Pastinaken: ein herbstliches Wurzelgemüse
Pastinaken zählen zum typischen Herbst- und Wintergemüse. Sie können vom Herbst bis ins Frühjahr (Oktober bis Mitte März) geerntet und gekauft werden. Hier finden Sie unseren kostenlosen Saisonkalender zum ausdrucken. Gegessen wird die Wurzel, die optisch an eine dicke weiße Karotte erinnert.
Schon die alten Römer waren von dem Wurzelgemüse – auch bekannt als Pastenak, Moorwurzel, Hirschmöhre oder Hammelkarotte – hellauf begeistert. Im Mittelalter war es eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel. Sogar als Süßungsmittel wurden die weißen Wurzeln verwendet, als es noch keinen Rohr- oder Rübenzucker gab.
Im 18. Jahrhundert wurden die Pastinaken insbesondere in den mitteleuropäischen Ländern von der Kartoffel und der Karotte abgelöst und geriet schließlich fast ganz in Vergessenheit.
Bio-Bauern, die ihr Augenmerk auf vergessene Gemüsesorten legten, sorgten gemeinsam mit der Naturkost- und Vollwertbewegung in den letzten Jahrzehnten für ein Comeback der Moorwurzel. Und das zu Recht!
Denn sie schmeckt nicht nur besonders lecker, sondern ist auch sehr gesund, leicht bekömmlich und kann sogar als Heilmittel genutzt werden. Heute hat das Wurzelgemüse daher wieder einen festen Platz in der Küche.
Rezepte
In unserer Rezepte-Rubrik und in unserem ZDG-Kochstudio bei YouTube haben wir für Sie viele leckere Rezepte mit Pastinaken vorbereitet – ob Suppe, Ragout, Püree oder Pommes. Alle Rezepte sind vegan, vollwertig und basenüberschüssig – und sie gelingen garantiert, da sie von Profiköchen entwickelt und perfektioniert wurden.
Was bedeutet das Wort "Pastinaken"
Es gibt mehrere Erklärungen, was der Begriff ursprünglich bedeutet. Einerseits könnte die "Pastinaca" vom lateinischen Wort "pastino" abgeleitet worden sein, was "Vorbereitung des Bodens für die Anpflanzung der Rebe" bedeutet, vielleicht weil die dicke und lange Wurzel den Boden lockern konnte.
Andererseits könnte der Begriff aber auch von "pastus" stammen, was nichts anderes als "Nahrung" heißt.
Von der Wildform zum Kulturgemüse
Optisch sehen Pastinaken der Petersilienwurzel oder einer hellen Karotte sehr ähnlich. Alle drei zählen zum Wurzelgemüse und gehören – wie auch der Sellerie, die Petersilie, der Dill und der Fenchel – zur Familie der Doldenblütler.
Dennoch sind es jeweils unterschiedliche Arten. Und auch bei Pastinaken gibt es zwei verschiedene Formen:
Wiesen-Pastinaken - Die Wildform
Die Wildform (Pastinaca sativa subsp. sativa var. pratensis) wächst als Wildpflanze auf Wiesen und an Wegesrändern. Die Wurzel ist dünn und hart, aber dennoch essbar, wenn auch kein kulinarisches Highlight.
Gesammelt wurden früher meist die Früchte/Samen für naturheilkundliche Zwecke (als Hausmittel für die Blase und die Nieren (z. B. bei Nierensteinen), aber auch bei Rheuma).
1 TL mit 250 ml kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen und langsam trinken (max. 2 Tassen täglich).
Achtung, es besteht Verwechslungsgefahr: Giftige Doldenblütler, wie der Gefleckte Schierling, sehen der Wiesen-Pastinake sehr ähnlich.
Gemüse-Pastinaken - Die Kulturform
Die Kulturform (Pastinaca sativa subsp. sativa var. Sativa) (5) ist hingegen das Gemüse, das zur Vermarktung angebaut und eine bis zu 1,5 kg schwere Wurzel entwickeln kann.
Die Anbauländer
In England, Irland, Frankreich, den Niederlanden, Skandinavien und Ungarn hat die Beliebtheit der Pastinaken nie abgenommen, während sie in vielen anderen europäischen Ländern – so auch im gesamten deutschsprachigen Raum – seit Mitte des 18. Jahrhunderts mehr und mehr in Vergessenheit geraten ist. Zu den Hauptanbauländern zählen heute die Niederlande, Italien, China und Spanien (7), die zugleich die wichtigsten Exportländer sind.
Inzwischen wird das Wurzelgemüse aber auch bei uns immer beliebter. So wurden in der Schweiz im Jahr 2010 auf lediglich 5.0 Hektar Pastinaken kultiviert, im Jahr 2022 waren es schon 50 Hektar (8). In Deutschland wird das Wurzelgemüse vor allem in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und im Norden des Landes angebaut. In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage um rund 80 Prozent gestiegen (9).
Der Unterschied zwischen Pastinaken und Petersilienwurzel
Optisch sehen Pastinakenwurzeln (Moorwurzeln) ähnlich wie Petersilienwurzeln aus. Sie werden daher häufig miteinander verwechselt. Denn beide sind weiß gefärbt, sind Wurzelgemüse, karottenförmig und haben gefiederte Blätter.
Doch es gibt auch Unterschiede. So ist die Petersilienwurzel im Kopfbereich ungefähr zwischen 3 und 5 cm dick und höchstens 20 cm lang. Moorwurzeln können hingegen bis zu 30 cm lang sein und der Kopfteil ist deutlich breiter. Anhand des Blattansatzes erfolgt die Unterscheidung am leichtesten.
Denn bei der Petersilienwurzel ist dieser nach oben gewölbt und bei den Moorwurzeln (Pastinaken) ist er eingesunken.
Die Nährwerte
Die Nährwerte sehen pro 100 g roher Pastinaken so aus (3):
- Energie: 59 kcal (246,8 kJ)
- Wasser: 81,8 g
- Fett: 0,4 g
- Protein: 1,3 g
- Kohlenhydrate 12,1 g (davon: 9 g Stärke, 3,1 g Zucker: 2,5 g Saccharose, 0,2 g Glucose, 0,2 g Fructose)
- Ballaststoffe: 2,1 g (davon 0,6 g wasserlösliche und 1,5 g wasserunlösliche Ballaststoffe)
Die Vitamine und Mineralstoffe
In Bezug auf das Vitamin B2 und insbesondere Vitamin C kann die Moorwurzel einiges dazu beitragen, die empfohlene Tagesdosis zu decken. In Sachen Vitamin C liefert die weiße Wurzel fast doppelt so viel wie Karotten (10).
Noch besser als bei den Vitaminen schneidet die weiße Wurzel bei den Mineralstoffen ab. Hervorzuheben sind Kalium, Phosphor, Kupfer, Mangan und Zink, wobei mit 100 g der Wurzel der Tagesbedarf zu 10 und mehr Prozent gedeckt werden kann. Alle weiteren Werte finden Sie in unserer Nährwerttabelle von Pastinaken.
Der glykämische Index und die glykämische Last
Wie sich ein Lebensmittel auf den Anstieg des Blutzuckerspiegels nach dem Essen auswirkt, zeigen der glykämische Index (GI) und die glykämische Last (GL). Bei Pastinaken liegt der GI bei 85. Werte bis 55 gelten als niedrig. Doch bezieht sich der GI immer auf 100 g Kohlenhydrate des jeweiligen Lebensmittels – ganz gleich, wie hoch der Kohlenhydratgehalt pro 100 g Lebensmittel auch sein mag. Aus diesem Grund sollte man besser auf die Werte der glykämischen Last (GL) achten.
Diese bezieht sich konkret auf die pro Portion enthaltene Menge an Kohlenhydraten. 100 g frische Moorwurzeln haben eine geringe GL von 10 (Werte bis 10 gelten als niedrig). Lebensmittel mit einem niedrigen Wert haben den großen Vorteil, dass sie langfristig mit Energie versorgen, ohne dabei Heißhunger zu erzeugen.
Beim Kauf auf frische Wurzeln achten
Pastinaken gibt es in Bio-Geschäften, Bauernmärkten, aber auch in gut sortierten Supermärkten. Es gilt: Je kleiner, desto besser! Denn junge Wurzeln sind besonders zart, während große Exemplare faserig und holzig sind und nicht besonders gut schmecken.
Das Wurzelgemüse sollte unversehrt sein und keine braunen Stellen haben. Ist es matt und runzlig, weist dies auf eine falsche oder zu lange Lagerung hin, was die enthaltenen Nährstoffe und auch den Geschmack beeinträchtigt. Eine frische Moorwurzel ist knackig und lässt sich nicht biegen.
Pestizide: Besser Bio-Pastinaken wählen
Wurzelgemüse schneidet in Sachen Pestizidbelastung zwar im Schnitt viel besser ab als Frucht- oder Blattgemüse, da die Pestizide nicht direkt auf das Lebensmittel gespritzt werden.
Nichtsdestotrotz hat eine Analyse vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart im Jahr 2019 ergeben, dass beide untersuchten Pastinaken-Proben Mehrfachrückstände enthielten.
Bei einer Probe aus Deutschland lag der Gehalt des Fungizids Fosetyl sogar über dem gesetzlich zugelassenen Höchstwert (16).
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit kam im Jahr 2014 zum Schluss, dass Fosetyl wahrscheinlich kein Gesundheitsrisiko für die Verbraucher darstellt, sicher scheint dies allerdings noch nicht zu sein (21).
Fest steht jedenfalls, dass das Fungizid auf Nützlinge wie Bienen, kleine Wildtiere und Wasserorganismen eine toxische Wirkung hat, was durch eine kanadische Neubewertung im Jahr 2019 bestätigt wurde (20).
Gehen Sie daher auf Nummer Sicher und kaufen das Wurzelgemüse am besten in Bio-Qualität.
Die Lagerung
Zu Urgroßmutters Zeiten wurde die frostunempfindliche Moorwurzel noch den ganzen Winter über einfach im Boden des Gartens belassen oder im kühlen Keller gelagert.
Das Wurzelgemüse kann aber natürlich auch wunderbar im Gemüsefach des Kühlschranks aufbewahrt werden, am besten in ein feuchtes Tuch gewickelt, das immer einmal erneuert wird. Bei einer optimalen Temperatur von 0 bis 1 °C können Moorwurzeln 4 bis 6 Monate gelagert werden (17).
Pastinaken einfrieren
Sie können das Wurzelgemüse problemlos einfrieren:
- Roh einfrieren: Wichtig ist hierbei, dass Sie das Wurzelgemüse klein aufschneiden. Denn wenn Sie ganze Stücke einfrieren, ist die Konsistenz matschig und der Geschmack geht ins Bittere. Sie können das Gemüse bei Zimmertemperatur oder im Kühlschrank auftauen lassen.
- Blanchiert einfrieren: Geben Sie das Gemüse in kochendes Salzwasser. Kleine Stücke benötigen 2 bis 3, größere 4 bis 5 Minuten. Dann lassen Sie die Stückchen in einem Sieb abtropfen.
- Püriert einfrieren: Wenn Sie öfter einen Babybrei oder eine Suppe zubereiten möchten, können Sie das Gemüse vor dem Einfrieren mit einem Pürierstab pürieren und dann einfrieren.
Füllen Sie das Wurzelgemüse in Gefrierbeutel und legen Sie sie ins Gefrierfach. Eingefrorene Pastinaken sind bei Temperaturen von mindestens -18 °C rund ein Jahr haltbar.
Rohe Pastinaken schmecken köstlich
So wie z. B. Karotten kann auch die Moorwurzel wunderbar roh genossen werden. Sie muss dazu auch nicht geschält werden. Selbst einige der Blättchen können Sie mitverwenden und ebenfalls roh essen. Rohe Moorwurzeln sind deshalb so gesund, da beim Kochen der Nährstoffgehalt durch die Einwirkung von Hitze gesenkt wird.
Auch geht ein Teil der wasserlöslichen Nährstoffe ins Kochwasser über, weswegen dieses, wenn möglich – etwa bei einer Suppe – mitgegessen werden sollte. Die rohen Blätter und Stiele können Sie zerkleinern und als Würzkraut über die Speisen streuen.
Viel Wissenswertes über die die Vorteile von Rohkost erfahren Sie in unserem Artikel über die Rohkosternährung
Muss man die Wurzel schälen?
Wie auch bei anderem Obst und Gemüse ist der Gehalt an Mikronährstoffen und sekundären Pflanzenstoffen bei der Moorwurzel direkt unter und in der Schale am höchsten. Dazu kommt, dass die Schale am meisten Ballaststoffe enthält, die sich positiv auf die Verdauung auswirken. Ungeschälte Pastinaken sind darum gesünder als geschälte. Wenn Sie die Wurzel aber dennoch schälen möchten, sollten Sie einen Sparschäler verwenden, um nicht unnötig viel vom Gemüse wegzuschneiden.
Pastinaken in der Küche zubereiten
Zunächst waschen Sie die Wurzeln gründlich unter fließendem Wasser. Haftet Erde an den Wurzeln, können Sie sie mit einer Gemüsebürste putzen. Wenn Sie möchten, entfernen Sie dann die Schale mit einem Sparschäler und die beiden Endstücke mit einem scharfen Messer. Daraufhin können Sie die Wurzel – abhängig vom Rezept – in größere oder kleinere Scheiben, Wedges, Stifte oder Würfel schneiden.
Wenn Sie sie kochen oder backen, ist ihre Konsistenz eher weich bis breiig und erinnert an Kartoffeln. Schneiden Sie sie aber in dünne Scheiben, können Sie sie kross anbraten oder zu Chips verarbeiten. Ein paar Zubereitungsarten möchten wir Ihnen ein wenig näher vorstellen:
Dünsten
Wenn Sie das Wurzelgemüse dünsten, wirkt sich das (im Gegensatz zum Kochen) schonend auf die Inhaltsstoffe und das Aroma aus.
Geben Sie etwas Öl in einen Topf und schwitzen Sie die gewürfelten oder in Stifte geschnittene Wurzel – auch in Kombination mit Zwiebeln oder anderem Gemüse – kurz an.
Geben Sie nun die Gewürze dazu, gießen Sie alles mit etwas Gemüsebrühe auf und dünsten Sie das Gemüse bei mittlerer Temperatur mit geschlossenem Deckel für 10 bis 15 Minuten.
Bestreuen Sie das Wurzelgemüse dann mit frisch gehackten Kräutern oder verarbeiten Sie es zu Suppe oder Püree.
Braten
Wenn Sie die Wurzeln in der Pfanne zubereiten möchten, sollten Sie sie klein würfeln oder in sehr dünne Scheiben schneiden.
Braten Sie die Stücke dann in heißem und hitzestabilem Pflanzenöl (z. B. in Olivenöl) in einer beschichteten Pfanne unter gelegentlichem Wenden für etwa 10 bis 15 Minuten.
Achten Sie beim Braten darauf, dass sich die Scheibchen goldbraun und nicht schwarz verfärben, da sie sonst bitter schmecken.
Eine Gemüse-Pfanne mit Pastinaken, Kartoffeln und Rosenkohl schmeckt besonders köstlich.
Backen
Um die Wurzeln im Backofen zu garen, schneiden Sie sie in die gewünschte Form – z. B. wie Pommes oder Wedges. Heizen Sie den Ofen auf 230 °C auf. Geben Sie die Wurzel-Stücke dann auf ein Backbleck, bestreichen Sie sie mit Öl und würzen Sie sie z. B. mit Thymian oder Rosmarin. Die Backzeit beträgt je nach Schnittform rund 40 Minuten. Vergessen Sie dabei nicht, die Pastinaken 2-mal zu wenden.
Frittieren
Hobeln Sie die vorbereitete Moorwurzel in feine Scheiben und tupfen Sie sie trocken. Erhitzen Sie ein hitzebeständiges Öl. Ob es heiß genug ist, erkennen Sie, wenn Sie einen Kochlöffelstiel ins Fett halten und Bläschen aufzusteigen beginnen. Frittieren Sie dann darin die Gemüse-Scheiben 1 Minute, nehmen Sie sie mit einer Schaumkelle heraus, erhitzen Sie das Öl nochmals und frittieren Sie die Scheiben für weitere 3 Minuten. Lassen Sie die Pastinaken-Chips auf einem Papiertuch abtropfen und streuen Sie etwas Meersalz darüber.
Enthalten Pastinaken auch giftige Stoffe?
Pflanzliche Wirkstoffe können auch ungünstige Auswirkungen haben (19). So verhält es sich auch mit den hitzestabilen Furanocumarinen, die sich keineswegs nur in Moorwurzeln, sondern auch in anderen Doldenblütlern wie dem Sellerie oder der Petersilie sowie in Zitruspflanzen wie der Grapefruit und der Zitrone befinden.
Bei manchen Zubereitungsarten kann sich überdies Acrylamid in der weißen Wurzel bilden, z. B. bei der Herstellung von Gemüsechips. Nitrat hingegen ist bei Pastinaken kein Problem, worauf wir weiter unten beim Thema Babybrei eingehen.
Furanocumarine
Furanocumarine können bei manchen Menschen (nicht bei allen) eine phototoxische Reaktion auslösen – und zwar dann, wenn man während oder nach einem direkten Hautkontakt mit besagten Pflanzen der UV-Bestrahlung ausgesetzt ist. Rund 24 Stunden danach bilden sich Blasen auf der Haut wie bei einem Sonnenbrand. Betroffen sind vor allem Menschen mit empfindlicher Haut.
Allein durch den Verzehr wird kaum zu einer phototoxischen Reaktion kommen können, da man dazu etwa 1 mg Furanocumarine pro kg Körpergewicht zu sich nehmen müsste.
Schätzungen zufolge liegt die durchschnittliche tägliche Aufnahme in Deutschland insgesamt aber nur bei 1,4 mg, sodass die phototoxische Dosis nicht erreicht wird. Darüber hinaus werden Furanocumarine derart schnell verdaut und ausgeschieden, dass die Toxizität abgeschwächt wird.
Außerdem gilt es zu wissen, dass der Gehalt von Furanocumarinen in der Kulturform geringer ausfällt (14) als in der Wildform. Die Pastinaken können daher unbesorgt angefasst und verzehrt werden.
Besondere Vorsicht sollten Schwangere walten lassen. Einige Tierstudien haben nämlich gezeigt, dass Furanocumarin-Extrakte die Plazenta passieren und fetale Blutungen in der Gebärmutter verursachen können (15), was die Wahrscheinlichkeit von Spontanaborten und fetalen Missbildungen erhöht.
Acrylamid in Gemüsechips
Leider kann beim Backen, Braten, Grillen und Frittieren von stärkehaltigen Lebensmitteln beim Bräunungsprozess als Nebenprodukt die chemische Verbindung Acrylamid entstehen, die von der Internationalen Krebsforschungsagentur ( IARC ) bereits als "wahrscheinlich krebserzeugend für den Menschen" (25) eingestuft wurde.
Meist wird Acrylamid im Zusammenhang mit Chips oder Pommes aus Kartoffeln genannt, der Stoff entsteht aber auch bei anderen Gemüsearten. Zurzeit liegen Gemüsechips – z. B. aus Pastinaken, Roter Bete oder Süßkartoffeln – voll im Trend. Doch sind Gemüsechips wirklich eine gesunde Alternative zu Kartoffelchips?
Das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves ) sagt: Nein! Denn in den Jahren 2016 bis 2020 wurden 66 Proben von industriell hergestellten Gemüsechips analysiert und dabei wurde festgestellt, dass die Gemüse-Snacks nicht nur viel Fett und Salz, sondern oft auch Acrylamid enthalten (18). Immerhin schneiden Pastinaken aufgrund ihres niedrigeren Stärkegehalts besser ab (24) als Kartoffeln oder Süßkartoffeln.
Die Bildung von Acrylamid vermeiden
Laut dem Laves gibt es aber einen einfachen Ausweg: Die Pastinaken-Chips oder -Pommes selbst herzustellen und auf das Motto "Vergolden statt verkohlen" zu achten. Denn dann können Sie den Fett- und Salzgehalt, die Garzeit und die Temperatur selbst bestimmen. Sie können dabei folgende Tipps beherzigen (24):
- Achten Sie beim Frittieren darauf, dass die Temperatur von 175 °C nicht überschritten wird. Sie können die Temperatur mit einem Thermometer prüfen. Die Frittier-Dauer sollte so kurz wie möglich sein (ungefähr 4 Minuten).
- Beim Herstellen von Ofen-Wedges und Co sollten Sie die Temperatur bei Umluft auf maximal 180 °C und bei Unter- und Oberhitze auf maximal 200 °C begrenzen.
Kaum Nitrat in Moorwurzeln
Die Moorwurzel zählt zu den sehr nitratarmen Gemüsearten und ist daher für Babys prima geeignet (22). Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (ESFA) besteht für Säuglinge und Kleinkinder im Alter von 1 bis 3 Jahren ein erhöhtes Risiko für eine Methämoglobinämie (verminderte Sauerstoffversorgung des Körpers), wenn diese viel Gemüse mit hohem Nitratgehalt (z. B. Spinat, Rote Bete und Radieschen) essen.
Erwachsene sind diesbezüglich nicht gefährdet, Säuglinge und Kleinkinder hingegen schon. Denn ihr Magen ist noch nicht vollständig entwickelt, enthält aber Bakterien, die Nitrat zu schädlichem Nitrit umwandeln.
Die Moorwurzel nun zählt zu den nitratärmsten Gemüsearten überhaupt. Im Jahr 2015 haben Forscher den Nitratgehalt von Sellerie, Karotten und Moorwurzeln analysiert (23). Während in 1 kg Sellerie 675 mg Nitrat und in derselben Menge Karotten 349 mg steckten, waren es bei Pastinaken lediglich 5 mg.
Pastinaken-Brei für Babys
Der milde, süßliche Geschmack der Pastinaken ist bei Babys meist sehr beliebt. Das Wurzelgemüse ist außerdem leicht verdaulich und hat eine stuhlregulierende Wirkung. Sie können daher für Ihr Baby aus der Moorwurzel ein Püree zubereiten, was schon ab dem 5. Monat möglich ist. Die Zubereitung des Breis ist ganz einfach:
- Waschen und schälen Sie das Gemüse und schneiden Sie es in kleine Stücke.
- Dünsten Sie die Stückchen nun 5 bis 8 Minuten (in nur wenig Wasser – je 150 g Pastinaken 30 ml Wasser).
- Ist das Gemüse weich, können Sie es mit einem Pürierstab zu einem cremigen Brei verarbeiten.
Bei Fructoseintoleranz
In 100 g Pastinaken sind nur 3,1 g Zucker enthalten, davon lediglich 0,2 g Glucose und 0,2 g Fructose. Zudem liegt das Verhältnis von Fructose zu Glucose bei 1, was Lebensmittel bei einer Fructoseintoleranz tendenziell noch verträglicher macht. Das Wurzelgemüse wird von den Betroffenen deshalb meist gut vertragen ( 6 ).
Es kommt aber auch vor, dass Pastinaken bei einer Fructoseintoleranz zu Beschwerden führen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Wurzel Inulin enthält (nicht zu verwechseln mit dem Hormon Insulin!). Inulin wird zu den Ballaststoffen gezählt, genauer gesagt handelt es sich um komplexe Fructose-Verbindungen.
Lebensmittel mit Inulin werden auch als Präbiotika bezeichnet – nicht zu verwechseln mit den Probiotika (Präparate mit lebenden Mikroorganismen). Präbiotika zeichnen sich dadurch aus, dass sie den nützlichen Darmbakterien, wie den Milchsäurebakterien, als Nahrungsquelle dienen und die Darmflora stärken.
Eigentlich ist Inulin also sehr gesund, kann jedoch bei Menschen mit einem angeschlagenen Verdauungssystem und so auch bei einer Fructoseintoleranz zu Symptomen führen. Ist dies bei Ihnen der Fall, sollten Sie Pastinaken in der Karenzphase für 1 bis maximal 4 Wochen besser meiden. Anschließend werden sie oft gut vertragen.
Wenn Sie mehr über Inulin bzw. Präbiotika erfahren möchten, empfehlen wir Ihnen einen Klick auf die beiden vorangegangenen Links.
Pastinaken in der Heilkunde
Pastinaken hat nicht nur aus ernährungsphysiologischer, sondern auch aus medizinischer Sicht seit langer Zeit eine große Bedeutung. Ihr Saft wurde beispielsweise während der verheerenden Pestepidemie im 14. Jahrhundert als Heilmittel eingesetzt, weshalb die Pflanze auch als Pestnacke bezeichnet wurde. Ob sie tatsächlich gegen die Pest wirkt, ist natürlich fraglich.
Nichtsdestotrotz schrieben Forscher von der Iran University of Medical Sciences im Jahr 2021, das Wurzelgemüse habe Studien zufolge bei den folgenden Leiden eine medizinische Wirkung (1):
- Entzündliche Erkrankungen des zentralen Nervensystems
- Atemwegserkrankungen
- Magen-Darm-Beschwerden
- Leberleiden
- Hautkrankheiten
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Urogenitalerkrankungen (Harn- und Geschlechtsorgane)
- Unfruchtbarkeit (2)
Ätherische Öle und andere Wirkstoffe
Die heilsamen Wirkstoffe der Pastinaken befinden sich sowohl in der Wurzel als auch in den Blättern und Samen. Besonders hoch ist der Anteil an ätherischen Ölen:
- Ätherische Öle: Aliphatische Ester sind die Hauptkomponenten des ätherischen Öls der Moorwurzel. Diese Duftstoffe locken Tiere an, welche in Folge die Samen verbreiten (11). Laborstudien zufolge wirkt das ätherische Öl der Wurzel gegen Pilze und Bakterien, zuweilen war die Aktivität stärker als bei Antibiotika (12).
- Cumarin: Dieser sekundäre Pflanzenstoff ist ebenfalls für den Duft der Moorwurzel verantwortlich, wirkt gegen Entzündungen und kann das Wachstum von Krebszellen in der Brust, im Dickdarm, in der Lunge und Prostata hemmen.
- Furanocumarine: In der Moorwurzel sind eine ganze Reihe dieser sekundären Pflanzenstoffe enthalten, welche die Pflanze u. a. vor Insekten schützen. Angelicin wirkt entzündungs- und krebshemmend (13), gegen Viren und Bakterien, bei Atemwegserkrankungen und neurodegenerativen Erkrankungen, während Bergapten und Xanthotoxin bereits bei Hauterkrankungen wie Psoriasis und Vitiligo zum Einsatz kommen.
Alle diese Wirkstoffe ergänzen und verstärken sich gegenseitig und verleihen der Moorwurzel auf diese Weise die folgenden Eigenschaften:
- entzündungshemmend
- krampflösend
- gefäßerweiternd
- antitumoral
- antimykotisch (gegen Pilze)
- antimikrobiell
- antidepressiv
Die Anwendung in der persischen Medizin
Aus Sicht der traditionellen persischen Medizin sind rohe Pastinaken schwer verdaulich. Daher sei es besser, sie in Bezug auf medizinische Anwendungen zu kochen. Angewandt werden darum neben Tees auch Marmeladen aus der Wurzel und eingelegte Pastinaken. Und was gibt es Besseres, als den kulinarischen Genuss mit der Heilkraft verbinden zu können?
Laut der persischen Medizin beträgt die empfohlene Tagesdosis bis zu 700 g Wurzeln, bis zu 50 g Marmelade und bis zu 8 g Samen (3). Da die Samen jedoch bei ungenauer Dosierung schleimhautreizend wirken, raten wir von deren Einsatz ab.
Pastinakenwurzel-Tee
Der Pastinakenwurzel-Tee – man könnte ihn auch einfach als ungewürzte Pastinaken-Brühe bezeichnen – hat eine harntreibende, ausleitende, krampflösende und schmerzlindernde Wirkung. In der Volksheilkunde wird der Tee bei Nieren- und Gallensteinen sowie bei Magenerkrankungen eingesetzt.
Zutaten:
- 1 TL getrocknete oder 1 EL frische Pastinakenwurzel
- 200 ml Wasser
Zubereitung:
- Schneiden Sie die Wurzel in kleine Stücke – z. B. Würfel.
- Setzen Sie die Wurzel mit einer Tasse kaltem Wasser an und bringen Sie es zum Kochen.
- Lassen Sie den Tee für 15 Minuten zugedeckt ziehen und seihen Sie ihn dann ab.
- Zur reinigenden Frühjahrskur oder zur unterstützenden Behandlung von Harnwegsinfekten wird empfohlen, 2 bis 3 Tassen pro Tag zu trinken.
Tee aus Pastinakenblättern
Auch die Blätter haben heilende Eigenschaften. Pastinakenblätter-Tee kann Magen- und Nierenbeschwerden sowie Schlafstörungen lindern.
Für 1 l Tee benötigen Sie eine Hand voll mit frischen zerkleinerten Blättern oder 1 EL getrocknete Blätter, die Sie 10 Minuten lang kochen lassen. Seihen Sie den Tee anschließend ab. Pro Tag können 3 Tassen des Tees getrunken werden.