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Antibiotika triggern Parkinson-Krankheit

Antibiotika führen zu Veränderungen der Darmflora. Darmflorastörungen aber gelten als wichtige Mitursache der Parkinson-Krankheit. Ein Grund mehr, vor jeder Antibiotika-Einnahme gut abzuwägen, ob diese überhaupt nötig ist.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 12 Februar 2024

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Wie Antibiotika die Entstehung von Parkinson fördern

Die Parkinson-Krankheit ist eine langsam fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die sich mit Störungen der Bewegungskoordination, Zittern, aber auch psychischen Veränderungen äussert. Es handelt sich um die zweithäufigste neurodegenerative Krankheit nach der Alzheimer-Krankheit.

Eine heilsame Therapie gibt es aus Sicht der Schulmedizin nicht, da man noch kaum etwas zu den Ursachen weiss. Zu den möglichen Ursachen zählen eine Pestizidbelastung, Milchprodukte und Bewegungsmangel (wobei natürlich immer mehrere Faktoren zusammenkommen müssen, damit sich die Krankheit entwickelt).

Eine weitere wichtige Ursache könnte in der Darmflora verborgen liegen. Denn Darmflorastörungen werden inzwischen mit zahlreichen chronischen Krankheiten in Verbindung gebracht – seit einiger Zeit auch mit der Parkinson-Krankheit.

Da Antibiotika eine wichtige Ursache von Darmflorastörungen darstellen, stehen die Medikamente inzwischen im Verdacht, die Parkinson-Krankheit zu triggern, sie also auszulösen bzw. ihre Entstehung zu fördern.

Vor der Parkinson-Diagnose liegen oft Darmprobleme vor

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass viele Parkinson-Patienten regelmässig an Verdauungsbeschwerden leiden – und zwar nicht erst, wenn die Krankheit diagnostiziert wurde, sondern schon Jahre bevor sich die ersten Parkinson-Symptome einstellen.

In einer finnischen Studie von 2018 machen die Forscher daher darauf aufmerksam, dass man den Zustand des Darmes zur Frühdiagnostik nutzen könnte. Denn je früher die Krankheit erkannt wird, umso eher kann man dem Absterben der Nervenzellen entgegenwirken. Wir berichteten in unserem Artikel Beginnt Parkinson im Darm?

Schlechte Darmgesundheit triggert Parkinson-Ablagerungen

Seit 2015 vermutet man überdies, dass die Bildung der parkinsontypischen Ablagerungen im Gehirn einerseits von einer schlechten Darmgesundheit gefördert werden kann. Andererseits könnten die Ablagerungen auch im Nervensystem des Darms entstehen und von hier ins Gehirn wandern. Näheres dazu im obigen Link, wo auch von einer neueren Studie aus 2019 die Rede ist, die diesen Verdacht bestätigt.

Bei einer schlechten Darmgesundheit besteht eine Darmflorastörung, die früher oder später zu einem Leaky Gut Syndrom (durchlässige Darmschleimhaut) führt, das nun wiederum die Bildung der Ablagerungen zu fördern scheint.

Der Darm steht daher mittlerweile im Fokus der Parkinsonforschung und die entsprechenden Wissenschaftler raten, einfache Verdauungsbeschwerden (z. B. chronische Verstopfung) umgehend zu beheben, um auf diese Weise das Risiko für chronische Erkrankungen wie Parkinson zu reduzieren.

Parkinson-Patienten leiden an Darmflora-Störung

Im April 2020 erschien eine weitere Studie zu diesem Thema [1]. Ungarische Foscher der medizinischen Fakultät der University of Pécs und der neurologischen Abteilung der Semmelweis University in Budapest starten schon in der Einleitung mit dem legendären Satz „Im Darm sitzt der Tod“ und signalisieren damit, dass der Darm unbedingt in die Therapie und Prävention tödlicher Erkrankungen miteinbezogen werden sollte.

Das tat übrigens vor 200 Jahren schon der britische Arzt und Chirurg James Parkinson, der seinerzeit die Parkinson-Krankheit entdeckte. Er behandelte seine Patienten mit starken Abführmitteln und beobachtete daraufhin eine Besserung der Symptomatik – und das, obwohl man damals noch nichts über die Darmflora und ihre Bedeutung wusste.

Genau diese aber ist bei vielen Parkinson-Patienten aus dem Gleichgewicht geraten. Man spricht dann von einer Dysbiose. Dabei sind die Mengenverhältnisse der verschiedenen Bakterienstämme verschoben. Bei Parkinson-Patienten nimmt beispielsweise die Zahl der Prevotella-Bakterien sowie jener Darmbakterien ab, die entzündungshemmend wirken würden. Andere Bakterienstämme, u. a. jene, die Parkinson-Ablagerungen bilden, nehmen dafür mengenmässig zu.

Kranke Darmflora verschlimmert Parkinson-Symptome

Wie stark sich der Zustand der Darmflora auf die Parkinson-Symptomatik auswirkt, zeigen beispielsweise Mäusestudien. Überträgt man nämlich die Darmflora von Parkinson-Patienten auf an Parkinson erkrankte Mäuse, dann verschlimmert sich ihr Zustand, was nicht der Fall ist, wenn die Tiere die Darmflora von gesunden Personen übertragen bekommen.

Bekannt ist nun, dass Antibiotika die Zusammensetzung, Diversität und Funktion der Darmflora stark beeinträchtigen können. Bedenklich ist in diesem Zusammenhang, dass Antibiotika teilweise auch über tierische Produkte aufgenommen werden, da die Medikamente in der Massentierhaltung (auch in Aquakulturen) reichlich eingesetzt werden.

Darmflora erholt sich nicht immer nach Antibiotika

Häufig heisst es, die Darmflora würde sich nach einer Antibiotika-Anwendung binnen weniger Wochen wieder erholen. Das aber ist nicht immer der Fall. Untersuchungen zeigten, dass manche Darmbakterienstämme auch noch 4 Monate nach dem Ende der Antibiotika-Einnahme verschwunden bleiben. Zeitgleich fördern Antibiotika die Bildung eines schädlichen Biofilms durch Escherichia-coli-Bakterien und die Entstehung latenter Entzündungen, die das oben genannte Leaky Gut Syndrom entstehen lassen.

Besonders diese Antibiotika erhöhen das Parkinson-Risiko

Insbesondere manche Schmalspektrum-Penicilline zeigten einen Zusammenhang mit einer steigenden Zahl an Parkinson-Patienten. Breitspektrum-Penicilline hingegen nicht. Sollten Sie Antibiotika nehmen müssen, besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob diese wirklich nötig sind und welche Antibiotika in Ihrem Fall eingesetzt werden können, um ein möglichst günstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis zu erreichen. Besonders wichtig ist diese Vorgehensweise natürlich, wenn zu Ihrer Familie bereits Parkinson-Betroffene gehören.

Bei bereits bestehender Parkinson-Krankheit – so die obigen Wissenschaftler – könnten Probiotika und Präbiotika in die Therapie mit eingebunden werden, um wieder ein Gleichgewicht der Darmflora zu erzielen. Probiotika sind Präparate mit lebenden Darmbakterien, die zu einer Regulierung der Darmflora beitragen. Präbiotika dagegen enthalten z. B. Inulin, ein Pflanzenstoff, der als Nahrung für die nützlichen Darmbakterien dient und daher deren Ansiedlung und Vermehrung fördert.

Lesen Sie hier, welche weiteren Arzneimittel die Darmflora schädigen können. Hier finden Sie überdies Informationen, wie Sie Ihre Darmflora aufbauen können (z. B. nach der Einnahme von Antibiotika oder anderer darmfloraschädlicher Arzneimittel).

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.