Der Atem schenkt Lebensenergie
Wir atmen, so lange wir leben. Wir atmen, ohne dass wir darüber nachdenken müssten.
Wir atmen auch im Schlaf. Das geht deshalb, weil da jemand ist, der über unseren Atem wacht.
Jemand, der nie schläft: Das Atemzentrum in unserem Gehirn.
Es arbeitet unermüdlich und sorgt dafür, dass wir immerfort mit Sauerstoff versorgt sind und Kohlendioxid abgeben können.
Das Atemzentrum spürt genau, in welcher Situation wir uns gerade befinden. Sind wir gestresst oder entspannt? Schlafen wir oder sind wir wach? Sitzen wir im Sessel oder rennen wir dem abfahrenden Bus hinterher?
Entsprechend kümmert sich das Atemzentrum um uns und passt die Atemfrequenz und das Atemvolumen stets den Anforderungen an.
Über verschiedene Nervenbahnen stellen Messstellen im Körper sicher, dass der "Gasaustausch" in der Lunge optimal funktioniert.
Der Atem passt sich an
Schliesslich ist es für unser Überleben ausserordentlich wichtig, dass wir immer über genug Sauerstoff verfügen. Im Gegenzug muss das Kohlendioxid als Abfallprodukt unserer Zellatmung wieder ausgeschieden werden.
Bei erhöhter körperlicher Aktivität atmet man automatisch schneller. Warum?
Der Körper braucht mehr Sauerstoff. Gleichzeitig muss die gestiegene Kohlendioxidbelastung wieder abgeatmet werden.
Kommt man dann zur Ruhe, sinkt die Atemfrequenz wieder. Der Sauerstoffbedarf nimmt ab und die abgeatmete Kohlendioxidmenge bringt den Kohlendioxidspiegel wieder in normale Bereiche.
Stress zerstört den natürlichen Atemfluss
Weil die Atmung unbewusst funktioniert und sich dem individuellen Lebensrhythmus anpasst, atmen viele Menschen oberflächlich und verkrampft. Denn andauernder Stress und Ängste können zu einer Atemfrequenz führen, die eigentlich nur in Fluchtsituationen erforderlich ist.
"Richtig atmen" bedeutet, die Atemluft ohne Anstrengung durch den Körper fliessen zu lassen. Der Atem sollte bis in den Bauch und das Becken strömen und auch im Rücken und Nierenbereich spürbar sein.
Wer immer wieder zu schnell und oberflächlich atmet, versorgt seinen Körper einerseits mit weniger Sauerstoff, während andererseits auch zu wenig Kohlendioxid abgeatmet wird. Die Muskelanspannung steigt und der Körper nimmt weniger Schmerzreize wahr.
Dieser Mechanismus ist in Ausnahmesituationen zwar hilfreich.
Bei normalen Lebensumständen gerät der Körper jedoch auf Dauer in eine erschöpfende Mangelsituation.
Gesundheit beginnt mit der richtigen Atmung
Ein erwachsener Mensch atmet ungefähr zwölf Mal pro Minute. Doch die Art und Weise, WIE er ein- und ausatmet, beeinflusst seine Gesundheit entscheidend.
Viele Beschwerden können gelindert werden, wenn das Bewusstsein auf eine gesunde Atmung gerichtet wird.
Wenn Angst und Stress uns förmlich "die Luft abschnüren" oder uns "vor Schreck der Atem stockt", erkennen wir, wie hoch der Einfluss äusserer Umstände auf unsere Atmung ist.
Diese Erkenntnis dringt spätestens dann in unser Bewusstsein, wenn das natürliche Luftholen Probleme bereitet und die Atmung uns nicht mehr die Kraft gibt, die wir immer für selbstverständlich hielten. Hier beschreiben wir eine besondere Atemtechnik, die hilfreich sein kann, nämlich die 4-7-8-Atmung.
Falsche Atemtechnik führt zu Schmerz und Krankheit
Der amerikanische Lymphologe Dr. C. Samuel West kam in seinem Buch " The Golden Seven plus One" zu dem Schluss, dass ein gut durchblutetes und mit Sauerstoff versorgtes Lymphsystem die Grundlage für körperliche und geistige Energie und für eine stabile Gesundheit ist (1).
Optimal mit Sauerstoff angereichertes Blut bleibt stets flüssig und kann schnell jede Zelle des Körpers erreichen. Auf seinem Rückweg kann es Gifte und Eiweisse mitnehmen und ausleiten. Laut Dr. West werden so Heilungsprozesse jeder Art bestmöglich unterstützt.
Ist das Blut dagegen mit zu wenig Sauerstoff angereichert, kleben die Blutkörperchen zusammen und stauen sich mit Eiweissen zusammen im Lymphsystem.
Die natürlichen Transportmechanismen werden empfindlich gestört. Gifte bleiben im Körper stecken und Mineralstoffe erreichen ihren Bestimmungsort nicht.
Laut West können sich diese Gifte beispielsweise in den Gelenken ablagern und dort Schmerzen verursachen, die dann als Arthritis diagnostiziert werden.
Ablagerungen in den Augen lösen eine Makuladegeneration aus oder werden zum grauen Star und Rückstände in den Blutbahnen zur Arteriosklerose.
Die Stauungen in den Blutbahnen lassen den Sauerstoff nicht mehr ausreichend zirkulieren und die Zellen bleiben unterversorgt. Sie müssen sich stattdessen mit Giften auseinandersetzen, die sich in der Zwischenzellfüssigkeit einlagern.
Dadurch schwellen verletzte Körperteile an und belastete Bereiche entzünden sich.
Den entstehenden Schmerz erklärt Dr. West als eine Folge des massiven Sauerstoffmangels.
Bewegen, lachen und richtig atmen
Tägliche Bewegung und bewusste Atemarbeit können den Körper aus der Stauung reissen.
Es gilt, den täglichen Belastungen (z. B. durch Umweltgifte, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und schlechte Atmung) aktiv entgegen zu treten.
Nach und nach können sodann mit der richtigen Atemweise die Selbstheilungskräfte mobilisiert und ein gesundes Gleichgewicht hergestellt werden.
Bestehende Krankheiten wie und chronische Bronchitis, Verdauungsstörungen, Migräne, Spannungskopfschmerz, eine Depression, Schlafstörungen und Burnout können durch gezielte Atemübungen nachweislich gelindert werden.
Richtig Atmen – Die Praxis
Atmen Sie immer durch die Nase ein. Im Gegensatz zur Mundatmung wird bei der Nasenatmung der Atem angewärmt, angefeuchtet und von groben Schadstoffen gefiltert.
Den Fluss der Atmung kann man sich besonders gut vergegenwärtigen, wenn man die Luft pfeifend durch die Zähne strömen lässt. Schon fünf Minuten am Tag mit gezielter Tiefenatmung macht einen bedeutenden Unterschied und zeigt sich in erhöhtem Wohlbefinden.
Nach dem Ausatmen (ebenfalls durch die Nase) sollte immer eine kurze Atempause erfolgen, um Ruhe in den Rhythmus zu bringen und vollständig aus dem Stress und der Hektik auszusteigen zu können.
Bei der natürlichen Atmung kommt es aber nicht nur darauf an, die Lunge tief zu belüften, sondern auch das Zwerchfell in Bewegung zu versetzen.
Alles, was den Brustkorb und die Organe darin in Bewegung versetzt, führt zu einer besseren Zirkulation.
Vor allem lang andauernde sitzende Tätigkeiten lassen den Brustkorb immer unbeweglicher werden. Dabei verringert sich die Fähigkeit, viel Luft einzuatmen.
Neben Atemübungen helfen auch Bewegung und ein herzlicher Lachanfall dabei, die ursprüngliche Beweglichkeit des Brustkorbs wieder herzustellen. Wenn das Zwerchfell bei einem ordentlichen Lachanfall nämlich durchgerüttelt wird, entspannt sich die Muskulatur und der Kreislauf wird ordentlich in Schwung gebracht.
Lesen Sie dazu auch: Lachen als Heilmittel
Trampolin unterstützt das richtige Atmen
Dr. West empfiehlt in seinem Buch überdies, das Trampolinspringen als "Lymphatisator" zu nutzen, weil das Lymphsystem in starrem Gewebe nicht richtig arbeiten kann.
Die hüpfende Bewegung regt den Lymphfluss an und bricht gestaute Zyklen auf. Es genügt schon, zweimal täglich für jeweils wenige Minuten auf dem Trampolin zu schwingen, um die Lebensenergien anzukurbeln.
Dabei sollte man tief und bewusst atmen.
Man kann diesen Prozess unterstützen, indem man beim Ausatmen "alte Gifte raus" und beim Einatmen "neue Energie rein" visualisiert.
Es gibt Menschen, die mit dem Beginn von Trampolinübungen sehr stark entgiften und mit Übelkeitsattacken reagieren.
Hier empfiehlt es sich, das Bewegungsprogramm langsam zu starten und gegebenenfalls erst einmal mit kräftigem Gehen zu beginnen. Dabei sollten die Arme weit schwingen, begleitet von einem rhythmisch zischenden Ein- und Ausatmen.
Dr. West beschreibt verschiedene Patienten, die mit bewusster Atmung, gesunder Ernährung und reichlich Bewegung einen Weg aus der Kraftlosigkeit fanden sowie Schmerzen und Krankheiten hinter sich lassen konnten.
Atemübungen gegen die Angst
Empfehlenswerte Techniken der Atemführung, finden sich auch im Sudarshan Kriya Yoga, einer Atemtechnik aus dem Yoga, die nachweislich beispielsweise bei Angstzuständen zu einer Linderung führen kann ( 2 ).
Selbst beim sog. posttraumatischen Belastungssyndrom kann die richtige Atmung eine Besserung mit sich bringen.
Einige wichtige Atemübungen zur Kräftigung und Heilung lehrte überdies der indische Yoga-Meister Paramahansa Yogananda, von denen wir Ihnen nachfolgend eine Auswahl vorstellen ( 3 ):
Atemübung für den Magen
Diese Übung fördert die Verdauung und Peristaltik und verhütet Verstopfung und Fettleibigkeit. Man sollte sie täglich durchführen - am besten morgens nach dem Aufwachen oder zu irgendeiner anderen Tageszeit, wenn der Magen verhältnismässig leer ist.
Nach dem Essen sollte man auf jeden Fall zunächst eine Stunde warten.
- Stellen Sie sich vor einen Sessel, beugen Sie sich mit ausgestreckten Armen nach vorn und umfassen Sie beide Armlehnen.
- Stossen Sie allen Atem aus.
- Während Sie dann den Atem anhalten, ziehen Sie den Nabel so weit wie möglich ein; dann drücken Sie ihn so weit wie möglich heraus.
- Wiederholen Sie dies dreimal, ohne dabei zu atmen.
- Atmen Sie wieder ein.
Die ganze Übung sollte fünfmal wiederholt werden. Bei Verdauungsstörungen oder Verstopfung sind zehn Wiederholungen empfehlenswert.
Eine weitergehende Magen-Atemübung schliesst sich folgendermassen an:
- Stellen Sie sich aufrecht hin und schliessen die Augen.
- Legen Sie beide Hände übereinander auf den Unterleib und drücken Sie sie leicht an.
- Spannen Sie den unteren Teil des Bauches an.
- Während Sie die Spannung im unteren Teil halten, wird auch der obere Teil des Bauches angespannt.
- Entspannen Sie den oberen und den unteren Teil gleichzeitig.
Wiederholen Sie diese Übung sechsmal.
Atemübung für mehr Lebenskraft
Mit den nachfolgenden Übungen kann man die Lebenskraft bewusst in den Körper lenken, was sich sehr vorteilhaft auf schwaches Bindegewebe oder geschwächte körperliche Organe auswirken kann.
Um Schmerzen im Arm oder Bein zu beseitigen, um die Glieder zu stärken oder erschlaffte Muskeln zu kräftigen, führen Sie folgende Übung mit dem betreffenden Körperteil aus:
- Ziehen Sie den Muskel (oder die Muskeln) leicht und mit tiefer Konzentration zusammen, während Sie bis 20 zählend ausatmen.
- Entspannen Sie die Muskeln und atmen Sie ein.
Wiederholen Sie diese Übung sechsmal morgens oder auch zu jeder anderen Tageszeit. Schwache Waden und Oberschenkel können durch das Üben dieser Technik gestärkt werden.
Atemübung gegen Kopfschmerzen
- Pressen Sie eine Handfläche gegen den Hinterkopf und die andere leicht gegen die Stirn.
- Atmen Sie ein und halten den Atem an, während Sie mit tiefer Aufmerksamkeit die Muskeln am Scheitel leicht zusammenziehen, als wollten Sie die Stirn runzeln.
- Atmen Sie aus, während Sie die Muskeln entspannen.
Wiederholen Sie dies vier- bis sechsmal.
Atemübung für einen klaren Kopf
- Atmen Sie aus, ohne wieder einzuatmen.
- Spannen Sie die Muskeln des Kopfes leicht an. Heben Sie die Augenbrauen hoch, runzeln Sie die Stirn, rümpfen Sie Ihre Nase, beissen Sie auf die Zähne und lassen Sie Ihren Mund ganz breit werden, indem Sie die Mundwinkel zur Seite ziehen. Halten Sie die Muskeln bei voller Konzentration gespannt, während Sie bis 15 zählen.
- Atmen Sie nun wieder ein und entspannen Sie die Muskeln.
Wiederholen Sie dies sechsmal.
Atemübung für Nerven wie Drahtseile
- Atmen Sie ein und halten den Atem an.
- Spannen Sie den ganzen Körper an, d.h. alle Muskeln gleichzeitig.
- Halten Sie die Spannung, während Sie bis 20 zählen und Sie sich tief auf den ganzen Körper konzentrieren.
- Atmen Sie aus und entspannen Sie sich.
Wiederholen Sie dies dreimal. Machen Sie die Übung jederzeit, wenn Sie sich schwach oder nervös fühlen.
Atemübung für scharfe Augen
- Atmen Sie aus, ohne wieder einzuatmen.
- Schliessen Sie die Augen und ziehen Augenlider und Brauen leicht zusammen.
- Halten Sie die Augen in dieser Anspannunng, während Sie sich tief darauf konzentrieren, und zählen Sie dabei bis 20.
- Entspannen Sie die Augen und atmen Sie ein.
Wiederholen Sie dies morgens und abends siebenmal.
Starten Sie heute und machen Sie gesundes Atmen zu Ihrem neuen energetisierenden Hobby!