Stress und Haarausfall
Haarausfall ist nicht selten die Folge von Stress. Dabei kann es sich um körperlichen Stress, beispielsweise eine schwere Krankheit wie Krebs oder auch "nur" um übertriebenes Training im Leistungssport handeln.
Aber auch emotionale Dauerbelastungen stellen eine massive Stresssituation dar, z. B. wenn es Partnerschaftsprobleme gibt, Probleme im Beruf oder auch mit den Kindern.
Stress entsteht, wenn ein Mensch sich nicht (mehr) in der Lage sieht, eine bestimmte Situation beeinflussen oder bewältigen zu können. Man fühlt sich sozusagen ÜBERwältigt und sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr.
Hält der Stress über Wochen oder gar Monate an, dann kann er zu körperlichen Beschwerden führen, wie z. B. zu Hauterkrankungen, erhöhter Infektanfälligkeit, Kopfschmerzen oder eben auch zu Haarausfall.
Stressbedingter Haarausfall kann sich auf verschiedene Weise äussern, z. B. als Alopecia areata ( kreisrunder, als diffuser Haarausfall oder als androgenetischer kreisrunder Haarausfall) (anlagebedingter/erblich bedingter Haarausfall).
Wie aber kann Stress überhaupt zu Haarausfall führen?
Stress als Auslöser von Haarausfall
Psychogener Stress kann sowohl zu Haarausfall führen als auch bestehenden Haarausfall verstärken. Ein im Jahr 2004 vom Haarforscher Prof. Ralf Paus und seinem Team veröffentlichter Forschungsbericht behandelt das Thema "Stress als Auslöser von Haarausfall".
Hierbei wird akuter oder chronischer Stress als direkte Ursache von diffusem Haarverlust erläutert.
Befindet sich der Körper unter Stress, so schüttet er verstärkt bestimmte Neurotransmitter und andere Botenstoffe aus. Diese schädigen die Haarfollikel und der diffuse Haarausfall nimmt seinen Lauf.
Ist ein bestehender Haarausfall hingegen immunologischer, hormoneller oder anderer Natur, kann Stress das bereits manifestierte Haarproblem (z. B. die Alopecia areata oder den anlagebedingten Haarausfall) noch weiter verschlimmern.
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Wie Stress zu Haarausfall führt
Prof. Dr. Eva Peters von der Abteilung für Psychoneuroimmunologie der Universitätsklinik Charité in Berlin hat auf der 11. Jahrestagung der Europäischen Haarforschergesellschaft (EHRS) in Zürich Aufklärungsarbeit in Bezug auf die biologischen Zusammenhänge von Stress und Haarausfall geleistet ( 1 ).
Sie gab an, dass Stresseffekte am Haarbalg über festgelegte Bahnen des Nervensystems übermittelt werden. Jeder Haarfollikel bzw. Haarbalg ist von einem dichten Nervenfasernetzwerk umgeben, das Botenstoffe des Nervensystems enthält.
Die Anzahl dieser Nervenfasern und die Häufigkeit von deren Kontakten zu den Mastzellen sind Schwankungen unterworfen, die das Haarwachstum beeinflussen. Mastzellen werden auch als Immunzellen definiert, es handelt sich um Zellen der körpereigenen Abwehr.
Stress erhöht die Zahl von Nervenfasern in der Haut. Findet diese Steigerung statt, während Haarfollikel von der Wachstumsphase in die Übergangsphase wechseln, so kommt es zu einer Aktivierung der Mastzellen. Dadurch werden im Bereich des Haarbalgs Entzündungen ausgelöst.
In der Folge kommt es zum programmierten Zelltod im Gewebe des Haarbalgs und letztendlich zu Haarausfall.
Übergewicht begünstigt stressbedingten Haarausfall
Nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen kommt insbesondere dem Dauerstress eine zunehmende Bedeutung bei der Entstehung von Haarausfall zu. Nicht Adrenalin oder Cortisol werden als die eigentlichen Übeltäter angesehen, sondern deren Abbauprodukte ( 2 ).
Diese Abbauprodukte sammeln sich vor allem im Fettgewebe des Körpers an und gelangen über den Blutkreislauf zu den Haarwurzeln. Sie wirken sich negativ auf die Talgdrüsen der Kopfhaut aus, wodurch es zu Haarausfall kommen kann.
Je höher der Körperfettanteil ist, desto mehr werden nun auch die Haare belastet.
Eine Gewichtsabnahme kann somit durchaus eine positive Auswirkung auf den Haarwuchs haben, da eine Reduktion des Fettgewebes natürlich auch automatisch die im Körper zirkulierende Menge der haarwurzelschädlichen Hormonabbauprodukte senkt.
Dauerstress führt überdies gerne zu Schlafstörungen und diese begünstigen wiederum Haarausfall:
Schlafmangel fördert stressbedingten Haarausfall
Menschen, die längerfristig unter Stress leiden, neigen auch dazu, schlecht zu schlafen. Das ständige Grübeln sowie Versagensängste rauben den Schlaf.
Da sich die Haarwurzeln jedoch normalerweise in der Nacht regenerieren, hemmt Schlaflosigkeit diese Erholungsphase und kann so zu stressbedingtem Haarausfall führen.
Stressbedingter Haarausfall ist umkehrbar
Natürlich gibt es keine Medikamente, die stressbedingten Haarausfall heilen könnten. Denn gegen Stress helfen nun einmal keine Pillen. Es müssen also Wege gefunden werden, um den ursächlichen Stress zu vermeiden und sich regelmässig zu entspannen.
Nur wer sich nicht vom Stress beherrschen lässt, kann stressbedingtem Haarausfall vorbeugen oder ihn zum Ausklingen bringen.
Jeder nimmt die unterschiedlichsten Stresssituationen auf seine individuelle Weise wahr. Es gibt jedoch Menschen, die besonders empfindlich auf Stress reagieren.
Aus diesem Grund muss jeder für sich selbst herausfinden, welche Möglichkeiten der Stressbewältigung bei einem persönlich Wirkung zeigen.
So gelten beispielsweise diverse Heilpflanzen als bewährte Helfer, die etwas Ruhe in den Alltag bringen und beim Abschalten helfen können.
Heilpflanzen gegen stressbedingten Haarausfall
Echter Baldrian (Valeriana officinalis) hilft bei Schlafstörungen und wirkt entspannend, beruhigend sowie ausgleichend. Er kann in Form von Tees, Dragees oder Badezusätzen angewandt werden.
Der Echte Hopfen (Humulus lupulus) enthält eine natürliche Substanz (Hopfenöl), die ebenfalls beruhigt und den Schlaf fördert. Die Hopfenzapfen werden oft in Kombination mit Baldrian, Melisse oder Johanniskraut in Teemischungen oder auch in Kräuterkissen angeboten.
Das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum) wirkt bekanntlich gegen depressive Verstimmungen, aber auch gegen Unruhe und Angstzustände. Der Wirkerfolg dieser Heilpflanze liegt bei 60 bis 70 Prozent und ist damit so hoch wie bei synthetischen Antidepressiva, jedoch nahezu ohne Nebenwirkungen.
Da es bei Anwendungen mit Johanniskraut zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen kann, sollte ein Arzt oder Heilpraktiker konsultiert werden, falls mehrere Arzneimittel gleichzeitig geschluckt werden.
Die Zitronenmelisse oder Melisse (Melissa officinalis) ist ein weiteres Heilmittel, das Stress mindert. Die Wirkstoffe werden hauptsächlich in Form von Tee oder auch über das ätherische Öl der Melisse aufgenommen.
Die nach Zitrone duftende Heilpflanze wirkt gegen Unruhe und Schlafstörungen, aber auch gegen nervöse Magen- und Herzbeschwerden.
Durch zusätzliche äusserliche Anwendungen mit der Grossen Brennnessel (Urtica dioica) oder mit Rosmarin (Rosmarinus officinalis) kann die Durchblutung des Haarbodens verbessert werden. Die Haarwurzeln werden mit Sauerstoff und lebenswichtigen Nährstoffen versorgt und somit gestärkt.
Bewegung und Entspannung gegen stressbedingten Haarausfall
Natürlich sind bei stressbedingtem Haarausfall auch Entspannungstechniken gefragt, wie z. B. Massagen, Meditation, Aromatherapien, eine Auszeit in Form eines Urlaubs oder sportliche Aktivitäten.
Gerade regelmässige Bewegung wirkt Belastungen entgegen und sorgt für Spannungsabbau. Auf diese Weise kann eine gewisse Stressresistenz entwickelt werden. Sport erhöht die allgemeine Widerstandsfähigkeit und wirkt somit ausgleichend.
Die Stress abbauende Wirkung des Sports kann noch optimiert werden, wenn die Auswahl der Sportart perfekt auf den eigenen Stresstyp abgestimmt wird. Übermässig gestresste Menschen haben oft zuerst eine motorische Entladung vonnöten, beispielsweise durch Laufen oder Nordic Walking.
Yoga, Tai Chi, Meditation oder Qi Gong lassen zusätzlich den Geist zur Ruhe kommen – Seele und Körper können sich entspannen. Durch Judo, Boxen oder Taekwondo kann Spannung abgebaut werden, Wanderungen in der Natur sorgen ebenfalls für einen Ausgleich.
Ganzheitliche Massnahmen für starke Nerven finden Sie überdies hier: Nerven-Nahrung gegen Stress.
Fazit:
Wenn andere Ursachen wie Hormonstörungen z. B. nach einer Schwangerschaft oder in den Wechseljahren ausgeschlossen werden können, sollte man in jedem Fall auch Stress und psychische Belastungen als mögliche Ursache für Haarausfall in Betracht ziehen.
Hier ist dann rechtzeitiges Handeln wichtig. Dann können sich die geschwächten Haarwurzeln auch wieder vollständig erholen. Wenn die Schädigung der Haarwurzel hingegen schon zu weit fortgeschritten ist, kann der Haarausfall zu dauerhaft lichtem Haar führen.
Stress reduzierende Massnahmen sollten daher möglichst früh umgesetzt werden. Dann kann der stressbedingte Haarausfall auch verhindert bzw. geheilt werden.
Zusätzliche ganzheitliche Massnahmen, die Haarausfall lindern und den Haarwuchs fördern, finden Sie hier: Tipps gegen Haarausfall