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31 min

Hashimoto Thyreoiditis - Die chronische Schilddrüsenentzündung

Hashimoto Thyreoiditis ist die Bezeichnung für eine chronische Schilddrüsenentzündung. Sie gilt als Autoimmunerkrankung, bei der das körpereigene Immunsystem die Schilddrüse angreift. Im Verlauf der Krankheit löst sich die Schilddrüse über Jahre hinweg auf. Allerdings kann es auch zum Stillstand der Krankheit kommen. Ganzheitliche Massnahmen können genau das bewirken: den Stillstand und das Verschwinden der lästigen Symptome. Die Krankheit muss also keineswegs zu lebenslangem Kranksein und dauerhafter Medikamenteneinnahme führen.

Fachärztliche Prüfung: Dr. med. Jochen Handel
Aktualisiert: 01 Februar 2024

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Hashimoto-Thyreoiditis – Die chronische Schilddrüsenentzündung

Hashimoto-Thyreoiditis – nachfolgend kurz Hashimoto genannt – ist eine der am weitesten verbreiteten Autoimmunerkrankungen unserer Zeit. Sie betrifft die Schilddrüse und gilt als die häufigste Ursache der Schilddrüsenunterfunktion. Gar 90 Prozent aller Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion sollen in Wirklichkeit Hashimoto-Betroffene sein ( 3 ).

Die Krankheit zeigt sich in ganz unterschiedlichen Symptomen. Von Herzrasen über Schlaflosigkeit bis hin zu ständigem Frieren, Antriebslosigkeit, chronischer Müdigkeit und Depressionen kann nahezu jede Befindlichkeitsstörung vorhanden sein, auch Angstzustände und Phobien ( 22 ).

Bei Hashimoto greift das körpereigene Immunsystem das Schilddrüsengewebe an. Es kommt zu Entzündungen und schliesslich zu einem – über Jahre hinweg – schleichenden Auflösen der Schilddrüse. Zurück bleibt eine funktionsuntüchtige Schilddrüse aus vernarbtem Gewebe und ein Mensch, der – wenn er sich auf die Schulmedizin verlässt – zeitlebens auf die Einnahme von Schilddrüsenhormonen in Tablettenform angewiesen ist.

Im Verlauf der Krankheit können immer weniger Schilddrüsenhormone gebildet werden, so dass es zu einer Schilddrüsenunterfunktion kommt. Da Hashimoto schubweise verläuft, kommt es anfangs während eines Schubs auch zu Überfunktionssymptomen. Denn wenn besonders viel Schilddrüsengewebe zerstört wird, gelangen die im zerstörten Schilddrüsengewebe gespeicherten Hormone nun flutartig in den Blutkreislauf.

Der Wechsel von Unterfunktions- und Überfunktionssymptomen und damit das Vorhandensein einer derartigen Fülle unterschiedlicher und vor allem so unspezifischer Symptome macht die Diagnose der Hashimoto für viele Ärzte besonders schwierig.

Die Diagnose

Bei der Hashimoto sucht man – wenn überhaupt an eine Hashimoto als Ursache der Beschwerden gedacht wird – insbesondere nach Antikörpern im Blut. Es handelt sich um die folgenden beiden typischen Hashimoto-Antikörper:

  1. TPO-AK (Thyreoperoxidase-Antikörper): Die Thyreoperoxidase ist ein Enzym – auch Schilddrüsenperoxidase genannt – das an der Bildung der Schilddrüsenhormone beteiligt ist. Die TPO-Antikörper greifen nun genau dieses Enzym an. Erhöhte TPO-AK-Werte findet man bei den meisten Hashimoto-Betroffenen. Allerdings müssen die Werte massiv erhöht sein. Leicht erhöhte Werte sind nicht aussagekräftig.
  2. TG-AK (Thyreoglobulin-Antikörper): Das Thyreoglobulin ist ein Protein. Es wird in den Schilddrüsenzellen hergestellt und ist an der Produktion und Speicherung von Schilddrüsenhormonen beteiligt. Während 90 Prozent der Hashimoto-Betroffenen – so heisst es – erhöhte TPO-AK-Werte haben, sind es nur etwa 50 Prozent der Betroffenen, bei denen sich erhöhte TG-AK messen lassen.

Es kann auch nur einer von beiden Antikörpern vorhanden sein. In manchen Fällen finden sich ausserdem geringe Werte des TRAK:

  1. TRAK (TSH-Rezeptor-Antikörper): Erhöhte TRAK-Werte sind insbesondere ein Zeichen für die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow, die mit einer Überfunktion der Schilddrüse einhergeht. An die TSH-Rezeptoren der Schilddrüsenzellen bindet sich normalerweise das TSH, ein Hormon der Hypophyse, das der Schilddrüse mitteilt, sie möge doch mehr Schilddrüsenhormone bilden, um den Stoffwechsel anzuregen. Sind TRAKs gegenwärtig, dann binden sich diese an die TSH-Rezeptoren und imitieren dort die anregende Wirkung des TSH – und zwar auch dann, wenn gar keine Schilddrüsenhormone erforderlich sind. Es kommt daher zu einer krankhaften Schilddrüsenüberfunktion.

Um die Ausprägung der bei Hashimoto einsetzenden Unterfunktion einschätzen zu können, sollten auch der TSH-Wert sowie fT3 (freies T3) und fT4 (freies T4) gemessen werden. Bei Hashimoto kommt es gerade beim TSH-Wert zu massiven Schwankungen, so dass bei einer Untersuchung ein Wert von 7 mU/l gemessen werden kann und wenige Wochen später vielleicht ein Wert von 0,3 mU/l, was auf den erwähnten schubweisen Verlauf der Erkrankung zurückgeführt werden kann.

Details zur Diagnose einer Unterfunktion und der Auswertung von Blutwerten sowie die Erklärung vieler Begriffe (TSH, T3, T4, fT3, fT4) finden Sie in unserem Artikel Diagnose der Schilddrüsenunterfunktion.

Das Problem mit den Antikörpern

Um die 10 Prozent der Bevölkerung seien von einer Hashimoto betroffen, heisst es. In manchen Quellen wird gar von 20 Prozent gesprochen. Allerdings wird oft schon derjenige als Betroffener bezeichnet, der lediglich erhöhte Antikörperwerte im Blut aufweist und dennoch keinerlei Symptome zeigt.

Nun gibt es aber im Leben viele Situationen, in denen der Körper die entsprechenden Antikörper bilden könnte, z. B. in der Pubertät, der Schwangerschaft oder den Wechseljahren, also bevorzugt in Zeiten, wenn der Hormonhaushalt besonders in Aufruhr ist.

Eine Hashimoto liegt dann aber noch lange nicht vor. Bestätigt wird dies von Biopsien, die definitiv zeigen, dass auch beim Vorhandensein von Antikörpern nicht zwangsläufig auch eine Entzündung vorhanden sein muss.

Dr. Berndt Rieger beispielsweise – ganzheitlicher Endokrinologe – schreibt in seinem Buch Hashimoto und Basedow – Schilddrüsenerkrankungen ganzheitlich behandeln und heilen:

20 Prozent aller Frauen, die gerade ein Kind geboren haben, weisen mikrosomale Antikörper (MAK – heissen heute TPO-AK) im Blut auf. Und wenn man einige Jahre später diese Werte nachprüft, sind die Antikörper weg, und das ohne jede Therapie."

Gleichzeitig gibt es viele Menschen, die mit diffusen Beschwerden von Arzt zu Arzt pilgern – und ihre bestehende Hashimoto jahrelang weder untersucht noch erkannt wird. Kommt es zu einem Hashimoto-Verdacht mit nachfolgender Untersuchung und findet man keine Antikörper, dann wird natürlich auch keine Hashimoto diagnostiziert.

Das Problem ist jedoch, dass auch bei bestehender Hashimoto Phasen auftreten können, in denen keine Antikörper im Blut nachweisbar sind. Die Gegenwart oder das Fehlen von Antikörpern ist also noch lange kein ultimativer Beweis dafür, dass die Krankheit vorhanden ist.

Entscheidend ist hier die sonografische Untersuchung (Ultraschall) der Schilddrüse in Kombination mit u. U. den Ergebnissen einer Biopsie sowie den vorhandenen Symptomen. Bei Hashimoto können auch Schilddrüsenknoten vorliegen, die aber auch bei vielen Menschen vorhanden sind, die keine Hashimoto haben. Die Symptome bei Hashimoto können nun folgendermassen aussehen:

Die Symptome

Bei Hashimoto können sich wie oben erklärt – insbesondere in den ersten Jahren – Unterfunktionsphasen mit Überfunktionsphasen abwechseln. Zu den Überfunktionssymptomen während eines Schubs können diese gehören:

  1. Herzrasen
  2. Schneller Ruhepuls
  3. Schlafprobleme und Nachtschweiss
  4. Innere Nervosität
  5. Zitternde Hände
  6. Gewichtsabnahme bei gutem Appetit
  7. Reizbarkeit

Da langfristig das gesunde und aktive Schilddrüsengewebe immer weniger wird, zeigen sich in den schubfreien Zeiten Unterfunktionssymptome. Dazu gehören z. B. diese:

  1. Ständiges Frieren
  2. Antriebslosigkeit
  3. Chronische Müdigkeit mit erhöhtem Schlafbedürfnis, um den Alltag stemmen zu können
  4. Verstopfung
  5. Menstruationsbeschwerden
  6. Erhöhte Cholesterinwerte
  7. Gedrückte Stimmung bis hin zu Depressionen
  8. Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
  9. Haarausfall und brüchige Fingernägel
  10. Ausgedünnte Augenbrauen im äusseren Drittel
  11. Gewichtszunahme, obwohl man wenig oder kalorienarm isst
  12. Trockene, rissige und juckende Haut
  13. Ödeme (Wassereinlagerungen an den Augenlidern, im Gesicht oder an Armen und Beinen)
  14. Muskelschwäche und Muskelverhärtungen

Wer nun diese beiden Symptomkomplexe abwechselnd erlebt, aber bei ärztlichen Untersuchungen gesagt bekommt, dass alle Werte bestens seien, glaubt nicht selten, reif für die Gummizelle zu sein. Doch keine Sorge, es liegt nicht an Ihnen, sondern an der Hashimoto in Kombination mit der Unwissenheit Ihres Arztes.

Denn der TSH-Wert – und oft wird nur dieser gemessen – kann sich während seiner Rauf-und-runter-Aktivität ausgerechnet bei der Messung zufällig im normalen Rahmen befinden ( 11 ). Antikörper werden routinemässig leider noch nicht gesucht. In diesem Fall liegt es am Patienten, auf eine intensivere Diagnostik zu bestehen.

Wie aber kommt das Immunsystem überhaupt auf die Idee, die Schilddrüse angreifen zu müssen?

Die Ursachen

Da kein Immunsystem dem anderen gleicht, da jedes Immunsystem in seinem bisherigen Leben andere Erfahrungen machte und daher jedes Immunsystem auf äussere Reize anders reagiert, lässt sich niemals rundheraus sagen, dass dies oder jenes die alleinige Ursache von Hashimoto ist.

Doch kennt man inzwischen etliche Risikofaktoren, die zu den Mitursachen einer Hashimoto oder auch anderer Autoimmunerkrankungen gehören können:

  1. Stress
  2. Leaky Gut Syndrom
  3. Gluten
  4. Milchprodukte/Lactose
  5. Goitrogen wirksame Lebensmittel, wie z. B. Sojaprodukte und Kohlgemüse (aber nur wenn wirklich extrem viel vom einen oder anderen gegessen wird, z. B. täglich 2 bis 3 Liter Sojamilch plus Tofu, Sojajoghurt etc.)
  6. Infektionskrankheiten, z. B. mit dem Epstein-Barr-Virus ( Pfeiffersches Drüsenfieber)
  7. Jodmangel oder Jodüberdosis
  8. Vitamin-D-Mangel
  9. Hormonstörungen
  10. Giftbelastung mit z. B. Quecksilber

Nachfolgend gehen wir detailliert auf die einzelnen Punkte ein und schauen, ob sie tatsächlich als Ursachen für Hashimoto in Frage kommen können:

Stress als Ursache für Hashimoto-Thyreoiditis

Natürlich können auch die übrigen oben genannten Faktoren bei vielen Menschen Stressreaktionen auslösen. Denn wenn Gluten nicht vertragen, aber dennoch gegessen wird, dann führt dies im Körper zu Stress. Genauso stressen den Organismus ein Vitalstoffmangel oder eine Hormonstörung.

An dieser Stelle ist mit Stress jedoch der psychische Stress gemeint, die Überlastung, die manche Menschen im beruflichen oder auch im privaten Alltag erleben. Man hat das Gefühl, den Anforderungen nicht mehr gewachsen zu sein. Der Tag reicht einfach nicht aus, um alles zu erledigen, was erledigt sein will. Gleichzeitig kämpft man an den verschiedensten Fronten, muss sich durchsetzen, schafft es aber nicht, kämpft weiter und weiter, findet aber keine Lösung und bleibt geradewegs im Sumpf der Gewohnheiten und Verhaltensmuster stecken. Wenn jetzt ein Schock dazu kommt – z. B. eine Kündigung, ein Todesfall, ein Unfall, schwere Krankheit eines Kindes o. ä. – dann hält man nicht mehr lange durch. Die Kräfte schwinden zusehends und man fühlt sich dem Burnout irgendwann näher als der eigenen Nasenspitze.

Nicht selten zeigt sich jetzt eine Hashimoto, ein Zeichen des Körpers, wie ausgebrannt er sich fühlt, indem er jetzt seine Schilddrüse – die Zentrale seiner Lebenskraft – angreift und "ausbrennt". Jetzt ist erst einmal keine Kraft mehr da – weder für Kämpfe mit den Kollegen noch mit der Schwiegermutter und auch nicht mit dem Partner oder den Kindern. Ein Zeichen dafür, dass der Zeitpunkt für eine Vollbremsung überschritten wurde. Der Körper selbst hat die Vollbremsung übernommen.

Was auch immer Ihnen daher Stress bereitet hat, nehmen Sie die Geschwindigkeit und den Druck aus Ihrem Leben heraus. Stress und seine Auswirkungen auf den Körper werden enorm unterschätzt. Stress wirkt sich jedoch direkt auf das Immunsystem aus. Er stört die Eigenregulationsfähigkeiten des Immunsystems und schädigt direkt die Darmbarriere, was schon allein ein Auslöser für eine Autoimmunerkrankung sein kann (siehe nächster Punkt Leaky Gut Syndrom). Aber auch andere Barrieren werden bei Stressphasen geschwächt, wie etwa die Blut-Hirn-Schranke.

Gemäss einer Untersuchung, die 2011 im Fachmagazin Immunology And Allergy Clinics of North Americaveröffentlicht wurde, können sich Entspannungstechniken äusserst positiv auf Autoimmunerkrankungen auswirken ( 7 ). Weitere Studien zeigten, dass bis zu 80 Prozent aller Patienten, die eine Autoimmunerkrankung haben, vor dem Ausbruch ihrer Erkrankung ungewöhnlich starken Stress erlebt hatten. Daher gehört zu jedem umfassenden Therapieprogramm bei Autoimmunprozessen stets auch ein individuell angepasstes Stressmanagement – ob nun bei Hashimoto, bei rheumatoider Arthritis oder welcher Problematik auch immer.

Suchen Sie sich eine Methode aus, die Ihnen gefällt: Yoga, Pilates, Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobson etc. Gehen Sie viel in die Natur und lesen Sie Bücher, die Mut machen, die Sie motivieren und die Ihnen zeigen, wie gross Ihr eigener heilsamer Einfluss auf Ihren Körper sein kann.

Leaky Gut Syndrom als eine der Ursachen

Das Leaky Gut Syndrom beschreibt eine durchlässige Darmschleimhaut. Zwar ist die Darmschleimhaut immer durchlässig, jedoch nur für ausgewählte Nähr- und Vitalstoffe. Beim Leaky Gut Syndrom wird die Darmschleimhaut aber so sehr durchlässig, dass jetzt auch solche Stoffe aus dem Darm in den Blutkreislauf gelangen können, die eigentlich mit dem Stuhl hätten ausgeschieden werden sollen, also ganz und gar nicht im Blutkreislauf landen sollten. Sie finden hier die Details zum Leaky Gut Syndrom.

Wenn derartige Fremdstoffe im Blut zirkulieren, gerät das Immunsystem in höchste Alarmbereitschaft. Es muss die Flut dieser Stoffe bekämpfen und neutralisieren. Jetzt kann es passieren, dass dem Immunsystem Fehler unterlaufen. Befindet sich unter den eindringenden Fremdstoffen unvollständig verdaute Proteine (z. B. aus glutenhaltigen Getreideprodukten oder Milchproteinbestandteile), die in ihrer Struktur körpereigenen Proteinstrukturen ähneln, dann kann es sein, dass das Immunsystem beim Anblick dieser körpereigenen Strukturen glaubt: Feind in Sicht – und sich dann daran macht, den vermeintlichen Widersacher zu zerstören ( 14 ).

Wenn es sich bei den körpereigenen Strukturen, die dem Feindbild ähneln, um die Schilddrüse handelt, dann entwickelt sich eine Hashimoto – so ein Erklärungsmodell.

Da sich das Leaky Gut Syndrom umso besser entwickeln kann, je geschädigter die Darmflora ist, verwundert es auch nicht, dass frühere Untersuchungen bereits zeigten, wie Darmflorastörungen die Entstehung von Autoimmunerkrankungen fördern können.

Gluten als Ursache für Hashimoto-Thyreoiditis

Wie im obigen Abschnitt erklärt, könnte Gluten bei einem Leaky Gut Syndrom zum Ausbruch einer Autoimmunerkrankung führen. Wir haben konkrete Details zur Gluten-Hashimoto-Verbindung bereits hier aufgeführt: Gluten heizt Autoimmunerkrankungen an

Häufig zeigt sich auch die Kombination einer Hashimoto und einer Zöliakie ( 13 ). Die Zöliakie gilt ebenfalls als Autoimmunprozess, bei dem das Immunsystem – sobald Gluten im Körper erscheint – nicht nur dieses, sondern auch die eigenen Darmschleimhautzellen angreift. Es kommt zu starken Darmentzündungen mit den entsprechenden Symptomen.

Doch ist die Zöliakie nicht die einzige Glutenunverträglichkeit. Inzwischen weiss man, dass es auch die sog. zöliakieunabhängige Glutenunverträglichkeit gibt (meist als Glutensensitivität oder Glutenintoleranz bezeichnet). Wir haben hier darüber berichtet: Glutensensitivität – Nicht länger Einbildung

Diese Form der Glutenintoleranz beschreibt eine Unverträglichkeit, die zu verschiedenen Symptomen führen kann, aber ohne darmbezogene Autoimmunität vonstatten geht. Auch diese Glutenintoleranz kann eine Hashimoto begünstigen, die Verschlimmerung einer bestehenden Hashimoto verursachen und eine Besserung vereiteln, WENN weiter glutenhaltige Lebensmittel verzehrt werden.

Eine glutenfreie Ernährung gehört daher zu den ganzheitlichen Massnahmen bei der autoimmunen Schilddrüsenerkrankung. Wie Sie sich glutenfrei ernähren können, lesen Sie z. B. hier: Die glutenfreie Ernährung – leicht und lecker

Milchprodukte besser meiden

Milchprodukte werden seltener mit Hashimoto in Verbindung gebracht. Allerdings hat sich in Untersuchungen gezeigt (und auch im praktischen Alltag Betroffener), dass eine milchfreie Ernährung oft zu einer Besserung der Symptome beiträgt.

Da meist gleichzeitig sowohl glutenfrei als auch milchfrei gegessen wird, lässt sich nicht sagen, ob es die eine, die andere oder die kombinierte Variante ist, die sich vorteilhaft auswirkt, so dass am besten jeder Betroffene selbst aufmerksam austestet, welche Art der Ernährung für ihn die ideale ist.

Denn es kommt nicht nur darauf an, ob dieses oder jenes Lebensmittel ganz allgemein als Risikofaktor für Hashimoto gilt, sondern es kommt darauf an, welches Lebensmittel bei IHNEN ein Risikofaktor darstellen kann. Es kommt also auf die Unverträglichkeiten, Empfindlichkeiten, Intoleranzen, Allergien etc. des einzelnen Menschen an, welche Lebensmittel besser gemieden werden sollten und welche problemlos gegessen werden können.

Wenn Menschen mit Lactoseintoleranz beispielsweise konsequent Lactose meiden, dann bessert sich ihr TSH-Wert. In einer Studie von 2014 sank der TSH-Spiegel nach 8-wöchiger Lactosekarenz von (durchschnittlich) 2,06 auf 1,51 bei schilddrüsengesunden Personen und von 5,45 auf 2,25 bei Hashimoto-Patienten mit asymptomatischer Schilddrüsenunterfunktion (erhöhter TSH-Wert ohne entsprechende Symptome). Wer hingegen keine Lactoseintoleranz hatte, erfuhr auch keine merkliche Veränderung des Wertes. Da eine Lactoseintoleranz - so die Wissenschaftler der Studie - bei Menschen mit Hashimoto besonders häufig vorkommt, sollte man diesen Faktor berücksichtigen, also auf Lactoseintoleranz testen und schauen, ob die Betroffenen auch wirklich konsequent Lactose meiden ( 23 ).

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Soja und Kohl als Ursache für Hashimoto-Thyreoiditis?

Soja und Kohlgemüse werden häufig als sog. Goitrogene beschuldigt. Goitrogene sind Lebensmittel, die zur Hemmung der Schilddrüsenhormonbildung und zu einem Kropfwachstum führen sollen.

Wir hatten schon hier ausführlich erklärt ( Soja und die Schilddrüse), dass dies nicht der Fall ist, wenn Sojaprodukte nicht gerade im Exzess oder als Alleinnahrungsmittel verzehrt werden. Ähnlich verhält es sich mit goitrogen wirksamen Gemüsesorten. Wer nicht allein von Kohl lebt, hat nichts zu befürchten, wie wir ausführlich hier unter Punkt 4 erklärt haben.

Auch im direkten Zusammenhang mit Hashimoto gibt es keinen Hinweis darauf, dass Sojaprodukte – in normalen Verzehrmengen und ausserhalb des Säuglingsalters – die Krankheit auslösen können.

Aus dem Jahr 1990 liegt eine Studie ( 2 ) vor, die zeigt, dass Säuglinge, die eine Säuglingsnahrung auf Sojabasis erhalten, eher eine Hashimoto entwickeln als Säuglinge, die gestillt werden. Im obigen Link erklärten wir bereits, dass dies kein Wunder ist. Denn Säuglinge benötigen Muttermilch und keine Bohne! Soja ist keine Alleinnahrung und auch keine Säuglingsnahrung!

Eine weitere Hashimoto-Soja-Studie wurde im Jahr 2015 veröffentlicht ( 1 ). Allerdings lediglich ein Fallbericht: Eine 37jährige Asiatin hatte unauffällige Schilddrüsenwerte und ein Jahr später plötzlich eine Unterfunktion (einen erhöhten TSH-Wert und einen niedrigen fT4-Wert). Weitere Untersuchungen ergaben erhöhte Antikörperwerte, was gemeinsam mit den einschlägigen Symptomen zu einer Hashimoto-Diagnose führte.

Es zeigte sich, dass die Patientin ein Jahr zuvor mit dem Konsum von Sojamilch begonnen hatte und in den letzten 12 Monaten täglich einen Liter Sojamilch getrunken hatte. Allerdings wurde auch eine Hepatitis-B-Infektion entdeckt, die ebenfalls als Auslöser einer Hashimoto in Frage kommen könnte. Im vorliegenden Fall lag diese jedoch schon zu lange zurück, so dass man sie als Ursache ausschloss.

Die Patientin erhielt zunächst Levothyroxin (ein Schilddrüsenhormonpräparat) und gab das Trinken von Sojamilch auf. Im Laufe des folgenden Jahres normalisierten sich ihre Schilddrüsenwerte grösstenteils wieder – und blieben (bis auf einen Antikörperwert) auch nach Absetzen der Hormone im normalen Bereich. Symptome hatte die Patientin kaum noch zu beklagen.

Fazit: Sojaprodukte müssen bei Hashimoto nicht gemieden werden, wie häufig behauptet wird. Man sollte sie einfach nur nicht im Übermass zu sich nehmen. Wer aber genau das bisher getan hat (z. B. 1 Liter Sojamilch pro Tag o. ä.) und eine entsprechende Diagnose erhalten hat, sollte künftig seine Sojaverzehrmenge auf ein verträgliches Mass reduzieren oder vorübergehend ganz damit pausieren.

Infektionskrankheiten

Manchmal tritt eine Hashimoto oder auch eine andere Autoimmunerkrankung nach einem Infekt auf. Besonders häufig wird Hashimoto bei Betroffenen das Pfeiffersche Drüsenfieber diagnostiziert. Auch Borreliose, Helicobacter pylori, Yersinia enterocolitica ( 8 ) ( 12 ), Hepatitis C, Herpes, Mumps ( 9) und sogar Grippeerkrankungen können für die Schilddrüsenerkrankung den Weg frei machen.

Dr. Nikolas Hedberg – Hashimoto-Experte – erklärt:

"Mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV) steckt man sich meist in jungen Jahren an. Das Virus kann leicht z. B. über das Küssen übertragen werden. Man leidet unter dem Pfeifferschen Drüsenfieber, das einhergeht mit starker Müdigkeit und geschwollenen Lymphknoten, manchmal wochenlang, bis das Immunsystem die Krankheit besiegt hat und man zeitlebens dagegen immun ist. Menschen mit Hashimoto jedoch scheinen einen Gendefekt in jenen Immunzellen zu haben, die normalerweise genau dieses EBV bekämpfen können. Das EBV kann dann irgendwann später in der Schilddrüse reaktiviert werden und dort Autoimmunprozesse auslösen. Die Autoimmunität wird so lange anhalten, so lange das EBV nicht bekämpft ist."

Da EBV ein Virus ist, gegen das es keine direkte Therapie gibt, ist die Schulmedizin hier recht machtlos. In der Naturheilkunde werden hingegen die folgenden Massnahmen durchgeführt, um EBV aus dem Körper zu vertreiben, z. B. Gaben von Vitamin C, Selen, Reishi-Extrakt, Curcumin und Zink. Interessant ist, dass Selen ohnehin meist bei Hashimoto verordnet wird und auch bei manchen Patienten zu Besserungen führt – womöglich auch deshalb, weil es das EBV schwächt.

Ob eine EBV-Infektion vorliegt, kann mit einem Bluttest beim Arzt überprüft werden.

Jodüberdosis oder Jodmangel bei Hashimoto-Thyreoiditis

Zwar weiss man, dass ein Jodmangel eine Schilddrüsenunterfunktion begünstigen kann ( 19 ). Ein Jodüberschuss aber ist auch nicht erstrebenswert – zumindest einigen Untersuchungen zufolge, die zeigen, dass eine zu gut gemeinte Jodversorgung das Risiko für die Entwicklung einer Hashimoto deutlich erhöhen kann. Im Dezember 2016 beispielsweise las man im Journal of Autoimmunity( 20 ) dass man das verstärkte Auftreten der autoimmunen Schilddrüsenerkrankung in manchen Fällen auch mit einem übermässigen Jodverzehr erklären könnte.

Dasselbe stellten Forscher im Januar 2017 fest (je mehr Jod Kinder zu sich nahmen, umso höher war ihr Risiko, an Hashimoto zu erkranken) und veröffentlichten ihre Studie ( 18 ) im Indian Journal of Endocrinology & Metabolism. Und auch Professor Dr. med Jürgen Hengstmann, Arzt für innere Medizin in Berlin, sagt, dass Hashimoto im Grunde eine äusserst seltene Krankheit wäre, gäbe es die flächendeckende Jodierung unserer Lebensmittel nicht. Er rät zu äusserster und sofortiger Jodkarenz, wenn die Erkrankung diagnostiziert wird.

Im Gegensatz dazu stehen die Ansichten der amerikanischen Doktoren Brownstein, Abraham und Flechas, die grosse Mengen Jod in Form von z. B. Lugol'scher Lösung empfehlen (bis zu 50 mg pro Tag über mehrere Monate hinweg) und Jod fast schon als eine Art Allheilmittel gegen eine Vielzahl von Beschwerden bezeichnen. Auch bei Hashimoto soll das sog. Hochdosisjod-Protokoll hilfreich sein, da es die kranke Schilddrüse heilen helfe.

Allerdings gelte es hier einige Sicherheitsmassnahmen zu berücksichtigen. So wird beispielsweise immer wieder betont, dass zunächst ein Jodmangel nachgewiesen werden müsse, bevor man hohe Joddosen einnehme, dass ferner unbedingt mit kleinen Dosen begonnen werden sollte, die man langsam steigern könne und dass man begleitend noch viele andere Vitalstoffe zu sich nehmen müsse, wie z. B. die Vitamine A, B, C und D, das CoEnzym Q10, Magnesium, Fettsäuren, Selen und Eisen. Ganz wichtig sei überdies, keinesfalls Jod zu nehmen, so lange man sich in einem Schub, also einer aktiven Hashimoto befinde.

Wir vom Zentrum der Gesundheit raten nicht zur Hochdosisjodtherapie, schon gar nicht im Alleingang. Wenn Sie sich dafür interessieren, suchen Sie sich am besten einen Therapeuten, der über entsprechende Therapieerfahrungen verfügt. Wer sich über die Jodtherapie vorerst weiter informieren möchte, dem sei das Buch "Jod – Schlüssel zur Gesundheit" von Kyra Hoffmann und Sascha Kauffmann empfohlen.

Grundsätzlich gilt aus unserer Sicht, dass man bei Hashimoto auf eine normale(!) Jodversorgung achten sollte. Denn Jod ist nicht nur für die Schilddrüse wichtig, sondern für andere Organe ebenfalls. Wie man sich über eine natürliche Ernährung mit den erforderlichen Jodmengen versorgen kann (nicht zu viel und nicht zu wenig), haben wir hier erklärt: Jodbedarf natürlich decken

Beachten Sie einen Vitamin-D-Mangel

Vitamin-D-Mangel könnte ebenfalls ein massgeblicher Faktor bei der Hashimoto-Entstehung sein. Denn Vitamin D gilt als Cofaktor für die Jodverwertung. Ein Vitamin-D-Mangel kann somit auch einen Jodmangel verstärken, weil jetzt nicht einmal mehr das wenige vorhandene Jod richtig genutzt werden kann.

Die Behebung eines Vitamin-D-Mangels kann daher das Befinden bei der Schilddrüsenerkrankung eindeutig bessern. In einer Studie ( 16 ) vom September 2015 beispielsweise überprüfte man bei 218 Hashimoto-Patienten (Durchschnittsalter 37) den Vitamin-D-Spiegel und stellte bei 186 einen Mangel fest (unter 30 ng/ml). Interessanterweise waren die TPO-Antikörper-Spiegel der Patienten umso höher, je stärker ihr Vitamin-D-Mangel ausgeprägt war.

Die Probanden mit Vitamin-D-Mangel nahmen jetzt – je nach Ausgangswert – 4 Monate lang zwischen 1.200 und 4.000 IE Vitamin D3 ein und erlebten im Laufe dieser 4 Monate einen signifikanten Rückgang ihrer TPO-Antikörperwerte (um 20,3 Prozent).

Dr. Datis Kharrazian schreibt in seinem Buch Schilddrüsenunterfunktion und Hashimoto anders behandeln, dass ferner 90 Prozent jener Patienten mit einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse an einem speziellen genetischen Defekt leiden und daher das Vitamin D nicht so gut verarbeiten können. Sie können das Vitamin D zwar aufnehmen, doch liegt das Problem an den Vitamin-D-Rezeptoren, die dafür sorgen, dass das Vitamin in die Zelle gelangen kann und nicht nur untätig im Blut umherschwimmt.

Bei Hashimoto-Patienten kann daher sogar ein recht normaler Vitamin-D-Spiegel gemessen werden – und dennoch leiden ihre Zellen an einem Vitamin-D-Mangel. Dr. Kharrazian empfiehlt daher, bei der autoimmunen Schilddrüsenerkrankung mit höheren Vitamin-D-Dosen Werte anzupeilen, die im oberen Normbereich liegen.

Wie Sie Ihren Vitamin-D-Spiegel messen können (im Heimtest), wie Sie die für Sie passende Vitamin-D-Dosis herausfinden und wie Vitamin D eingenommen wird, haben wir hier erklärt: Vitamin D – Die richtige Einnahme

Hormonstörungen als Ursache für Hashimoto-Thyreoiditis

Auch Hormonstörungen, wie z. B. eine Östrogendominanz können die Entwicklung einer Hashimoto begünstigen, weshalb die Krankheit auch so gerne in Zeiten hormonellen Aufruhrs erscheint.

Bei einer Östrogendominanz befindet sich ein im Verhältnis zum Progesteron zu hoher Östrogenspiegel im Körper. Die Östrogendominanz kann sich in ähnlich verwirrenden und unspezifischen Symptomen zeigen wie die Hashimoto selbst, weshalb betroffene Frauen nicht selten erst einmal in die Schublade "das werden die Hormone sein" geschoben werden.

Ja, es könnten die Hormone sein, aber nicht nur die Sexualhormone, sondern auch die Schilddrüsenhormone, die beide übrigens in sehr enger Zusammenarbeit agieren, wie wir schon hier ( Schilddrüsenunterfunktion – Die Ursachen) besprochen hatten, wo hormonelle Verhütungsmittel als eine der Ursachen für eine Schilddrüsenunterfunktion aufgeführt werden.

Beim PCOS (Polyzystischen Ovarialsyndrom) – einer häufigen Hormonstörung bei noch jüngeren Frauen – tritt Hashimoto im Verhältnis öfter auf als bei gesunden Frauen. Beim PCOS heisst es daher, ganzheitliche Massnahmen zur Überwindung des PCOS ergreifen, um so auch die Hashimoto-Gefahr zu minimieren: PCOS – Ganzheitliche Massnahmen

Giftbelastung z. B. mit Quecksilber

Auch eine Belastung mit Umweltgiften, z. B. Quecksilber kann das Risiko für Hashimoto und andere Autoimmunerkrankungen erhöhen. Details dazu finden Sie hier ( Autoimmunerkrankungen durch Quecksilber) und hier ( Quecksilber: Ursache für Schilddrüsenunterfunktion).

Was also kann man bei Hashimoto nun konkret tun? Und was wird Ihr Arzt tun, wenn er erkannt hat, dass Sie die Krankheit haben?

Hashimoto-Thyreoiditis aus Sicht der Schulmedizin

Aus schulmedizinischer Sicht ist Hashimoto nun zwar nicht heilbar, aber leicht therapierbar – nämlich mit synthetischen Schilddrüsenhormonen und allenfalls der Gabe von Selen. Und damit wären die schulmedizinischen Behandlungsmöglichkeiten bei der Erkrankung auch schon ausgeschöpft.

Interessant ist dabei, dass die Schulmedizin bei Hashimoto – einer Erkrankung des Immunsystems – das Immunsystem ignoriert. Normalerweise gibt man bei Autoimmunerkrankungen das immunsystemunterdrückende Cortison, was bei Hashimoto als eine zu aggressive Vorgehensweise gilt.

Die Schulmedizin tut somit nichts anderes, als die Schilddrüse zu beobachten und ihr beim Untergang zuzusehen. Je mehr von der Schilddrüse schliesslich zerstört ist, umso mehr Schilddrüsenhormone benötigt der Patient. Die einzige Aufgabe, die der Schulmediziner bei einer Hashimoto für sich sieht, ist daher die Anpassung der Schilddrüsenhormondosis an den Zerstörungsgrad der Schilddrüse.

Da die Krankheit schubweise verläuft und der Patient zwischen Über- und Unterfunktionsphasen schwanken kann, also mal mehr, mal weniger Hormone benötigt, ist das Finden der richtigen Hormondosis nicht so einfach.

Doch ist der Arzt schon dann glücklich, wenn die verordneten Hormone zu Blutwerten führen, die – besonders was den TSH-Wert betrifft – einigermassen in der Norm liegen. Weiteren Handlungsbedarf sieht er dann nicht mehr.

Wie es dem Patienten geht, ist dabei zweitrangig, wenn überhaupt von Interesse. Denn nicht selten leidet der Patient nach wie vor an den unterschiedlichsten Symptomen – auch dann, wenn die Blutwerte in Ordnung zu sein scheinen. Er kann höchstens mit weiteren Medikamenten rechnen, die nun die einzelnen Symptome unterdrücken, wie z. B. Antidepressiva gegen die Stimmungsschwankungen oder Statine gegen den zu hohen Cholesterinspiegel.

Wundern Sie sich jedoch bitte nicht darüber, dass sich Ihr Arzt weder um Ihren Vitamin-D-Spiegel noch um Ihren Darm und schon gar nicht um Ihre Ernährung kümmert. Er warnt Sie vielleicht noch vor Jod. Alle anderen Aspekte gehören normalerweise nicht in sein Repertoire. Ausnahmen bestätigen hoffentlich die Regel!

Wenn die schulmedizinische Therapie nicht hilft

Warum aber fühlen sich viele Patienten bei der schulmedizinischen Hashimoto-Standard-Behandlung alles andere als wohl?

Das kann viele Gründe haben:

  1. Die Hormone werden in der für den einzelnen Patienten falschen Dosis verordnet – der Patient ist also nicht richtig "eingestellt".
  2. Der Patient würde ein anderes Hormonpräparat benötigen. So werden immer noch sehr häufig reine T4-Präparate verschrieben (z. B. Levothyroxin), obwohl manche Menschen eher T3/T4-Mischpräparate oder vielleicht auch ein natürliches Hormonpräparat bräuchten – wir hatten schon hier darüber berichtet: Schilddrüsenunterfunktion – Die Therapie
  3. Der Patient hat noch andere Begleiterkrankungen, die nicht entdeckt wurden, weil man jedes Symptom nur auf die Hashimoto geschoben hat.
  4. Der Patient hat gravierende Vitalstoffmängel, die eine Besserung der Krankheit und des Allgemeinbefindens verhindern.
  5. Die Regulation des Immunsystems wird vergessen: Die verschriebenen Hormone regulieren zwar den Hormonspiegel im Blut. Die Schilddrüse wird dadurch aber noch lange nicht gesund – und das fehlgeleitete Immunsystem auch nicht.

Die verordneten Hormone sorgen lediglich dafür, dass die Schilddrüse entlastet wird, also keine Hormone mehr bilden muss. Eine inaktive Schilddrüse wird vom Immunsystem nicht mehr so angegriffen wie eine aktive Schilddrüse.

Aus diesem Grund wird Hashimoto-Patienten auch von einer Jod-Einnahme abgeraten. Denn Jod würde die Schilddrüse aktivieren – und eine aktive Schilddrüse ist für das Immunsystem eines Hashimoto-Betroffenen ähnlich motivierend wie ein Jogger für einen unausgelasteten Hund.

Was aber könnte man tun, um das überaktive Immunsystem wieder zu beruhigen? Was könnte man tun, um den Organismus in die Lage zu versetzen, sich selbst in ein gesundes Gleichgewicht zu bringen? Was könnte den Autoimmunprozess stoppen?

Die möglichen ganzheitlichen Massnahmen

Zunächst einmal lassen bereits die oben unter "Ursachen" aufgeführten Faktoren auf die erforderlichen Massnahmen bei Hashimoto schliessen:

  1. Stress: Mit einem guten Stressmanagement und Entspannungstechniken schädlichen Stress beheben (Möglichkeiten dazu siehe oben)
  2. Leaky Gut Syndrom: Massnahmen, die den Darm heilen, die Darmschleimhaut regenerieren und die Darmflora aufbauen.
  3. Gluten: Eine glutenfreie Ernährung praktizieren
  4. Milchprodukte: Testen, ob eine milchfreie Ernährung hilfreich ist
  5. Weitere Ernährungsformen, die sich bei Hashimoto als sinnvoll erweisen könnten, haben wir hier in unserem Artikel über die passende Ernährung bei Hashimoto beschrieben.
  6. Goitrogen wirksame Lebensmittel: Wer im Übermass Sojaprodukte konsumierte, diese mengenmässig reduzieren
  7. Infektionskrankheiten: Abklären lassen, ob vergangene Infektionskrankheiten womöglich immer noch aktiv sind
  8. Jodmangel oder Jodüberdosis: Sowohl das eine als auch das andere vermeiden, auf eine ausreichende Jodversorgung achten
  9. Vitamin-D-Mangel: Vitamin-D-Spiegel messen und einen Mangel beheben bzw. einen niedrig-normalen Spiegel weiter erhöhen
  10. Hormonstörungen: Überprüfen, ob eine Östrogendominanz oder sonstige Hormonstörungen vorliegen (beim Arzt oder per Speichel-Heimtest) und diese beheben; endokrine Disruptoren meiden (hormonell wirksame Stoffe aus der Umwelt, z. B. Weichmacher)
  11. Giftbelastung mit z. B. Quecksilber: Bei vorhandener Giftbelastung eine Ausleitung durchführen; natürlich sollten Sie auch die üblichen Genussgifte meiden, wie z. B. Tabak, E-Zigaretten, Alkohol und zuckerreiche Süssigkeiten und Softdrinks.

Weitere ganzheitliche und naturheilkundliche Massnahmen bei Hashimoto sind die folgenden:

KPU abklären

KPU steht für Kryptopyrrolurie. Es handelt sich um eine Stoffwechselstörung, an der viele Menschen leiden, es aber gar nicht wissen. Bei KPU ist man anfällig für chronische Erkrankungen, u. a. auch für chronische Schilddrüsenerkrankungen. Wird die KPU behoben, dann können auch die chronischen Beschwerden viel leichter therapiert werden. Daher sollte bei chronischen Krankheiten – ganz gleich welcher Art – zunächst geschaut werden, ob eine KPU vorliegt.

Blutzuckerspiegel im Auge behalten

Ernähren Sie sich bei Hashimoto in jedem Falle ohne isolierte Kohlenhydrate. Zu dieser Gruppe gehören Lebensmittel aus Auszugsmehlen (Weissmehl), polierter Reis und alle Lebensmittel, die Haushaltszucker oder andere Industriezuckerarten in irgendeiner Form enthalten.

Denn alle diese hochkonzentrierten kohlenhydratreichen Lebensmittel führen zu Blutzuckerschwankungen, diese belasten die Nebennieren, welche nun wiederum die Hypophysenfunktion hemmen. Eine gehemmte Hypophyse aber wirkt sich negativ auf die Schilddrüse aus.

Blutzuckerschwankungen fördern ausserdem chronische Entzündungsprozesse im Körper, was bei entzündlichen Erkrankungen wie der Hashimoto natürlich in jedem Fall vermieden werden sollte.

Selen bei Hashimoto-Thyreoiditis

Das Spurenelement Selen wird seit vielen Jahren mit der Schilddrüsengesundheit in Verbindung gebracht, denn gerade das Schilddrüsengewebe enhält eine hohe Selenkonzentration ( 5 ). Inzwischen wird Selen bei Hashimoto meist sogar schon routinemässig vom Endokrinologen oder Hausarzt begleitend zur Schilddrüsenhormoneinnahme empfohlen. Die übliche Tagesdosis beträgt 200 µg.

Es heisst, dass Selen die Antikörperzahl sowie die benötigte Schilddrüsenhormondosis bei Hashimoto reduzieren kann ( 15 ). Die Studienlage dazu ist zwar uneinheitlich. Da es jedoch immer wieder Hinweise auf einen positiven Einfluss des Spurenelements auf die Schilddrüse gibt und unerwünschte Nebenwirkungen bei einer ordnungsgemässen Einnahme fehlen, lohnt sich ein Versuch mit Selen in jedem Fall.

In einer Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2014 ( European Thyroid Journal) ( 17 ) ergab sich beispielsweise, dass in einer der untersuchten Studien 200 µg Natriumselenit (anorganisches Selen) zu einer signifikanten Verbesserung des Befindens führte. In drei weiteren Studien nahmen die Probanden 200 µg Selenomethionin (organisches Selen) und konnten damit ihre Antikörperwerte senken – und zwar um 40 Prozent, während es in der Placebogruppe nur 10 Prozent waren.

Denken Sie bei der Seleneinnahme daran, dass Natriumselenit nicht gemeinsam mit Vitamin C oder vitamin-C-reichen Lebensmitteln eingenommen werden darf, da das Vitamin C andernfalls das Selen inaktiviert. Der zeitliche Abstand zu Vitamin-C-Präparate oder vitamin-C-reichen Lebensmitteln sollte idealerweise mehrere Stunden betragen. Bei Natriumselenat oder den organischen Selenverbindungen ist Vitamin C kein Problem. Selenpräparate nimmt man am besten nüchtern, 10 bis 30 Minuten vor einer Mahlzeit.

Die Versorgung mit B-Vitaminen

Achten Sie auch auf eine gute Versorgung mit dem Vitamin-B-Komplex, ganz besonders mit Vitamin B12 und Vitamin B1. In einer klinischen Studie, die im Journal of Alternative and Complementary Medicine veröffentlicht wurde, erhielten drei Hashimoto-Patienten, die besonders an chronischer Müdigkeit litten, täglich 600 mg Vitamin B1 – und waren schon nach wenigen Tagen ihre Müdigkeit los. Allerdings sind 600 mg natürlich eine enorm hohe Menge, wenn man sich den offiziellen Vitamin-B1-Bedarfswert von 1 bis 1,3 mg pro Tag ansieht. Besprechen Sie daher derartige Hochdosen mit Ihrem Arzt oder Heilpraktiker.

Untersuchungen zeigten ferner, dass bei vielen Hashimoto-Patienten ein Vitamin-B12-Mangel vorliegt ( 21 ) – ein Zustand, der schon allein zu depressiven Verstimmungen, Konzentrationsstörungen und Gedächtnisschwäche führen kann.

Vitalstoffdefizite beheben

Natürlich sollten auch alle anderen Vitalstoffdefizite behoben werden, sofern diese vorliegen. Doch wird schon eine gesunde und vitalstoffreiche Ernährung, die in jedem Fall umgesetzt werden sollte, viele Vitalstoffe liefern, die Sie bisher in zu geringen Mengen zu sich genommen hatten, wie z. B. Vitamin C, Vitamin E, Folsäure, Carotine, Magnesium und sekundäre Pflanzenstoffe.

Achten Sie überdies auf Eisen (oft leiden Hashimoto-Betroffene an Eisenmangel) sowie auf eine umfassende Omega-3-Fettsäuren-Versorgung. Omega-3-Fettsäuren sind gemeinsam mit Vitamin D an der Regulation des Immunsystems beteiligt – und genau das soll bei einer Autoimmunerkrankung ja in erster Linie erreicht werden:

Die Regulation des Immunsystems

Als einer der wenigen Schilddrüsenexperten kümmert sich Dr. Datis Kharrazian nicht nur um die Schilddrüse und auch nicht nur um Vitalstoffdefizite oder eine gute Ernährung, sondern ganz konkret um das Immunsystem.

Er unterscheidet zwischen einer TH-1- und einer TH-2-Dominanz. Denn das Immunsystem besteht – grob gesagt – aus zwei Teilen. Überwiegt der eine, ist man TH-1-dominant, überwiegt der andere, ist man TH-2-dominant. Das Ziel sollte nun sein, beide Teile in die Waage zu bringen, was die überschiessende Immunreaktion bei Autoimmunprozessen wieder drosseln würde.

Wie aber kommt es zu dieser TH-1- oder TH-2-Dominanz?

Von den sog. T-Helferzellen – einer bestimmten Gruppe Abwehrzellen – gibt es zwei Unterarten, die TH1-Zellen und die TH2-Zellen. Man unterscheidet sie aufgrund ihrer unterschiedlichen Botenstoffe (Zytokine), die sie ausschütten, um weitere Abwehrzellen zu aktivieren.

  1. TH1-Zellen schütten Interferon-gamma aus, aber auch IL-2 (Interleukin-2), IL-12 und den Tumornekrosefaktor alpha (TNFa). TH1-Zellen sind besonders bei bakteriellen und viralen Infekten aktiv, aber häufig auch bei Hashimoto.
  2. TH2-Zellen schütten IL-4, IL-5, IL-10 und IL-13 aus. Diese Zellen sind besonders bei Allergien aktiv und bei parasitären Infektionen.

Wie findet man heraus, ob man nun TH-1-dominant oder TH-2-dominat ist? Dazu werden die Botenstoffe in einer Blutuntersuchung bestimmt. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt.

Ist man TH-1-dominant (was offenbar bei den meisten Hashimoto-Patienten der Fall sein soll), dann unterstützt man die TH-2-Seite des Immunsystems – und umgekehrt.

Bei TH-1-Dominanz lässt sich die TH-2-Seite laut Dr. Kharrazian u. a. mit den folgenden Mitteln stärken:

  1. Resveratrol
  2. Kiefernrindenextrakt
  3. Lycopin
  4. Grüntee-Extrakt

Bei TH-2-Dominanz könnten zur Stärkung der TH-1-Seite diese Mittel eingesetzt werden:

  1. Süssholz
  2. Zitronenmelisse
  3. Echinacea
  4. Maitake-Pilz

Die Dosierung und die Art der Anwendung sollte man mit einem Heilpraktiker oder ganzheitlich orientierten Arzt besprechen. Für weitere Details empfehlen wir, das Buch von Dr. Kharrazian zu lesen ( Schilddrüsenunterfunktion und Hashimoto anders behandeln).

*Auch die Bücher von Izabella Wentz Das Hashimoto-Programm und Hashimoto im Griff: Endlich beschwerdefrei mit der richtigen Behandlung könnten Ihnen u. U. weiterhelfen, beziehen sich aber nicht zu 100 Prozent auf die oben beschriebene Vorgehensweise und jene nach Dr. Kharrazian.

Ganzheitliche Massnahmen bei Hashimoto Thyreoiditis

Bei der Fülle an Informationen und Tipps kann es sein, dass Sie überhaupt nicht mehr wissen, wie und wo beginnen. Wichtig ist, dass Sie auf keinen Fall alle Tipps auf einmal umsetzen, sprich alle Nahrungsergänzungen auf einmal einnehmen, gleichzeitig eine Entgiftung starten und Ihre Ernährung um 180 Grad verändern.

Gehen Sie hingegen langsam vor. Wenn Sie die für Sie erforderlichen Nahrungsergänzungen ausgewählt haben, dann nehmen Sie zunächst nur eines ein. Das zweite nehmen Sie ab dem vierten Tag ein. Mit dem dritten warten Sie wieder drei Tage usw. Auf diese Weise kann sich Ihr Organismus langsam an alle Neuheiten gewöhnen. Sollte eines der Mittel nicht vertragen werden, können Sie die Unverträglichkeit überdies schneller zuordnen.

Wenn Sie nicht genau wissen, wie Sie eine Ernährungsumstellung bei Hashimoto am besten umsetzen können, dann empfehlen wir Ihnen den weiter oben angegebenen Ernährungsplan. Wir wünschen Ihnen eine gute Genesung!

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.