einen Betablocker oder einen ACE-Hemmer eingenommen. Diese Frauen waren im Allgemeinen älter, befanden sich jenseits der Wechseljahre und hatten gesundheitliche Probleme wie zum Beispiel Übergewicht, Diabetes oder eben Bluthochdruck.

ACE-Hemmer gefährlich bei Brustkrebs

Von den 23 Prozent zeigten jene Frauen, die ACE-Hemmer einnahmen, ein signifikant erhöhtes Risiko, erneut an Brustkrebs zu erkranken. Frauen jedoch, die Betablocker einnahmen, hatten ein geringeres Risiko für einen Rückfall. Die Frauen, die sowohl Betablocker als auch ACE-Hemmer einnahmen, hatten ein mittleres Risiko für einen Rückfall.

Betablocker erhöhen Brustkrebsrisiko

Da sich Betablocker in obiger Studie als harmlos erwiesen, in anderen Studien aber als krebs- und rückfallfördernd erwiesen, wurde 2021 eine Untersuchung veröffentlicht, die den Grund für die unterschiedlichen Ergebnisse zeigte. Es waren nur bestimmte Betablocker, die das Risiko für Brustkrebs erhöhten, während andere Betablocker es nicht taten. Zur risikoerhöhenden Gruppe gehörten Beta-1-selektive Blocker, wie Metoprolol, Atenolol oder Bisoprolol; Betablocker, die das Risiko nicht zu beeinflussen scheinen, sind hingegen die nichtselektiven Betablocker, wie z. B. Propranolol ( 3 ).

Folglich kann nicht nur der Lebensstil an sich, sondern auch eine Belastung durch Medikamente - die völlig unabhängig von der Krebserkrankung eingenommen werden - den Ausgang von Brustkrebs beeinflussen.

Die Wirkungsweise vieler Medikamente ist noch ungeklärt

ACE-Hemmer und Betablocker haben offenbar in der Mikroumgebung von Brustkrebs eine noch unbekannte Wirkungsweise. Bekannt ist, dass chronischer Stress wie "Dünger" für das Fortschreiten von Brustkrebs wirkt. Stress fördert Entzündungsprozesse. Entzündungsprozesse wiederum erhöhen signifikant - zumindest bei Versuchstieren - die Ausbreitung von Krebs.

Nun kann aber nicht nur Stress Entzündungen fördern. Auch verschiedene Medikamente, wie z. B. ACE-Hemmer und Betablocker - können den Körper und seine unterschiedlichen Entzündungswege beeinflussen.

Vor Medikamenteneinnahme Alternativen abklären

Vor einer Medikamenteneinnahme sollte grundsätzlich über andere Methoden der Beschwerdenlinderung nachgedacht werden. So ist beispielsweise bei Bluthochdruck bekannt, dass in vielen Fällen bereits eine gesunde Lebensweise mit einer naturbelassenen basischen Ernährung zu hervorragenden Ergebnissen führen kann.

Lesen Sie auch: Heilpflanzen bei Bluthochdruck

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.