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  • Lebensmittel mit Vitamin B6
16 min

Vitamin B6 – Funktionen, Bedarf und Vorkommen

Vitamin B6 ist ein wahrer Alleskönner. Es spielt eine entscheidende Rolle in einer Vielzahl von lebenswichtigen Funktionen im Körper. Erfahren Sie hier alles Wichtige über die Funktionen von Vitamin B6, den täglichen Bedarf, das Vorkommen in Lebensmitteln sowie über die Symptome eines Mangels.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Stand: 08 November 2024

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Was ist Vitamin B6?

Vitamin B6 ist ein wasserlösliches Vitamin, das in drei natürlichen Formen (Pyridoxal, Pyridoxin und Pyridoxamin) in Lebensmitteln vorkommt. Am wichtigsten ist hierbei Pyridoxal (1).

Die natürlich vorkommenden Formen von Vitamin B6 sind inaktiv, also im menschlichen Körper nicht wirksam. Bevor Vitamin B6 seine Wirksamkeit entfaltet, muss es daher in seine aktive Form überführt werden.

Die in der Nahrung vorkommenden inaktiven Formen werden über den Darm aufgenommen. Die Aktivierung findet hauptsächlich in der Leber statt. Zur Aktivierung wird eine Phosphat-Gruppe an die Position 5 im Molekül gebunden. Die aktivierte Form bezeichnet man daher im Fall von Pyridoxal: Pyridoxal-5-Phosphat.

Für die Aktivierung von Vitamin B6 sind Vitamin B2, Magnesium und Zink erforderlich.

Die Aufgaben und Funktionen

Vitamin B6 ist an zahlreichen Aufgaben im menschlichen Körper beteiligt:

  1. Auf- und Abbau von Proteinen und Aminosäuren
  2. Funktion des Immunsystems
  3. Entgiftung von Ammoniak
  4. Beteiligung am Energiestoffwechsel
  5. Salzsäurebildung im Magen
  6. Bildung von Botenstoffen und Schutzstoffen im Nervensystem
  7. Bildung und Erhaltung der Hüllmembranen der Nervenzellen (Myelinscheiden)
  8. Bildung von Häm und Häm-haltigen Enzymen
  9. Bildung von Sexualhormonen, Cortisol und Schilddrüsenhormonen
  10. Bildung von Zellmembranen
  11. Abbau von Histamin
  12. Schutz der DNA
  13. Erhalt der Insulinsensitivität des Gewebes
  14. Schutz vor Krebserkrankungen

Auf einige dieser Aufgaben gehen wir im Folgenden näher ein.

Wichtig für viele Enzyme

Mehr als 100 Reaktionen in unserem Stoffwechsel sind von Vitamin B6 abhängig. Das Vitamin wirkt dabei als Cofaktor für zahlreiche verschiedene Enzyme. Enzyme sind Biokatalysatoren, die Stoffwechselreaktionen in unserem Körper beschleunigen und in vielen Fällen sogar erst möglich machen.

Die meisten Enzyme benötigen für ihre Funktionsfähigkeit einen oder mehrere Cofaktoren. Cofaktoren sind Hilfsstoffe, ohne die ein Enzym nicht arbeiten kann. Mangelt es an Cofaktoren, so arbeitet das betroffene Enzym nur eingeschränkt und es kommt zu weitreichenden Störungen im Organismus.

Erforderlich für den Proteinstoffwechsel

Proteine erfüllen vielfältige Aufgaben im Körper. Enzyme, Antikörper, manche Hormone, Kollagen und andere Bestandteile des Bindegewebes sowie viele weitere Funktionsträger im Körper sind Proteine. Vitamin B6 ist als Cofaktor für viele Aufbau-, Abbau- und Umbauvorgänge von Proteinen und Aminosäuren, den „Einzelbausteinen“ der Proteine, wichtig (3).

Ein Vitamin-B6-Mangel kann beispielsweise zu einem Mangel an den Aminosäuren Glutamin und Cystein führen. Diese sind relevant für die Bildung von Glutathion, einem wichtigen Antioxidans, das in jeder Körperzelle vorhanden ist und den Körper vor freien Radikalen schützt. In der Leber ist Glutathion zudem an zentralen Entgiftungsvorgängen beteiligt.

Auch die Bildung der Aminosulfonsäure Taurin aus den Aminosäuren Cystein und Methionin ist von Vitamin B6 abhängig. Taurin ist wichtig für den Energiestoffwechsel, die Entgiftung, die Bildung der Gallenflüssigkeit, schützt das Herz-Kreislauf-System und das Nervensystem. Die weiteren Aufgaben von Taurin können Sie unter dem vorigen Link nachlesen. Weiterhin ist bekannt, dass ein Taurinmangel zu einer verfrühten Alterung führt. Wie Taurin Alterungsprozesse verlangsamt, lesen Sie in unserem Artikel über Anti-Aging mit Taurin.

Vitamin B6 ist gemeinsam mit weiteren B-Vitaminen (Folsäure und Vitamin B12) wichtig für den Abbau der schwefelhaltigen Aminosäure Homocystein, die im Stoffwechsel beim Abbau von Aminosäuren entsteht und normalerweise rasch wieder abgebaut wird.

Ein B6-Mangel kann zu einem erhöhten Spiegel an Homocystein im Blut führen. Dies ist ein wichtiger Risikofaktor für Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose), Herzinfarkt und Schlaganfall. Aber auch die Entstehung von Alzheimer, Depressionen, Augenerkrankungen (Makuladegeneration) sowie das Auftreten von Komplikationen in der Schwangerschaft werden durch einen erhöhten Spiegel an Homocystein begünstigt (4).

Bei einem erhöhten Homocysteinspiegel (oder auch bei entsprechendem Vitaminmangel) kann daher auch eine Spritzenkur zum Einsatz kommen (Medivitan®), die alle drei B-Vitamine enthält (B6, B12 und Folsäure).

Unverzichtbar fürs Immunsystem

Auch für die Bildung der Immunglobuline oder Antikörper, bei denen es sich ebenfalls um Eiweiße handelt, ist Vitamin B6 wichtig. Antikörper heften sich an Krankheitserreger, woraufhin die entstandenen Komplexe von körpereigenen Abwehrzellen erkannt und eliminiert werden können.

Weiterhin ist Vitamin B6 wichtig für die korrekte Funktion von Zellen des Immunsystems, wie den T-Helferzellen und den Natürlichen Killerzellen. T-Helferzellen sind verantwortlich für die Erkennung von Fremdstrukturen (z. B. Oberflächenstrukturen von Krankheitserregern) und die Einleitung einer Immunantwort gegen diese als fremd erkannten Strukturen. Natürliche Killerzellen sind wichtig für die Abtötung von Krebszellen und virusinfizierter Zellen.

Wichtig für die Entgiftung von Ammoniak

Ammoniak entsteht besonders beim Abbau von Eiweißen durch bestimmte Bakterien im Darm. In der Leber wird Ammoniak in Harnstoff umgewandelt und dadurch entgiftet. Dieser Vorgang ist abhängig von Vitamin B6. Mangelt es an Vitamin B6, so reichert sich Ammoniak im Körper an und schädigt insbesondere das Nervensystem. Auch Mangan und Zink sind für die Entgiftung von Ammoniak wichtig.

Energiebereitstellung

Vitamin B6 ist ein wichtiger Cofaktor im Stoffwechsel von Kohlenhydraten und deswegen essentiell für die Energiegewinnung des Körpers. So wird Vitamin B6 für die sogenannte Gluconeogenese benötigt. Damit wird die körpereigene Neubildung von Glucose bezeichnet.

Die Gluconeogenese ist besonders wichtig für Nervenzellen und rote Blutkörperchen, da diese beiden Zellarten ausschließlich Glucose als Energiequelle verwenden und – im Gegensatz zu anderen Zellen – Fette nicht zur Energiegewinnung heranziehen können.

Die Gluconeogenese findet vor allem in der Leber und in den Nieren statt. Sie setzt ein, wenn über mehrere Stunden nichts gegessen wurde, damit dennoch der Blutzuckerspiegel konstant gehalten werden kann.

Bei einem Vitamin-B6-Mangel läuft die Gluconeogenese nur reduziert ab. Betroffene Personen gelangen schnell in eine Unterzuckerung (Hypoglykämie), was zu Symptomen wie Heißhungerattacken, Schwäche und fehlendem klaren Denkvermögen führt.

Auch zum Abbau von Glykogen in der Muskulatur ist Vitamin B6 erforderlich. Glykogen ist ein Speicherkohlenhydrat und fungiert als Energiespeicher im Muskel. Steht dem Muskel nicht genug Glukose zur Verfügung, kommt es zu einem Abbau von Glykogen.

Personen mit einem entsprechenden Vitaminmangel haben eine verminderte Energiegewinnung aus dem Muskel. Ihnen steht bei Anstrengung nicht genügend Energie zur Verfügung. Eine schnelle Ermüdung ist die Folge.

Vitamin B6 ist nicht nur wichtig für die Energiebereitstellung, sondern auch für die Energiespeicherung im Gewebe. Es fördert die Insulinsensitivität des Gewebes und wirkt so der Entstehung von Diabetes mellitus ( 5 ) entgegen.

Salzsäureproduktion im Magen

Vitamin B6 ist auch an der Bildung von Gastrin beteiligt, dem Hormon, das die Salzsäureproduktion im Magen anregt. Ein Salzsäuremangel verschlechtert die Proteinverdauung im Magen und reduziert die Zersetzbarkeit von schwer verdaulichen Nahrungsbestandteilen.

Weiterhin kommt es bei einem Salzsäuremangel zu einer verminderten Ausschüttung von Gallenflüssigkeit und Bauchspeicheldrüsensekret, wodurch auch die Kohlenhydrat- und Fettverdauung verschlechtert werden.

Durch unverdaute Nahrungsbestandteile im Dünndarm können Schleimhautentzündungen und Unverträglichkeiten ausgelöst werden. Zudem ist bei einem Salzsäuremangel die Abwehr gegenüber mit der Nahrung aufgenommenen Bakterien und Viren reduziert (3).

Vitamin B6 für das Nervensystem

Eine weitere zentrale Rolle spielt das Vitamin bei der Bildung verschiedener Botenstoffe des Nervensystems. So ist es essentiell für die Synthese des oft als Glückshormon bezeichneten Serotonins, aus dem (am Abend) das Schlafhormon Melatonin gebildet wird.

Ein B6-Mangel kann demnach unsere Stimmung verschlechtern und weitere psychische Symptome auslösen und außerdem Schlafstörungen begünstigen.

Melatonin ist aber nicht nur wichtig für einen gesunden Tag-Nacht-Rhythmus. Es ist auch das wichtigste Antioxidans im zentralen Nervensystem. Ein B6-Mangel reduziert also auch aufgrund des geringeren Melatoninspiegels den Schutz unseres Nervensystems vor freien Radikalen und erhöht das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie z. B. Alzheimer, Multiple Sklerose, Parkinson.

Neben Serotonin und Melatonin ist auch die Bildung des Nervenbotenstoffs Gamma-Amino-Buttersäure (GABA) von Vitamin B6 abhängig. GABA ist u. a. wichtig für die Bildung von Wachstumshormonen, also z. B. für den Muskelaufbau relevant, und hat eine beruhigende, reizunterdrückende Wirkung auf das Nervensystem.

GABA ist also ein natürlicher Schutzmechanismus gegen Stress und eine Reizüberflutung. Ein Mangel an GABA führt zu einer stärkeren Wahrnehmung von äußeren und inneren Reizen (z. B. Krankheitssymptomen) (6). Wenn Sie sich also schnell gestresst, überfordert und erschöpft fühlen, dann könnte dies ein Hinweis auf einen Vitamin-B6-Mangel sein.

Vitamin B6 und andere B-Vitamine sind außerdem erforderlich für die Bildung und Erhaltung der Myelinscheiden der Nervenzellen ( 7 ). Die Myelinscheiden sind die Hüllmembranen der Nervenzellen und ermöglichen eine effiziente Signalweiterleitung. Folgen einer geschädigten Myelinscheide können u. a. muskuläre Schwäche und Gefühlsstörungen sein.

Bildung von Häm

Neben all diesen genannten Aufgaben ist Vitamin B6 auch erforderlich für die Bildung des Häm-Moleküls. Häm ist die funktionelle Gruppe des roten Blutfarbstoffs, des Hämoglobins. Damit ist es z. B. relevant für den Sauerstofftransport im Körper. Auch der rote Muskelfarbstoff (Myoglobin) und zahlreiche Enzyme enthalten Häm.

Bei einem B6-Mangel kommt es also einerseits zu einem Sauerstoffmangel aufgrund der verminderten Bildung von Hämoglobin und Myoglobin, andererseits aber auch zu vielen weiteren Problemen, da die Bildung von Häm-haltigen Enzymen ebenfalls reduziert abläuft.

Häm-haltige Enzyme sind z. B. beteiligt an der Bildung von Hormonen wie den Sexualhormonen, Cortisol und den Schilddrüsenhormonen.

Schutz vor Krebs

In Studien zeigte Vitamin B6 eine prophylaktische Wirkung gegenüber der Entstehung verschiedener Krebsarten, insbesondere von Tumoren im Bereich des Magendarmtrakts (8).

So zeigte die Auswertung von 4 verschiedenen Studien am Menschen), bei denen das aktive Vitamin (Pyridoxal-5-Phosphat) im Blut gemessen wurde, dass das Risiko für die Entstehung von Dickdarmkrebs bei einem Anstieg der Vitamin-B6-Konzentration im Blut um 100 pmol/ml (Picomol pro Milliliter) jeweils um 49 % sinkt (9).

Die Normwerte für die Konzentration des Vitamins im Blut werden je nach Quelle unterschiedlich angegeben. Das Doc Medicus Gesundheitslexikon gibt beispielsweise einen Referenzbereich von 32,8 bis 102,5 nmol/l (Nanomol pro Liter) an. Das Labor Biovis setzt den präventivmedizinischen Bereich von 59,8 bis 261,4 nmol/l an und damit deutlich höher als viele andere Labore.

Zum Vergleich: 100 pmol/ml sind umgerechnet 100 nmol/l. Würde man also z. B. seinen B6-Wert von 60 nmol/l auf 260 nmol/l steigern, so würde sich das Risiko für Dickdarmkrebs etwa zweimal halbieren, also um etwa 75 % reduzieren.

Symptome eines Mangels

Viele Symptome und Folgeerkrankungen eines Vitamin-B6-Mangels haben Sie bereits in den Abschnitten über die vielfältigen Funktionen von Vitamin B6 erfahren. Hier erhalten Sie nochmals eine kurze Übersicht der häufigsten Symptome:

  1. Depressionen und Angstzustände
  2. Erhöhte Reizbarkeit
  3. Gefühl der Überforderung, Stressanfälligkeit
  4. Schlaflosigkeit
  5. Blutarmut
  6. Muskelabbau
  7. Energielosigkeit, schnelle Erschöpfung
  8. Gefühlsstörungen, Muskelzuckungen, Krämpfe
  9. Eingeschränkte Immunabwehr, Infektanfälligkeit
  10. Allergien, Autoimmunerkrankungen
  11. Verdauungsbeschwerden, Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  12. Hautirritationen, Risse an den Mundwinkeln
  13. Lichtempfindlichkeit

Wie hoch ist der Bedarf?

Die Frage, wie hoch der tägliche Bedarf an Vitamin B6 ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Einerseits unterscheiden sich die Empfehlungen von Ärzten und die Referenzbereiche von Labors mitunter beträchtlich, andererseits kann auch der individuelle Bedarf von Person zu Person sehr unterschiedlich sein.

Nichtsdestotrotz empfehlen die Deutsche, Schweizer und Österreichischen Gesellschaften für Ernährung die folgenden täglichen Aufnahmemengen an Vitamin B6:

  1. Säuglinge bis 4 Monate: 0,1 mg
  2. Säuglinge 4 bis 12 Monate: 0,3 mg
  3. Kinder 1 bis 4 Jahre: 0,6 mg
  4. Kinder 4 bis 7 Jahre: 0,7 mg
  5. Kinder 7 bis 10 Jahre: 1 mg
  6. Kinder 10 bis 13 Jahre: 1,2 mg
  7. Kinder 13 bis 15 Jahre: 1,4 (Mädchen); 1,5 mg (Jungen)
  8. Jugendliche/Erwachsene ab 15 Jahre: 1,4 mg (Frauen); 1,6 mg (Männer)
  9. Schwangere im 1. Trimester: 1,5 mg
  10. Schwangere im 2. und 3. Trimester: 1,8 mg
  11. Stillende: 1,6 mg

Gründe für einen höheren Bedarf

In der Ernährungsmedizin bzw. von ganzheitlich arbeitenden Ärzten werden oftmals deutlich höhere Dosierungen empfohlen, z. B. 10 bis 40 mg pro Tag von dem Vitaminexperten Dr. med. Ulrich Strunz (* 11 ).

Gründe für einen erhöhten Bedarf sind z. B. chronischer Stress, Infektionen oder eine Toxinbelastung des Körpers. Auch die Stoffwechselstörung Hämopyrrollaktamurie (HPU) führt zu einem erhöhten Bedarf an Vitamin B6, da es bei Betroffenen zu einem erhöhten Verlust des Vitalstoffs über den Urin kommt.

Um einschätzen zu können, wie die eigene Versorgung mit dem Vitalstoff ist und ob man Nahrungsergänzungsmittel einnehmen sollte, empfiehlt sich eine Blutuntersuchung – besonders wenn Symptome vorliegen, die auf einen Mangel hinweisen könnten.

Wichtig ist, dass dabei der Wert für die aktive Form von Vitamin B6 (Pyridoxal-5-Phosphat) gemessen wird, denn nur so kann eine Aussage über die tatsächliche Versorgung des Körpers mit wirksamem B6 getroffen werden.

Wie häufig ist ein Mangel?

Ein Mangel an Vitaminen und anderen Mikronährstoffen ist in der heutigen Zeit sehr häufig. Ganzheitlich arbeitende Therapeuten geben oftmals an, dass jeder, der keine Mikronährstoffe supplementiert, nicht optimal versorgt ist.

Dies liegt zum einen daran, dass die Gehalte an Mikronährstoffen in der Nahrung niedriger sind als früher und dass viele Menschen zusätzlich ungesunde, vitalstoffarme Essgewohnheiten haben. Ein weiterer Grund für die zunehmende Unterversorgung der Menschen mit Mikronährstoffen ist die steigende Belastung unserer Nahrung und Umwelt mit Toxinen. Dadurch steigt der Bedarf des Körpers an Mikronährstoffen weiter an, da diese ja nun in höherem Umfang zur Entgiftung benötigt werden.

Viele Mikronährstoffe etwa sind Cofaktoren für Enzyme zur Entgiftung oder wirken als Antioxidantien, wodurch sie die Schadwirkung von Giftstoffen reduzieren. Durch den erhöhten Anfall an Toxinen und damit auch an freien Radikalen (oxidativer und nitrosativer Stress) werden also mehr Mikronährstoffe verbraucht und somit auch gebraucht.

Vitamin-B6-Mangel insbesondere bei Frauen häufig

Verschiedene Studien haben die Häufigkeit eines B6-Mangels in der Bevölkerung untersucht. Dabei wurde die Konzentration des aktiven Vitamin B6 (Pyridoxal-5-Phosphat) im Blut gemessen. Als Mangel wurde ein Wert von unter 20 nmol/l definiert.

  1. In einer US-amerikanischen Studie wiesen über 40 % der jungen erwachsenen Frauen (21 bis 44 Jahre) einen Vitamin-B6-Mangel auf (12).
  2. In einer kanadischen Studie hatten 1,5 % der untersuchten Frauen (19 bis 35 Jahre) einen zu niedrigen Wert (13).

Unabhängig von der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln waren die Werte von Frauen im gebärfähigen Alter deutlich niedriger als die von Männern in vergleichbarem Alter. Außerdem zeigte sich, dass die meisten Anwenderinnen oraler Verhütungsmittel von einem Mangel betroffen waren.

Präventivmedizin vs. Schulmedizin

Der präventivmedizinische Referenzbereich (siehe oben) beginnt etwa bei 60 nmol/l. Die in den Studien angesetzten 20 nmol/l sind also aus präventivmedizinischer Sicht ein extrem niedriger Wert. Würde man 60 nmol/l als Grenze verwenden, so würde entsprechend ein Großteil der Menschen als unzureichend versorgt gelten.

Wie Sie in dem Abschnitt über den Schutz vor Krebs gesehen haben, sind höhere Plasmawerte mit gesundheitlichen Benefits verbunden. So ist das nicht nur für Vitamin B6, sondern für viele Mikronährstoffe. Aus diesem Grund sollte man sich nicht von zu niedrig angesetzten Referenzbereichen täuschen lassen.

Kann das Vitamin überdosiert werden?

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gab im Frühjahr 2023 als derzeit sichere höchste Vitamin-B6-Dosis 12 mg pro Tag an. (14) Dieser Wert resultiert aus Tierstudien und enthält Sicherheitsfaktoren. Erfahrungen aus der ganzheitlichen Medizin zeigen jedoch, dass deutlich höhere Dosierungen vertragen werden und für manche Patienten auch therapeutisch erforderlich sind.

Bei Überdosierungen des Vitalstoffs über einen längeren Zeitraum können neuronale Störungen (z. B. Muskelschwäche, Kribbeln in Händen und Füßen, Taubheitsgefühle) auftreten, die nach Absetzen des Präparats wieder verschwinden. Dr. Strunz sieht ein Risiko für Nebenwirkungen erst ab über 500 mg pro Tag.

Ganzheitlich arbeitende Ärzte und Heilpraktiker sehen nur ein geringes Risiko einer Überdosierung von B-Vitaminen. Viel größer sind die gesundheitlichen Risiken, die aus einer Unterversorgung mit Vitaminen und anderen Mikronährstoffen resultieren. So ist, wie im vorigen Abschnitt erklärt, ein Großteil der Bevölkerung von einem Vitaminmangel (und weiteren Mängeln an Vitalstoffen) betroffen.

Welche Lebensmittel enthalten Vitamin B6?

Vitamin B6 kommt sowohl in pflanzlichen als auch in tierischen Lebensmitteln vor. Die höchsten Gehalte in Bezug auf eine Portionsgröße sind jedoch in tierischen Lebensmitteln wie Fisch, Fleisch und Innereien zu finden.

In der folgenden Liste finden Sie den Gehalt an Vitamin B6 (den inaktiven Vorstufen) in verschiedenen Lebensmitteln (in mg pro 100 g Lebensmittel). Die Daten stammen vom Bundeslebensmittelschlüssel.

  1. Sonnenblumenkerne: 1,27
  2. Hafer, ganzes Korn, roh: 0,96
  3. Haferflocken: 0,1
  4. Walnuss: 0,6
  5. Rinderleber gebraten: 0,59
  6. Buchweizen roh: 0,58
  7. Buchweizen gekocht: 0,11
  8. Lachs gekocht: 0,48

Wird das Vitamin beim Kochen zerstört?

Die Art und Weise der Lebensmittelzubereitung kann einen erheblichen Einfluss auf den Gehalt an Vitamin B6 in Lebensmitteln haben. Das Vitamin ist empfindlich gegenüber hohen Temperaturen und kann zudem durch umgebendes Wasser aus dem Lebensmittel herausgelöst werden.

Durchschnittliche Verluste durch die Lebensmittelzubereitung bewegen sich im Bereich von 30 bis 40 % (15), können aber insbesondere bei Lebensmitteln mit großen Oberflächen (z. B. Brokkoli) und langen Garzeiten auch größer sein.

Um den Gehalt an Vitamin B6 in Lebensmitteln weitgehend zu erhalten, ist es ratsam, schonende Zubereitungsmethoden wie Dämpfen, Mikrowellenkochen, kurzes Blanchieren oder Anbraten zu bevorzugen. Diese Methoden minimieren den Verlust des Vitalstoffs im Vergleich zum Kochen. Darüber hinaus ist es wichtig, Gemüse und Obst nicht zu lange in Wasser liegen zu lassen, da auch hier das B-Vitamin herausgelöst werden kann.

Welche Nahrungsergänzungsmittel gibt es?

Besonders wenn ein erhöhter Bedarf an Vitamin B6 besteht, ist es kaum möglich, diesen allein über die Nahrung zu decken. Wie oben empfohlen, sollten Sie also bei Verdacht eines Mangels zunächst Ihren Status an aktivem Vitamin B6 bestimmen lassen und bei Bedarf in Rücksprache mit einem Arzt oder Heilpraktiker das Vitamin supplementieren.

Aktives oder inaktives Vitamin?

Es gibt Vitamin-B6-Präparate, die die aktive Form enthalten, sowie Präparate, die die inaktive Form enthalten.

Bei Personen, die z. B. von einem Zinkmangel oder einem Vitamin-B2-Mangel betroffen sind, unter einer geschwächten Leber leiden oder von HPU betroffen sind, ist die Aktivierung von Vitamin B6 eingeschränkt. Diese Personen sollten auf eine aktive Vitaminform (Pyridoxal-5-Phosphat) zurückgreifen. Die Einnahme der inaktiven Form kann hier den Mangel häufig nicht beheben.

Mikronährstoffe wirken synergistisch

Die meisten Personen sind, wie oben erläutert, von einem generellen Mikronährstoffmangel betroffen. Entsprechend bringt es wenig, nur ein einzelnes Vitamin zu supplementieren. An einer einzelnen Stoffwechselreaktion sind oft viele verschiedene Mikronährstoffe als Cofaktoren beteiligt.

Es ist also wichtig, dass dem Körper alle diese Stoffe zur Verfügung stehen. Einen einzelnen Vitalstoff zu supplementieren und den Rest zu vernachlässigen bringt wenig.

Gerade bei den B-Vitaminen ist es empfehlenswert, nicht eines allein einzunehmen, sondern den gesamten B-Komplex. Besteht von einem B-Vitamin ein erhöhter Bedarf, kann dieses natürlich zusätzlich in höherer Dosis eingenommen werden.

Wann und wie sollte das Vitamin eingenommen werden?

Da Vitamin B6 für die Herstellung von Serotonin wichtig ist, wird es am besten morgens nach dem Aufwachen eingenommen. Wir schlafen besser und träumen am besten, wenn unser Serotoninspiegel niedrig ist. Andererseits profitieren wir bei Einnahme am Morgen von einem Serotoninschub während des Tages.

Die Einnahme von B6 und anderen energiefördernden Mikronährstoffen (z. B. weitere B-Vitamine, Vitamin D ) am Morgen kann Ihnen den zusätzlichen Energie- und Stimmungsschub geben, den Sie für einen angenehmen und produktiven Start in den Tag brauchen.

Vitamin B6 bzw. der B-Komplex kann zu den Mahlzeiten eingenommen werden.

Fazit: Vitamin B6 – Wichtig für optimale Gesundheit

Vitamin B6 hat unglaublich viele Funktionen im menschlichen Körper. Für eine optimale Gesundheit ist eine ausreichende Versorgung mit dem Vitamin unabdingbar. Hierfür kann die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln erforderlich sein.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.