Die Wechseljahre und ihre Symptome
In den Wechseljahren stellt sich der Hormonhaushalt der Frau um. Der fruchtbare Lebensabschnitt endet und frau muss sich ab sofort keine Gedanken mehr um Verhütung machen. Das klingt deutlich leichter, als es oft ist. Denn die Mehrheit der Frauen erlebt in den Wechseljahren aufgrund der hormonellen Umstellung Beschwerden der verschiedensten Art. Die Wechseljahre werden auch Klimakterium genannt - vom griechischen Begriff κλιμακτήρ klimaktér , was so viel wie „Sprosse einer Leiter“ bedeutet und auf die stufenweise hormonelle Veränderung dieser Lebensphase hinweist (11).
Zu den wichtigsten Symptomen der Wechseljahre gehören:
- Hitzewallungen
- plötzliche Gewichtszunahme bzw. die Abnahme gelingt nicht mehr so leicht wie früher
- Scheidentrockenheit (und damit in Verbindung stehenden Schmerzen beim Sex )
- Schlafstörungen (mit oder ohne Schweissausbrüche)
- Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen und sogar kognitiven Störungen
- erhöhte Anfälligkeit für Blasenentzündungen
- Gelenkschmerzen
- verstärkte Alterung der Haut
- Müdigkeit und schnellere Erschöpfung
Da Östrogene die Knochen sowie Herz und Gefässe schützen, haben Frauen in und nach den Wechseljahren ausserdem ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Osteoporose und sogar für Nervenerkrankungen wie das Karpaltunnelsyndrom.
Die Abschnitte der Wechseljahre
Die als Wechseljahre (oder Klimakterium) bezeichnete Lebensphase lässt sich in drei Zeitabschnitte unterteilen: Die Perimenopause, die Menopause und die Postmenopause.
Die Perimenopause
Das ist die Zeit, bevor die Monatsblutung stoppt, also jener Zeitabschnitt, in der die Blutung unregelmässiger wird und manchmal auch ein paar Monate zwischen zwei Blutungen liegen können. Dieser Zeitabschnitt beginnt etwa um das 47. Lebensjahr.
Die Menopause
Das ist exakt jener Zeitpunkt, an dem die letzte Monatsblutung stattfindet. Nur weiss man natürlich zum Zeitpunkt der Menopause nicht, dass es die Menopause ist, denn niemand weiss, ob dies nun die letzte Blutung ist oder nicht. Erst wenn 12 Monate lang keine weitere Blutung mehr auftritt, kann man rückblickend den Zeitpunkt der Menopause festlegen (falls man sich dann noch erinnert bzw. falls man Buch führte). Im Durchschnitt haben Frauen mit 52 Jahren die Menopause hinter sich gelassen.
Die Postmenopause
Damit bezeichnet man den gesamten Zeitraum nach der Menopause bis zum Ende der Wechseljahre, die mit 60 oder 65 Jahren abgeschlossen sind.
Manchmal ist auch noch von der Prämenopause die Rede. Das ist die Phase vor der Perimenopause und vor den eigentlichen Wechseljahren. Schon jetzt beginnt zuerst der Progesteronspiegel zu sinken, dann auch der Östrogenspiegel. Das Absinken des Progesteronspiegels, während der Östrogenspiegel noch relativ hoch ist, kann zu Symptomen einer sog. Östrogendominanz führen (z. B. dem Prämenstruellen Syndrom ( PMS), Menstruationsstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel, Myomen, Endometriose und im Grunde allen Symptomen, die auch in den Wechseljahren auftreten können, da ja auch hier jahrelang eine Östrogendominanz vorliegt.)
Erst später am Ende der Perimenopause sinkt auch der Testosteronspiegel, aber nicht so stark wie die beiden weiblichen Hormone Progesteron und Östrogen. Es kann daher bei manchen Frauen in den Wechseljahren zu Haarausfall und einem Damenbart, also verstärktem Haarwuchs am Körper kommen.
Pflanzliche Mittel in den Wechseljahren
Um dem Hormonhaushalt in den Wechseljahren zu helfen, eine gesunde neue Balance zu finden, gibt es pflanzliche Mittel mit sehr guter Wirkung. Über eine Hormonersatztherapie muss man also heutzutage kaum noch nachdenken - zumal von einer langfristigen Einnahme synthetischer Hormone (über viele Jahre hinweg) selbst von vielen Schulmedizinern inzwischen abgeraten wird.
Langzeitstudien haben gezeigt, dass Hormontherapien bei der Behandlung von klimakterischen Beschwerden ein erhöhtes Brust- und Gebärmutterkrebs-Risiko bergen können. Überdies gehören Thromboembolien zu den wichtigsten Nebenwirkungen schulmedizinischer Hormonersatztherapien, wie z. B. die Ergebnisse der Women`s Health Initiative bestätigen. ( 5 )
Es ist also äusserst sinnvoll, sich bei klimakterischen Beschwerden nach verträglichen Alternativen umzusehen. Wir stellen Ihnen nachfolgend die gängigsten natürlichen Mittel bei Wechseljahresbeschwerden vor – und zwar jene, deren medizinische Wirkungen mittlerweile wissenschaftlich abgesichert sind.
Bevor Sie etwas einnehmen...
Bevor Sie gegen Ihre Beschwerden etwas einnehmen, warten Sie einfach einmal ein paar Wochen ab. Nutzen Sie diese Zeit und
- optimieren Sie jetzt Ihre Ernährung (siehe vegane Ernährung hilft bei klimakterischen Beschwerden; wählen Sie pflanzliche Proteinquellen statt tierischer Proteine und lesen Sie: Milchprodukte bieten keinen Knochenschutz in den Wechseljahren),
- versorgen Sie sich mit Vitalstoffen (besonders jene, die Ihnen bisher vielleicht fehlten; machen Sie daher vorab einen Check beim Arzt),
- machen Sie regelmässig Sport (20-minütiges Intervalltraining hilft bei der Gewichtsabnahme in den Wechseljahren )
- sorgen Sie für genauso regelmässige Entspannung ( Yoga, Meditation, Lesen, Spaziergänge in der Natur, Zeit nur für Sie allein).
Hitzewallungen schützen vor Brustkrebs
Oft verschwinden z. B. Hitzewallungen so schnell wieder, wie sie aufgetreten sind, auch dann, wenn Sie damit gar nicht mehr gerechnet haben, weil die Hitzeschübe schon derart häufig auftraten. Lassen Sie Ihrem Körper also Zeit, selbst wieder ein neues Gleichgewicht zu finden. Betrachten Sie die Veränderungen und Symptome als etwas Normales und Gutes, und nicht als etwas Negatives. So weiss man beispielsweise aus Studien, dass jene Frauen, die die stärksten Hitzewallungen hatten, am besten vor Brustkrebs geschützt waren.
Gerade Hitzewallungen treten besonders häufig im Zusammenhang mit Stress auf. Lässt der Stress nach, werden auch die Hitzewallungen weniger.
Wenn die Beschwerden sehr belastend sind, dann helfen Ihnen die folgenden natürlichen Mittel. Natürlich nehmen Sie nicht alle gleichzeitig, sondern suchen sich eines oder zwei davon aus - selbstverständlich gemeinsam mit Ihrem Arzt.
Traubensilberkerze bei Hitzewallungen
Die Traubensilberkerze (Actaea racemosa L., Syn.: Cimicifuga racemosa (L.) Nutt) ist in Nordamerika beheimatet und wird von indigenen Völkern schon lange als Heilpflanze verehrt. Zu den Anwendungsgebieten gehören bis heute klimakterische Leiden sowie gynäkologische Erkrankungen. Die europäischen Siedler haben die Traubensilberkerze schnell schätzen gelernt und zur Behandlung von Lungenentzündung, Geburtsschmerzen und sogar Schlangenbissen verwendet. Daran erinnert bis heute der Begriff „Black Snakeroot“ (Schwarze Schlangenwurzel).
Da die Traubensilberkerze eine lange Tradition hat, wurde sie von der Pharmaindustrie in Hinblick auf die Entwicklung von Medikamenten als vielversprechend eingestuft. Doch einige Studien verliefen nicht wirklich zufriedenstellend. So kamen etwa Forscher bei einer zwischen 2011 und 2013 durchgeführten Studie mit 54 Probandinnen zum Schluss, dass 40 mg Traubensilberkerzenextrakt pro Tag einem Placebo bei der Linderung mittelschwerer bis schwerer Wechseljahresbeschwerden oder der Verbesserung der Lebensqualität nicht überlegen seien ( 1 ).
Ergebnisse wie diese widersprechen jedoch der Tatsache, dass die Traubensilberkerze von Frauen auf der ganzen Welt seit Jahrtausenden als hilfreiche Heilpflanze angesehen wird. Wie kann das sein? Neuesten Erkenntnissen zufolge ist es nicht die Traubensilberkerze, die versagt hat, sondern die Forschung. So wurden bei Studien z. B. nicht eindeutig identifizierte Traubensilberkerze-Arten verwendet oder Zubereitungen, die sich gar nicht für die Behandlung von klimakterischen Beschwerden eignen ( 8 ).
Dies erklärt auch, warum der Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel der Europäischen Arzneimittelagentur ( HMPC), der Dachverband nationaler europäischer Gesellschaften für Phytotherapie( ESCOP), die Weltgesundheitsorganisation ( WHO) und die Kommission E (selbstständige wissenschaftliche Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel) die Traubensilberkerze als wirksam und sicher eingestuft haben. In der modernen Pflanzenheilkunde kommen insbesondere Extrakte aus dem Rhizom (Cimicifugae racemosae rhizoma) und der Wurzel (Cimicifugae racemosae radix) zum Einsatz, um Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen zu lindern.
Entscheidend ist, dass auf zugelassene Präparate zurückgegriffen wird. So kann sichergestellt werden, dass es sich um Pflanzenmaterial von bester Qualität handelt. Bei Studien haben fast nur Zubereitungen ohne Marktzulassung schlecht abgeschnitten. Am besten hat sich der Spezialextrakt iCR bewährt (der z. B. für die Remifemin-Produkte verwendet wird). Die Dosierung ist der jeweiligen Packungsbeilage zu entnehmen. Wichtig zu wissen ist ausserdem, dass es zwei bis vier Wochen dauern kann, bis eine Verbesserung der Symptome eintritt. Die Wirksamkeit kann sich innerhalb von einem halben Jahr noch weiter steigern ( 9 ).
Der Wirkstoffmechanismus konnte bis heute nicht umfassend geklärt werden. Länger wurde angenommen, dass die Traubensilberkerze östrogenartig wirken muss. Studien haben dann aber gezeigt, dass die östrogene Aktivität sehr begrenzt ist. Inzwischen konnte nachgewiesen werden, dass die Traubensilberkerze im zentralen Nervensystem wirkt bzw. die Hormone im Gehirn regulieren kann, die in den Wechseljahren „verrücktspielen“ ( 7 ).
Johanniskraut bei Schlaflosigkeit und Depression
Vom Johanniskraut werden in der Naturheilkunde Extrakte oder auch das Johanniskrautöl verwendet. Extrakte kommen zur Stimmungsaufhellung in Frage sowie bei leichten bis mittelschweren Depressionen.
Im Klimakterium tauchen häufig Stimmungsschwankungen auf, so dass auch hier das Johanniskraut als wirksames Mittel zum Einsatz kommen kann.
In einer klinischen Studie des Gesundheitszentrums Isfahan im Iran untersuchte man die Wirksamkeit von Johanniskraut bei klimakterischen Beschwerden. Das International Journal of Biomedical Science veröffentlichte 2010 die Ergebnisse zur besagten Studie ( 2 ).
Eine Behandlungsgruppe von 30 Frauen erhielt über einen Zeitraum von drei bis sechs Wochen ein Johanniskrautpräparat. Schon nach drei Wochen konnte eine signifikante Abnahme von Schlaflosigkeit, Depression, Wut und Kopfschmerzen beobachtet werden, welche bei den Probandinnen im Rahmen ihrer Wechseljahre zuvor noch häufig aufgetreten waren.
Johanniskraut gilt daher als gute Alternative zur synthetisch hergestellten Hormonersatztherapie, wenn es um die genannten eher seelisch-psychischen Problematiken geht.
Mönchspfeffer hebt Progesteronspiegel
In den Wechseljahren sinkt nicht nur der Östrogenspiegel. Auch der Progesteronspiegel fällt immer weiter ab.
Um insbesondere letzteren wieder etwas anzuheben und die damit in Verbindung stehenden Symptome abzumildern, eignet sich der Mönchspfeffer (Vitex Agnus Castus) oder auch Keuschlamm genannt ( 3 )
Er senkt den Prolaktinspiegel, hebt den Progesteronlevel und kurbelt dadurch auch die körpereigene Östrogenproduktion wieder etwas an. Somit wirkt sich die Pflanze regulierend auf den irritierten Hormonhaushalt aus – und zwar offenbar sogar in Form ihrer ätherischen Öle, wie eine Studie aus dem Jahr 2003 zeigte, die im International Journal of Aromatherapy veröffentlicht wurde.
23 Frauen nahmen an der Untersuchung teil und berichteten von einer deutlichen Reduzierung ihrer Wechseljahresbeschwerden ( 6 ).
Normalerweise wird der Mönchspfeffer jedoch nicht als ätherisches Öl, sondern in Form von standardisierten Extrakten eingenommen, z. B. die Mönchspfefferkapseln von effective nature mit 20 mg Mönchspfefferextrakt pro Kapsel. In der Apotheke gibt es ebenfalls Mönchspfefferpräparate, z. B. Agnolyt von Madaus . Die Hartkapseln aber sind aus Gelatine und enthalten zahlreiche Zusätze, u. a. Titandioxid. Wenn Sie ein Apothekenprodukt möchten, dann kämen evtl. die Agnolyt-Tropfen von Madaus in Frage.
Maca führt zu mehr Wohlbefinden
Besonders in der Zeit der hormonellen Umstellung fühlen sich Frauen leistungsschwach und energielos. Die Maca Wurzel gilt als Powerknolle, welche die allgemeine Belastbarkeit erhöhen und mit Kraft und Ausdauer versorgen soll.
Schon vor 2000 Jahren wurde das Wundermittel in den peruanischen Anden angebaut und als stärkendes Lebensmittel geschätzt. Das Superfood der südamerikanischen Inka kommt in der Naturheilkunde bei Potenz- und Libidoschwäche zur Verwendung und wird auch bei Wechseljahresbeschwerden eingesetzt.
Das International Journal of Biomedical Science veröffentlichte 2005 eine klinische placebokontrollierte Studie, die mit 20 Frauen über einen Zeitraum von neun Monaten durchgeführt worden ist ( 4 ).
Zu Beginn der Studie wurde der Hormonspiegel der Frauen im Blut ermittelt. Eine weitere Hormonspiegelbestimmung erfolgte nach einem Monat, in dem die Teilnehmerinnen ein Placebo-Präparat eingenommen hatten. Nach zwei bis acht Monaten erfolgte die Einnahme von 2 g Macawurzelpulver in Form von zwei Kapseln à 500 mg zweimal täglich. Auch hier wurde der Hormonspiegel der Frauen im Blut bestimmt.
Im Vergleich zu den Placebo-Präparaten wurde bei der Einnahme des Macapulvers eine signifikante Veränderung des Hormonhaushalts festgestellt und trug zur Verbesserung des Wohlbefindens während des Klimakteriums bei.
Muskatellersalbei
Eine Studie von De Leo et al. (1998) in "Minerva Ginecologica" zeigte, dass Muskatellersalbei wirksam gegen klimakterische Beschwerden wie Hitzewallungen und nächtliches Schwitzen ist ( 10 )
Wild Yam für starke Knochen
Wild Yam ist eine Wurzel, die von den Ureinwohnern Mittel- und Nordamerikas schon seit vielen Jahrhunderten insbesondere bei Frauenbeschwerden eingesetzt wird. Wild Yam enthält einen Wirkstoff (Diosgenin), der sogar als Vorläufer mancher Antibabypillen gilt, da man aus ihm das Hormon Progesteron herstellen kann.
In den Wechseljahren könnte Wild Yam aus zwei Gründen eine sanfte Lösung sein. Erstens zeigt die Pflanze eine knochenstärkende Wirkung - sie erhöht die Knochenaktivität und hemmt daher den Knochenabbau - was in Sachen Osteoporose-Prävention genutzt werden könnte; zweitens wirkt Wild Yam einer Östrogendominanz entgehen, die auch in den Wechseljahren an den typischen Symptomen beteiligt sein kann, da meist der Progesteronspiegel viel früher sinkt als der Östrogenspiegel und es daher zu einem relativen Östrogenüberhang kommen kann ( 5 ). Hier finden Sie nähere Informationen zu Wild Yam und seiner Anwendung.
Fenchel hilft bei Beschwerden in den Wechseljahren
Extrakte aus dem Samen des Fenchels können ebenfalls bei Beschwerden im Klimakterium eingesetzt werden. In einer Studie stellten sich erste Verbesserungen schon nach zweiwöchiger Einnahme entsprechender Kapseln ein. Details dazu lesen Sie in unserem Artikel mit dem Titel Fenchel hilft in den Wechseljahren.
Pflanzliche Mittel in den Wechseljahren
Auch wenn pflanzliche Arzneimittel im Vergleich zu synthetisch hergestellten Medikamenten nebenwirkungsärmer sind, sollten diese natürlich dennoch nicht willkürlich eingenommen werden. Denn auch hier können Überdosierungen oder Wechselwirkungen mit anderen Präparaten auftreten. Aus diesem Grund sollte auch eine pflanzliche Behandlungsmethode bei Beschwerden der Wechseljahre stets mit einem ganzheitlich orientierten Arzt oder einem naturheilkundlich versierten Therapeuten besprochen werden.