Was ist Rapsöl?
Rapsöl ist mittlerweile eines der beliebtesten Speiseöle. Im Jahr 2018 wurden laut einer Umfrage in privaten deutschen Haushalten 76 Millionen Liter Rapsöl verbraucht. Vom Sonnenblumenöl waren es nur 56 Millionen Liter, vom Olivenöl sogar nur 30 Millionen Liter ( 1 ).
Als Rapsöl bezeichnet man das Öl, das man aus den Samen der Rapspflanze (Brassica napus) gewinnt. Der Raps gehört zur Familie der Kreuzblütengewächse und ist daher mit sämtlichen Kohlarten, aber auch mit z. B. Rucola, Senf, Meerrettich, Radieschen und Kresse verwandt.
Das Öl hat im Wesentlichen zwei Verwendungszwecke:
- Lebens- und Futtermittel: Das Öl wird als Speiseöl eingesetzt, der Presskuchen, auch Rapsschrotextrakt genannt, als eiweißreiches Futtermittel in der Massentierhaltung
- Industrieöl für die Herstellung von Schmierstoff, Biodiesel oder von Kunststoffen
Allerdings wird für jedes dieser zwei Einsatzgebiete eine andere Sorte verwendet. Denn in der Industrie sind andere Eigenschaften erforderlich als für ein Speiseöl.
Wie schmeckt Rapsöl?
Ein natives, also naturbelassenes und kalt gepresstes Rapsöl riecht und schmeckt nussig. Sensorikexperten bezeichnen den Geschmack auch als saatig. Auf eine nachlassende Frische kann eine mehr oder weniger ausgeprägte holzige oder strohige Note hindeuten.
Ein raffiniertes Rapsöl schmeckt neutral, weil zum Raffinationsprozess auch das Desodorieren gehört, wobei die Geschmacksstoffe mit Hilfe einer Wasserdampfbehandlung (im Vakuum) bei Temperaturen von bis zu 270 Grad Celsius entfernt werden.
Auch ein kalt gepresstes Öl kann im Grunde desodoriert werden, darf dann aber nicht mehr als kalt gepresst bezeichnet werden, als nativ natürlich auch nicht mehr.
Neben der Desodorierung gibt es noch ein weiteres Verfahren zur Entfernung der Geschmacks- und Geruchsstoffe: Das Dämpfen, bei dem 130 bis 160 Grad Celsius entstehen.
Ein kalt gepresstes Öl kann auch gedämpft werden (bei maximal 130 Grad) und darf nach wie vor als kalt gepresst bezeichnet werden. Nur muss ein Vermerkt aufs Etikett ("schonend gedämpft"). In der Schweiz darf ein solches Öl auch noch als nativ bezeichnet werden, in Deutschland nicht mehr.
Nativ ist also nicht gleich kalt gepresst. Zwar sind alle nativen Öle auch kalt gepresst, aber nicht alle kalt gepressten sind noch nativ.
Auch Bio-Öle dürfen desodoriert und gedämpft werden (mit der entsprechenden Kennzeichnung); sie dürfen nur nicht raffiniert werden.
Was ist der Unterschied zwischen Raps und Canola?
Besonders in den englischsprachigen Ländern (Kanada, USA und Großbritannien) ist meist statt von rapeseed oil (Rapsöl) nur noch von canola oil (Canolaöl) die Rede. Der Name „Canola“ wurde 1979 in Kanada registriert und setzt sich folgendermaßen zusammen: Can(ada) + o(il) + l(ow) + a(cid).
Es handelt sich um Raps, der so gezüchtet wurde, dass er nur noch sehr wenig der in größeren Mengen schädlichen Erucasäure enthält (0,1 bis 2 % der Gesamtfettmenge, meist um die 0,5 %; daher „low acid“ für „wenig Säure“) und auch einen niedrigen Gehalt an Glucosinolaten aufweist (nur noch 10 % von der ursprünglichen Menge).
Es ist der sog. 00-Raps oder Doppelnull-Raps. Eine Null steht für null Erucasäure, die andere Null für null Glucosinolate (auch wenn jeweils noch ein kleiner Rest vorhanden ist). Der 00-Raps eignet sich daher im Gegensatz zu seinem Vorgänger als Rohstoff für ein Speiseöl. Der Begriff Rapeseed oil wird somit häufig eher für das Öl aus dem ursprünglichen Raps benutzt, das in der Industrie Verwendung findet.
Vor der Entwicklung des Doppelnull-Rapses gab es einen 0-Raps, also eine Sorte mit nur 1 (einer) Null. Bei ihr hatte man es bereits geschafft, die Erucasäure zu reduzieren. Der Glucosinolatgehalt war aber noch hoch, weshalb der Raps (die Rückstände von der Ölpressung) nicht als Futtermittel verwendet werden konnte. Daher züchtete man den Doppelnull-Raps, der den 0-Raps inzwischen abgelöst hat.
0- und 00-Raps wurden mit Hilfe von herkömmlichen Methoden gezüchtet, also nicht mit Gentechnik.
Was sind Glucosinolate?
Glucosinolate (auch Senfölglycoside genannt) sind sekundäre Pflanzenstoffe. Es handelt sich um Vorstufen, aus denen sich die scharfen Senföle (Isothiocyanate) entwickeln, sobald die Pflanze beschädigt wird (zerkleinert, gemahlen, angeschnitten oder angeknabbert).
Bislang sind 140 verschiedene Glucosinolate bekannt. Im Raps sind es z. B. Gluconapin und Progoitrin. Vielleicht kennen Sie bereits das bekannte Senföl aus Brokkoli. Es heißt Sulforaphan und entsteht aus dem Glucosinolat Glucoraphanin. Die zahlreichen positiven Eigenschaften von Sulforaphan erklären wir im vorigen Link.
In kleinen Mengen können manche Glucosinolate bzw. Senföle sehr positive gesundheitliche Auswirkungen haben, z. B. entzündungs- und krebshemmend sowie antioxidativ wirken. In großen Mengen aber, wie sie einst im Rapssamen enthalten waren, sind sie schädlich, stören die Verdauung und beeinträchtigen die Schilddrüse, was zu den Folgen und Symptomen einer massiven Schilddrüsenunterfunktion führt, z. B. zu Wachstumsstörungen bei Kindern, zu einem verlangsamten Stoffwechsel mit Übergewicht und Müdigkeit, zu Haarausfall, Kropf uvm.
Was ist Erucasäure?
Erucasäure ist eine Fettsäure (eine Omega-9-Fettsäure), die natürlicherweise in den Samen bzw. Ölen einiger Pflanzen vorkommt, z. B. in Senf, Raps, Borretsch und Leindotter. Im ursprünglichen Rapsöl lag der Gehalt an Erucasäure bei über 50 Prozent. Dieser Raps wird aufgrund seiner besonderen Hitzestabilität für industrielle Zwecke noch heute eingesetzt (HEAR = High Eruca Acid Rapeseed).
Wie schädlich ist Erucasäure?
Ergebnisse aus Tier- und Laborstudien legen nahe, dass der regelmäßige Verzehr hoher Erucasäuremengen ein Risiko für die Herzgesundheit darstellen kann. Es könnte sich eine sog. myokardiale Lipidose entwickeln (eine Art Herzverfettung). Hierbei kommt es zu einer abnormalen Anreicherung von Lipiden im Herzgewebe, was zu einer Herzschwäche führt. Die Lipidose ist jedoch reversibel, bildet sich also wieder zurück, wenn man mit dem Erucasäurekonsum aufhört.
Allerdings wurde in Tierstudien auch beobachtet, dass hohe Dosen Erucasäure auch die Mitochondrien der Herzmuskelzellen schädigen, so dass es zu myokardialen Nekrosen (Absterben von Zellen im Herzgewebe) und Fibrosen (bindegewebigen Vernarbungen im Herzen) kommen kann ( 26 ).
Zusätzlich zeigten Tierstudien, dass ein regelmäßig zu hoher Erucasäureverzehr zu Gewichtsveränderungen der Leber, Niere und Skelettmuskulatur führen kann.
Die Ergebnisse aus Humanstudien sind weniger eindeutig, weisen jedoch darauf hin, dass die Fettsäure beim Menschen weniger besorgniserregend ist, zumal in diesen Untersuchungen nicht die übertrieben hohen Erucasäuremengen eingesetzt wurden wie in Tierstudien, sondern nur jene, die man mit den üblichen Ölmengen zu sich nimmt.
Allerdings nimmt man heute nicht mehr nur das Rapsöl zu sich, das man selbst in der Küche verwendet, sondern auch jenes Rapsöl, das die Lebensmittelindustrie in zahllose Produkte mischt. Daher ist es nicht mehr ganz so unwahrscheinlich, irgendwann doch einmal bedenkliche Mengen der Erucasäure zu sich zu nehmen, natürlich immer auch abhängig vom Erucsasäuregehalt des jeweiligen Rapsöls und vom Körpergewicht - siehe auch unser Fazit ganz unten.
Dazu kommt, dass Erucasäure nicht nur in Raps enthalten ist, sondern auch in anderen Lebensmitteln.
Welche Lebensmittel enthalten Erucasäure?
Sehr viele Lebensmittel enthalten Erucasäure, z. B. die folgenden Lebensmittel - immer pro 100 g Lebensmittel ( 8 ):
- Senf bis zu 3500 mg (im fertigen Lebensmittel; Senföl besteht zu 40 % aus Erucasäure)
- Rapsöl bis zu 2000 mg
- Sonnenblumenöl bis zu 900 mg
- Getreide bis zu 500 mg
- Lachs bis zu 800 mg (besonders natürlich, wenn dieser aus Aquakulturen stammt und dort mit Rapsschrot gefüttert wird, allerdings weisen auch Wildfische Erucasäure auf, wie nachfolgende Beispiele zeigen)
- Makrele 220 mg
- Hering 250 mg
- Nüsse bis zu 300 mg
Gibt es Grenzwerte für Erucasäure?
Für Erucasäure gibt es folgende Grenzwerte:
- Der Höchstwert im verzehrfertigen Öl (und daraus hergestellten Lebensmitteln) beträgt 20 g Erucasäure pro Kilogramm Lebensmittel (2 %) ( 6 ).
- In Baby- und Folgenahrung sind nur 0,4 % Erucasäure erlaubt ( 5 ).
- Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat eine tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (ADI) von 7 Milligramm Erucasäure pro Kilogramm Körpergewicht (mg/kg KG) pro Tag bestimmt ( 7 ) ( 16 ).
Was bedeutet ADI?
Bei der ADI handelt es sich um jene Menge, die dauerhaft täglich eingenommen werden könnte, ohne gesundheitliche Schäden zu verursachen.
Wiegt man also z. B. 70 kg, dann könnte man täglich 490 mg Erucasäure zu sich nehmen. Wenn nun ein Rapsöl noch 0,5 % Erucasäure enthält, dann sind das pro EL (10 g) 50 mg Erucasäure, so dass man recht von der ADI entfernt wäre und sehr viel Rapsöl zu sich nehmen könnte, um durch die Erucasäure Nachteile zu erleben.
Wie hoch ist die Gefahr durch Erucasäure für Kinder?
Aufgrund ihres geringeren Körpergewichts könnten Säuglinge und Kinder auch eher die ADI überschreiten. Dazu kommt, dass gerade für Säuglingsnahrung gerne Rapsöl empfohlen wird und auch in die Beikost solle man es geben.
Für Säuglingsanfangs- und Folgenahrung gibt es einen gesetzlich festgelegten Höchstgehalt von maximal 0,4 % Erucasäure im Fettanteil. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) schreibt:
"Modellrechnungen unter Berücksichtigung realer Erucasäuregehalte ergaben, dass die Aufnahme von Erucasäure über Säuglingsanfangs- und Folgenahrung sowie industriell hergestellter Beikost nicht mit einem erhöhten gesundheitlichen Risiko für Säuglinge im Alter von 0 bis 12 Monaten verbunden ist.
Nimmt man hingegen einen Erucasäuregehalt in Höhe des gesetzlich festgelegten Höchstgehalts für Erucasäure in Säuglingsanfangsnahrung und Folgenahrung an, würde die Exposition für ausschließlich über Säuglingsanfangsnahrung ernährte Säuglinge (also nicht gestillte) den Wert für die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI) von 7 mg/kg Körpergewicht und Tag überschreiten. Es wird daher empfohlen zu prüfen, wie die Gesamtaufnahme an Erucasäure über diese Lebensmittel so begrenzt werden kann, dass eine Überschreitung des TDI für Säuglinge gemäß des vom BfR angenommenen „worst case“-Modells verhindert wird."
Unsere Schlussfolgerung daraus: Da es genügend andere Öle und Fette gibt, muss man seinem Kind also nicht unbedingt eines mit deutlichem Erucasäuregehalt geben.
Kann Erucasäure auch gesundheitliche Vorteile haben?
Da Erucasäure eine Fettsäure ist, die in zahlreichen Lebensmitteln enthalten ist, kann man sie nie ganz vermeiden. Das ist auch nicht schlimm, denn - wie so oft - geht es auch hier um die Dosis. Zu viel Erucasäure sollte vermieden werden. In kleinen Mengen aber kann die Fettsäure durchaus auch Vorteile haben.
Verschiedene Tier- und Zellstudien zeigten entzündungshemmende, antioxidative, krebshemmende und neuroprotektive (nervenschützende) Eigenschaften (8).
Wie ist der Nährwert von Rapsöl?
Rapsöl hat die folgenden Nährwerte pro 100 g ( 17 ):
- Energie: 875 kcal / 3.663 kJ
- Fett: 99 g
- Eiweiß: 0 g
- Kohlenhydrate: 0 g
- Ballaststoffe: 0 g
- Wasser: 1 g
Welche Vitamine und Mineralstoffe sind im Rapsöl enthalten?
Pro 100 g Öl sind nur die folgenden drei Vitamine enthalten. In Klammern finden Sie die Angabe für den durchschnittlichen Tagesbedarf (an diesem Vitamin) eines Erwachsenen (17):
- Beta-Carotin: 3300 µg (2000 µg)
- Vitamin E: 22,8 mg (14 mg)
- Vitamin K: 150 µg (65 µg)
Auch wenn man vom Öl nur 1 bis 2 EL pro Tag (10 bis 20 g) zu sich nimmt, können die enthaltenen Vitamine deutlich zur Deckung des Bedarfs beitragen.
Mineralstoffe, wie Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen etc. sowie Spurenelemente, wie Zink, Mangan etc. sind nur in nicht relevanten Spuren von maximal 1 mg pro 100 g Öl (Mineralstoffe) bzw. maximal 1 µg (Spurenelemente) enthalten (17).
Welche Fettsäuren sind im Rapsöl enthalten?
Im Rapsöl sind die folgenden Fettsäuren enthalten (17):
- Gesättigte Fettsäuren (u. a. Palmitinsäure und Stearinsäure): 7,6 g
- Einfach ungesättigte Fettsäuren: 55 g (davon allein 52 g Ölsäure)
- Mehrfach ungesättigte Fettsäuren: 31,9 g (davon Omega-6-Fettsäure Linolsäure 22 g und Omega-3-Fettsäure Alpha-Linolensäure 9,5 g)
Warum soll Rapsöl so gesund sein?
Rapsöl ist im Vergleich zu anderen Ölen sehr preiswert. Die Rückstände der Ölpressung werden zudem gern als Viehfutter eingesetzt. Schon allein diese beiden Tatsachen spielen sicher auch eine Rolle, warum das Öl uns Verbrauchern so sehr ans Herz gelegt wird.
Offiziell wird es als besonders gesund beworben und zwar aufgrund der folgenden Eigenschaften:
- Der Omega-3-Gehalt ist hoch (ca. 10 Prozent), womit das Öl die guten Wirkungen der Omega-3-Fettsäuren habe.
- Das Omega-6-Omega-3-Verhältnis sei sehr gut. Es beträgt 2 bis 3, was bedeutet, dass 2- bis 3-mal mehr Omega-6-Fettsäuren als Omega-3-Fettsäuren enthalten sind. Dies ist ein tatsächlich gutes Verhältnis. Sonnenblumenöl hat beispielsweise einen Wert von weit über 100, genauso Maiskeimöl.
- Der Gehalt an Ölsäure – einer einfach ungesättigten Fettsäure, die auch im Olivenöl dominiert – sei hoch, weshalb das Öl auch recht gut erhitzt werden könne.
- Die Vitamine E und K sowie Beta-Carotin sind in relevanten Mengen enthalten - bei raffiniertem Öl weniger als in nativem Öl.
Zusätzlich ist das Öl natürlich auch ein regionales bzw. einheimisches Produkt, was ja ebenfalls ein Vorteil ist, wenn auch nicht zwangsläufig ein direkt gesundheitlicher. Allerdings gibt es auch Kritiker, die das Öl als äußerst schädlich einstufen, worauf wir nachfolgend eingehen.
Rapsöl: Gesund oder schädlich?
Wir erhielten in den letzten Wochen häufiger E-Mails von LeserInnen mit dem Hinweis auf einen Artikel über Rapsöl ( 18 ). Dort werde erklärt, wie schädlich das Öl sei. Im genannten Artikel (und etlichen anderen ähnlichen Artikeln, aber auch in zahlreichen Videos bei Youtube) werden die folgenden Gründe für eine möglicherweise schädliche Wirkung von Rapsöl auf die Gesundheit aufgeführt. Wir gehen auf jeden dieser Punkte unten im Einzelnen ein.
Rapsöl
- sei ein hydriertes Öl
- sei gentechnisch verändert
- erhöhe das Risiko für Krebserkrankungen
- trage zu Herzerkrankungen bei
- schade dem Gehirn
- fördere Schlaganfälle
- beeinträchtige Entgiftungsorgane
- behindere das normale Wachstum von Kindern
- fördere die Gewichtszunahme
- sei bitter, giftig, roh nicht essbar, für uns Menschen nicht als Lebensmittel gemacht
Ist Rapsöl ein hydriertes Öl und deshalb schädlich?
Bei der Hydrierung werden mit Hilfe von hohen Temperaturen und hohem Druck die Doppel- und Dreifachbindungen der Fettsäureketten (durch Anlagerung von Wasserstoff) mit Einfachbindungen ersetzt. Das Öl wird auf diese Weise fester und kann z. B. zu Streichfetten verarbeitet oder in Back- oder Süßwaren eingesetzt werden. Es kann aber auch als Zusatz zu Kosmetika verwendet werden (hydrogenated vegetable oil) oder als Kraftstoff.
Wenn Sie also eine Margarine kaufen, in deren Inhaltsstoffliste der Begriff „gehärtet“ vorkommt, dann ist das jeweilige Öl, das für diese Margarine verwendet wurde, ein hydriertes Öl bzw. Fett.
Bei diesem Prozess könnten Transfettsäuren entstehen, die tatsächlich schädlich sein können, allerdings insbesondere nur dann, wenn es teilgehärtete Fette sind. Gerade weil man weiß, dass bei einer teilweisen Härtung Transfettsäuren entstehen können, werden Öle heute meist vollständig durchgehärtet. Informationen dazu lesen Sie unter vorigem Link in unserem Artikel über Transfettsäuren.
Kauft man jedoch ein hochwertiges unverändertes Rapsöl – kalt gepresst und in Bio-Qualität für Rohkost – dann ist dieses natürlich auch nicht hydriert oder raffiniert und hat dann auch nicht die Nachteile hydrierter und/oder raffinierter Öle. Diese Nachteile betreffen dann auch nicht nur Rapsöl, sondern viele anderen hydrierten und raffinierten Öle ebenfalls.
Wird Rapsöl aus gentechnisch verändertem Raps hergestellt?
„Rapsöl ist gentechnisch verändert bzw. wird aus gentechnisch veränderten Raps gewonnen“, wird häufig gesagt. Gentechnisch veränderter Raps ist z. B. herbidzidresistent und teilweise auch schädlingsresistent. Er ist also weniger anfällig für Insektenbefall. Gleichzeitig können getrost Herbizide (Unkrautvernichtungsmittel) ausgebracht werden, da sie nur die unerwünschten Pflanzen abtöten, nicht aber den Raps.
Dies erlaubt dann natürlich auch einen häufigeren Einsatz des Herbizids. Oft wird Glyphosat eingesetzt, das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel, über das wir in zahlreichen Artikeln berichten, z. B. unter vorigem Link.
Man kann mit Hilfe der Gentechnik der Pflanze noch weitere Eigenschaften verleihen, z. B. kann man im Raps das Fettsäureprofil verändern.
In Kanada wird tatsächlich fast nur noch gentechnisch veränderter Raps angebaut (im Jahr 2021 waren es 95 % der gesamten Rapsaussaat) ( 19 ). Auch in den USA beträgt der Anteil von Gen-Raps 90 bis 95 % ( 20 ). Weltweit steht Raps nach Sojabohnen, Mais und Baumwolle an vierter Stelle jener gentechnisch veränderter Pflanzen, die am meisten Anbaufläche einnehmen ( 21 ).
In der EU wird bislang noch kein gentechnisch veränderter Raps (GV-Raps) angebaut. Allerdings darf er importiert und verarbeitet werden, so dass es auch bei uns Öl aus GV-Raps geben könnte. Dies müsste aber entsprechend auf der Flasche gekennzeichnet sein ( 22 ), so dass man selbst entscheiden kann, ob man ein solches Öl will oder lieber eines aus Bio-Erzeugung (denn Bio-Lebensmittel sind prinzipiell nicht gentechnisch verändert) oder wenigstens eines mit „Ohne-GenTechnik“-Siegel.
Kauft man hingegen Fleisch, das von Tieren stammt, die gentechnisch verändertes Rapsextraktionsschrot erhielten, dann muss das Fleisch nicht gekennzeichnet sein.
Erhöht Rapsöl das Krebsrisiko?
Rapsöl soll das Krebsrisiko erhöhen, heißt es gelegentlich. Die Erklärung ist wenig überzeugend: „Krebszellen ernähren sich von der Ölsäure im Rapsöl“ (1). Als Beleg werden zwei Studien angeführt ( 2 )( 3 ).
In diesen Studien geht es jedoch nicht um Rapsöl, sondern um Ölsäure im Allgemeinen, die in den beiden Studien – beides Zellstudien – in isolierter Form (also nicht in Form eines Öls) in hoher Menge direkt zu Zellkulturen gegeben wurde. In keiner der beiden Studien wird Rapsöl auch nur erwähnt.
Ölsäure ist überdies in allen Pflanzenölen enthalten, nicht nur im Raps. In Olivenöl ist der Anteil mit 75 % deutlich höher ( 4 ) – und genau Olivenöl wird von der Rapsöl-Kritiker-Seite am Schluss wärmstens als Alternative empfohlen, zumindest für Rohkost.
Zum Erhitzen solle man Avocadoöl nehmen, heißt es. Doch hat Avocadoöl fast dasselbe Fettsäureprofil wie Olivenöl und ist auch nur deshalb so gut erhitzbar, weil es – genau wie Olivenöl – einen so hohen Gehalt an der Ölsäure, einer einfach ungesättigten Fettsäure hat.
Zum Rapsöl gibt es zudem Untersuchungen, die eine krebshemmende Wirkung zeigen – sowohl in Zell- als auch in Mäusestudien ( 23 ) ( 24 ).
Kann Rapsöl zu Herzerkrankungen beitragen?
Die Erucasäure soll das Risiko für Herzerkrankungen erhöhen - so ein weiteres Argument gegen Rapsöl. Ob die Erucasäuregehalte im heutigen Rapsöl für eine Herzschädigung ausreichen (siehe oben unter "Erucasäure"), hängt vom persönlichen Verzehr und Körpergewicht ab. Meist wird man keine entsprechend schädliche Dosis erreichen.
Im November 2020 erschien eine Übersichtsarbeit, für die man 42 klinische Studien zum Einfluss des Rapsöls auf Herz-Kreislauf-Marker auswertete:
- Das Öl senkte im Vergleich zu Olivenöl signifikant z. B. den Gesamtcholesterinwert, das LDL-Cholesterin, das LDL-HDL-Verhältnis und die Triglyceride.
- Es verbesserte im Vergleich zu Sonnenblumenöl den LDL-Cholesterin-Wert und das LDL-HDL-Verhältnis.
- Es verbesserte im Vergleich zu gesättigten Fetten u. a. den Gesamtcholesterinwert, die Triglyceride, den LDL-Wert und das Apo lipoprotein B.
Die beste Wirkung wurde beobachtet, wenn 15 % der Gesamtenergie in Form von Rapsöl aufgenommen wurde ( 32 ). Allerdings kann man nicht zwangsläufig nur von Blutwerten darauf schließen, ob jemand eine Herzerkrankung entwickeln wird oder nicht.
In einer Studie von 2021 mit den Daten von über 500.000 Teilnehmern zeigte sich dann aber auch, dass der Verzehr von Butter und Margarine mit einer höheren Sterblichkeitsrate verbunden war als der Verzehr von Rapsöl oder Olivenöl. Mit jedem zusätzlichen Esslöffel Butter steige das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu versterben um 8 %. Bei Margarine waren es 6 %. Pro Esslöffel Rapsöl hingegen sei das Risiko um 2 % gesunken.
Ersetzte man Butter und Margarine mit derselben Menge Maiskeimöl, Rapsöl oder Olivenöl, dann sank das Sterblichkeitsrisiko auch an Krankheiten, wie Diabetes, Krebs, Atemwegserkrankungen und Alzheimer ( 29 ).
Dies zeigt weniger, dass Rapsöl ein prima Fett ist, sondern vielmehr, dass Butter und Margarine nicht ideal sind (wobei es auf die Qualität der Margarine ankommt, denn inzwischen gibt es auch hochwertige Margarinen, die auch keine teilgehärteten Fette mehr enthalten).
Beeinträchtigt Rapsöl die Funktion des Gehirns?
Von den Kritikern wird zum Thema "Hirnschädigung durch Rapsöl" eine Studie von 2017 ( 9 ) angeführt. Die betreffenden Wissenschaftler überprüften die Gehirne von 22 Mäusen, die 6 Monate lang entweder normales Futter oder mit Rapsöl angereichertes Futter (50 mg Öl/kg) erhalten hatten. Bei den Mäusen handelte es sich um eine spezielle Züchtung, die zur Ausbildung der bei Alzheimer typischen Gehirnveränderungen neigt.
Nach den 6 Monaten zeigten sich in der Rapsgruppe nicht nur ein s ignifikanter Anstieg des Körpergewichts, sondern auch eine Beeinträchtigung des Arbeitsgedächtnisses zusammen mit einer Verschlechterung des Synapsenzustandes und einer verstärkten Bildung von Beta-Amyloid, jenem Protein, aus dem die Plaques im Gehirn von Alzheimer-Patienten bestehen.
In der Schlussfolgerung hieß es: "Obwohl weitere Studien erforderlich sind, rechtfertigen unsere Daten nicht den aktuellen Trend, Olivenöl durch Rapsöl zu ersetzen."
In der im vorigen Abschnitt zur Herzgesundheit vorgestellten Studie zeigte sich jedoch bei Menschen keine erhöhte Sterblichkeit durch Alzheimer bei regelmäßigem Rapsölkonsum. Dennoch würden wir kein Risiko eingehen und Rapsöl nicht als alleinige Fettquelle verwenden bzw. das Öl gegen andere Öle austauschen.
Begünstigt das Öl Schlaganfälle?
Rapsöl soll gemäß Kritikern entzündungsfördernd wirken und angeblich laut Studien ( 10 ) ( 11 ) die Lebensdauer von vorbelasteten Probanden verkürzen.
Auch hier handelt es sich bei den „Probanden” um Nagetiere (Ratten), die so gezüchtet waren, dass sie zu Schlaganfällen und Bluthochdruck neigten. Sie erhielten sehr hohe Mengen des Öls in kurzer Zeit. Die Fütterung bestand zu 10 % aus Raps- oder Sojaöl. Das entspräche beim Menschen, der im Schnitt etwa 2 Kilo Nahrung täglich zu sich nimmt, also einem Fettanteil von 200 g und somit gut drei bis viermal so hoch, als empfohlen wird (laut DGE 60 bis 80 g), was insgesamt sehr viel ist.
Dennoch zeigten sich negative Auswirkungen besonders in der Rapsgruppe, nicht in der Sojaölgruppe. In der Rapsgruppe kam es zu einer verkürzten Gerinnungszeit des Bluts und einer verstärkten Thrombozytenaggregation ("dickeres Blut", das dann auch eher zu Blutgerinnseln neigt, was die Gefahr für Schlaganfälle erhöht).
In der zweiten Studie (11) fütterte man derselben Rattenart verschiedene Öle, u. a. Rapsöl, Sojaöl, ölsäurereiches Distelöl, des Weiteren ein Öl, das reich an gesättigten Fettsäuren war und ein Fettgemisch (ohne Raps), das aber das Fettsäureprofil von Rapsfett imitierte. Die Rapsgruppe starb zuerst. Alle anderen Tiere lebten 6 bis 13 Tage länger. Man vermutete eine schädliche Wirkung des Rapsfetts auf die Blutgefäße.
Es ist also empfehlenswert, das Öl nicht in großen Mengen zu sich zu nehmen, sondern auch auf andere Fettquellen zurückzugreifen.
Beeinträchtigt Rapsöl unsere Entgiftungsorgane?
Bei diesem Vorwurf (Rapsöl schädige Leber und Nieren) beziehen sich die Kritiker auf Öl aus gentechnisch verändertem Raps, da sie davon ausgehen, dass GV-Lebensmittel generell Leber und Nieren belasten.
Wie oben erklärt, kann man zumindest in der EU noch problemlos Öl aus nicht gentechnisch verändertem Raps kaufen. Letztendlich geht es in der von den Kritikern angegebenen Übersichtsarbeit von 19 Studien ( 12 ) gar nicht um Rapsöl, sondern um gentechnisch veränderte Sojabohnen und Gen-Mais, die man Tieren verfüttert hatte.
Auch geben die Kritiker an, das Öl enthalte synthetische Antioxidantien, damit es nicht ranzig werde (z. B. BHA und BHT). Diese Antioxidantien sind auch tatsächlich leberschädlich und konnten in Studien bei Tieren Lebertumore verursachen ( 13 ). Doch ist uns kein einziges hochwertiges Rapsöl bekannt, das diese Stoffe enthalten würden. Hochwertige Öle bestehen zu 100 % aus Öl. Sichern Sie sich beim Ölkauf hier mit einem Blick auf die Zutatenliste ganz einfach ab, dass das Öl keine Zusätze enthält.
Kann Rapsöl das normale Wachstum bei Kindern behindern?
Die im früheren Rapsöl in hoher Menge enthaltenen Glucosinolate beeinträchtigen – wie oben erklärt – die Schilddrüse. Eine Schilddrüsenunterfunktion kann bei Kindern zu Wachstums- und Entwicklungsstörungen führen. Doch wurden die Glucosinolate im heutigen Raps deutlich reduziert.
Dennoch würden wir aufgrund der weiten Verbreitung des Öls in der Lebensmittelindustrie darauf achten, dass Kinder nicht zu viel Rapsöl zu sich nehmen – siehe Fazit weiter unten.
Macht Rapsöl dick?
Rapsöl könnte zu einer Gewichtszunahme beitragen, liest man gelegentlich. Auch zeigte sich in einer Studie (9), die wir im Abschnitt zur Wirkung auf das Gehirn vorstellen, dass Mäuse, die Rapsöl erhalten, dicker werden als Mäuse, die eine andere Fettquelle bekommen. Wie verhält es sich beim Menschen?
Öl ist natürlich generell sehr kalorienreich. Isst man zu viel davon, kann jedes Öl oder Fett zu einer Gewichtszunahme beitragen. Ob Rapsöl dies eher tut als andere Öle, dazu gibt es unterschiedliche Studienergebnisse. In einer Übersichtsarbeit vom Mai 2019 wertete man 25 Studien aus, die sich der Auswirkung von Rapsöl auf das Körpergewicht gewidmet hatten. Es zeigte sich dabei sogar eine Tendenz zu einem geringeren Gewicht durch den Verzehr von Rapsöl im Vergleich zu gesättigten Fetten, besonders bei Typ-2-Diabetikern ( 30 ).
In einer Interventionsstudie vom April 2021, in der die Teilnehmer (ebenfalls Typ-2-Diabetiker) statt ihres üblichen Öls (Sonnenblumenöl) 9 Wochen lang Rapsöl oder Sesamöl oder eine Mischung aus beiden zu sich nehmen sollten, zeigte sich, dass Raps- und Sesamöl im Durchschnitt tatsächlich zu einer Gewichtszunahme führten - und zwar um durchschnittlich 330 bzw. 340 g in diesen 9 Wochen. Auch der Körperfettanteil war in der Rapsölgruppe um 0,26 % gestiegen. Allerdings konnte auch beobachtet werden, dass die Öle bei Frauen die Fettverteilung dahingehend veränderten, dass das Bauchfett etwas abnahm. Beides - Gewichtszunahme und Veränderung des Fettverteilungsmusters - wurde jedoch nur als geringfügig bewertet ( 31 ).
Es kommt also darauf an, mit welcher anderen Fettquelle man das Öl vergleicht. Will man Gewicht überdies abnehmen, wäre es sinnvoller, auf die Gesamtenergieaufnahme und die Gesamternährung zu achten und sich weniger damit zu beschäftigen, welches Öl nun das Gewicht möglicherweise um ein paar Gramm senken oder erhöhen könnte. Natürlich wählt man grundsätzlich hochwertige Öle. Warum Rapsöl dazu eher nicht Frage kommt, erklären wir in unserem Fazit.
Ist Raps wirklich nicht als Lebensmittel für Menschen gemacht?
Weil Raps bitter schmecke, giftig und roh nicht essbar sei, sei die Saat für uns Menschen nicht als Lebensmittel gemacht. Die Natur wolle nicht, dass wir Menschen Raps essen, wird gelegentlich angeführt. Auch Wildtiere (Rehe, Hasen u. a.) würden sterben, wenn sie Raps fressen.
Giftig ist Raps nicht mehr (zumindest nicht akut giftig (Ausnahme Eiweißvergiftung bei Wildtieren – siehe unten)), da – wie oben erklärt – die Erucasäure und die Glucosinolate nur noch in Spuren vorhanden sind. Bitter schmeckt er aus demselben Grund auch nicht mehr.
Als der Raps noch reich an Erucasäure und Glucosinolaten war, nutzte man ihn nicht als Viehfutter, weil es tatsächlich für die Tiere giftig gewesen wäre. Wildtiere haben diesen früheren Raps ebenfalls nicht gefressen, denn die starken Bitterstoffe sind ja gerade dazu da, um Fressfeinde abzuwehren.
Heute sieht das nun anders aus. Der Doppelnullraps bzw. das aus Doppelnullraps entstandene Rapsextraktionsschrot (das ist der Rest von der Rapsölherstellung) kann gut verfüttert werden. Es gilt als eiweißreiche Komponente in Mischfuttersorten und wird Mastrindern, Mastgeflügel, Mastschweinen sowie Milchkühen gegeben ( 25 ).
Für Wildtiere ist das Fehlen der Bitterstoffe jedoch verhängnisvoll. Denn die Rapspflanze schmeckt nun so gut, dass die Tiere zu viel davon fressen, so dass alljährlich viele Rehe an einer Eiweißvergiftung versterben.
Zudem gibt es sehr viele Lebensmittel, die man ohne Verarbeitung nicht essen kann und die dennoch ganz selbstverständlich regelmäßig gegessen werden, obwohl es ganz offensichtlich „die Natur so nicht wollte“, z. B. Bohnen (die roh giftig sind), Getreide, das erst gedroschen und gemahlen oder wenigstens angekeimt werden muss oder Maniok, der erst gewässert und gekocht werden muss, weil er giftige Blausäure enthält; auch Kaffeebohnen sind unverarbeitet und direkt vom Busch weg nicht gerade ein Genuss.
Ist Bio-Rapsöl besser?
Da der Doppelnullraps keine Glucosinolate und keine bitter schmeckende Erucasäure mehr enthält, hat er auch mehr "Feinde" (z. B. Rapserdfloh, Ackerschnecke, Rapsglanzkäfer, Großer Rapsstängelrüssler, Gefleckter Kohltriebrüssler uvm.) und die Ernteausfälle sind höher, wenn man - wie im Bio-Anbau - nicht spritzt. Der Ertrag kann auf einem Bio-Feld bei Winterraps gar um die Hälfte geringer sein. Beim Sommerraps ist der Ertrag etwas höher als beim Winterraps.
Im konventionellen Landbau wird Raps regelmäßig mit Pestiziden gespritzt. Auch wenn Pestizide im Falle des Rapsöls laut Tests von Öko-Test letztendlich so gut wie nie als Rückstände im Öl auftauchen ( 28 ), können die ausgebrachten Giftstoffe auch in Wohngebiete abdriften und Menschen schaden. So stehen Pestizide beispielsweise in Verdacht, die Parkinson-Krankheit zu begünstigen.
Außerdem gelangen Pestizide ins Grundwasser und zerstören die Artenvielfalt sowie wertvolle Ökosysteme. Denn sie sind natürlich nicht nur für Rapserdfloh und Kohltriebrüssler giftig, sondern auch für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und viele mehr. Gehen die Zahlen der Insekten zurück, dann sind nicht nur viele Vogelarten und Fledermäuse bedroht, die von Insekten leben. Auch die Erträge vieler Nahrungspflanzen werden zurückgehen, da einfach keine bestäubenden Insekten mehr da sind.
In vielen Ländern wird Raps angebaut, dem man mit Hilfe der Gentechnik eine Schädlingsresistenz oder auch Herbizidresistenz angezüchtet hat. Der Anbau gentechnisch veränderter Rapssorten ist in der EU noch nicht erlaubt. Doch darf Genraps importiert und zu Öl verarbeitet werden, das dann aber entsprechend gekennzeichnet sein muss. Öl aus Bio-Raps ist grundsätzlich nicht gentechnisch verändert.
Raffiniert oder nativ?
Rapsöl gibt es in raffinierter und in nativer Qualität. Zur Raffination gehören (nach der Pressung) vier Verarbeitungsschritte, die ein Öl geschmacklich neutral, meist hitzestabiler und auch länger haltbar machen. Beim raffinierten Rapsöl sind es die folgenden vier Schritte:
- Heißpressung und Extraktion mit Lösemittel Hexan
- Entschleimung (Trübstoffe und Schleimstoffe, wie Lecithin werden entfernt)
- Entsäuerung (freie Fettsäuren werden entfernt)
- Bleichung (hier kommt eine Art Bentonit (Tonmineralerde) zum Einsatz, die Bleicherde genannt wird und Schwermetalle, Farbstoffe, Oxidationsprodukte freier Fettsäuren und Schimmelpilzgifte bindet)
- Desodorierung (Wasserdampfbehandlung im Vakuum bei Temperaturen bis zu 270 Grad, bei der Reste des Lösemittels entfernt werden, Geschmacksstoffe und Pestizide)
Bei der Raffination werden auch wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe und ein Teil der Vitamine entfernt. Genauso aber freie Fettsäuren, die das Öl ansonsten schneller ranzig werden lassen. Auch werden manche unerwünschten Stoffe wie Pestizide, Schimmelpilzgifte oder Schwermetalle entfernt, so dass die Raffination auch Vorteile hat. Doch steigt auch der Anteil an Transfettsäuren - wenn auch nur gering - und empfindliche Fettsäuren können Schaden nehmen. Raffiniertes Rapsöl kann auf 200 - 220 Grad erhitzt werden
Native Öle sind kaltgepresst und naturbelassen. Sie werden ohne Wärmezufuhr gewonnen, sollten aber auch nicht zu stark erhitzt werden. Natives Rapsöl kann - je nach Quelle - auf maximal 110 - 140 Grad erhitzt werden, andernfalls zersetzen sich die Fettsäuren und es können aus den Fettbegleitstoffen giftige Verbindungen entstehen.
Plastikflaschen oder Glasflaschen?
Öle werden in Glasflaschen, aber auch in Plastikflaschen angeboten. Wichtig ist in jedem Fall, dass es kein helles Material ist, sondern ein dunkel gefärbtes, weil das Öl andernfalls rasch von Licht oxidiert wird.
Aus Kunststoffen können ferner geschmacksbeeinträchtigende und auch schädliche Stoffe in das Öl übergehen, was bei Glas nicht der Fall ist (z. B. Phthalate), so dass derzeit Dunkelglasflaschen die bessere Wahl sind, es sei denn der Hersteller garantiert die Schadstofffreiheit seiner Plastikflaschen.
Plastik (meist PET-Flaschen) ist leichter, billiger und weniger zerbrechlich, so dass viele Hersteller darauf zurückgreifen, um ihre Öle nicht unnötig zu verteuern, aber natürlich auch um während des Transports Bruch zu vermeiden. Allerdings werden bislang nicht alle Plastikflaschen recycelt, sondern landen immer noch in großen Mengen auf den Deponien und tragen nicht nur zum Wachsen unserer Müllberge, sondern auch zur Verschmutzung der Umwelt mit dem inzwischen weit verbreiteten Mikroplastik bei.
Möglicherweise wird es bald Öl aus Bio-Plastikflaschen geben. Das Bio-Plastik wird durch Fermentation nachwachsender Rohstoffe (Zuckerrohr und Maisstärke) hergestellt und kann laut erster Studien der Uni Wien Öle besser vor dem Ranzigwerden schützen als konventionelle PET-Flaschen. Auch gelangen aus Bio-Plastik keine unerwünschten Stoffe ins Öl ( 33 ).
Fazit: Ist Rapsöl nun gesund oder schädlich?
Allein von der Fettsäurezusammensetzung her ist Rapsöl (abgesehen von der Erucasäure) ein gutes Speiseöl. Kalt gepresst passt es in Rohkostspeisen. Zum Erhitzen würden wir kalt gepresstes Rapsöl nicht nehmen bzw. nur zum schonenden Erhitzen, denn dafür ist das Öl aufgrund des hohen Gehalts an Ölsäure ausreichend hitzestabil.
Wenn Sie das Rapsöl höher erhitzen möchten (auf 210 - 225 Grad Celsius) und z. B. zum Anbraten verwenden möchten, wählen Sie Öl aus sog. HOLLi Raps (ohne Gentechnik gezüchtet), der weniger der empfindlichen Omega-Fettsäuren enthält, dafür mehr erhitzbare Ölsäure (einfach ungesättigte Fettsäuren). HOLLi steht für High Oleic (hoher Gehalt an Ölsäure) und Low Linolenic (niedriger Gehalt an Alpha-Linolensäure, einer Omega-3-Fettsäure). Hier könnten Sie dann aber auch gleich ein gutes Olivenöl nehmen oder zum scharfen Anbraten und Backen ein Kokosöl.
Auch würden wir das Rapsöl nicht täglich verwenden, es also nicht als Hauptöl nutzen. Denn das Öl wird inzwischen von der Lebensmittelindustrie in unendlich viele Produkte gemischt, so dass Sie über etliche Fertigprodukte bereits genug Rapsöl zu sich nehmen. Überprüfen Sie einmal die Fertigprodukte in Ihren Vorratsschränken und im Kühlschrank. Sie werden feststellen, Dressings, Mayonnaisen, Kekse, Chips, Schokoriegel, Fertigpizza, Margarine, Muffins, Waffeln und vieles mehr enthalten sehr oft Rapsöl.
Wenn Sie das Öl dann auch noch selbst regelmäßig beim Kochen und Backen verwenden, könnte es langfristig womöglich tatsächlich zu einer zu hohen Erucasäuredosis kommen, was besonders für Kinder zutrifft. Auch für Beikost würden wir es nicht verwenden, sondern z. B. ein Weizenkeimöl nehmen sowie zusätzlich ein Algenöl für die Versorgung mit langkettigen Omega-3-Fettsäuren.
Auch aus ökologischer Sicht ist Raps nicht ideal, zumindest nicht, wenn er derart häufig und auf riesigen Feldern angebaut wird wie derzeit: Abgesehen vom Pestizid- und Herbizideinsatz in der herkömmlichen Landwirtschaft spendet der Raps auch reichlich Nektar und Pollen und wird daher sehr gerne von bestäubenden Insekten, wie Bienen und Hummeln angeflogen. Was Imker und Rapshonigliebhaber freut, hat bedeutende Nachteile.
Die Tiere fokussieren sich auf den Raps, fliegen keine Wiesenlandschaften mehr an und bestäuben dort auch keine Wildpflanzen mehr, so dass manche Wildpflanzenarten, die ohnehin schon bedroht sind (z. B. die Echte Schlüsselblume), angesichts der immer größer werdenden Raps-Anbauflächen immer weniger Samen ausbilden können und somit immer weiter zurückgehen werden ( 27 ).