Radieschen: Die Blätter sind essbar und nahrhaft
Seinen Namen verdankt das Radieschen dem lateinischen Wort radix, was Wurzel bedeutet. Zwar wächst das beliebte Gemüse unter der Erde. Doch handelt es sich nicht wirklich um eine Wurzel, sondern um eine rund vier Zentimeter dicke sog. Speicherknolle, woran erst dann die dünne Wurzel anschliesst. Leider wird diese – genau wie die grünen Blätter – meist weggeworfen, obgleich sie ebenfalls essbar und gesund ist.
Sowohl das Radieschen (Raphanus sativus var. sativus) als auch die Speiserettiche wie etwa der Weisse Bierrettich gehören der Gattung der Rettiche an (1), es handelt sich um Varietäten des Garten-Rettichs. Rettiche weisen in Bezug auf ihren Geschmack und ihre Inhaltsstoffe viele Gemeinsamkeiten auf und gehören wie auch Brokkoli, Rosenkohl und Co. zur Familie der Kreuzblütengewächse..
Die Radieschen-Sorten
Rettiche fanden schon vor tausenden von Jahren als Lebensmittel und Heilpflanzen Erwähnung. Sie haben mitunter eine antibiotische, galletreibende und schleimlösende Wirkung und werden in der traditionellen Heilkunde noch immer bei Husten, Appetitlosigkeit, Verdauungsbeschwerden sowie Leber-und Gallenleiden eingesetzt.
Quellen zufolge konnte sich das Radies in Europa erst im 16. Jahrhundert – von Frankreich ausgehend – etablieren. Einst wurden graue und gelb-braune Sorten in verschiedensten Formen kultiviert, die durch das attraktive rote und kugelige Radieschen bald in den Schatten gestellt wurden.
Ob oval, zylindrisch oder gestreckt: Inzwischen finden auch wieder anders geformte und gefärbte Radieschen grossen Anklang. So stehen neben den populären roten auch weisse, rosa, violette, gelbe und braune und sogar zweifarbige Sorten im Angebot. Zu den Besonderheiten zählen die kegelförmige weisse Sorte Eiszapfen, die an kleine Bierrettiche erinnert und gern gekocht gegessen wird, oder die zylindrische rot-weisse Sorte Duett.
Die Nährstoffe
Frische Radieschen bestehen zu 94 Prozent aus Wasser und sind mit ihren 15 kcal pro 100 Gramm ein sehr kalorienarmer Snack. In dem knackigen Gemüse stecken überdies:
- 1,0 g Eiweiss
- 0,1 g Fett
- 2,0 g Kohlenhydrate (resorbierbar)
- 2,0 g Ballaststoffe
Hierbei ist hervorzuheben, dass Radieschen kaum Kohlenhydrate enthalten und sich die Hälfte davon aus Ballaststoffen zusammensetzt. Diese beeinflussen die Verdauung auf positive Weise, sorgen für ein langes Sättigungsgefühl und wirken Heisshungerattacken entgegen. Das knackigen Radies eignet sich somit wunderbar, um anstelle von Chips und Co. einen schönen Fernsehabend zu verschärfen.
Die Vitamine und Mineralstoffe
Auf die Vitalstoffe bezogen brilliert das Radies durch seine Vielfalt. Es enthält insgesamt mehr als 20 Vitamine und Mineralstoffe. In 100 Gramm stecken u. a. die folgenden Werte, wobei die RDA ( Recommended Daily Allowance – Tagesbedarf) immer den Anteil vom Tagesbedarf angibt:
- 50 µg Vitamin K (71.4 Prozent der RDA): Ist wichtig für die Knochenbildung, die Gesundheit der Blutgefässe und die Blutgerinnung.
- 30 mg Vitamin C (30 Prozent der RDA): Das Antioxidans stärkt das Immunsystem und hat eine vorbeugende Wirkung gegen diverse Krankheiten wie z. B. Krebs.
- 24 µg Vitamin B9 (6 Prozent der RDA): Wird auch als Folsäure bezeichnet und ist an der Produktion der Glückshormone Serotonin, Noradrenalin und Dopamin beteiligt, ferner an der Gesundheit der Blutgefässe und sorgt für eine gesunde Embryonalentwicklung.
- 1,5 mg Eisen (12 Prozent der RDA): Das Spurenelement ist zellbildend und essentiell für den Sauerstofftransport durch die roten Blutkörperchen.
- 255 mg Kalium (6,4 Prozent der RDA): Spielt eine wichtige Rolle für den Elektrolythaushalt der Zellen und stärkt das Nervensystem, die Muskelfasern und das Herz.
- 53 µg Kupfer (4,2 Prozent der RDA): Unterstützt die Eisenaufnahme, wirkt entzündungshemmend und wird in der Therapie von rheumatischen Erkrankungen eingesetzt.
Senföle in Radieschen wirken antibiotisch und entgiftend
Der Volksmund weiss: Was scharf schmeckt, ist gesund. Diese alte Weisheit trifft auch auf das Radies zu. Für den pfeffrigen Geschmack sind die Senföle zuständig. Diese entstehen, wenn in das knackige Gemüse hineingebissen oder es auf anderem Wege zerkleinert wird. Denn dann kommen die im Radies enthaltenen Senfölglycoside mit dem ebenfalls dort vorhandenen Enzym Myrosinase in Kontakt. Erst jetzt wird das Radies scharf. Von den Senfölen des Radieschens ist insbesondere der Stoff Allylisothiocyanat (AITC) hervorzuheben, der aus dem Senfölglycosid Sinigrin gebildet wird.
Diverse Studien wie z. B. jene am Roswell Park Cancer Institute in New York haben gezeigt, dass AITC antibiotisch wirkt, den Menschen vor Krankheitserregern wie Bakterien und Pilzen sowie vor Entzündungen schützt (16) und in puncto Tumoren wie Blasenkrebs eine vorbeugende Wirkung hat (4). Interessant ist ausserdem, dass die Bioverfügbarkeit von AITC im Vergleich zu anderen Senfölen extrem hoch ist und bei sagenhaften 90 Prozent liegt.
Das Senföl Sulforaphan – das auch in Brokkoli, Blumenkohl & Co enthalten ist – wirkt hingegen stark antioxidativ und kann den Magengeschwür-Verursacher Helicobacter pylori unschädlich machen (8). Zudem ist dieses Senföl in der Lage, Krebszellen abzutöten und den Körper vor Giftstoffen zu schützen (5). Laut einer Studie an der University of Arkansas for Medical Sciences ist Sulforaphan sogar in der Lage, die im Krebs-Medikament Doxorubicin enthaltenen Toxine unschädlich zu machen, die andernfalls den Herzmuskel angreifen würden (6).
Rote Farbstoffe fördern die Gesundheit
Im Radies stecken wie in jedem anderen Kreuzblütengewächs nicht nur einige wenige Senfölglycoside, sondern viele verschiedene und dazu zahlreiche weitere sekundäre Pflanzenstoffe (11). Sie alle wirken gemeinsam viel stärker, als dies im Alleingang möglich wäre. Dazu gehören ganz besondere natürliche Farbstoffe, die dem roten Radies seine auffallende Farbe verleihen.
Forscher von der Universiti Putra Malaysia haben diese sogenannten Anthocyane im Jahr 2017 ganz genau unter die Lupe genommen und dabei festgestellt, dass sie antioxidative and antimikrobielle Eigenschaften haben (9), den Augen zugutekommen, die neurologische Gesundheit fördern, Entzündungen entgegenwirken und infolgedessen vor zahlreichen Leiden wie Übergewicht, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs schützen können. Wir empfehlen Ihnen hierzu den Artikel: Anthocyane schützen vor Krankheiten.
Geringeres Diabetes-Risiko
Auch Diabetiker profitieren von einem verstärkten Radieschen-Verzehr (12). So unterdrückt z. B. Sulforaphan laut neuesten Erkenntnissen eine erhöhte Zuckerproduktion in den Leberzellen und verbessert die Glukosetoleranz, was bedeutet, dass der Körper auf Kohlenhydratverzehr nicht mehr so stark mit Blutzuckerschwankungen reagiert und den Zucker besser verarbeiten kann.
Laut einer Übersichtsstudie an der Jordan University of Science and Technology kann die antidiabetische Wirkung des Radieschens auf verschiedene Wirkmechanismen zurückgeführt werden: Die enthaltenen Antioxidantien erhöhen zunächst die körpereigenen Abwehrmechanismen (2) und reduzieren den oxidativen Stress (3). Beide Auswirkungen mindern das Diabetesrisiko.
Darüber hinaus wird der Blutzuckerspiegel reguliert, indem die Glukoseaufnahme in die Zelle gefördert und gleichzeitig die Glukoseresorption im Darm gesenkt wird (10).
Es ist nun natürlich nicht so, dass Diabetiker allein durch das Essen von Radieschen ihr Leiden ablegen können. Nichtsdestotrotz ist sich die Wissenschaft längst einig, dass die Krankheit bei vielen Betroffenen durch ausreichend Bewegung, Gewichtskontrolle und eine ausgewogene Ernährung vermieden und auch geheilt werden kann. Dabei wird Kreuzblütengewächsen wie dem Radies ein ganz besonderes präventives Potenzial zugesprochen (7), was durch eine Studie am The Affiliated Hospital of Qingdao University im Jahr 2016 auch bestätigt werden konnte.
Wann hat das Radieschen Saison?
Radieschen werden weltweit angeboten und sind im deutschsprachigen Raum das ganze Jahr über erhältlich. Aus einheimischen Betrieben werden sie von März bis Oktober angeboten. Während die kleinen roten Knollen im Frühling und Sommer aus dem Freilandanbau stammen, werden sie im Herbst und Winter in Gewächshäusern kultiviert. Der Gehalt an Senfölglycosiden ist bei Freiland-Radies in jedem Fall höher, so dass diese meist auch schärfer schmecken.
Allerdings reicht der heimische Anbau nicht aus, um die Nachfrage zu decken. Importradieschen kommen daher vor allem aus den Niederlanden, aber auch aus Frankreich, Italien, Ungarn, Israel und sogar aus Florida. Wenn Sie auf regionale Radies setzen, unterstützen Sie die Bauern aus Ihrer Region und leisten in puncto Öko-Bilanz einen wichtigen Beitrag.
Worauf beim Kauf achten?
Beim Einkauf sollten Sie darauf achten, dass sich die Radieschen fest anfühlen, eine leuchtende Farbe haben und keine Flecken aufweisen. Die Blätter sollten grün (nicht gelb) sein und nicht schlapp herunterhängen. Darüber hinaus sollten Sie auf Bio-Radies setzen, da diese mehr bioaktive Substanzen enthalten und viele weitere Vorteile bieten:
Bio-Radieschen sind gesünder
Wurzelgemüse ist zwar grundsätzlich rückstandsärmer als Blatt- und Fruchtgemüse, da der essbare Teil unter der Erde den Pestiziden nicht so unmittelbar ausgesetzt ist, dennoch werden auch hier immer wieder Rückstände gemessen. Ganz besonders dann, wenn Sie auch die Blätter geniessen möchten, sollten Sie Bio-Radieschen wählen. Laut dem Bundesamt für Verbraucherschutz zählten die konventionell angebauten Radieschen (14) schon im Jahr 2015 zu den Erzeugnissen mit den meisten Beanstandungen.
Im Jahr 2016 haben Analysen am Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart ergeben, dass 13 der 14 Radieschen-Proben aus konventionellem Anbau aus dem In- und Ausland mit Rückständen belastet waren, wovon 11 Proben Mehrfachrückstände aufwiesen. Bei 3 Proben wurde sogar die Höchstmenge überschritten. Entdeckt wurden Chlorate (15), die im Lauf der Zeit zu einer Hemmung der Jodaufnahme führen können, und das höchstwahrscheinlich krebserregende Herbizid Chlorthal-dimethyl (13), das im deutschsprachigen Raum gar nicht mehr zugelassen ist.
In Bio-Radieschen stecken überdies deutlich weniger Nitrate, die ganz natürlich in Böden vorkommen und von den Pflanzen als Nährstoffe verwertet werden. Problematisch ist aber, dass die Böden in der konventionellen Landwirtschaft überdüngt werden und der Nitratgehalt dadurch oft zu hoch ist. Dies kann – insbesondere bei Kindern – zu gesundheitlichen Problemen führen, da Nitrate im Körper zu toxischen Nitriten und schliesslich zu Nitrosaminen umgewandelt werden, die wiederum als krebserregend gelten.
Radies und Radies-Sprossen: Am besten selber ernten
Wenn Sie über einen Garten oder einen Balkon verfügen, können Sie von Mai bis in den Oktober hinein Ihre eigenen Radieschen essen. Die Pflanzen können ohne grossen Aufwand gezogen werden, wichtig sind ein heller, halbschattiger Standort und ein konstanter Feuchtigkeitsgrad. Ein einziger Balkonkasten mit einer Grösse von etwa 100 x 20 Zentimetern reicht schon aus, um etwa 40 Radieschen zu ernten.
Ausserdem können Sie zuhause die besonders gesunden Radieschensprossen ziehen. Sie zeichnen sich zum Teil durch einen noch höheren Nährstoffgehalt aus als die Speicherknolle selbst. So stecken in den winzigen Pflänzchen z. B. 3-mal so viel Eiweiss und etwa doppelt so viel Vitamin C und Eisen. Beim Kauf der Samen sollten Sie darauf achten, dass diese auch für die Sprossenzucht geeignet sind.
Weichen Sie die Samen für etwa 12 Stunden in kaltem Wasser ein. Anschliessend werden die angehenden Keimlinge in ein Keimgerät gegeben und mindestens 2-mal täglich gewässert und gespült. Wichtig ist, dass das Wasser gut ablaufen kann, denn die Samen dürfen nicht im Wasser liegen. Schon nach drei bis fünf Tagen können Sie – nach gründlichem Waschen – Ihre Sprossen geniessen.
In den ersten Tagen des Keimens können die Samen feine Faserwurzeln ausbilden, die aufgrund ihres pelzig-flaumigen Aussehens mit Schimmel verwechselt werden können. Der Geruchstest hilft: Wenn die Keimlinge frisch und nicht muffig riechen, ist alles in bester Ordnung. Weiterführende Infos finden Sie unter: Sprossen selbst ziehen.
* Hier finden Sie ein elektrisches Keimgerät
Da das Radies kein Lagergemüse ist, ist die Haltbarkeit begrenzt. Sie können das Gemüse aber problemlos für mindestens eine Woche in einer Plastiktüte im Gemüsefach Ihres Kühlschranks aufbewahren. Oder Sie umwickeln die Radieschen mit einem feuchten Tuch und legen sie in ein abgedecktes Glasgefäß. Da die Blätter der kleinen Knolle Feuchtigkeit entziehen und es schrumpelig werden lassen, sollten Sie diese zuvor mit einem scharfen Messer entfernen und gleich weiterverarbeiten oder separat lagern (nicht länger als 1 – 2 Tage).
Am besten ist es, die Radieschen so schnell wie möglich zu verbrauchen, da die geschmacksgebenden Senföle mit zunehmender Lagerung abgebaut werden und das Gemüse darum zunehmend fader schmeckt.
Radieschen: Würzige Schärfe in der Küche
Gegenüber anderen Kreuzblütengewächsen hat das Radies den Vorteil, dass es von den meisten Menschen am liebsten roh gegessen wird. Auf diese Weise kann in Bezug auf die wertvollen Inhaltsstoffe aus dem Vollen geschöpft werden. Rohe Radieschen sind aufgrund ihrer pfeffrigen Note eine ideale Salatzutat, schmecken aber auch hervorragend auf einer Scheibe Vollkornbrot.
Hier finden Sie Rezepte mit Radieschen.
Gehackte Radieschen, Zwiebeln und Schnittlauch sind vermischt mit gekochten jungen Kartoffeln ein sehr leichtes und köstliches Sommergericht. Das Wurzelgemüse lässt sich aber auch prima zu aromatischen Suppen oder einem scharfen Pesto verarbeiten.
Überdies schmeckt das Radies wunderbar, wenn Sie es im Wok in ein wenig Olivenöl kurz abraten. Es harmoniert sehr gut mit süssen Früchten wie Äpfeln, Mangos oder Weintrauben. Gerade in der asiatischen Küche ist es üblich, Scharfes und Süsses gekonnt miteinander zu verbinden.
Die frischen, würzigen Radieschenblätter können Sie im Salat oder in anderen Gerichten genau wie Kräuter verwenden. Besonders lecker schmecken sie, wenn sie wie Spinat zubereitet werden oder als Zutat in grünen Smoothies, Suppen und Saucen.
Update: Wir haben eine weitere Studie (16) hinzugefügt