Die Diagnose eines Calciummangels
Calcium ist nahezu der bekannteste und wohl auch der am häufigsten supplementierte Mineralstoff. Da man Calcium insbesondere mit der Knochen- und Zahngesundheit in Verbindung bringt, interessiert es sehr viele Menschen, wie es um ihren Calciumhaushalt bestellt ist.
Während ein Eisenmangel sehr häufig überprüft und diagnostiziert wird, ist das bei Calcium nicht der Fall. Das liegt ganz einfach daran, dass man für den Eisenhaushalt einschlägige Werte und Messungen kennt, während sich die Calciumversorgung lange Zeit nicht so einfach überprüfen und messen liess. Gerade Ärzte sind immer etwas überfordert, wenn man sich erkundigt, wie die Diagnose eines Calciummangels gestellt wird bzw. welche Untersuchungen dazu nötig sind.
In unserem Calcium-Haupttext Calcium: Symptome und Ursachen eines Calciummangels erfahren Sie alles über:
- die Aufgaben und Funktionen von Calcium
- die Symptome eines Calciummangels
- die Ursachen eines Calciummangels
- den Calciumbedarf
- wie ein Calciummangel behoben werden kann (mit der Ernährung und bestimmten Nahrungsergänzungsmitteln)
Calciummangel mit einer Nagel- oder Haaranalyse feststellen
Eine einfache Methode, erste Hinweise auf einen chronischen Calciummangel zu erhalten, kann eine Nagel- oder Haaranalyse darstellen. Dazu schneiden Sie sich nur ein wenig Haar am Haaransatz ab oder einige Fingernägel und senden diese an das entsprechende Labor. Nach wenigen Tagen erhalten Sie das Ergebnis per E-Mail.
* Mit diesem Mineral-Check (Basic) beispielsweise werden 4 Mineralstoffe überprüft (Calcium, Magnesium, Kalium und Natrium).
* Mit diesem Mineral-Check können Sie fast alle Mineralstoffe und Spurenelemente überprüfen lassen.
Beachten Sie jedoch die im folgenden Link erklärten Besonderheiten bei der Auswertung Ihrer Ergebnisse, denn auch ein Überschuss an Calcium im Haar kann auf einen Mangel hinweisen. Details erklären wir hier: Mineralstoffmangel feststellen
Calcium im Serum sagt nichts über den Versorgungsstatus aus
Beim Arzt wird gelegentlich der Calciumwert im Blutserum oder im Urin (24-h-Sammelurin) bestimmt. Allerdings nie, um dem Patienten anschliessend mitzuteilen, ob er mit ausreichend Calcium versorgt ist oder ob er einen Calciummangel hat. Denn der Calciumwert im Blut sagt so gut wie nichts über den Zustand der Calciumversorgung des jeweiligen Menschen aus. Der Körper achtet darauf, dass im Blut immer mehr oder weniger 1 Prozent des Körpercalciums enthalten ist. Der Rest ist in den Knochen verstaut.
Kommt mit der Nahrung viel Calcium ins Blut, wird der Calciumüberschuss sofort in die Knochen geleitet oder mit dem Stuhl und dem Urin wieder ausgeschieden. Sinkt der Calciumspiegel im Blut, wird das benötigte Calcium wieder umgehend aus den Knochen mobilisiert.
Funktioniert dieser Regelkreis nicht mehr richtig und steigt oder sinkt nun der Calciumwert im Blut dauerhaft, ist dies meist ein Zeichen für eine Krankheit, die der Arzt mit seiner Untersuchung dann auch ausschliessen oder bestätigen möchte (Schilddrüsen-, Nebenschilddrüsen-, Lebererkrankungen, Krebs u. a.). Auch manche schädlichen Einflüsse von aussen können den Calciumwert ungünstig verändern (z. B. Vitamin-D-Überdosierung oder Vitamin-D-Mangel, Nebenwirkungen von Abführmitteln oder anderen Medikamenten).
Wer aber einfach nur wissen möchte, ob er gut mit Calcium versorgt ist, z. B. um bis ins hohe Alter gesunde und starke Knochen zu haben, kommt mit den Calcium-Blutwerten nicht weit. Im Gegenteil, die Calciumwerte im Blut können selbst bei einer ausgeprägten Osteoporose noch vollkommen in Ordnung sein.
Calcium im Vollblut
Während die Schulmedizin Werte meist im Serum (Blut ohne Blutzellen) bestimmt, führen Orthomolekularmediziner oder ganzheitlich orientierte Mediziner Vitalstoffanalysen häufig im Vollblut (Blut mit Serum und Blutzellen) durch. Das bedeutet, dass auch die jeweiligen Vitalstoffanteile in den Blutzellen bestimmt werden, woraus man oft auf die entsprechende Versorgung im Gewebe schliessen kann.
In Bezug auf das Calcium nützt jedoch auch das nichts, denn Calcium ist sowieso nur zu etwa 10 Prozent in den Blutzellen enthalten und zu 90 Prozent im Serum.
Calcium im Serum und im Vollblut
Ganzheitlich tätige Therapeuten bestimmen oft sowohl die Mineralstoffwerte im Serum als auch jene im Vollblut. Dann nämlich lassen sich Störungen im Zellstoffwechsel besser erkennen. Würde – am Beispiel des Calciums – der Wert in der Zelle (Vollblut) steigen, wäre dies ein Zeichen für einen Energiemangel der Zelle, was Gärprozesse fördern würde und auf eine Krebsvorstufe hinweisen könnte. Zur Diagnose eines Calciummangels aber nützt weder der eine noch der andere Wert sonderlich.
Calcium über die Knochendichtemessung bestimmen?
So bliebe also im Grunde nur noch die Knochendichtemessung. Von den Kassen wird sie nur bezahlt, wenn der Arzt einen konkreten Osteoporose-Verdacht hegt (früher sogar erst nach einem Knochenbruch) und er eine Genehmigung der zuständigen kassenärztlichen Vereinigung besitzt, um die Knochendichtemessung auf Chipkarte anbieten zu können. Hat er diese Genehmigung nicht, muss er den Patienten an einen Kollegen verweisen, der über diese Genehmigung verfügt.
Will man jedoch rein interessehalber die Qualität seiner Calciumversorgung über den Zustand der Knochendichte herausfinden, dann ist die Knochendichtemessung natürlich eine Eigenleistung und kostet 50 bis 60 Euro plus Praxisgebühren.
Doch auch der Sinn der Knochendichtemessung ist insbesondere bei jüngeren Menschen fragwürdig. Denn ein Calciummangel müsste schon sehr extrem sein, damit im jungen und mittleren Alter die Knochendichte messbar abnimmt.
Calciumgehalt der Knochen ist kein guter Marker für die Knochengesundheit
Dazu kommt, dass eine gute Knochendichte zwar den Calciumgehalt des Knochens widerspiegelt, aber noch lange nichts über die tatsächliche Knochengesundheit aussagt. Denn bei Osteoporose steigt das Bruchrisiko insbesondere deshalb, weil sich die bindegewebigen Strukturen des Knochens zurückbilden und er so seine Elastizität verliert. Die Zufuhr von Calcium kann diesen Bindegewebeabbau jedoch nicht beeinflussen. Dies gelingt eher durch Bewegung und einer guten Magnesium- und Siliciumversorgung, wobei letzteres nur in der Naturheilkunde empfohlen wird und nicht als evidenzbasierte Massnahme zur Stärkung der Knochen gilt.
Bewegung wird häufig unterschätzt. Lieber schluckt man Kapseln. Doch ohne Bewegung kann auch das Calcium aus der Nahrung oder aus Calciumpräparaten nicht in den Knochen eingebaut werden. Die Knochenbildung und damit auch der Calciumeinbau gelingt erst durch Bewegungsreize. Gesunde Knochen brauchen daher deutlich mehr als Calcium, wie wir bereits hier beschrieben haben: Knochengesundheit verbessern
Calciummangel: Die Selbstdiagnose
Zur Einschätzung der Calciumversorgung können Sie auch zunächst die eigene Lebens- und Ernährungsweise überprüfen. Diese gibt oft sehr schnell darüber Aufschluss, wie es um die persönliche Calciumversorgung bestellt ist. Beantworten Sie dazu die folgenden Fragen:
1. Wie viel Calcium liefert Ihre Nahrung?
Betrachten Sie Ihre Ernährung eines oder mehrerer Tage und addieren den ungefähren Calcium-Gehalt Ihrer täglichen Mahlzeiten mit Hilfe von Nährwerttabellen, die Sie überall im Internet finden (z. B. www.naehrwertrechner.de). Auf diese Weise erfahren Sie schnell, wie viel Calcium Sie durchschnittlich pro Tag mit der Nahrung zu sich nehmen und können Ihre Calciumaufnahme mit der Calcium-Einnahmeempfehlung von 1000 bis 1200 mg pro Tag vergleichen.
2. Achten Sie auf Faktoren, die die Calciumaufnahme aus der Nahrung fördern?
Achten Sie bei der Zusammenstellung Ihrer Ernährung auf Faktoren, die die Calciumaufnahme fördern bzw. meiden Sie Faktoren, die Ihre Calciumversorgung verschlechtern könnten? (Beispiel: Früchte fördern die Calciumaufnahme, zu viel Salz sowie Kaffee und schwarzer Tee verschlechtern die Calciumbilanz). Weitere Faktoren beschreiben wir hier: Calcium richtig einnehmen
3. Nehmen Sie Medikamente, die zu Calciumverschleiss führen?
Etliche Medikamente hemmen die Calciumresorption, erhöhen den Calciumbedarf oder fördern eine zu hohe Calciumausscheidung über den Urin. Zu diesen Medikamenten gehören die folgenden:
- Antazida (zur Magensäurebindung, z. B. Rennie u. ä.)
- Manche Immunsuppressiva
- Säureblocker (Protonenpumpenhemmer, z. B. Omeprazol, Pantoprazol u. ä.)
- Medikamente gegen Epilepsie
- Cortisonpräparate
- Abführmittel
- Schilddrüsenhormone
- Diuretika (zur Entwässerung)
Wenn Sie also eines oder mehrere dieser Medikamente einnehmen müssen, halten Sie Ausschau nach verträglicheren Alternativen bzw. besprechen Sie mit Ihrem Arzt eine Nahrungsergänzung mit Calcium.
Überprüfen Sie auch andere Medikamente, die Sie einnehmen auf eine mögliche Wechselwirkung mit dem Calciumstoffwechsel. Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker danach, wenn das Internet oder die Packungsbeilage dazu keine Informationen enthalten.
4. Haben Sie Gesundheitsbeschwerden, die einen Calciummangel begünstigen?
Magenprobleme, chronische Darmerkrankungen, Diabetes oder Nierenfunktionsstörungen können einen Calciummangel begünstigen und sind meist gute Gründe, Calcium über eine Nahrungsergänzung einzunehmen. Bei Nierenkrankheiten besprechen Sie eine Mineralstoffeinnahme aber mit Ihrem Arzt.
5. Haben Sie ein gesundes Verdauungssystem
Auch der Zustand des Verdauungssystems beeinflusst die Mineralstoffversorgung. Leiden Sie an Nahrungsmittelunverträglichkeiten? An Verdauungsunregelmässigkeiten? Magenbeschwerden? Chronischem Durchfall? Dann ist die Gefahr gross, dass Ihr Darm nicht alle Nähr- und Vitalstoffe in vollem Umfang resorbieren kann, ganz gleich wie viel Sie davon zu sich nehmen.
Zur Sanierung Ihres Verdauungssystems können Ihnen die folgenden ganzheitlichen Massnahmen helfen:
- Ernähren Sie sich gesund, am besten mit einer basenüberschüssigen Ernährung. Hier finden Sie die 25 Regeln einer gesunden Ernährung.
- Führen Sie ganzheitliche Massnahmen für Ihren Magen durch ( Die 20 besten Tipps bei Magenbeschwerden )
- Denken Sie an den Aufbau Ihrer Darmflora. (Je gesünder die Darmflora, desto gesünder Ihre Darmschleimhaut und desto besser die Resorption von Calcium bzw. von allen Nähr- und Mineralstoffen).
- Bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten werden die spezifischen Massnahmen je nach Art der Unverträglichkeit ausgewählt. Weitere Informationen finden Sie bei den einzelnen Unverträglichkeiten: Fructoseintoleranz, Laktoseintoleranz, Histaminintoleranz
6. Bewegen Sie sich genug?
Im Hinblick auf die Knochengesundheit nützt Calcium nur etwas, wenn man zusätzlich für ausreichend Bewegung sorgt. Denn erst Bewegung übt auf die Knochenzellen die für den Knochenaufbau und für den Calciumeinbau erforderlichen Reize aus.
Ideal ist hier Krafttraining, da dieses für die nötige intensive Belastung der Knochen sorgt, die dann zur Aktivierung der Knochenzellen führt. Selbstverständlich können Sie das Krafttraining mit Ausdauertraining kombinieren, um auf diese Weise nicht nur an Ihre Knochen, sondern auch an Ihr Herz-Kreislauf-System zu denken.
7. Nehmen Sie genügend Vitalstoffe zu sich?
Überprüfen Sie Ihre Magnesium-, Vitamin-D- und Vitamin-K-Versorgung, denn nur mit ausreichend Magnesium kann Vitamin D aktiviert werden, nur mit ausreichend Vitamin D kann das Calcium aus der Nahrung über die Darmschleimhaut ins Blut aufgenommen werden und nur mit genügend Vitamin K kann das Calcium im Organismus auch ordnungsgemäss verteilt werden (in die Knochen und nicht in die Blutgefässe oder andere Weichteilgewebe).
Das empfohlene Kombi-Präparat enthält eine Standard-Vitamin-D-Dosis (1000 IE), die für manche Menschen zu niedrig sein kann. Damit Sie die für Sie passende Vitamin-D-Dosis in Erfahrung bringen, sollten Sie vor einer höher dosierten Vitamin-D-Einnahme immer erst Ihren aktuellen Vitamin-D-Spiegel bestimmen lassen und dann das Vitamin je nach Bedarf einnehmen. Wie das geht, lesen Sie hier: Vitamin D – Die richtige Einnahme
Denn eine dauerhafte Überdosierung mit hochdosierten Vitamin-D-Präparaten (wie es heute gelegentlich empfohlen oder gehandhabt wird täglich mehrere 10.000 IE) kann in Verbindung mit einer hohen Calciumversorgung dazu führen, dass zu viel Calcium aufgenommen und es zu einer Hyperkalzämie (Calziumüberschuss) kommt, die vermieden werden sollte. Mit den genannten 1000 IE Vitamin D pro Tag ist eine Überdosierung jedoch nicht erzielbar.
Vitamin-D-Test selbst durchführen
Um Ihren Vitamin-D-Spiegel zu messen, ist es überdies nicht einmal erforderlich, zum Arzt zu gehen. Sie können sich online einen * Vitamin-D-Bluttest bestellen (knapp 30 Euro) und erfahren in wenigen Tagen Ihren aktuellen Vitamin-D-Status. Die Blutabnahme erfolgt ganz einfach am Finger und kann von jedem selbst durchgeführt werden. Allerdings sollten Sie in der Lage sein, entsprechend stark in den Finger zu stechen. Denn wenn nicht genügend Blut entnommen werden kann oder der Finger zu stark gequetscht werden muss, damit Blut herauskommt, kann der Test nicht zu aussagekräftigen Ergebnissen führen.
8. Sind Sie krank und Ihr Calciumbedarf ist gerade höher als sonst?
Ist Ihr Calciumbedarf vielleicht derzeit so hoch, dass Sie ihn kurzfristig allein über die Ernährung nicht decken können (z. B. bei calciumarmer Ernährung, bei entsprechenden Erkrankungen, bei einer Übersäuerung)? Wenn ja, ist eine kurweise Nahrungsergänzung mit Calcium sinnvoll (z. B. 4 bis 12 Wochen lang bzw. so lange, bis es Ihnen wieder besser geht).
Diagnose Calciummangel: Die richtige Calciumversorgung
Anhand Ihrer Antworten und vielleicht auch anhand Ihres Testergebnisses aus dem oben genannten Mineral-Check können Sie nun einschätzen, ob Sie einen Calciummangel haben oder nicht. Sollten Sie sich mit den obigen Fragen überfordert fühlen, hilft Ihnen sicher Ihr Arzt, Heilpraktiker oder ganzheitlicher Ernährungsberater weiter.
Sollte sich ein Calciummangel ergeben und Sie ein Calciumpräparat benötigen, finden Sie hier weitere Informationen zur Wahl des für Sie richtigen Calciumpräparates: Calcium kaufen – Die besten Calciumquellen
Hier finden Sie Hinweise, wie Sie Ihre pflanzenbasierte Ernährung mit mehr Calcium ausstatten können: Calciumbedarf decken ohne Milch