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PCOS - Das polyzystische Ovarialsyndrom

Das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) ist eine der häufigsten Hormonstörungen bei jungen Frauen. Die Hauptmerkmale sind u. a. Übergewicht, Zyklusunregelmässigkeiten, Insulinresistenz, unreine Haut und Unfruchtbarkeit. Es gibt zahlreiche naturheilkundliche Massnahmen, die ein PCOS bessern können.

Fachärztliche Prüfung: Gert Dorschner
Aktualisiert: 07 März 2024

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Das polyzystische Ovarialsyndrom

Das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) wurde 1921 erstmals in der Medizinerwelt beschrieben, als sich den Wissenschaftlern Achard und Thiers eine bärtige Frau mit Diabetes vorstellte. Sie hatte PCOS.

Heute stellt das PCOS eine der häufigsten hormonellen Störungen bei Frauen im gebärfähigen Alter dar und betrifft 10 bis 25 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter (anderen Quellen zufolge 5 bis 15 Prozent).

Der Begriff "polyzystisches Ovarialsyndrom (oder Ovarsyndrom)" weist bereits auf die Problematik hin: Die Eierstöcke (Ovarien) der betroffenen Frauen sind vergrössert und es lassen sich dort ungewöhnlich viele (poly) unreife Eizellen im Ultraschall erkennen. Da die Eizellen in Bläschen vorliegen und Bläschen in der medizinischen Terminologie Zysten heissen (vom griechischen Wort "kystis"), ergibt sich die Bezeichnung poly-zystisch.

Meist werden betroffene Frauen heutzutage engmaschig von ihren Gynäkologen betreut und bei den ersten PCOS-Anzeichen sofort mit Hormonpräparaten behandelt, auch dann, wenn die Diagnose noch gar nicht sicher ist. ( 29 )

PCOS – Die Symptome

Die möglichen Symptome der mit dem polyzystischen Ovarialsyndrom in Verbindung stehenden Hormonstörungen sind die folgenden ( 31 ) ( 33 ):

  1. Chronisches Ausbleiben des Eisprungs und daher:
  2. Zyklusstörungen (verlängerter Zyklus, daher seltene oder auch gar keine Menstruation oder auch Zwischenblutungen)
  3. Unfruchtbarkeit oder bei Schwangerschaft Neigung zu Fehlgeburten
  4. Übergewicht
  5. Akne
  6. Insulinresistenz mit hoher Gefahr, dass sich daraus später – wenn keine Massnahmen ergriffen werden – ein Diabetes entwickelt
  7. Haarausfall bzw. Haarwuchs nach männlichem Muster, also Haarausfall am Kopf bei gleichzeitig übermässiger Behaarung am Rest des Körpers = Hirsutismus
  8. Psychische Probleme bis hin zur Depression
  9. Langfristig erhöhte Gefahr von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ( 35 )

Doch müssen nicht alle Symptome bei allen Betroffenen gleichzeitig auftreten. Übergewicht beispielsweise soll etwa 50 bis 80 Prozent der PCOS-Frauen betreffen. Die Hälfte leidet an verlängerten Zyklen, nur ein Drittel an Zwischenblutungen.

Wie aber kommt es zu diesen Symptomen beim PCOS? Und wo genau liegen die Störungen im Hormonhaushalt?

PCOS – Wie kommt es zu den Symptomen?

Der Hormonhaushalt ist bekanntlich ein fein ausgeklügeltes System, in dem jedes Hormon auf irgendeine Weise mit den übrigen Hormonen in Verbindung steht: Hormone beeinflussen einander also, hemmen sich oder fördern die Ausschüttung anderer Hormone. Wenn dies alles klappt – wunderbar!

Wenn aber an irgendeiner Stelle ein Fehler im System ist, dann beeinflusst dieser Fehler – einem Domino-Effekt gleich – viele andere Hormone und es kommt unweigerlich zu merklichen Symptomen, je nachdem welche Hormone am stärksten betroffen sind. Beim PCOS sieht die Hormonlage nun folgendermassen aus:

Zu viel LH, zu wenig FSH

Beim PCOS schüttet die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) verstärkt LH (luteinisierendes Hormon) aus, dafür aber weniger FSH (follikelstimulierendes Hormon).

Das LH ist eigentlich für den Eisprung zuständig, während das FSH für die Eireifung verantwortlich ist. Kein Wunder, sammeln sich im Eierstock nun viele unreife Eizellen, wenn im Verhältnis zum LH zu wenig FSH zugegen ist.

Gleichzeitig bleibt der Eisprung aus, da nie ein Ei wirklich ausreift und "sprungbereit" wäre ( 10 ). Eisprungrechner zeigen in diesem Fall auch keinen Eisprung an.

Zu viele männliche Hormone (Hyperandrogenämie)

Das LH-FSH-Ungleichgewicht führt beim PCOS nun dazu, dass die Eierstöcke zu viele männliche Hormone (Androgene) bilden. Die männlichen Hormone wiederum können sich in Östrogen umwandeln – und zwar bevorzugt im Fettgewebe.

Je mehr Übergewicht vorhanden ist, umso mehr Fettgewebe ist jedoch auch da und desto mehr Östrogen kann entstehen – was zeigt, wie ungünstig sich ein Übergewicht auf PCOS auswirkt bzw. wie hervorragend es wäre, wenn die betroffene Frau abnehmen würde.

Zu hoher Östrogenspiegel (Östrogendominanz)

Nun beginnt zudem ein Teufelskreis, da ein hoher Östrogenspiegel die LH-Ausschüttung weiter fördert und die FSH-Ausschüttung noch weiter hemmt.

In den Eierstöcken werden jetzt noch mehr männliche Hormone gebildet und die Chance auf eine ausreifende Eizelle wird immer geringer. Unfruchtbarkeit ist die Folge. ( 36 ) ( 41 )

Ein zu hoher Insulinspiegel (Hyperinsulinämie)

Gleichzeitig kann beim PCOS ein erhöhter Insulinspiegel beobachtet werden (Hyperinsulinämie). Eine hohe Insulinkonzentration im Blut jedoch fördert sowohl die Fetteinlagerung und somit eine Zunahme des Übergewichts als auch die Bildung männlicher Hormone im Eierstock. ( 30 ) ( 34 )

Fazit: Die Östrogendominanz (im Vergleich zum Progesteron zu viel Östrogen), der Überschuss an männlichen Hormonen (Hyperandrogenämie) sowie die Hyperinsulinämie sind nun gemeinsam für die Entstehung der oben genannten PCOS-typischen Symptome verantwortlich. ( 14 )

PCOS – Was macht die Schulmedizin?

Aus Sicht der Schulmedizin gibt es beim PCOS kaum eine andere Lösung als Hormone (die Pille) zu verordnen. Je nach den auftretenden Symptomen werden überdies Cortison-Präparate gegeben, die zu einer Drosselung der Produktion der männlichen Hormone in den Nebennieren führen sollen sowie – bei Insulinresistenz – typische Diabetesmedikamente wie etwa Metformin.

Metformin kann jedoch zu Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Bauchweh, Durchfall etc.) führen, zu Geschmacksveränderungen bis hin zu Appetitverlust. Die Nebenwirkungen der Pille sind hinlänglich bekannt und jene von Cortison ebenfalls: Wassereinlagerungen, Übergewicht, Bluthochdruck und ein erhöhter Blutzuckerspiegel.

Hilft alles nichts, kann frau sich die Eierstöcke in einer OP sticheln lassen. Dabei wird 15-mal in den Eierstock gestochen – und zwar jeweils 2 mm tief. Man will damit dessen Testosteronbildefähigkeit reduzieren.

All das klingt nicht sehr körperfreundlich. Und ganz ähnlich sah es bereits im Jahr 2001 Dr. Keri Marshall, die in ihrem Review betonte, dass das PCOS zwar dringend therapiebedürftig sei, dass dies aber auch auf naturheilkundlichem Wege geschehen könne. Dies sei genauso wirksam wie eine schulmedizinische Therapie – nur ohne deren Nebenwirkungen. ( 1 )

Und obwohl Keri Marshall dies vor nunmehr 20 Jahren mitteilte, gibt kaum ein Frauenarzt die entsprechenden Informationen an die oft verzweifelten und hilfesuchenden Patientinnen weiter. Diese Lücke möchten wir mit nachfolgender Zusammenfassung der beim PCOS in Frage kommenden ganzheitlichen und naturheilkundlichen Massnahmen schliessen.

Bevor Sie jedoch Massnahmen umsetzen, lassen Sie – falls noch nicht geschehen – Ihre Schilddrüsenwerte überprüfen. Oftmals ist eine Schilddrüsenunterfunktion die Ursache von PCOS-ähnlichen Symptomen. Wird die Unterfunktion der Schilddrüse behoben, haben sich häufig auch die PCOS-Symptome erledigt.

Ganzheitliche Massnahmen beim PCOS

Die im Anschluss vorgestellten natürlichen Massnahmen können Ihnen dabei helfen, Ihr PCOS-Problem sehr deutlich zu mildern oder es gar ganz aufzuheben:

Bauen Sie Übergewicht ab

Im Rahmen einer britischen Studie mit 153 Probandinnen mit polyzystischem Ovarialsyndrom wurde festgestellt, dass ein Drittel von ihnen an einem abnormales Essverhalten litt. Die Forscher gaben an, dass es für Betroffene sinnvoll sei, sich psychologisch behandeln zu lassen, um die jeweiligen Essprobleme – und in Folge auch das PCOS – leichter in den Griff bekommen zu können. ( 55 )

Ist beim PCOS Übergewicht vorhanden, dann kann schon allein eine Gewichtsreduktion in Verbindung mit einer Ernährungsumstellung eine deutliche Verbesserung des Beschwerdebildes mit sich bringen, da sich das reduzierte Körpergewicht auf alle mit den Hormonschwankungen in Verbindung stehenden Werte und Beschwerden positiv auswirkt. Dies ist schon bei einer durchschnittlichen Gewichtabnahme von gerade einmal 5 Prozent der Fall. ( 32 ) ( 38 ) ( 48 ) ( 54 )

Besonderes Aufsehen erregte eine Studie, in der sich bei 82 Prozent der Teilnehmerinnen durch die Gewichtsabnahme eine merkliche Verbesserung der Fruchtbarkeit zeigte und dabei sogar 5 neue Schwangerschaften bei Frauen entstanden, die zuvor lange Zeit nachweislich unfruchtbar gewesen waren. ( 49 )

Weitere Studien an adipösen Frauen mit Menstruationsunregelmässigkeiten haben gezeigt, dass die Regelblutung sich häufig normalisieren kann und sich auch die Fruchtbarkeit wieder regeneriert, sobald erfolgreich Gewicht verloren wird. ( 46 )

Am allerbesten kann Übergewicht mit Hilfe von einer passenden Ernährungsumstellung abgebaut werden, z. B. mit einer gemässigten Low-Carb-Ernährung, die übrigens nicht – wie man vielleicht glauben mag – unbedingt aus viel Fleisch und sonstigen tierischen Produkten bestehen muss, sondern auch durchaus vegan sein kann: Die vegane Low-Carb-Ernährung. Werden zudem Gewürze wie Zimt in die Ernährung eingebaut, kann dem Übergewicht zusätzlich entgegengewirkt werden. ( 7 )

Stellen Sie Ihre Ernährung um

Die typische westliche Ernährung, die reich an raffinierten Kohlenhydraten ist (Zucker, Weissmehl, Back- und Teigwaren), aber nur sehr wenige Ballast- und Vitalstoffe liefert, gilt als ein Hauptauslöser für Insulinresistenz und trägt gleichzeitig zur Ausbildung von Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei. ( 40 ) ( 43 ) ( 50 ) ( 52 )

Daher sollte die Ernährung zur Behebung beider Problematiken auf eine vitalstoffreiche basenüberschüssige Ernährungsweise umgestellt werden.

Eine solche Ernährung besteht aus viel Gemüse, Obst, hochwertigen Proteinen sowie gemässigten Mengen an Kohlenhydraten in Form von ballaststoffreichen, komplexen Kohlenhydraten (z. B. Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Ölsaaten und Nüssen ). ( 44 )

Eine Studie aus dem Jahr 2013 fasste die Wirkung einer kohlenhydratarmen Ernährung beim PCOS wie folgt zusammen ( 2 ):

"Die Senkung des Insulinspiegels über eine entsprechende Ernährung ist eine attraktive nicht-pharmazeutische Therapie für Frauen mit PCOS, deren erhöhter Insulinspiegel die Testosteronsynthese stimuliert und somit die PCOS-Symptome verstärkt."

An besagter Studie nahmen 30 Frauen mit PCOS teil. Die kohlenhydratarme Ernährung führte bei den Teilnehmerinnen zu sinkenden Insulin-, Cholesterin- und Testosteronwerten sowie zu einer steigenden Insulinsensitivität (also Abnahme der Insulinresistenz).

Sieben Jahre zuvor war eine ähnliche Studie mit ähnlich erfolgreichen Ergebnissen durchgeführt worden. Schon nach einer 16-tägigen gemässigten Low-Carb-Ernährung (immerhin noch 43 Prozent der täglichen Kalorienzufuhr stammte aus Kohlenhydraten) sanken die Insulinspiegel der Teilnehmerinnen, was langfristig – so die Wissenschaftler – auch zu einer Verbesserung der Geschlechtshormonspiegel führen werde. ( 3 )

Und falls Sie sich nicht vorstellen können, dass die Ernährung einen so grossen Einfluss auf den Hormonhaushalt und damit auf das PCOS haben kann, dann lesen Sie hier den Erfahrungsbericht einer Leserin, die nach einer zehnjährigen Leidenszeit ihr PCOS schon nach wenigen Wochen sehr gut lindern konnte – einfach, indem sie die Ernährung umstellte: Erfahrungsbericht: PCOS mit ganzheitlichen Massnahmen lindern.

Testen Sie Seed Cycling

Seed Cycling ist eine sehr unkomplizierte Massnahme (eine Art Hormon-Diät), die in fast jedes Ernährungskonzept integriert werden kann. Es geht darum, in der ersten Zyklushälfte zwei bestimmte Saaten zu essen ( Leinsamen und Kürbiskerne) und dann in der zweiten Zyklushälfte zwei andere Saaten zu essen (Sesam und Sonnenblumenkerne). 

Die Ölsaaten sollen den Hormonhaushalt regulieren helfen, so dass sich hormonbedingte Beschwerden – ganz gleich ob PCOS, Wechseljahresbeschwerden oder prämenstruelle Beschwerden – lindern lassen. Wie genau Leinsamen wirken, lesen Sie bereits unter 5. Weitere Details zum Seed Cycling und eine Anleitung dazu finden Sie im vorigen Link.

Erhöhen Sie die Ballaststoffmenge

Der gesundheitliche Nutzen von Ballaststoffen u. a. zur Senkung des Risikos für chronische Erkrankungen ist längst wissenschaftlich anerkannt. ( 45 ) ( 63 ) ( 64 )

Ballaststoffe sorgen mitunter dafür, dass Kohlenhydrate langsamer in den Blutkreislauf gelangen, womit sie indirekt den Insulinspiegel senken. Weitere Studien haben gezeigt, dass selbst die Insulinsensitivität zunimmt und das Körpergewicht abnimmt, wenn die Testpersonen ballaststoffreiche Lebensmittel zu sich nehmen. ( 62 ) ( 65 ) ( 66 )

Ballaststoffe beeinflussen somit mindestens zwei Faktoren, die PCOS begünstigen bzw. die Ausprägung der PCOS-Symptome verstärken, nämlich das Übergewicht und die Insulinresistenz.

Sehr gute Ballaststoffquellen sind beispielsweise Chiasamen, Konjak Pulver (das konkret zur Gewichtsabnahme eingenommen wird), Kokosmehl, Haferkleie oder auch die bereits erwähnten Leinsamen.

Nehmen Sie Leinsamen ein

Leinsamen liefern nicht nur Ballaststoffe, sondern zählen überdies zu den besten Nahrungsquellen für pflanzliche Lignane, welche wiederum zu den Phytoöstrogenen gehören. ( 51 )

Phytoöstrogene sind eine Klasse von pflanzlichen Substanzen, denen sowohl östrogene als auch antiöstrogene Eigenschaften nachgewiesen werden konnten. ( 53 )

Der Verzehr von Leinsamen erwies sich ferner als stimulierend für die SHBG-Synthese und praktischerweise gleichzeitig als wachstumshemmend auf diverse Tumoren. ( 58 ) ( 67) ( 69 )

SHBG ist ein Transporterprotein, das Hormone an sich bindet und sie durch den Körper transportiert. Hohe Insulinspiegel – wie sie beim PCOS vorliegen – hemmen die SHBG-Bildung.

Werden nun die SHBG-Spiegel durch Lignane im Leinsamen erhöht, kann mehr Östrogen gebunden werden, was die Menge des freien (= wirksamen) Östrogens und damit auch die beim PCOS vorhandene Östrogendominanz mindert. ( 11 ) ( 68 )

Leinsamen können geschrotet ins Müsli oder in Vollkornbackwaren gegeben werden. Aus Leinsamen lassen sich aber auch herrliche Cracker in Rohkostqualität zubereiten.

Leinsamen hat idealerweise auch einen sehr vorteilhaften Einfluss auf die Darmgesundheit – und diese scheint (wie nachfolgend erklärt) für die Linderung des PCOS ebenfalls entscheidend zu sein.

Sanieren Sie Ihre Darmflora

Australische Wissenschaftler stellten im Jahr 2012 im Fachmagazin Medical Hypotheses eine neue These vor: PCOS gehe bekanntlich mit chronischen Entzündungen sowie häufig einer Insulinresistenz einher. Was genau zu diesen beiden Aspekten führe, sei ungewiss. ( 4 )

Die Forscher vermuten nun, dass es die Darmflora ist, die an der Entwicklung des PCOS nicht nur beteiligt sein könnte, sondern dieses womöglich überhaupt erst auslöse. Im nachstehenden Link haben wir über die Zusammenhänge der Darmflora und PCOS berichtet.

Eine Dysbiose (Darmflorastörung), die infolge einer ungünstigen Ernährung entsteht, erhöht die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut. Daraufhin können verstärkt sog. Lipopolysaccharide (LPS) in den Blutkreislauf gelangen.

LPS sind Substanzen, die sich normalerweise in der Zellmembran von Bakterien und somit auch in der Zellmembran von Darmbakterien befinden. Wenn Bakterien nun zerfallen – was ja ständig geschieht – dann werden die LPS frei. Sie wirken toxisch und werden daher als Endotoxine bezeichnet.

Ist die Darmschleimhaut intakt, dann können die Toxine mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Ist sie jedoch aufgrund der oben beschriebenen erhöhten Durchlässigkeit nicht mehr intakt, dann gelangen diese Toxine ins Blut und sorgen dort für eine sofortige Alarmierung des Immunsystems.

Das jedoch kann jetzt die Funktion der Insulinrezeptoren behindern, was den Insulinspiegel in die Höhe schnellen lässt, im Anschluss wiederum die Testosteronproduktion in den Eierstöcken antreibt sowie die normale Eizellentwicklung stört und chronische Entzündungsprozesse fördert. PCOS ist da.

Um diese Situation, sprich die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut wieder umzukehren, benötigt die Darmschleimhaut Zeit und Gelegenheit zur Regeneration und Heilung. Unterstützt werden kann die Heilung der Darmschleimhaut mit der richtigen Ernährung sowie einer Sanierung der Darmflora mit hochwertigen Probiotika (z. B. Combi Flora).

Denn nur eine gesunde Darmflora kann die Darmschleimhaut schützen und ihre Heilprozesse fördern. Gleichzeitig können weitere Schleimhaut regenerierende Massnahmen zum Einsatz kommen, wie z. B. die Einnahme folgender Präparate:

  1. Schleimstoffe ( Flohsamenschalen )
  2. Bentonit (das die Lipopolysaccharide bindet und über den Stuhl ausscheidet, noch bevor sie über die noch durchlässige Darmschleimhaut in den Blutkreislauf geraten können)
  3. Präparate wie z. B. Colibiogen 
  4. Omega-3-Fettsäuren, die entscheidend zur Regeneration der Darmschleimhaut beitragen können und gleichzeitig entzündungshemmend wirken (siehe Punkt 6)

Probiotika (Combi Flora), Bentonit und Flohsamenschalenpulver werden im Rahmen von Darmreinigungsprogrammen, Darmsanierungen oder Kuren zum Aufbau der Darmflora eingenommen. Über die praktische Durchführung finden Sie hier mehr darüber: Wie funktioniert eine Darmreinigung?

Den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand (April 2020) zur Wirkung von Probiotika beim PCOS finden Sie hier: So wichtig ist eine Sanierung der Darmflora beim PCOS.

Nutzen Sie Omega-3-Fettsäuren

Fette spielen in der ganzheitlichen Therapie des PCOS eine wichtige Rolle. Fettsäuren beeinflussen nicht nur die Aktivität der Hormonrezeptoren, sondern auch die Expression bestimmter Gene, z. B. jener, die für Adipositas und Insulinresistenz in Frage kommen. ( 47 )

Omega-3-Fettsäuren nun (z. B. aus Fischöl oder dem rein pflanzlichen Algenöl) verbessern nachweislich die Insulinsensitivität und damit die Glukoseaufnahme, was den Blutzuckerspiegel senkt. Sie verringern die Fettspeicherung und damit das Gewicht und sie senken die Blutfettspiegel nach den Mahlzeiten.

Alle diese Eigenschaften scheinen wie geschaffen für die Therapie des PCOS, was sich auch bereits in klinischen Studien zeigte:

Bei einer iranischen Studie aus 2012 beispielsweise erhielten 64 übergewichtige PCOS-Patientinnen zwischen 20 und 35 Jahren täglich vier Omega-3-Kapseln oder vier Placebo-Kapseln. Jede Omega-3-Kapsel enthielt 180 mg EPA und 120 mg DHA (also insgesamt täglich 720 mg EPA und 480 DHA). ( 5 )

In der Omega-3-Gruppe sanken die Blutzuckerspiegel, die Insulinspiegel, auch die Gesamtcholesterin- sowie die LDL-Cholesterin-Werte. Die Insulinresistenz nahm ab und die Adiponektinspiegel stiegen. Adiponektin ist ein Hormon, das bei Übergewichtigen meist zu gering vorhanden ist. Es erhöht die Wirkung des Insulins, was folglich beim Kampf gegen die Insulinresistenz sehr sinnvoll ist.

Sie sollten daher in jedem Fall Ihre Omega-3-Fettsäuren-Versorgung sorgfältig überprüfen und ggf. optimieren. Dazu eignen sich Hanföl und Leinöl, genau wie die bereits genannten Chiasamen und Leinsamen. Auch Walnüsse und deren Öl sowie natürlich fettreicher Seefisch enthalten hochwertige Omega-3-Fettsäuren.

Will man Omega-3-Fettsäuren jedoch therapeutisch einsetzen, sind die mit der Nahrung aufgenommenen Mengen eventuell zu niedrig, vor allem auch dann, wenn man keinen Fisch essen möchte, der u. U. mehr schadet, als nützt: Wie Quecksilber aus Fisch ein Risiko macht.

Mit Kapseln aus rein pflanzlichem Algenöl können Sie Omega-3-Fettsäuren auf gesunde Weise und in den gewünschten Dosen einnehmen.

Achten Sie zusätzlich auf einen reduzierten Verzehr von Omega-6-Fettsäuren, da diese – wenn zu reichlich verzehrt – die Wirkung von Omega-3-Fettsäuren teilweise aufheben können. Omega-6-Fettsäuren finden sich in besonders hohen Mengen im Sonnenblumenöl, Distelöl und Sojaöl, aber auch in vielen anderen pflanzlichen Ölen. Im Olivenöl und im Kokosöl hingegen sind die Omega-6-Mengen gering.

Empfehlenswert: Nahrungsergänzung mit Inositol

D-Chiro-Inositol oder auch das ganz ähnliche Myo-Inositol gelten laut zahlreichen Studien als hochinteressante Nahrungsergänzungsmittel für Frauen mit PCOS. ( 13 ) ( 16 ) ( 17 ) ( 18 ) ( 21 ) ( 22 ) ( 23 ) Die Substanz kommt auch natürlicherweise im menschlichen Körper vor und dient dort als Botenstoff bei der Signalübertragung an der Zelle, weshalb es auch die Insulinwirksamkeit mit beeinflusst. ( 19 )

Man vermutet nun infolge einiger Studienergebnisse, dass die PCOS-Symptome Insulinresistenz und Hyperinsulinämie auf einen Mangel an D-Chiro-Inositol hinweisen könnten – nicht zuletzt deshalb, da die Menge des in den Muskeln enthaltenen Inositols bei Typ-2-Diabetikern geringer ist als bei gesunden Personen. ( 9 ) ( 15 ) ( 24 ) ( 25) ( 26 )

Eine Studie von Dr. Nestler von der Virginia Commonwealth University in Richmond, die im Fachmagazin The New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, hatte gezeigt, dass 1.200 mg D-Chiro-Inositol pro Tag (für 6 bis 8 Wochen) zahlreiche nützliche Effekte bei der Behandlung von PCOS mit sich bringen können. ( 20 )

So erhöhte Inositol nicht nur die Insulinwirksamkeit (verringerte also die Insulinresistenz), sondern es sorgte zugleich auch für einen Eisprung bei 86 Prozent der Frauen, die mit D-Chiro-Inositol behandelt wurden, während dieser Wert in der Placebo-Gruppe nur bei 27 Prozent lag.

Die Androgen-Werte im Blutserum der Versuchsgruppe nahmen darüber hinaus signifikant ab. Gleichzeitig sanken sowohl Bluthochdruck als auch überhöhte Blutfettwerte.

Inositol bzw. seine Verbindungen sind auch in vielen Lebensmitteln enthalten, insbesondere in Getreideprodukten mit hohem Kleieanteil (also in Vollkornprodukte), auch in Nüssen, Hülsenfrüchten und Früchten (besonders in Cantaloupe-Melonen und Orangen), so dass auch in diesem Zusammenhang eine gesunde vollwertige Ernährung absolut Sinn macht.

Inositol sollte vorsichtshalber nicht in der Schwangerschaft eingenommen werden, da es in zu hohen Dosen zu Gebärmutterkontraktionen führen könnte.

Nahrungsergänzung mit Chrom

Chrom ist bekanntlich ein hilfreiches Spurenelement, wenn es um die Regulierung des Blutzucker- und Insulinspiegels geht. Ja, ein konkreter Chrommangel soll sogar direkt eine Insulinresistenz bzw. Diabetes Typ 2 hervorrufen können.

Daher wird Chrom von Diabetikern häufig zur Nahrungsergänzung eingesetzt. Chrom steigert dann die Wirksamkeit des Insulins. Eine Chrom-Einnahme ist somit auch bei der Therapie des PCOS denkbar.

Chrom wird bei Stress oder hohem Kohlenhydratkonsum besonders schnell verbraucht – und zwar meist in höheren Mengen als es mit der Nahrung wieder zugeführt werden kann, weshalb die zusätzliche Einnahme von Chrom bei diesen Voraussetzungen sinnvoll sein könnte.

Bei Studien am Beltsville Human Nutrition Research Center ( 6 ) ( 12 ) ( 39 ) wurden die Auswirkungen von Chrompicolinat (die Chromform mit der höchsten Bioverfügbarkeit) als einziges Therapeutikum bei Typ-2-Diabetikern untersucht. Hierzu wurden die Patienten aufgefordert, während der Behandlungsphase ganz "normal" zu essen.

Dann wurden die Teilnehmer in drei Versuchsgruppen eingeteilt: Entweder in die Placebo-Gruppe, in eine Versuchsgruppe, die zweimal pro Tag 100 mcg Chrompicolinat erhielt oder in eine Versuchsgruppe, bei der die Probanden zweimal täglich 500 mcg erhielten.

Sowohl die Blutzuckerwerte bei nüchternem Magen als auch die Werte zwei Stunden nach der Nahrungsaufnahme waren signifikant geringer bei beiden Versuchsgruppen, was den Schluss nahelegt, dass durch die Nahrungsergänzung mit Chrom eine Verbesserung der Insulinsensitivität zu erreichen ist.

Zusätzlich zeigen Studien, dass eine Nahrungsergänzung mit Chrompicolinat auch zu einem merklichen Fettabbau beitragen kann (bei täglich 200 bis 400 mcg), was beim PCOS ebenfalls erwünscht ist. ( 28 )

Überprüfen Sie Ihren Vitamin D-Spiegel

Wie bei jeder chronischen Erkrankung sollte auch beim PCOS der Vitamin-D-Spiegel überprüft werden, da bekannt ist, dass viele PCOS-Patientinnen einen Vitamin-D-Mangel haben. Behebt man den Mangel, trägt das Vitamin D zur Regulierung des Hormonhaushalts bei, harmonisiert den Menstruationszyklus und fördert die Eizellreifung. Details dazu lesen Sie hier: Vitamin D bessert PCOS.

Da beim PCOS in manchen Fällen auch Depressionen vorliegen und Vitamin D antidepressiv wirken kann (besonders wenn zuvor ein Vitamin-D-Mangel vorlag), überprüften Forscher im Jahr 2014 einen möglichen Zusammenhang und stellten fest: Je stärker ein Vitamin-D-Mangel ausgeprägt war, umso intensiver litten die PCOS-Patientinnen an Depressionen oder depressiven Verstimmungen. Näheres haben wir hier erklärt: Vitamin D gegen Depressionen beim PCOS.

Sie erfahren hier, wie Sie Ihren Vitamin-D-Spiegel messen lassen können und wie Sie anschliessend – sollte sich ein Mangel ergeben – diesen beheben können: Vitamin D: Die richtige Einnahme.

Nahrungsergänzung mit DIM

DIM (Diindolylmethan) ist eine krebsfeindliche und entzündungshemmende Substanz, die bei der Verstoffwechslung des Pflanzenstoffs Indol-3-Carbinol entsteht. ( 27 ) Letztere wiederum ist in sämtlichen Kohlgemüsen und anderen Kreuzblütlern enthalten, also z. B. in Rotkohl, Weisskohl, Brokkoli, Brokkolisprossen, Rosenkohl, Blumenkohl, aber auch in Kresse, Senf, Rucola etc.

DIM wirkt sich jedoch auch positiv auf den Östrogen-/Testosteronstoffwechsel aus. So soll es die Leber dahingehend beeinflussen, dass diese eine höhere Östrogenrate in die inaktive Östrogenform umwandeln kann, so dass der Körper von der quälenden Östrogendominanz befreit wird. Der Testosteronpegel wird unter DIM-Einfluss ebenfalls nach unten hin korrigiert.

Selbstverständlich sollten DIM wie auch Maca nur begleitend zu all den anderen Massnahmen eingesetzt und nicht als alleiniges Therapeutikum betrachtet werden. ( 8 )

Details zu DIM und seiner Anwendung lesen Sie hier:

  1. DIM – Ein Wunder der Natur?
  2. Kreuzblütengewächse gegen Krebs

Sport nicht vergessen

Natürlich darf die körperliche Bewegung – in Kombination mit einer gesunden Ernährung – auch beim PCOS nicht vergessen werden. Sie stellt einen wichtigen Faktor bei der Prävention und der Behandlung von Insulinresistenz dar – auch dann, wenn diese im Rahmen des PCOS auftritt. ( 37 ) ( 56 ) ( 57)

So kann bereits eine einmalige Trainingseinheit merklich die Gesamtrate des Glukoseabbaus im ganzen Körper erhöhen und die Insulinresistenz der Skelettmuskelzellen abbauen. ( 59 ) ( 60 ) ( 61) In einer Observationsstudie an jungen Frauen mit PCOS entdeckten niederländische Forscher eine signifikante Abnahme der PCOS-Symptome bei jenen Teilnehmerinnen, die pro Woche mindestens 8 Stunden Sport trieben. ( 42 )

Reduzieren Sie Ihren Stress

Auch liegt beim PCOS offenbar eine niedrige Stressresistenz vor. Die Betroffenen kommen mit Stress nicht so gut zurecht. Werden sie nun mit Dauerstress konfrontiert, kann dieser die Symptomatik verstärken. Permanente Stresssituationen können aber auch zu den Auslösern eines PCOS gehören.

Daher ist es sinnvoll, in die ganzheitliche Therapie eines PCOS auch ein gutes Stressmanagement zu integrieren, z. B. Mindful Yoga, das in einer Studie von 2020 den PCOS-bedingt erhöhten Testosteronspiegel senken und das psychische Befinden bessern konnte.

Weitere naturheilkundliche Massnahmen beim PCOS

Weitere Möglichkeiten, die beim PCOS in Frage kämen, wären die folgenden, die Sie bitte genau wie die oben beschrieben mit Ihrem ganzheitlichen Therapeuten besprechen sollten:

  1. Optimieren Sie Ihre Magnesiumversorgung, da Magnesium an der Regulierung des Blutzucker- und Insulinspiegels beteiligt ist.
  2. Optimieren Sie Ihre Zinkversorgung. Auch Zink ist an der Blutzuckerregulierung sowie an der Schilddrüsengesundheit beteiligt.
  3. Verbessern Sie Ihre hormonelle Situation mit natürlichen Hormonen, z. B. mit Präparaten aus Vitex Agnus Castus (Mönchspfeffer), der die häufig bestehende Östrogendominanz lindern kann und häufig bei Unfruchtbarkeit infolge eines Progesteronmangels eingesetzt wird (was ja beim PCOS ebenfalls vorliegt). Auch soll Mönchspfeffer die Hypophysenfunktionen normalisieren, so dass sich die LH- und FSH-Spiegel wieder einpendeln können.
  4. Eine Quecksilberbelastung kann das Hormonsystem schädigen und aus dem Gleichgewicht bringen, weshalb eine entsprechende Überprüfung (ob eine Belastung vorliegt) und ggf. eine Quecksilberausleitung bei Hormonstörungen angezeigt sein kann.
  5. Eine Progesteron-Creme kann äusserlich aufgetragen ebenfalls gegen die Östrogendominanz hilfreich sein.
  6. Die Süssholzwurzel (z. B. als Tee) reduziert erhöhte Testosteronspiegel und soll das LH-FSH-Verhältnis regulieren können.
  7. Auch die Sägepalme käme evtl. in Frage, da sie erhöhte Testosteronspiegel senken kann.
  8. Bei hohem Stresslevel suchen Sie sich ein Naturheilmittel aus, das eine adaptogene Wirkung hat, also Ihre Stressresistenz erhöhen kann, damit Sie unter dem Stress nicht so leiden müssen. Zu den adaptogen wirkenden Heilpflanzen gehören neben dem bereits oben genannten Maca z. B. der Ginseng oder Rhodiola rosea.
  9. Hier haben wir erklärt, wie Resveratrol beim PCOS helfen kann: Resveratrol reguliert Hormonhaushalt bei PCOS.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.