Wer gesund isst, wird seltener depressiv
Kaum jemand bezweifelt mehr, dass sich die Qualität der Ernährung unmittelbar auf die körperliche Gesundheit auswirkt. Dass auch die Psyche von der Ernährung beeinflusst wird, war lange Zeit nicht bekannt bzw. galt als nicht belegt. Immer mehr Studien beschäftigen sich jedoch mit diesen Zusammenhängen und zeigen, dass eine gesunde Ernährungs- und Lebensweise auch für die psychische Gesundheit enorm wichtig ist.
Schon im Jahr 2010 stellte man in einer Untersuchung an über 1000 Frauen fest, dass jene, die sich gesund ernährten, seltener an Depressionen oder Angststörungen litten als die ungesund essenden Frauen ( 4 ) Andere mögliche Einflussfaktoren wie der Bildungsstatus, das Einkommen oder das Alter wurden dabei berücksichtigt. Als gesund galt eine Ernährung, wenn sie vorwiegend aus Gemüse, Früchten, Fisch und Vollkornprodukten bestand. Je mehr stark verarbeitete und gezuckerte Produkte, Weissmehlprodukte, Frittiertes und Alkoholika eine Ernährung hingegen enthielt, desto ungesünder wurde sie eingestuft. Letztendlich schlossen die Forscher seinerzeit aber nicht aus, dass es auch umgekehrt sein könnte, man also erst durch eine Depression anfängt, ungesund zu essen.
Gesunde Ernährung als Therapie bei Depressionen
Neuere Erkenntnisse deuten jedoch darauf hin, dass erst das ungesunde Essen da ist und erst dann die Depression oder andere psychische Beschwerden auftauchen. Ja, inzwischen weiss man sogar konkret, dass die Umstellung auf eine gesunde Ernährung bei psychischen Krankheiten zu einer merklichen Besserung beiträgt. Bei Depressionen sollte eine gesunde Ernährung daher unbedingt therapeutisch eingesetzt werden, da sie schon nach drei Monaten zu einer Besserung führen kann.
Aus demselben Jahr zeigte eine weitere Studie eine deutlich bessere Stimmung bei den Probanden, die ihren Obst-und-Gemüse-Verzehr erhöht hatten ( Obst und Gemüse bessert das psychische Wohlbefinden). Und im Jahr 2018 entdeckte man, dass Rohkost für die Psyche besser ist als Gekochtes – höchstwahrscheinlich aufgrund des höheren Vitalstoffgehaltes der Rohkost.
Wie Fleisch- und Wurstwaren der Psyche zusetzen können
Personen mit psychischen Erkrankungen nehmen oft mehr Fleisch- und Wurstwaren zu sich, so eine Studie, in der man Menschen mit manischen Störungen untersucht hatte. Man vermutet, dass es die dort enthaltenen Pökelsalze (Nitrite) sein könnten, die zu den psychischen Störungen führen. Denn erstens konnten in dieser Studie mit anderen Lebensmittelgruppen keine entsprechenden Zusammenhänge beobachtet werden und zweitens hatten Tierstudien gezeigt, dass Ratten Psychosen entwickeln, wenn sie eine Weile nitrithaltige Nahrung essen müssen.
Koffein und Fastfood: Ungünstig bei psychischen Beschwerden
Forscher zweier New Yorker Universitäten ( Binghamton University und Stony Brook University) veröffentlichten im Januar 2021 im renommierten Fachjournal Nutrients nun eine weitere Studie zu diesem Thema ( 1 ). Teilnehmer waren 2.600 Menschen aus fünf Regionen (Nordamerika, Europa, Nordafrika, Asien und dem Mittleren Osten). Es zeigten sich verschiedene Korrelationen, z. B. ein hoher Koffein- und Fastfood-Konsum bei Personen mit psychischen Beschwerden sowie ein höheres psychisches Wohlbefinden bei Frauen, die Sport machten.
Der Psyche zuliebe besser kein Frühstück!
Bei Frauen über 30 Jahren stellte man in der New Yorker Studie ausserdem fest, dass jene, die regelmässig frühstückten, eher an psychischen Erkrankungen litten, so dass wir an dieser Stelle auf die Vorteile des Intervallfastens hinweisen möchten, bei dem die erste Mahlzeit des Tages erst gegen 11 Uhr oder später eingenommen wird und das sich bereits als empfehlenswert zur Verbesserung der mentalen Gesundheit erwiesen hat ( 2 ).
Vegane Ernährung für die Psyche
Gerne kann die Ernährung dabei auch rein pflanzlich sein, da eine solche – so eine Studie aus 2015 ( 3 ) – die Psyche sehr positiv beeinflussen kann. Allerdings gibt es hier auch anderslautende Studienergebnisse, doch sollten hierbei zunächst die Gründe berücksichtigt werden, warum eine Person sich dazu entscheidet, vegan zu leben. Wer zuvor bereits krank war, wird nicht immer bestens gelaunt sein, auch nicht, wenn er plötzlich vegan isst.
Und wer aus ethischen Gründen die Ernährung umstellt, zählt meist zu den nachdenklichen, häufig auch zu den hochsensiblen Menschen, die viele Umstände der modernen Welt als bedrückend empfinden und dementsprechend anfällig für Stimmungstiefs sind. Ein vegan lebender Mensch lässt sich daher nicht 1 : 1 mit einem Menschen vergleichen, der sich keinerlei Gedanken um seine Ernährung und deren Herkunft macht.
Zusätzlich müssen die verschiedenen veganen Ernährungsformen berücksichtigt werden, da man sich auch vegan und sehr ungesund ernähren kann. In jedem Fall sollte die Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren und Vitamin D sichergestellt sein, zwei Nährstoffe, die für eine gesunde Psyche ganz besonders wichtig sind. Diesen und noch viele weitere Hinweise zur Verbesserung Ihrer psychischen Gesundheit finden Sie in unserem Artikel über ganzheitliche Massnahmen bei Depressionen.