Mindfulness lindert chronische Schmerzen
Mindfulness heisst Achtsamkeit. Wer achtsam lebt, erfährt viele Erleichterungen im Alltag. Wer beispielsweise achtsam isst, kann leichter abnehmen. Aber auch schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen, wie etwa chronische Schmerzen, können mit Achtsamkeitsübungen gelindert werden – wie im Fachjournal BMJ Evidence-Based Mental Health zu lesen war ( 1 ) ( 2 ).
Schmerzen werden dann als chronisch bezeichnet, wenn man über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten jeden Tag oder fast jeden Tag Schmerzen litt. Bei vielen Menschen sind die Schmerzen so stark, dass sie kaum noch ihren Alltag bewältigen können.
Oft wird bei chronischen Schmerzen – neben einer Therapie mit Schmerzmitteln – auch eine Kognitive Verhaltenstherapie verordnet, um nicht nur die Schmerzen an sich, sondern auch die psychischen Folgen, wie z. B. Depressionen zu mindern.
Kognitive Verhaltenstherapie bei chronischen Schmerzen
Bei der Kognitiven Verhaltenstherapie geht man davon aus, dass die eigenen Gedanken, Glaubenssätze, Wertungen und Überzeugungen bestimmen, wie man sich fühlt. Also macht man sich diese Gedanken, Glaubenssätze etc. bewusst und überprüft sie, ob sie zutreffen oder ob man seine Sicht der Dinge nicht vielleicht so ändern könnte, dass sie schliesslich zu einer positiven Grundeinstellung führen, die dann letztendlich auch zu einer Besserung des Befindens und – im Falle von chronischen Schmerzen – zu weniger Schmerzen und einer Verringerung der damit oft in Verbindung stehenden Depressionen oder Stimmungsschwankungen führen kann.
Die Kognitive Verhaltenstherapie kann vielen Betroffenen helfen, aber nicht allen. Nicht jeder Mensch reagiert auf jede Therapieform gleich gut. Die sog. Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR) oder Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion könnte hier eine höchst wirksame Alternative darstellen – wie die eingangs erwähnte Studie zeigte.
Mindfulness oder Achtsamkeit lindert Schmerzen und schmerzbedingte Depressionen
In dieser Untersuchung – einem Review (Übersichtsarbeit) von 21 bereits existierenden klinischen Studien – überprüften Wissenschaftler des Universitätsklinikums Ottawa in Ontario, Kanada, inwieweit sich die Wirkung der Kognitiven Verhaltenstherapie bei chronischen Schmerzen mit jener der MBSR vergleichen lassen könnte.
Teilnehmer der untersuchten Studien waren annähernd 2000 Schmerzpatienten im Alter von 35 bis 65 Jahren. Sie litten an Schmerzen infolge von Fibromyalgie, chronischen Rückenproblemen, Rheuma, Arthrose und anderen Erkrankungen.
Es zeigte sich, dass beide Methoden – die Kognitive Verhaltenstherapie und Mindfulness (die Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion) – gleichermassen die körperlichen Funktionen der Patienten verbesserten, ihren Schmerz linderten und auch die schmerzbedingten Depressionen reduzieren konnten.
Wir berichten hier darüber, wie MBSR bei immer wiederkehrenden Migräneschmerzen hilfreich sein kann. Selbst bei der Amyotrophen Lateralsklerose kann die MBSR in die Therapie miteinbezogen werden, da sie das psychische Wohlbefinden besserte und somit auch die Lebensqualität deutlich erhöhte.
Was ist Mindfulness?
Sollten Sie daher mit einer Kognitiven Verhaltenstherapie bisher keine merklichen Erfolge oder Verbesserungen Ihres Befindens verspürt haben, erkundigen Sie sich nach Therapeuten, die die MBSR anbieten oder auch nach Kursen, in denen man die MBSR erlernen kann (siehe vorigen Link). Denn die Chancen stehen gut, dass dieses Verfahren Ihnen weiterhelfen kann.
Bei der MBSR – oft einfach nur Mindfulness genannt – werden verschiedene Methoden gemeinsam praktiziert. Man kombiniert Übungen aus dem Yoga mit Meditationen und Atemübungen und integriert spezielle Achtsamkeitselemente, die dabei helfen, den Körper und auch alltägliche Dinge und Arbeiten achtsam wahrzunehmen. Meist wird die MBSR in einem 8-wöchigen Kurs vermittelt.